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Veröffentlicht am 12.05.2020

Wenn das wichtigste Lebensmittel nicht mehr selbstverständlich ist

Dry
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Eines Tages ist es soweit. Die Menschen in Kalifornien drehen den Wasserhahn auf, aber es kommt nicht ein einziger Tropfen Wasser heraus; nicht in der Straße; nicht in der Stadt. Und es ist Sommer!
Als ...

Eines Tages ist es soweit. Die Menschen in Kalifornien drehen den Wasserhahn auf, aber es kommt nicht ein einziger Tropfen Wasser heraus; nicht in der Straße; nicht in der Stadt. Und es ist Sommer!
Als Alyssas Eltern auf der Suche nach Wasser verschwinden, macht sie sich gemeinsam mit ihrem Bruder und einem Freund aus der Nachbarschaft auf die Suche nach ihnen. Gleichzeitig beginnt die Suche nach Wasser, da die Vorräte schnell erschöpft sind. Schon bald entbrennt unter den Menschen ein bitterer Kampf ums Überleben; und die Jugendlichen stecken mitten drin.
Das Autorenteam macht hier auf ein brisantes Thema aufmerksam; nämlich unseren Umgang mit dem wichtigsten Lebensmittel, Trinkwasser. Während ihrer such nach den Eltern erleben wir die Veränderungen hautnah mit. Unter den Menschen entsteht eine erbitterte Konkurrenz um den Besitz der letzten Wasservorräte. Und hier zeigt sich dann auch die wahre Natur der Menschen. Während einige noch bereit sind zu helfen und zu teilen, macht sich bei anderen der blanke Egoismus breit. Es wird auch nicht davor Halt gemacht, den Konkurrenten zu töten.
Auch wenn man den Eindruck hat, dass dieses Buch an manchen Stellen sehr nach Hollywood schreit, ist die Story doch insgesamt sehr gelungen. Die Charaktere der Jugendlichen wurden gut entwickelt und verändern sich auf glaubhafte Weise während ihrer Suche.
Das Thema selbst ist aktueller denn je. Zumal immer wieder Diskussionen um die Privatisierung der Trinkwasserversorgung aufkommen. Auch wäre dies eine passende Lektüre für all diejenigen, denen es am wichtigsten erscheint im Sommer den englischen Rasen stundenlang zu wässern, ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass in einigen Gegenden der Welt Trinkwasser schon heute Luxus bedeutet.
Ich kann diesem Buch nur eine große und weite Verbreitung wünschen; unserem wichtigsten Lebensmittel zu Liebe.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Science Fiction und subtiler Horror gekonnt in einem Jugendbuch verpackt

Bloom
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Weltweit tauchen mit einem Regen seltsame Pflanzen auf. Auch auf einer kleinen kanadischen Insel macht sich plötzlich schwarzes Gras breit, das sich als überaus widerstandsfähig erweist. Eine Bekämpfung ...

Weltweit tauchen mit einem Regen seltsame Pflanzen auf. Auch auf einer kleinen kanadischen Insel macht sich plötzlich schwarzes Gras breit, das sich als überaus widerstandsfähig erweist. Eine Bekämpfung ist schier unmöglich. Nach und nach tauchen dann auch noch andere Pflanzen auf; fleischfressende Pflanzen, die kleinere Tiere in ihre Kelche locken; Grubenpflanzen, die größere Tiere und sogar Menschen verschlingen; Lianen, die in die Häuser wachsen, und die Menschen im Schlaf erwürgen. Zudem leiden immer mehr Menschen unter Allergien gegen diese Pflanzen. Nur die frei Jugendlichen Anaya, Petra und Seth nicht. Im Gegenteil; früher mit Allergien geplagt, verschwinden diese nun, und die drei entwickeln zusätzlich neue ungeahnte Kräfte. Diese neuen Kräfte benötigen sie auch im Kampf gegen die Pflanzeninvasion.
Kenneth Oppel ist hier ein tolles Jugendbuch gelungen, in dem sich Science Fiction mit Horror verbindet. Alles erzählt in einer für Jugendliche leicht zugänglichen Sprache, die auch mit dem nötigen Anteil Humor nicht geizt. Die Spannung wird schon gleich auf den ersten Seiten aufgebaut und entwickelt sich durch das gesamte Buch immer weiter. So endet das Buch dann auch spannend mit einem tollen Cliffhanger, der schon jetzt neugierig macht auf die beiden nächsten Bänder der Bloom Trilogie.
Der Verlag hat das Buch für die Altersklasse ab zwölf Jahren eingestuft. Ich würde aufgrund der doch manchmal heftigen Szenen eher dazu neigen, das Buch erst für Jugendliche ab vierzehn zugänglich zu machen. Vor allem, wenn diese das Buch ohne Begleitung durch Erwachsene lesen wollen oder sollen.
Für alle, die es gerne spannend und gruselig mögen, eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Wenn künstliche Intelligenz menschliche Züge entwickelt

