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Veröffentlicht am 15.09.2016

Fußballkrimi ohne Fußballfeeling

Abstauber
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Zum Autor:
Frank Goldammer ist ein 1975 in Dresden geborener deutscher Autor. Seine Romane spielen in seiner Heimatstadt und sollen dem Leser ein Gefühl für die Menschen dort geben. (Quelle: Gmeiner Verlag)

Zum ...

Zum Autor:
Frank Goldammer ist ein 1975 in Dresden geborener deutscher Autor. Seine Romane spielen in seiner Heimatstadt und sollen dem Leser ein Gefühl für die Menschen dort geben. (Quelle: Gmeiner Verlag)

Zum Cover:
Das Cover zeigt einen Fußball ganz offensichtlich auf einem Fußballfeld mit einem Tor im Hintergrund. Ein Scheinwerfer beleuchtet die Szene ein wenig und verleiht zusätzlich den Eindruck eines Stadions. Der Name des Autors, Titel des Buches sowie der Hinweis, das es sich hier um einen Fußball-Krimi handelt, sind klein gehalten. Zudem ziehren drei Sterne - die die WM-Titel der deutschen Fußballnationalmannschaft zum Erscheinungstermin des Buches darstellen - den Titel. Dieses kleine aber feine Detail gefällt mir sehr. Ansonsten spricht das Cover fast ausschließlich Fuball interessierte Leser an, dies jedoch sehr explezit, so wie es bei mir der Fall gewesen ist. Alles in allem schlicht, aber fein.

Zum Buch:
Dieses Buch ist ein Einzelband und enthält keine großen Bezüge zur realen Welt des Fußballs. Es spielt zwar zur Zeit der EM in Polen und der Ukraine, dies sind jedoch schon alle Fakten, die der Autor eingebracht hatte. Alle anderen Namen, Charaktere und Geschehennisse sind frei erfunden und ähneln auch nicht im geringsten bekannten Persönlichkeiten oder Ereignissen.

Die Handlung spielt in Deutschland, zum größten Teil in Dresden, aber auch in Hamburg und Berlin. Leider kenne ich mich in keiner der drei Städte gut aus, so dass ich nicht beurteilen kann, ob diese detailliert, korrekt oder ebenfalls frei erfunden beschrieben sind. Im Mittelpunkt steht die deutsche Herren-Fußballnationalmannschaft, ihr Trainer, der DFB-Präsident und eine Ermittlereinheit um Hauptkommissar Falk Tauner, der für Fußball und dessen Beteiligte nicht viel übrig hat. Es geschieht ein Mord, dem er jedoch betraut wird und der aufgrund der Beteiligung der Nationalmannschaft für viel Aufsehen sorgt. Während sich ganz Deutschland auf die anstehende EM vorbereitet und alle nicht aktiv Beteiligten diskutieren wie weit die Mannschaft es schaffen wird, gehen dem Hauptkommissar alle diese Diskussionen ziemlich auf den Nerv und so richtig mit dem Fall beschäftigen mag er sich auch nicht. Am liebsten schnell zu einer Lösung kommen und dann das Thema Fußball vergessen. Doch so leicht macht es ihm weder der Fall, noch die Presse oder seine Kollegen, denen allen mehr an der Wahrheitsfindung liegt als dem Hauptkommissar.

Fazit:
Das Fußballfeeling kommt in diesem Buch nur schwer rüber, obwohl jede Zeile nur so vor Fußball trotzt. Zwar sind einige nette, aber nicht sonderlich tiefgründige oder interessante, Charaktere dabei, die den Sport lieben und sich für ihn einsetzen, jedoch wurde für mich alles überlagert von der Übellaunigkeit und dem Desinteresse des Hauptkommissars. Seine Sticheleien und Kommentare gegen den Sport waren für Fußballliebhaber schon sehr an der Grenze und haben meiner Ansicht nach in einem Buch, das hauptsächlich Fußballfans anspricht, in diesem Ausmaß nichts zu suchen. Auch die Tatsache, das keiner der Akteure im Fußballumfeld, sei es der Trainer oder einer der Spieler auch nur ansatzweise an einen realen Charakter erinnert hat, hat mich gestört. Man kann sich vieles vorstellen, wenn man mit etwas Realitätssinn und nicht nur Fußballfanatismus an den Sport und diese Leidenschaft geht, aber das meiste, das der Autor hier niedergeschrieben hat, konnte ich mir beim besten Willen so nicht vorstellen. Schnell bekommt man den Eindruck, dass der Autor selbst kein großer Fußballfan ist und zur damaligen EM-Zeit auf ein Pferd gesprungen ist, das sich gut verkaufen könnte.

