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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2025

Wutbewältigung leicht gemacht

Wilma und der Wutknödel
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Ein gutes Kinderbuch zu schreiben ist keine leichte Aufgabe. Ein gutes Kinderbuch muss sowohl Kinder als auch Erwachsene begeistern können. Denn bis zu einer gewissen Altersgrenze sind es die Erwachsenen, ...

Ein gutes Kinderbuch zu schreiben ist keine leichte Aufgabe. Ein gutes Kinderbuch muss sowohl Kinder als auch Erwachsene begeistern können. Denn bis zu einer gewissen Altersgrenze sind es die Erwachsenen, die das Buch aussuchen und auch vorlesen. Fühlen diese sich nicht angesprochen, verringert das die Chancen, dass das Buch im Kinderzimmer einziehen darf, erheblich. Die Ansprüche der Kinder sind aber genauso wichtig. Diese müssen mit dem Thema und den Charakteren etwas anfangen können und die Bilder müssen ansprechend sein.
Autorin Inka Vigh hat diesen doch recht anspruchsvollen Spagat mit Bravour erledigt und ein unglaublich warmherziges Kinderbuch erschaffen. Die Illustrationen, die ebenfalls aus ihrer Hand stammen, sind ansprechend und detailreich. Sowohl der kleine Leser als auch ich schauen uns die Bilder einfach gerne an und freuen uns über die vielen kleinen Details, die das Buch zu etwas ganz Besonderem machen.
Die beschriebenen Alltagssituationen sind für Kinder gut verständlich und nachvollziehbar. Das meiste haben die Kinder so oder so ähnlich sicher selbst schon einmal erlebt. Wilma ist ein entzückendes kleines Mädchen, wenn sie auch an manchen Stellen ein bisschen zu altklug wirkt.
Das Hauptthema des Buches ist, wie der Name bereits verrät, Wut bzw. wie wir mit diesem Gefühl umgehen sollten. Die Vorstellung das in unserem Inneren ein Wutknödel entsteht, der immer größer und größer wird, hat mir sehr gut gefallen und ich habe auch feststellen können, dass dies für den 2-jährigen kleinen Leser ein nachvollziehbarer Gedanke ist. Natürlich ist dieses Buch kein Wundermittel und weder verpufft die Wut beim Lesen noch treten Wutanfälle seltener auf.
Dennoch hat dieses Buch uns sehr geholfen. Der kleine Leser hat dadurch gelernt, dass es ganz normal ist, dass man wütend wird. Das dies nichts Schlimmes ist, dass aber darauf ankommt, wie man mit diesem unangenehmen Gefühl umgeht. Wilma und den Wutknödel dabei zu beobachten, wie sie Dinge ausprobieren ist unglaublich lustig.
Die Altersempfehlung des Verlages für dieses Buch liegt bei 3 Jahren und diese ist meines Empfindens auch passend gewählt. Wie bereits weiter oben erwähnt wurde das Buch hier mit einem gut 2 Jahre altem Kind gelesen und der kleine Leser hatte keinerlei Schwierigkeiten mit der Länge des Textes oder verwendeten Wörter oder Ausdrücke. Das Buch eignet sich meiner Meinung nach aber auch noch für ältere Kinder. Mit denen kann man dann auch noch nach weiteren Methoden suchen, um den Wutknödel wieder nach Hause zu schicken.
Ich kann es einfach nicht oft genug sagen, daher abschließend noch einmal: Dieses Buch hat uns wirklich begeistert und wird vom kleinen Leser auch immer wieder aus dem Bücherregal herausgesucht. Und allein dies zeigt meiner Meinung nach, dass es sich um das perfekte Kinderbuch handelt.

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Veröffentlicht am 22.07.2025

Ein düsteres Abenteuer für Jung und Alt

Mika Mysteries 1: Der Ruf des Nachtraben
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Auf dieses Buch bin ich durch die Verlagsvorschau aufmerksam geworden und habe das Erscheinungsdatum bereits herbeigesehnt. Das Cover hat mich sofort angesprochen da es eine wunderbare mystische Stimmung ...

