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Veröffentlicht am 29.06.2018

Ein nicht immer leicht verdauliches Lesevergnügen

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Im Jahre 1831 wütet in Berlin die Cholera. Viele Infizierte werden in das noch heute berühmte Charité-Krankenhaus in Berlin eingeliefert, wo viele Ärzte, Schwestern und Wärter um das Überleben Dieser und ...

Im Jahre 1831 wütet in Berlin die Cholera. Viele Infizierte werden in das noch heute berühmte Charité-Krankenhaus in Berlin eingeliefert, wo viele Ärzte, Schwestern und Wärter um das Überleben Dieser und anderer Patienten kämpfen.
Der Leser lernt viele, bemerkenswerte Persönlichkeiten kennen, deren Lebensweg er über 490 Seiten begleiten kann.

Zum einen ist da der junge, attraktive Arzt Dr. Dieffenbach zu nennen, welcher durch seine Wissbegierde und sein unermüdliches Engagement maßgeblich an vielen Entwicklungen in der Medizin verantwortlich ist. Er ist ein Ehrenmann durch und durch, auch wenn er gelegentlich zu straucheln scheint, denn er liebt nicht nur seine wundervolle Ehefrau Emilie, sondern auch die Gräfin Lodovica, welche die Charité und die Weiterbildung der Wärter finanziell großzügig unterstützt. Eine ebenfalls hilfreiche Unterstützerin ist ihm Wärterin Elisabeth, die ihm bei vielen seiner Behandlungen und Operationen hilfreich und den Parienten tröstend zur Seite steht. Sie ist eine der wenigen Angestellten der Charité, welcher das Wohl der Patienten wirklich am Herzen liegt. Da es Frauen zur damaligen Zeit nicht vergönnt war, Medizin zu studieren, waren sie dazu verdammt, solche niederen Aufgaben ausführen zu müssen. Die Wärterinnen waren damals bei weitem nicht mit den heutigen Krankenschwestern zu vergleichen, denn eigentlich hatten Sie nur für Sauberkeit zu sorgen und wie der Name es schon sagt, die Patienten zu bewachen. Aber damit hat sich Elisabeth nie zufrieden gegeben und hat immer wieder die ihr gesetzten Grenzen übertreten, um für ihre Schützlinge die bestmögliche Behandlung zu erwirken. Während ihrer Zeit in der Charité verliebt sie sich in den jungen, anstrebenden Arzt Dr. Heydecker, welcher die rechte Hand des Dr. Dieffenbach ist. Durch ihre Verpflichtung den Diakonissen gegenüber müssen die Beiden ihre Beziehung allerdings erst einmal geheim halten, was sie vor einige Herausforderungen stellt. Und als Letztes ist da noch die junge Hebamme Martha zu nennen, die in ihrem Beruf mit vielen Herausforderungen zu kämpfen und die ein oder andere schwierige Entscheidung zu treffen hatte, welche das Schicksal vieler Menschen und auch ihr eigenes Leben über Jahre hinweg beeinflussen sollte.

Auch wenn das Buch durch seine wirklich bildhaften und detaillieren Schilderungen von Krankheiten, Operationen und Obduktionen oft nichts für schwache Nerven ist, habe ich es dennoch Seite für Seite genossen, dieses Buch zu lesen, mit allen handelnden Personen mitzufiebern und auch die Entwicklung der Medizin mitzuverfolgen.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Selbst medizinische Schilderungen waren für den Laien klar verständlich erklärt. Der Schreibstil war flüssig, die handelnden Personen authentisch und es kam zu keiner Zeit Langeweile auf.

Leider sind meiner Meinung nach aber ein paar Dinge einfach angeschnitten worden, ohne zu Ende geführt zu werden. Als Beispiel ist hier die Cholera zu nennen. Auf dem Klappentext des Buches steht, dass es zur Zeit der Cholera spielt. Diese Handlung war allerdings nach wenigen Seiten schon Geschichte und wurde weder weiter behandelt noch der Herd dieser Krankheit gefunden. Das fand ich sehr schaden und muss aus diesem Grund auch leider ein Pünktchen abziehen.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Ein schauriges Familiengeheimnis

Der Mitternachtsgarten
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Die junge Engländerin Lucy reist in die Toskana, um dort eine Anstellung als Haushälterin in einem großen Herrenhaus anzunehmen. Sie ist auf der Flucht vor ihrer jüngsten Vergangenheit, einer fürchterlichen, ...