Dass das Buch am Ende doch noch auf zwei Bewertungspunkte kommt, lag allein am Ende, das doch noch ein wenig interessant wurde. Ein wenig, aber den Karren aus dem Dreck ziehen konnte es nicht mehr.

Leseempfehlung:
Ich versuche normalerweise jedem Buch eine Leseempfehlung auszusprechen, auch wenn ich die Zielgruppe einschränke; hier fällt es mir aber sehr schwer. Mich selbst hat das Buch so wenig mitgerissen, eher geärgert als Laune gemacht, dass ich im persönlichen Gespräch wohl niemandem das Buch ans Herz legen würde. Leser, die vielleicht selbst eher auf Kriegsfuß mit dem Fußball stehen oder die über seitenweise profane Meckerei bezüglich des Sports hinwegsehen können, könnten dem Buch aber eventuell eine Chance geben. Nur bitte, was die reale Welt des Fußball betrifft, nicht viel Wiedererkennungswert erwarten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gute Mischung zwischen Fiktion und Realität

Der Wintertransfer (Scott Manson, Bd. ?)
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Zum Autor:
Philip Kerr ist ein in Edinburgh geborener Schriftsteller, der in der Vergangenheit für die Bücher "Game over" und "Das Wittgensteinprogramm", beides Bücher, die nicht den Fußball thematisieren, ...

Zum Autor:
Philip Kerr ist ein in Edinburgh geborener Schriftsteller, der in der Vergangenheit für die Bücher "Game over" und "Das Wittgensteinprogramm", beides Bücher, die nicht den Fußball thematisieren, bereits den Deutschen Krimi Preis erhalten hat. Er ist selbst Fan eines englischen Fußball-Erstligisten. (Quelle: Klett-Cotta)

Zum Cover:
Das Cover zeigt eine Nachtaufnahme eines Fußballstadions, welches stark den Umrissen des Stadions des FC Arsenal London ähnelt. Der Name des Autor sowie der Titel, die zusammen mehr als die obere Hälfte des Covers ausmachen, ziehen definitiv eher die Aufmerksamkeit auf sich, als das Coverbild an sich. Wobei sowohl der Titel, als auch die Abbildung sehr deutlich auf das Thema dieses Thrillers aufmerksam machen und somit nicht-Fußballfans eher nicht nach dem Buch greifen werden. Für Fußballfans sind jedoch beide Aspekte gut getroffen und wecken das Interesse.

Zum Buch:
Dieses Buch ist der erste Band in einer Reihe um den Fußballtrainer Scott Manson. Die Hauptcharaktere sind frei erfunden, als auch der Verein, der im Mittelpunkt steht. Einige andere Namen von Personen, Vereinen und Orten entsprechen jedoch den Tatsachen im internationalen Fußball der heutigen Zeit.