Auf dieses Buch bin ich durch die Verlagsvorschau aufmerksam geworden und habe das Erscheinungsdatum bereits herbeigesehnt. Das Cover hat mich sofort angesprochen da es eine wunderbare mystische Stimmung ausstrahlt. Das es sich dabei um ein Kinderbuch handelt war mir deutlich bewusst, aber der Klappentext klang so spannend und interessant, dass ich sofort das Gefühl hatte, dass dies auch ein Buch für Erwachsene sein könnte.
Das empfohlene Lesealter des Buches ist vom Verlag mit 10 Jahren angegeben. Diese Angabe finde ich auch durchaus angebracht. Da das Buch aber eine recht düstere Stimmung verbreitet, nicht unbedingt gruselig, aber doch ein wenig bedrückend, würde ich Eltern aber empfehlen genau zu überlegen, ob das jeweilige Kind bereits so weit ist, um dieses Buch zu lesen. Vor allem bei zartbesaiteten Kindern denke ich, dass es nicht unbedingt die beste Lektüre vor dem Schlafen gehen sein könnte. Meine persönliche Empfehlung wäre aber, dass Buch zusammen mit dem Kind zu lesen oder wie in meinem Fall, zu hören, da es sowohl für Heranwachsende als auch Erwachsene interessant ist.
Die Hauptperson und Namensgeberin des Buches ist die 12-jährige Waise Mika. Aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters, weiß sie, dass ihre Chancen adoptiert zu werden gering sind. Daher wohnt sie nicht nur im Waisenhaus, sondern muss dort auch tatkräftig mitarbeitet. Zusätzlich hat sie noch einen anderen Job in einem Lokal. Klingt im ersten Augenblick alles ein wenig falsch und weit hergeholt. Doch da das Buch im Jahr 1880 spielt, ist dies leider alles traurige Wahrheit. Autor Johan Rundberg hat die Stimmung der Zeit und des furchtbaren Winters, der gerade herrscht, wunderbar eingefangen. Wie bereits anfangs empfand ich das Buch teilweise als sehr bedrückend und düster. Dennoch gab es immer wieder Passagen, bei denen ich schmunzeln musste. Schauerlich schrecklich ist auch die Situation im Waisenhaus, diese wird vom Autor auch nicht beschönigt. Das Essen ist knapp und das Feuerholz geht zu Neige. Aber damit nicht genug, es passiert auch noch ein Mord.
An dieser Stelle beginnt die Zusammenarbeit des Kommissars Valdemar Hoff mit Mika. Denn er erkennt auf Anhieb ihre besondere Fähigkeit, nämlich ihre unfassbare Beobachtungs- und Auffassungsgabe. Das Zusammenspiel der doch sehr unterschiedlichen Charaktere hat das Buch dann endgültig abgerundet und ihm den allerletzten Schliff verpasst. Ich war so gefesselt in der Geschichte, dass ich einfach nicht aufhören konnte und das Hörbuch an einem Abend beendet habe.
Gesprochen wird das Hörbuch von Julia Nachtmann. Ihre Stimme hat mich vom ersten Wort an eingewickelt und in die Geschichte hineingezogen. Bei neuen Hörbüchern oder bei Sprecherinnen und Sprechern, die ich bis dato noch nicht kannte, brauche ich oft ein wenig länger, um mit der Stimme vertraut zu werden. Dies war hier aber nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Die Sprachmelodie die Julia Nachtmann hat dem Buch eine unglaubliche Tiefe verliehen und die unheimlich-düstere Stimmung einfach perfekt abgerundet.
Mika Mysteries ist ein Buch, dass ich wirklich von ganzem Herzen weiterempfehlen kann. Die Geschichte ist spannend, intelligent konstruiert und sehr eindrucksvoll.
Der einzige Wehrmutstropfen an der Sache ist, dass der zweite Teil der Reihe leider erst im Frühjahr 2026 erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 18.07.2025

Hörgenuss für den Gaumen

A Taste of Cornwall: Eine Prise Liebe
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Von der Autorin Katharina Herzog habe ich schon sehr viel positives gehört, also natürlich nicht von ihr als Person, aber von ihren Büchern. Daher habe ich mich sehr auf das Hörbuch gefreut.
Gelesen wird ...

