Enttäuschender zweiter Teil mit unsympathischer Ermittlerin
Mord braucht keine BühneIn ihrem zweiten Fall führt ein Juwelendiebstahl Kate Shackleton ins beschauliche Harrogate. Dort stößt sie allerdings nicht nur auf den verschwundenen Schmuck, sondern auch auf eine Leiche. Der unsympathische ...
In ihrem zweiten Fall führt ein Juwelendiebstahl Kate Shackleton ins beschauliche Harrogate. Dort stößt sie allerdings nicht nur auf den verschwundenen Schmuck, sondern auch auf eine Leiche. Der unsympathische und allseits unbeliebte Autoverkäufer Lawrence Millner wurde nach einem Theaterbesuch erstochen. Dass er viele Feinde hatte, gestaltet die Suche nach einem Täter nicht gerade einfach. Als in der Nacht des Mordes auch noch die junge Lucy Wolfendale, die Hauptdarstellerin des Stückes, verschwindet, haben Kate und ihr Partner Sykes alle Hände voll zu tun.
„Mord braucht keine Bühne“ ist Francy Brodys zweites Buch rund um die Detektivin Kate Shackleton. In diesem Teil hat es die junge Kriegswitwe gleich mit mehreren ungelösten Fällen zu tun, die mehr oder weniger miteinander verbunden sind. Durch die Vielzahl der mysteriösen Gegebenheiten und einige überraschende Wendungen wird zunächst Spannung aufgebaut. Leider kann diese nicht bis zum Ende aufrechterhalten werden. Die Auflösung wirkt zu konstruiert und zufällig, der Ausgang der Handlung ist unbefriedigend. Durch interessante Rückblenden in die Zeit der Burenkriege und Einblicke in Nebenhandlungen erlangt der Leser einen Wissensvorsprung, der jedoch ebenfalls die Spannung mindert.
Enttäuschend ist zudem, dass die Erwartungen, die der Titel weckt, nicht eingelöst werden. Die Theaterinszenierung spielt nur eine untergeordnete Nebenrolle. Wer sich Ermittlungen mitten im Theatermillieu und einen Blick hinter die Kulissen des Theaters der 20er Jahre erhofft, wird enttäuscht.
In ihrem zweiten Fall erscheint die Protagonistin der Geschichte, Kate Shackleton, fast durchweg unsympathisch. Wirkte sie im ersten Teil noch wie eine charmante, für diese Zeit recht emanzipierte Frau, mit unkonventionellen Ermittlungsmethoden, erweist sie sich hier vielmehr als steife und selbstgerechte Detektivin. Der Einblick in ihre Emotionen und der Zugang zu ihren Gedanken gelingen nicht. Obwohl das Geschehen größtenteils aus ihrer Sicht geschildert wird, bleibt eine gewisse Distanz zu ihrer Figur. Insgesamt erscheinen die Figuren recht blass und wenig tiefgründig. Eine Identifikationsfigur, mit der man schnell sympathisiert, ist Kates Partner Jim Sykes. Leider nimmt er, wie auch im ersten Fall, wenig Raum in der Handlung ein und taucht beim Finale sogar einfach nicht mehr auf. Kate und Sykes sind kein harmonisches Ermittlerduo, die Atmosphäre zwischen den beiden wirkt vielmehr angespannt, und Kate erscheint oftmals genervt von ihrem Partner, der in diesem Fall zu einer helfenden Randfigur degradiert wird. Dabei hätte dieser Charakter das Potenzial ein humorvoller und inspirierender Sidekick zu sein, der die Handlung mit scherzhaften und unterhaltsamen Wortgefechten auflockert. Denn auch an (britischem) Humor mangelt es dem Krimi.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Geschichte an sich, dank der Rückblenden und der verschiedenen Handlungsstränge, recht vielversprechend und interessant beginnt, das Ende und die Konsequenzen, die gezogen werden, jedoch ziemlich enttäuschend sind. Besonders unbefriedigend ist meiner Ansicht nach allerdings die Entwicklung der Protagonistin. Da es mir nicht gelungen ist, mit Kate Shackleton zu sympathisieren, wird es für mich wohl der letzte Band der Reihe sein. Sehr schade, denn die grundsätzliche Idee der Krimiserie, das Setting und auch einige Charaktere hätten sicherlich Potenzial für mehr geboten.