Die Handlung spielt in London mit einem Erstliga-Verein als "Hauptcharakter", der, für England nicht untypisch bzw. mittlerweile für einige große europäische Klubs, einem russischen Milliardär gehört, dessen Herkunft man nicht wirklich nachvollziehen kann, noch weniger seinen Besitz. Er kauft sowohl Trainer als auch Spieler aus aller Welt ein, um einen möglichst erfolgreichen Verein zu schaffen. Wie er dies schafft, wird in diesem fiktiven Fall schnell deutlich. Nein, er hat nichts mit der Mafia oder anderen ilegalen oder zwilichtigen Machenschaften zu tun, zumindest offiziell nicht. Als dann jeoch sein Trainer verschwindet und bald tot aufgefunden wird, soll doch lieber sein Nachfolger und im Verein bereits vorher tätige Scott Manson den Schuldigen finden, als dass die Polizei zu viele Fragen stellt. Und so kommt der Hauptcharakter in diesem Buch an zwei Jobs gleichzeitig: den des Cheftrainers und den des Privatermittlers. Bei beiden Jobs ist er sich nicht sicher, ob er sie überhaupt will und ob er ihnen gewachsen ist, versucht sie jedoch besten Wissens und Gewissens und mit jeder Menge Charme zu bewältigen. Wenn seine Vergangenheit nicht wäre, wäre er vielleicht auch besser auf die Medien und die Polizei zu sprechen, was ihm die Arbeit wohl auch erleichtern würde. Aber er ist wie er ist und die Situation erfordert seinen vollen Einsatz, möchte er nicht am Ende ohne beide Jobs da stehen. Ach ja, und nebenbei muss er noch seine Mannschaft trainieren und Siege nach Hause bringen, denn sein Vorgänger war zwar nicht bei jedem beliebt, aber doch sehr erfolgreich. Druck von allen Seiten, wo runter irgendwann auch sein Privatleben zu leiden beginnt.

Scott Manson, Cheftrainer und Privatermittler, macht einen sehr normalen Eindruck. Menschlich, mit Stimmungsschwankungen, Zweifeln, Frust und Erfolg. Es macht Spaß ihn durch diese Herausforderung zu begleiten, zu lesen wie er sich den neuen Aufgaben stellt und immer im Hinterkopf zu haben, ob es wohl im wahren Leben so ähnlich auch laufen könnte. Oder ob gewisse Dinge tatsächlich so laufen? Denn immer wieder wirft der Autor ein Ereignis auf, eine Pressekonferenz, einen Kommentar oder eine Szene, der man als Fußbalfan absolut zustimemn kann. So zittert und freut man sich im Grunde mit Scott Manson wie mit seinem Team.

Fazit:
Mit der Verknüpfung zwischen Fiktion und Realität schafft der Autor für fußballinteressierte Leser eine gelungene Atmosphäre. Man weiß zwar sicher, dass es sich um Fiktion handelt, kann sich aber gewisse Handlungen, Gedankengänge und Aktionen gut in der Wirklichkeit vorstellen. Das persönliche Interesse des Autors am Fußball wird durch die leidenschaftliche Schreibweise deutlich, die vielen kleinen Details, die Reaktionen der Charaktere und die ganzen anderen Kleinigkeiten, die für wahre Fans - und dazu zähle ich mich auch - zu diesem Sport gehören. Die Liebe für den Sport bringt der Autor in jeder Zeile ein und lässt das Thema somit sehr authentisch erscheinen. Es wird dem Leser deutlich, dass er das Buch nicht nur geschrieben hat, weil sich das Thema gut verkaufen lässt und wenig im Genre Thriller bedient wird. Hinzu kommt ein interessanter als auch sympathischer Hauptcharakter und fertig ist der erste Band eines gelungenen Fußball-Thrillers.

Leseempfehlung:
Leser, die sich für Fußball interessieren und auch gerne mal einenThriller lesen, sollten diesem Buch auf jeden Fall eine Chance geben. Es ist zwar nicht sehr verschlungen und ausgewieft, jedoch stringend und nicht vorhersehbar. Ich freue mich schon auf den nächsten Band, der bereits bei mir liegt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Oppenheimers Geschichte geht intensiv weiter

Odins Söhne
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Zum Autor:
Harald Gilbers ist ein deutscher Autor, der Germanistik und Geschichte studiert hat. Er hat sowohl beim Fernsehen, als auch als Theaterregisseur gearbeitet, bevor er 2014 sein erstes Buch "Germania" ...