Von der Autorin Katharina Herzog habe ich schon sehr viel positives gehört, also natürlich nicht von ihr als Person, aber von ihren Büchern. Daher habe ich mich sehr auf das Hörbuch gefreut.
Gelesen wird das Hörbuch von Elena Wilms, gleich wie die Autorin, ist auch sie für mich eine Unbekannte. Jedenfalls wäre mir nicht bewusst, dass ich bereits ein Hörbuch gehört habe, dass von ihr gelesen wurde. Allerdings hoffe ich sehr, dass ich bald wieder eines in die Hand bekommen werde. Denn ihre Stimme hat mir außerordentlich gut gefallen. Ihre Stimmfarbe und ihre Art die Dinge zu betonen haben mir zugesagt und es hat wirklich Spaß gemacht ihr zu zuhören.
Besonders angesprochen hat mich bei diesem Buch einerseits das Setting, ich mag Cornwall als Handlungsort für Bücher sehr gerne. Andererseits war es aber auch das kulinarische Grundthema. Bei ersterem bin ich voll auf meine Kosten gekommen, da die Beschreibungen von Katharina Herzog detailliert und ansprechend waren. Zweiteres kam mir ein wenig zu kurz. Zwar ist Essen und Kochen immer wieder mal Thema, ich dachte aber, dass es einen größeren Stellenwert in dem Buch haben würde.
Der Hauptfokus der Geschichte liegt auf der Liebesgeschichte, nicht verwunderlich, handelt es sich ja um einen Liebesroman. In sehr vielen Fällen bestechen Bücher dieses Genres nicht gerade mit Tiefgang und auch dieses Exemplar ist keine Ausnahme. Positiv aufgefallen ist mir hierbei aber die Charakterentwicklung. Sophie empfand ich zu Beginn des Buches als äußerst unsympathisch. Dies hat sich aber still und leise während des Fortschreitens der Handlung geändert. Schade fand ich hingegen, dass gerade die Beziehung zu ihrer Tochter nicht mehr thematisiert wurde. Hier wäre noch einiges an Potential und vor allem auch Tiefe drinnen gewesen.
Wobei dies nicht die einzige Stelle war, an der es sich die Autorin bzw. es die Autorin den Charakteren leicht macht. Natürlich gibt es die obligatorischen Schwierigkeiten und das unausweichliche Missverständnis der Liebenden, aber im Großen und Ganzen lassen sich alle Probleme recht schnell und einfach lösen. Für meinen Geschmack ein wenig zu einfach, aber Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden.
Das kleine Küstendörfchen Port Haven hat mir als Handlungsort sehr gut gefallen und auch das urige Smugglers Inn mit seinen teilweise sehr skurrilen Angestellten und Gästen hat es mir angetan. Daher freut es mich ganz besonders, dass es 2026 eine Chance gibt wieder dorthin zu reisen. Denn dann erscheint der zweite Teil der "Taste of Cornwall" Reihe.
Obwohl das Buch kleinere Schwächen und Mängel aufweist und die Handlung stellenweise ein wenig dünn ist, kann ich trotzdem eine Empfehlung aussprechen. Vor allem für all jene, die so wie ich, neben dem Hörbuch hören gerne ihre Hände beschäftigen. Die Geschichte war eine wunderbare Ergänzung zum Aufräumen, Putzen und Handarbeiten und hat mir die teilweise ungeliebten und lästigen Aufgaben versüßt.

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Veröffentlicht am 17.07.2025

Geballte Ladung Van Gogh Wissen

Mein magisches Museum und Vincent van Gogh
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Zu Vincent van Goghs Bild "Die Sternennacht" haben wir in unsere Familie eine ganz besonders Beziehung und der kleine Leser hat sogar Sternennacht Socken. Als ich dann gesehen habe, dass die Kunsthistorikerin ...

