Unverzichtbarer Begleiter
DemenzDas individuelle Demenzrisiko ist keine unabwendbare Größe. Im Gegenteil: Prof. Dietrich Grönemeyer präsentiert in seinem umfassenden Werk einen wissenschaftlich fundierten Optimismus und zeigt, dass wir ...
Das individuelle Demenzrisiko ist keine unabwendbare Größe. Im Gegenteil: Prof. Dietrich Grönemeyer präsentiert in seinem umfassenden Werk einen wissenschaftlich fundierten Optimismus und zeigt, dass wir aktiv zur Prävention beitragen können. Er beleuchtet die entscheidende Bedeutung eines ganzheitlichen Lebensstils, der weit über die landläufigen Empfehlungen hinausgeht.
Der renommierte Arzt und Wissenschaftler führt die Lesenden durch die modifizierbaren Risikofaktoren und illustriert, wie ein bewusst gestalteter Alltag die kognitive Resilienz stärken kann. Von der Notwendigkeit regelmäßiger Bewegung und einer gehirngesunden Ernährung (oft an der Mittelmeerdiät orientiert) über die Relevanz von gemeinschaftlichen Aktivitäten und geistiger Aktivität bis hin zu den Säulen Entspannung und qualitativ hochwertiger Schlaf – das Buch liefert einen bunten Katalog an praktischen, alltagstauglichen Ideen zur Vorbeugung (Fachsprache: Prophylaxe).
Dabei verliert der Autor die medizinische Perspektive nicht aus den Augen. Er liefert einen tiefen Einblick in die Hoffnungen der aktuellen Forschung. Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse untermauern das immense Potenzial der Prävention: Experten schätzen, dass durch die konsequente Eliminierung beeinflussbarer Risikofaktoren bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen vermieden oder zumindest deutlich verzögert werden könnten. Wusste ich nicht.
Prof. Grönemeyer beschränkt sich jedoch nicht auf die Prävention per se. Er begleitet die Lesenden durch den komplexen Prozess der Diagnostik, der das Bewusstsein schärft, dass es "die" Demenz nicht gibt, sondern vielfältige Verlaufsformen. Er zeigt auf, wie eine frühe Erkennung ein Verlangsamen der Erkrankung ermöglichen kann.
Besonders wertvoll und berührend sind die Abschnitte, die sich dem Umgang mit der Krankheit im Alltag widmen. Hier spricht der Autor nicht nur als Mediziner, sondern auch als Angehöriger, dessen persönliche Familienerfahrungen den praktischen Ratschlägen eine tief menschliche Dimension verleihen und somit auch mehr Authentizität. Die Erzählungen sind mal anrührend, mal überraschend, aber stets getragen von einer Haltung der Geduld, Liebe und Wertschätzung. Wie es grundsätzlich sein sollte.
Das Buch ist ein unverzichtbarer Begleiter, insbesondere für betreuende Angehörige. Es bereitet umfassend auf die Herausforderungen in der Klinik, im Heim und zu Hause vor und liefert eine Fülle von Anregungen, die den Unterschied im Miteinander ausmachen. Die zentrale Botschaft: Demenz verändert alles, und die Betreuung ist eine immense Aufgabe. Das Buch unterstreicht die Notwendigkeit, Netzwerke aufzubauen und Hilfsangebote anzunehmen, um sich selbst nicht zu verlieren. Es ist ein Plädoyer für einen neuen, hoffnungsvollen Blick auf die Erkrankung – geprägt von Verständnis, Empathie und dem Mut zu konkreten, entlastenden Maßnahmen.
Mich hat diese Lektüre nachdenklich gestimmt und mir viele nützliche Informationen mit auf den Weg gegeben. Nicht nur für mich als Krankenschwester äußerst wertvoll, sondern auch als Angehörige einer Demenzerkrankten.