Zum Autor:
Harald Gilbers ist ein deutscher Autor, der Germanistik und Geschichte studiert hat. Er hat sowohl beim Fernsehen, als auch als Theaterregisseur gearbeitet, bevor er 2014 sein erstes Buch "Germania" veröffentlichte. Für sein Erstlingswerk erhielt er den Friedrich-Glauser-Preis. (Quelle: DroemerKnaur)

Zum Cover:
Das Cover ähnelt dem Cover des ersten Bandes der Reihe um den jüdischen Kommissar Oppenheimer. Es ist hauptsächlich in Grautönge gehalten mit dem roten Titel zentral platziert. Dabei zeigt es Berlin im 2. Weltkrieg und eine Gestalt im Vordergrundl. Ein schlichtes Cover, das aber passender nicht sein könnte. Außerdem gefällt mir sehr gut, dass es sich in die Reihe fügt und eben nicht groß vom Vorgänger unterscheidet.

Zum Buch:
Dieses Buch ist wie bereits erwähnt, das zweiter in einer Reihe um den jüdischen Kommissar Oppenheimer. Dieser ist im 2. Weltkrieg aufgrund seiner Religion nicht mehr offiziell im Dienst, sondern lebt ein ähnliches Leben wie viele Juden im Dritten Reich. Er lebt in Berlin in einer Mischehe mit einer deutschen Frau, hat nach seinem ersten Einsatz für die Nazis eine neue Identität angenommen und verfügt außerdem über zahlreiche Kontakte, die ihm immer mal wieder einen Gefallen tätigen oder ihm freundschaftlich zur Seiten stehen. In diesem Band steht seine beste Freundin Hilde im Mittelpunkt, die mit einem hohen SS-Mann verheiratet ist, der nach jahrelanger Abwesendheit in den letzten Wochen des Krieges wieder bei ihr auftaucht und sie in Schwierigkeiten bringt. Oppenheimer versucht daraufhin Hildes Unschuld zu beweisen, ohne dabei seine wahre Identität zu verraten oder seine Frau in Gefahr zu bringen. Gleichzeitig spitzt sich die Lage im Land und an der Front zu und täglich erschweren ihm neue Gegebenheiten seine Arbeit.

Die fiktiven Charaktere, die wiederkehren, sind in all ihren Facetten glaubwürdig dargestellt und man kann mit ihnen mitfühlen und mitleiden. Tiefere Einblicke in ihre früheren Leben gibt es jedoch nur sehr wenige. Der Leser erfährt etwas mehr über Hilde, Aspekte, die auch ihrem Freund Oppenheimer bisher unbekannt waren, jedoch über Oppenheimer und seine Frau Lisa werden keine neuen Details hinzugefügt, was die Charaktere aber nicht weniger interessant und tiefgründig macht.

Das Buch ist wie bereits der erste Band gespikt mit geschichtlichen Ereignissen, die tatsächlich so zu dieser Zeit, an diesen bestimmten Tagen, geschehen sind. Es wird ein klares Bild von Berlin und Potsdam dieser Zeit gegeben, das es dem Leser ermöglicht sich wenigstens ein wenig in diese Zeit hineinfühlen zu können. Sich völlig in solch eine Ausnahmesituation hineinversetzen zu können, wenn man solch etwas nicht selbst erlebt hat, ist meiner Meinung nach unmöglich und sollte auch von keinem Autor angestrebt werden. Auch das Verhalten, die Wortwahl sowie die Handlungen vieler Personen die in dem Buch vorkommen sind glaubwürdig recherchiert und wiedergegeben. Ob es sich dabei nun um Namen handelt, die es in der Geschichte tatsächlich gab oder um fiktivie Personen, die nur dem Roman dienen. Das Leben und das Leiden der Menschen, ob nun Regimegegner oder Gefolgsleute wird nachvollziehbar dargestellt, ohne dass merklich persönliche Meinungen des Autors einfließen.

Fazit:
Harald Gilbers' zweites Buch steht dem ersten nicht wirklich nach. Zeitlich gesehen ist der Krieg weiter fortgeschritten und Oppenheimers Leben gleicht ein wenig mehr dem eines jüdischen Mitbürgers als im ersten Band. Trotzdem kann man sein Leben eher nicht als typisch zu dieser Zeit beschreiben. Alles in allem handelt es sich hierbei um einen historisch gut recherchierten Roman, der aber nicht daran zweifeln lässt, dass es sich um Fiktion handelt. Ein Aspekt, den ich bezüglich der Thematik wichtig finde.