Die junge Engländerin Lucy reist in die Toskana, um dort eine Anstellung als Haushälterin in einem großen Herrenhaus anzunehmen. Sie ist auf der Flucht vor ihrer jüngsten Vergangenheit, einer fürchterlichen, persönlichen Katastrophe.
Im abgeschiedenen Castillo Barbarossa angekommen, wird sie von der Assistentin ihrer Arbeitgeberin in ihre Aufgaben eingewiesen und darauf hingewiesen, dass sie diverse Grenzen im Haus nicht zu übertreten hat. Das und die Tatsache, dass ihre Arbeitgeberin, die ehemalige Hollywood-Schauspielerin Vivien Lockhart sich im Haus vor Allen zu verstecken scheint, wirkt sehr mysteriös auf Lucy.
Während Lucy ihrer Arbeit im Castillo Barbarossa nachgeht, scheint dessen Vergangenheit sie von Tag zu Tag immer mehr einzuholen, sowie auch ihre eigene Vergangenheit, vor der sie geflüchtet war.
Gleichzeitig erfährt der Leser in einem zweiten Erzählstrang mehr über Vivien Lockhart und wie es dazu gekommen ist, dass sie jetzt so abgeschottet vom Rest der Welt in dem italienischen Herrenhaus lebt. Vivien hatte es nie leicht im Leben. Als junges Mädchen flüchtete sie vor ihrem lieblosen Vater und schafft es, über weniger ruhmreiche Wege, den Sprung nach Hollywood zu schaffen. Als sie sich nach einer persönlichen Lebenskrise in stationärer Behandlung befindet, lernt sie den attraktiven Arzt Giovanni kennen. Beide verlieben sich und verlassen Amerika, um in der Toskana im Castillo Barbarossa, einem Familienerbe, zu leben. Aber sie gehen nicht daheim. Immer an der Seite des Paares: Giovannis Schwester Isabella. Vivien hat lange versucht, die Anerkennung ihrer Schwägerin zu gewinnen, aber das Gegenteil war der Fall. Die Kluft zwischen Beiden wurde immer größer und gipfelte schlussendlich in einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes.
Lange war dem Leser nicht klar, was das dunkle Geheimnis war, welches auf dem Castillo lastet. Die Geschichte entwickelt durch beide Erzählstränge über 95 % des Buches eine ungeheurere Spannung. Als Leser spinnt man sich währenddessen viele verschiedene Möglichkeiten zusammen, eine fürchterlicher als die Andere. Die tatsächliche Wahrheit überstieg jede meiner Vorstellungen an Wahnsinn und Abscheulichkeit.
Ich habe diese spannenden 95 % des Buches wirklich verschlungen und den spannenden und ausführlichen Schreibstil der Autorin genossen. Aber nachdem das Geheimnis dann aufgedeckt war, fiel der Spannungsbogen für mich abrupt ab. Die Geschichte war noch nicht zuende, es gab noch einiges zu klären für die handelnden Personen. Aber das plätschernde nur so dahin und verschwand in übertrieben ausgeschmückten Gefühlsduseleien von Lucy. Das war dann am Ende eines wirklich tollen Buches ein kleiner Dämpfer für den ich leider einen Punkt abziehen muss.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Spannend bis zum Schluss

Der Angstmann
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Max Heller ist Kriminalpolizist mit Leib und Seele. Doch die Umstände während des Zweiten Weltkriegs werfen ihm bei seinen Ermittlungsarbeiten immer wieder große Steine in den Weg. Dabei ist schnelles ...