Zu Vincent van Goghs Bild "Die Sternennacht" haben wir in unsere Familie eine ganz besonders Beziehung und der kleine Leser hat sogar Sternennacht Socken. Als ich dann gesehen habe, dass die Kunsthistorikerin Anne Funck ein interaktives Kinderbuch zu Vincent van Gogh veröffentlicht hat, war für mich sofort klar, dass wir dieses Buch unbedingt haben müssen. Oder um es mit den Worten des kleinen Lesers zu sagen: Wir brauchen dieses Buch!
Das empfohlene Lesealter des Buches ist vom Verlag mit 6 Jahren angegeben. Meiner Meinung nach ist die Altersangabe ein klein wenig ambitioniert. Ich persönlich hätte das Lesealter eher bei 8 oder 10 Jahren gesehen. Denn das Buch liefert wirklich eine geballte Ladung an Wissen und Informationen. Die Seiten sind sehr vollgestopft und sogar ich als Erwachsene habe mich an manchen Stellen überfordert gefühlt.
Dies ist definitiv kein Buch, dass man auf einen Rutsch durchlesen oder durcharbeiten kann. Man sollte sich wirklich die Zeit nehmen und in Ruhe immer wieder einen Teil lesen und danach auch die Aufgaben ausfüllen. Wie bereits anfangs erwähnt, ist dies ein interaktives Buch. Es gibt also immer wieder kleine Aufgaben oder Aufforderungen an die Kinder sich aktiv am Buch zu beteiligen und zu verewigen. Ich persönlich mag es allerdings überhaupt nicht, wenn in einem Buch herumgekritzelt wird. Ich befürworte aber prinzipiell die Idee der Autorin, dass die Kinder nicht nur passiv etwas über Vincent van Gogh, Malerei und Farben lernen sollen. Ich denke, dass wir die Seiten kopieren werden, auf denen der kleine Leser etwas zeichnen möchte. Dabei sehe ich auch den Vorteil, dass wenn das Buch über einen längeren Zeitraum interessant sein sollte, was ich sehr hoffe, die Aufgaben immer wieder neu gemacht werden können und man dann eventuell auch einen Fortschritt in den Zeichenkünsten sieht.
Begeistert hat mich die Fülle an Informationen über das Leben und Wirken von Vincent van Gogh. Dies geht weit über das hinaus was ich mir von dem Buch erwartet habe und auch ich konnte noch einiges dazulernen.
Das Buch entspricht nicht ganz dem, was ich mir erwartet habe. An manchen Stellen wurde ich positiv überrascht und an anderen Stellen ein wenig enttäuscht. Die Enttäuschung betrifft vor allem das chaotische und gedrängte Layout. Ich denke, dass es mir besser gefallen hätte, wenn sowohl den Bildern als auch dem Text ein wenig mehr Raum gegeben worden wäre.

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Veröffentlicht am 16.07.2025

Ein bedrückender Blick in die menschliche Psyche

Kankos Reise
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Bücher von japanischen Autoren und Autorinnen stehen immer öfter auf meiner Leseliste. Das Land, die Leute, die Sprache und die Kultur Japans haben mich vor Jahren in ihren Bann gezogen und mich bis dato ...

Bücher von japanischen Autoren und Autorinnen stehen immer öfter auf meiner Leseliste. Das Land, die Leute, die Sprache und die Kultur Japans haben mich vor Jahren in ihren Bann gezogen und mich bis dato nicht mehr losgelassen.
Obwohl die Bücher von den verschiedensten Personen geschrieben wurden und auch vielfältige Themen behandelt haben, gab es doch irgendwie eine Gemeinsamkeit. Die Bücher haben mich nachdenklich gestimmt, aber mich auch in eine positive Stimmung versetzt. Dieses Buch bildet hier die Ausnahme. Denn die Geschichte von Kanko ist sicher viel und man kann auch viel daraus mitnehmen, aber eine positive Grundstimmung sicher nicht.
Bis zu einem gewissen Grad war mir das bereits vor dem Lesen bewusst. Denn der Klappentext verrät schon einige der bedrückenden Themen, die in dieser Geschichte behandelt werden: Depression, Alkoholismus, Gewalt, Überforderung. Wie sehr die Autorin Rin Usami aber in die Abgründe der menschlichen Psyche eintaucht war mir im Vorfeld nicht bewusst.
Bewundernswert finde ich wie nüchtern die Autorin dabei vor geht. Es wird nichts beschönigt oder verborgen. Es gibt nicht die in vielen japanischen Werken verkommende blumige und poetische Sprache. Einfach, klar und mit wenigen Worten schafft es Rin Usami ein Familienbild zu erzeugen, dass nicht dysfunktionaler sein könnte.
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der 17-jährigen Kanko. Und ich denke auch, dass ist es was mir besonders zu schaffen gemacht hat. Also nicht die Tatsache, dass die Geschichte von einer Jugendlichen erzählt wird. Aber wie es wird, wie normal der Umgang der einzelnen Familienmitglieder für Kanko ist. Ihre Normalität besteht aus emotionaler Kälte, Gewalt und Gehorsam.
Mit knapp 180 Seiten fällt das Buch ungewöhnlich dünn aus. Wobei mir dies beim Lesen nicht wirklich bewusst war. Die Autorin schafft es auf diesen verhältnismäßig wenigen Seiten so viel unterzubringen, dass ich das Gefühl hatte, einen 500 Seiten Roman zu lesen.
Meiner Meinung nach hat Rin Usami hier wirklich etwas großartiges erschaffen. Dennoch bin ich bezüglich einer Leseempfehlung sehr vorsichtig. Denn, obwohl ich das Buch auf jeden Fall als lesenswert empfinde, denke ich, dass man emotional gefestigt sein sollte um es Lesen zu können.

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