Leseempfehlung:
Leser, die sich generell für diese Thematik interessieren, können mit diesem Buch wahrscheinlich wenig falsch machen. Auch Menschen, die eventuell aus beruflichen oder anderen Gründen ein größeres Wissen über diese Zeit haben, werden wahrscheinlich nicht enttäuscht sein. Lediglich Lesern, die persönlich von der Situation der jüdischen Mitbürger im Dritten Reich betroffen waren bzw. bis heute sind, würde ich aus dem Bauch heraus nicht zu dieser Reihe raten, da die Hauptfigur einfach kein typisch jüdisches Leben lebt und es Betroffenen übel aufstoßen könnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Will Trents Vergangeneit auf der Spur

Bittere Wunden
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Zur Autorin:
Karin Slaughter ist eine amerikanische Thriller Autorin, die bereits mit ihrem Erstlingswerk, in der deutschen Ausgabe "Belladonna", einen Bestseller geliefert hat. Seitdem schafft es ein ...

Zur Autorin:
Karin Slaughter ist eine amerikanische Thriller Autorin, die bereits mit ihrem Erstlingswerk, in der deutschen Ausgabe "Belladonna", einen Bestseller geliefert hat. Seitdem schafft es ein Buch nach dem anderen an diesen Erfolg anzuknüpfen. Ihre Bücher wurden mittlerweile in 35 Sprachen übersetzt und mehr als 20 Millionen Mal verkauft. (Quelle: Randomhouse) Seit ihre Bücher bei blanvalet erscheinen, sind auch die Übersetzungen ein Genuss!

Zum Cover:
Das Cover fügt sich in die neue Coverreihe des Blanvalet-Verlags und führt somit auch optisch die Reihe fort, was mir immer gut gefällt. Es zeigt eine geöffnete, rot-braune Kastanie auf einem sonst schlichten, hellen Hintergrund. Der Titel sowie der Name der Autorin sind wieder oben zu finden. Es ist ein schlichtes Cover, das in der Buchhandlung wohl eher Stammleser anzieht, als das es die Aufmerksamkeit neuer Leser weckt. Es passt jedoch gut zum Inhalt des Buches und gefällt mir persönlich einfach sehr.

Zum Buch:
Dieses Buch ist das 12. in der Reihe um die Ärztin und Gerichtsmedizinerin Sara Linton und das 6. seit der Ermittler Will Trent dabei ist. Man sollte die Bücher meiner Meinung nach unbedingt in der Reihenfolge lesen, um den Hintergrund der Charaktere zu kennen. Dies ist mittlerweile bei den neueren Büchern sehr wichtig, da sie sich sehr auf die Vergangenheit beziehen. Mehr zur Reihenfolge findet ihr am Ende des Beitrags.

In diesem Buch steht die Vergangenheit des Ermittlers Will Trent im Vordergrund. Es dreht sich hauptsächlich darum was in seiner Kindheit geschehen ist und wie es dazu gekommen ist. Zudem taucht eine Person aus seinem früheren Leben wieder auf, die zentral für die aktuellen Geschehenissen ist. Will, aber auch seine Chefin Amanda, tragen schon seit Jahren viele Geheimnisse mit sich herum, die sie kaum jemandem anvertraut haben und auch weiterhin nicht anvertrauen wollen. Sei dies, da sie niemanden verletzten, aufwühlen oder entsetzen möchten. Amanda möchte auf Teufel komm raus ihre Rolle in Wills früher Kindheit geheim halten und Will möchte grundsätzlich nicht, dass seine neue Lebensgefährtin noch mehr über seine Vergangenheit erfährt als sie mittlerweile schon selbst herausgefunden hat. Doch wie das Schicksal so will, lüften sich immer mehr Geheimnisse und am Ende müssen doch alle auf die ein oder andere Art und Weise zusammenarbeiten um einen Mörder zur Strecke zu bringen.