Max Heller ist Kriminalpolizist mit Leib und Seele. Doch die Umstände während des Zweiten Weltkriegs werfen ihm bei seinen Ermittlungsarbeiten immer wieder große Steine in den Weg. Dabei ist schnelles Handeln dringend von Nöten, denn eine mysteriöse Mordserie erschüttert Dresden und verbreitet Angst unter der Bevölkerung. Es werden mehrere bestialisch ermordete und regelrecht drapierte Frauenleichen gefunden. Schritt für Schritt tastet sich Heller voran und verfolgt bald schon eine heiße Spur. Gerade als er dem Mörder auf den Fersen zu sein scheint, wird die Stadt durch die Bombardierung völlig zerstört. Heller wird wie durch ein Wunder in letzter Sekunde das Leben gerettet, aber nicht nur privat stehen er und seine Frau nun vor dem Nichts, auch seine Arbeit ist Heller erst einmal los, denn erstens scheint der Mörder in der Bombennacht ums Leben gekommen zu sein und zweitens erscheinen die Morde in Anbetracht der vielen Kriegsopfer auch völlig unbedeutend. Als dann aber das nächste Opfer gefunden wird, ist sich Heller sicher: der Mörder ist in der Bombennacht nicht ums Leben gekommen und ist weiterhin auf der Suche nach jungen Frauen, die er quälen und töten kann.
Heller ist hin und her gerissen, denn nun heißt es, sich und seine Frau zu schützen und zu ernähren, aber die Morde lassen ihn einfach nicht los. Er begibt sich dadurch in große Gefahr, erhält aber bald Unterstützung aus ungeahnter Richtung. Dennoch läuft er erst einmal vielen falschen Fährten hinterher. Oft scheint er den Mörder nun gefunden zu haben, aber dann passen die Puzzleteile doch nicht zusammen. Aber Heller bleibt hartnäckig und kommt schlussendlich einem Mörder mit geradezu abartigem Motiv auf die Schliche.
Frank Goldammer ist es gelungen, einen wirklich tollen Hauptcharakter zu kreieren. Max Heller ist ein liebender und treu sorgender Familienvater. Er hat politisch gesehen seine Prinzipien und schafft es sich weder vom Nationalsozialismus noch von den Sowjets auf eine Seite ziehen zu lassen.
Außerdem hat der Autor es geschafft, dass der Leser, der Heller auf seiner verzweifelten Suche nach dem Mörder begleiten durfte, ebenso den falschen Fährten für den Moment aufgesessen ist, wie Heller selbst. Dadurch behielt das Buch bis zum Ende eine konstant hohe Spannung.
Leider hatte ich ab und an Probleme, diverse Zusammenhänge zu begreifen. Dies kann ich allerdings nicht den Schreibkünsten von Herrn Goldammer zu Lasten legen, sondern eher meinem scheinbar doch etwas lückenhaften Wissen über den Zweiten Weltkrieg. Aber das veranlasst mich nun, mein Allgemeinwissen in dieser Hinsicht etwas aufzubessern.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Eine Ausschlachtung von Klischees

Der Sommer mit Pippa
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Die erfolgreiche Anwältin Sarah bekommt endlich den lang ersehnten Heiratsantrag ihres Freundes Philip...wenn auch nicht ganz so romantisch wie erhofft. Dennoch schwebt sie auf Wolke 7 und stürzt sich ...

Die erfolgreiche Anwältin Sarah bekommt endlich den lang ersehnten Heiratsantrag ihres Freundes Philip...wenn auch nicht ganz so romantisch wie erhofft. Dennoch schwebt sie auf Wolke 7 und stürzt sich sogleich in die Hochzeitsplanungen. Als ihr plötzlich die Frage gestellt wird, wer denn ihre Trauzeugin sein soll, wird Sarah bewusst, dass diese das Einzige ist, was ihr zu ihrer perfekten Hochzeit noch fehlt. Aber woher nehmen? Weder ihre von Philip vorgeschlagene Schwiegermutter noch eine der netten Damen, die sie bei ihrer Onlinesuche kennen gelernt hat, kommen in Frage. Als sie gerade von ihrer angehenden Schwiegermutter zu einem sehr suspekt klingenden Ehevertrag genötigt werden soll, stürzt Pippa in Sarahs Leben. Pippa ist eine vorlaute Großstadtgöre, die Sarah nicht mehr von der Seite zu weichen scheint und sich mit ihr an die Hochzeitsvorbereitungen macht. Aber diese laufen dennoch nicht reibungslos und Sarah steht irgendwann vor zwei wesentlichen Entscheidungen: wem in ihrem Umfeld kann sie wirklich vertrauen und wer ist sie selbst eigentlich wirklich?
Das Buch ist locker und leicht geschrieben und genau das richtige für Freunde von anspruchslosen Büchern. Leider zähle ich mich nicht zu dieser Gruppe. Ich habe das Buch zwar fertig gelesen, weil es sich einerseits schnell und locker lesen lässt und ich angefangene Bücher einfach nicht nicht fertig lesen kann. Aber ich konnte das Ende des Buches kaum erwarten, nicht weil es spannend war, sondern weil ich das dringende Bedürfnis hatte, etwas Anderes zu lesen.
Die Handlung war derart flach, unrealistisch und die Hauptcharaktere waren eine regelrechte Ausschlachtung und zusätzliche Übertreibung von Klischees. Einzig und allein, dass einige Kommentare oder Dialoge recht witzig zu lesen waren und dass es sich, wie schon erwähnt sehr schnell lesen lies, rettet dieses Buch auf 2 von 5 Punkten.