Tot bist du perfekt
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Abbie erwacht im Krankenhaus. Ihr Mann Tim ist an ihrer Seite. Sie soll einen Unfall gehabt haben, an den sie sich aber nicht erinnern kann. Zu Hause wartet ihr kleiner autistischer Junge auf sie.
Erst ...

Abbie erwacht im Krankenhaus. Ihr Mann Tim ist an ihrer Seite. Sie soll einen Unfall gehabt haben, an den sie sich aber nicht erinnern kann. Zu Hause wartet ihr kleiner autistischer Junge auf sie.
Erst nach einer Weile klärt Tim Abbie darüber auf, dass sie nicht die Person, oder das Wesen ist, das sie zu sein glaubt. Abbies Erinnerungen wurden von Tim, einem Spezialisten auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, in einen Roboter transferiert. All ihre Erinnerungen sind Uploads. Sie erfährt, dass die richtige Abbie vor sechs Jahren spurlos verschwand. Je weiter Abbies sich erinnern kann, desto mehr forscht sie in der Vergangenheit und nach den Ursachen für ihr Verschwinden. Hatte tatsächlich Tim, der sie so sehr zu lieben vorgibt, seine Finger im Spiel, so wie vermutet wurde?

Bereits auf den ersten Seiten entwickelte sich das Buch ganz anders, als ich es erwartet hatte. Aber ich war positiv überrascht. Die Geschichte wird aus einer scheinbar neutralen Du-Perspektive erzählt. Eingestreut sind immer wieder einzelne Abschnitte in einer Wir-Perspektive, die Abbies Vergangenheit von außen zu betrachten scheinen. Dies baut einen kontinuierlichen Spannungsbogen auf, der sich bis zum Ende hält. Auf den letzten fünfzig Seiten kommt es dann jedoch noch einmal zu einigen Wendungen, mit denen ich so überhaupt nicht gerechnet hätte.

Auch wenn Tim während des ganzen Buches immer wieder seine unendliche Liebe zu Abbie beteuert, so mag man ihm irgendwann nicht mehr so richtig glauben. Je mehr Abbie über ihre Vergangenheit herausfindet, umso mehr wird deutlich, dass er ganz andere Ziele verfolgt. Denn eigentlich zeigt sich Tim sehr frauenfeindlich, arrogant und in erster Linie selbstsüchtig. Abbie schein eher Mittel zum Zweck zu sein. Und hier kommt dann auch die Autismus-Erkrankung von Danny ins Spiel. Immer mehr wird deutlich, dass Tim seinen Sohn eigentlich auch mehr wie einen Roboter behandelt. Seine Krankheit soll nicht gelindert werden. Nein, Danny soll repariert werden. Abbie entwickelt ihre Muttergefühle immer weiter, so dass sie irgendwann nur noch Danny beschützen möchte, koste es, was es wolle.

JP Delaney hat eine Vision von menschlichen Robotern entwickelt, die mich von Anfang an, auch dank des tollen Schreibstils, absolut überzeugt und gefesselt hat. Von mir eine uneingeschränkte Empfehlung für diese geniale Idee und die tolle Umsetzung.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Thriller meets Familiendrama

Weil niemand sie sah
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Ellie ist eine aufgeweckte Fünfzehnjährige; hübsch, beliebt, klug. Eines Tages verschwindet sie spurlos. Während der Rest der Familie irgendwann einfach weiterlebt, kann sich die Mutter Laurel lange Zeit ...