Vor allem die Charaktere des Ermittlers Will Trent und seiner Chefin Amanda Wagner sind sehr komplex und waren in vergangenen Büchern nie richtig beleuchtet worden bzw. blieben mit Geheimnissen behaftet. In diesem Buch lüften sich einige. Mir gefallen beide Charaktere, sowohl die taffe Chefin, die nicht wirklich mit sich diskutieren lässt als auch der zum Teil unsichere Ermittler, der mit seinem Leben an manchen Tagen nicht wirklich zu Recht kommt und doch so gerne zuverlässig und männlicher wäre als er sich manchmal vorkommt. Beide Charaktere empfinde ich auf eine andere Art sympathisch. Sara Linton spielt in diesem Buch zwar auch eine Rolle, steht aber eher im Hintergrund und taucht immer mal wieder helfend auf.

In diesem Buch spielen die Kapitel zum Teil in der Vergangenheit. Einige Kapitel spielen in der Gegenwart und beschreiben die aktuelle Jagd nach einem Mörder, andere Kapitel beschrieben detailliert das Leben einer jungen Amanda Wagner, die sich gerade erst auf den steinigen Weg macht, die ersten Lorrbeeren zu sammeln und das in einer Zeit, in der Frauen im Polizeidienst noch keine Anerkennung bekamen. Wie all das jedoch mit dem aktuellen Fall zusammenhängt und zudem noch mit dem Leben von Will Trent, wird erst ganz am Ende deutlich, so dass die Spannung bis zum Schluss in beiden Fällen - im Grunde sogar in dreien, wenn man die Frage nach Wills Vergangenheit hinzu nimmt - erhalten bleibt. Der Autorin sind diese parallel verlaufenden Fälle gut gelungen. Man weiß immer genau, was wann spielt und wundert sich nicht, warum ausgerechnet an dieser Stelle nun wieder ein Sprung kommt. Die Kapitel sind klar und verständlich und die Art und Weise wie das Buch aufgebaut ist, macht absolut Sinn. Es existiert ein klarer roter Faden bzw. mehrere, die am Ende alle schlüssig zusammenlaufen.

Fazit:
Ein gelungener nächster Band in der mittlerweile langen Reihe. Es ist beachtlich wie die Autorin es schaff weiterhin die Spannung und mein Interesse aufrecht zu erhalten. Zuerst hatte ich meine Zweifel, ob ich mit den Sprüngen in die Vergangenheit gut zurecht kommen würde, aber sie sind so schlüssig geschrieben, dass sie den Lesefluss nicht unterbrechen und zum Vorankommen der Ereignisse in der Gegenwart hinzusteuern. Es war mir wieder eine Freude dieses Buch zu lesen. Und ich warte wieder gespannt auf die nächsten beiden Bände - eins ist bereits als Hardcover erschienen, ein anderes angekündigt. Aber ich warte brav auf die Taschenbücher.

Leseempfehlung:
Wer die Reihe um Sara Linton und Will Trent mag, für den ist dieses Buch einfach ein Muss. Wem die Reihe noch neu ist, sollte bitte nicht mit diesem Buch beginnen, da es viele Fragen aus den letzten Bänden beantwortet und einem so die Spannung an einigen Stellen der anderen Bücher nimmt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

sympathische Charaktere und Spannung bis zum Schluss

Andalusisches Requiem
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Zum Autor:
Der britische Autor Robert Wilson hat nach seinem Universitätsabschluss erst einmal in der Werbung gearbeitet, doch seine Reiselust schickte ihn um die Welt und animierte ihn zu diversen Krimis ...

Zum Autor:
Der britische Autor Robert Wilson hat nach seinem Universitätsabschluss erst einmal in der Werbung gearbeitet, doch seine Reiselust schickte ihn um die Welt und animierte ihn zu diversen Krimis an interessanten Schauplätzen. Mittlerweile hat er mehrer Krimis geschrieben, wovon das Buch "Tod in Lissabon" mehrfach ausgezeichnet wurde. (Quelle: Buch)


Zum Cover:
Das Cover ist in dunklen Tönen gehalten. Blau, schwarz und rot beim Titel dominieren in verschiedenen Schatierungen. Abgebildet sind Rundbögen eines Gebäudes, doch zumindest für mich, ist es nicht ersichtlich, um welches Gebäude es sich handelt. Das Cover hätte meine Aufmerksamkeit so nicht geweckt, jedoch hat mich der Titel in diesem Fall angesprochen.