Veröffentlicht am 16.05.2018

Spannend wie gewohnt

Der Schattengarten
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Auch die Handlung dieses Buches von Anna Romer erstrickt sich wieder über mehrere Zeitebenen.
Im Jahre 1993 lernt der Leser die junge Lucy kennen, die nach vielen Jahren in London eher unfreiwillig wieder ...

Auch die Handlung dieses Buches von Anna Romer erstrickt sich wieder über mehrere Zeitebenen.
Im Jahre 1993 lernt der Leser die junge Lucy kennen, die nach vielen Jahren in London eher unfreiwillig wieder in ihre alte Heimat in Australien zurückkehrt. Sie hat einen Brief ihres Großvaters erhalten, der viele Rätsel aufwirft. Lucys Familie ist leider nur noch sehr klein. Lucys Mutter kam vor 16 Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben und ihr ist nur noch ihr Vater Ron geblieben. Doch dieser ist seit vielen Jahren mit seinem eigenen Vater zerstritten. Kaum in Australien angekommen, holt Lucy sofort ihre Vergangenheit wieder ein und es kommen nicht nur alte Erinnerungen wieder auf, sondern auch alte Schuldgefühle. Nachdem auch ihr Großvater plötzlich verstirbt, kehrt sie in dessen Haus zurück um dort im Auftrag ihres Vaters nach einem für ihn wichtigen Fotoalbum zu suchen und dabei stößt sie auf seltsame Dinge und kommt einem sehr lange gehüteten Geheimnis langsam auf die Spur.
Parallel dazu wird die Geschichte von Edwin und Clarice sowie ihrer Pflegetochter Orah aus den Jahren 1930/1931 erzählt und diese Geschichte ist der Ursprung allen Übels. Viele Missverständnisse, falsche Entscheidungen, Irrtümer, falsches Pflichtgefühl, etc. führen zu einem Fehler nach dem Anderen und bald ist eine Wiedergutmachung nicht mehr möglich.
Zwischendrin wird die Geschichte auch immer kurz aus einigen anderen Perspektiven erzählt und bringen dem Leser das ganze Ausmaß und die Tragweite dieser vielen Fehler und die schicksalhaften Erstreckung über Jahrzehnte nahe.
Der Anfang des Buches war wie immer bei den Büchern von Anna Romer: das gewohnte heillose Durcheinander. Aber Seite für Seite, Kapitel für Kapitel ordnet sich alles langsam und die Zusammenhänge beginnen sich zu erschließen. Aber nicht nur das, der Leser beginnt auch immer mehr selbst zu überlegen und zu kombinieren. Denn die Bücher von Anna Romer sind keine sachten Frauenromane, sondern in allen verbirgt sich ein wirklich düsteres Geheimnis.
Auch in diesem Buch wurde wie immer eine kaum auszuhaltende Spannung aufgebaut: was ist damals passiert? Was befindet sich im Eishaus? Ist es wirklich eine Leiche? Wenn ja, wer ist es? Und wie kam es dazu?
Es gibt viele Autoren, die diese Art von Roman schreiben: Ein Geheimnis aus der Vergangenheit, dass sich bis in die Gegenwart erstreckt. Aber ich kenne kaum einen anderen Autor dieses Genres, der den Spannungsbogen durch die Erzählung über mehrere Zeitepochen sie geschickt und spannend schafft, wie Anna Romer.
Wie man meinen Worten sicher bereits entnehmen konnte, bin ich ein großer Fan von dieser Autorin. Und auch dieses Buch hat mich wieder vollends überzeugt und aus diesem Grund gibt es wieder 5 von 5 Punkten!