Ellie ist eine aufgeweckte Fünfzehnjährige; hübsch, beliebt, klug. Eines Tages verschwindet sie spurlos. Während der Rest der Familie irgendwann einfach weiterlebt, kann sich die Mutter Laurel lange Zeit nicht mit der Ungewissheit zufrieden geben. Zehn Jahre nach dem Verschwinden ihrer Tochter lernt Laurel Floyd kennen und lässt sich mit ihm auf eine Beziehung ein. Als sie jedoch dessen Tochter Poppy kennenlernt, gerät ihr Leben ins Wanken. Poppy ist Ellie wie aus dem Gesicht geschnitten. Dies reißt in Laurel alte Wunden wieder auf, so dass sie wie Nachforschungen anstellt, um doch noch herauszufinden, was mit ihrer Tochter Ellie damals geschah.
Lisa Jewell hat hier einen Roman geschrieben, in dem sich die beiden Genres Thriller und Familiendrama vermischen.
Anfangs stockte die Story ein wenig, nahm dann aber rasant an Fahrt zu, und die Spannung hielt durch bis zum Ende. Die angenehme Sprache machte es leicht, den Geschehnissen zu folgen. Auch die feine aber genaue Entwicklung der einzelnen Figuren lässt den Leser schnell Sympathien und auch Mitleid entwickeln. Äußerst feinfühlig fand ich die direkte Beschreibung und auch die leichten Andeutungen zwischen den Zeilen bezüglich Laurels Familie. Man kann sehr gut nachvollziehen, wie die einzelnen Familienmitglieder langsam eigene Wege gehen und versuchen mit dem Verlust umzugehen. Die beschriebene Distanzierung zwischen Laurel und ihren beiden anderen Kindern ist sehr glaubhaft beschrieben. Auf die oder ähnliche Weise dürften viele Familien an vergleichbaren Situationen zerbrechen.
Die langsame Aufdeckung der Geheimnisse und Hintergründe um Ellies Verschwinden sind hier so spannend und geschickt in das Alltagsleben der einzelnen Personen eingewoben, dass einem nichts anderes übrig bleibt als immer weiter zu lesen, damit man endlich erfährt, wer hier die Strippen zieht und auf welche Weise in das Drama verwickelt ist. Immer wieder hat man den Eindruck, dass man jetzt endlich der Lösung auf der Spur ist. Aber dann kommen wieder neue Fakten hinzu, und man ist wieder am Zweifeln, ob alles so geschehen sein könnte, wie man gerade noch dachte.
Mit jedem Kapitel entwickelt sich dieses Buch immer mehr zu einem Pageturner. Je mehr man liest, desto weniger kann man das Buch beiseitelegen. Ich habe dieses Buch in knapp drei Tagen gelesen.
Von mir eine absolute Empfehlung mit lediglich einem halben Stern Abzug für die kleinen Längen zu Beginn der Geschichte.

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Veröffentlicht am 17.04.2020

Aufwühlend und Aufklärend zugleich

Sturm
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Als Ausgleich für ihr zerrüttetes Elternhaus engagiert sich Nora für Tier- und Umweltschutz. Als sie es bei einer spontanen Demonstration gegen die grausamen Maßnahmen im ortsansässigen Schlachthof etwas ...

Als Ausgleich für ihr zerrüttetes Elternhaus engagiert sich Nora für Tier- und Umweltschutz. Als sie es bei einer spontanen Demonstration gegen die grausamen Maßnahmen im ortsansässigen Schlachthof etwas übertreibt, wird sie zur Ableistung von Sozialstunden verurteilt. Der Zufall will es, dass sie diese Stunden auf dem Fischerschiff von Johan ableisten muss. Beide sind nicht gerade begeistert davon. Bereits auf der ersten gemeinsamen Fahrt gerät das Schiff in einen schweren Sturm und geht unter. Nora und Johan können sich in einem kleinen Boot retten, treiben jedoch tagelang im Sturm auf offener See. Auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen, um zu überleben, kommen sich die beiden allmählich näher und beginnen die Einstellung des jeweils anderen zu überdenken und zu verstehen.
Christoph Scheuring hat hier in einem sehr angenehmen Schreibstil ein Buch für Jugendlich ab vierzehn Jahren geschrieben. Es geht hier nicht nur um die manchmal leise, dann wieder chaotische Annäherung von Nora und Johan. Es geht auch um das Verständnis und den Respekt gegenüber anderen Menschen, Lebewesen und der Natur. Der Sprache merkt man die Leidenschaft und das Engagement des Autors für die Belange von Natur und Umwelt deutlich an. Dies macht das Buch so glaubhaft, interessant und auch spannend.
Obwohl vom Verlag als Jugendbuch ab vierzehn Jahren beschrieben, dürften sicher auch viele Erwachsene dieses Buch mit Interesse lesen. Von mir bekommt es jedenfalls für alle Altersklassen eine eindeutige Leseempfehlung.

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