Zum Buch:
Der Krimi spielt im spanischen Sevilla und ist der vierte Teil der Reihe um den Kommisar Javier Falcón des Mordezernats. Zu Beginn der Geschichte geschieht ein Autounfall bei dem durch Zufall ein Mitglied der russischen Mafia getötet wird. Im Zuge dessen melden sich zwei konkurrierende, russische Mafia Gruppierungen, die beide die beschlagnahmten Gegenstände aus dem Auto an sich nehmen wollen. Ziemlich zu Beginn der Ermittlungen wird dem Chefermittler Falcón jedoch klar, dass dieser Unfall eine Art glücklicher Umstand war, der ihm wieder neue Hinweise in einem alten Fall liefert. Er und sein Team ermittlern nun also an mehreren Fronten als dann auch noch der Sohn von Falcóns Lebensgefährten entführt wird und eine dritte Gruppe ins Spiel kommt.


Wie man bereits merkt, gibt es in diesem Buch nicht nur einen Handlungstrang, sondern gleich mehrere. Es sind zum einen die rivalisierenden Mafia Gruppen, die auf jede erdenkliche Weise versuchen an die Gegenstände aus dem verünglückten Auto zu gelangen, zum anderen ein Anschlag, der in der Vergangenheit passiert ist, jedoch noch nicht vollständig aufgeklärt ist, sowie abschließend ein verdeckter Agent, der eine islamische Gruppe in Marokko ausspionieren soll und vom Weg abzukommen scheint. Im letzten Drittel des Buches kommt dann noch die Entführung des Kindes als Sahnehäubchen on top.

All dies klingt sehr kompliziert und schwer nachvollziehbar, jedoch gelingt es dem Autor sehr gut, alle Handlungstränge übersichtlich nebeneinander und mit Verweisen aufeinander laufen zu lassen, so dass man zu jeder Zeit weiß was sich gerade wo abspielt und in welchem Zusammenhang zu den anderen Geschehennissen steht.


Die Hauptcharaktere in diesem Werk sind zudem sehr sympathisch, allen vorweg der Hauptkomissar Javier Falcón. Sie haben zwar nichts Besonderes an sich, das ich an dieser Stelle herausstellen könnte, aber sie machen einfach einen guten Eindruck und man ermittelt sozusagen mit ihnen. Da ich die spanische Sprache sehr gerne habe und auch schon in Sevilla gewesen bin, hat mir zudem auch gut gefallen, dass die Stadt und die einzelnen Straßen und Plätze explizit benannt werden, so dass ich manchmal tatsächlich wusste, wer wo was macht. Für alle, denen die Stadt unbekannt ist, gibt es vorne sogar eine kleine Karte des Zentrums. Auch die vielen, einzelnen spanischen Vokabeln im Buch haben mir Freude bereitet, aber gut, ich bin da wirklich speziell und habe unheimlich viel Freude an dieser Sprache, wenn man sie nicht spricht, könnte es nerven.


Fazit:
Ein Buch mit unheimlich vielen einzelnen Schauplätzen und Geschichten, die der Autor gekonnt miteinander verwebt und zu keinem Zeitpunkt den roten Faden verliert. Er führt seine Leser perfekt durch die wirre Welt der Ermittlungen, baut Spannung auf, weckt Interesse und verrät erst auf den letzten Seiten die wahren Zusammenhängen, welche dann jedoch nicht aus dem Nichts kommen, sondern sehr einleuchtend und überzeugend wirken. Mein einziger Kritikpunkt an diesem Buch ist, dass man eigentlich die ersten drei Bände gelesen haben sollte, um die Geschichte zu Beginn besser verstehen zu können. Man kann diesen vierten und letzten Band der Reihe zwar auch unabhängig von den anderen lesen, so wie ich es getan habe, und Gefallen finden, jedoch bin ich mir sicher, dass die Lektüre der anderen Bücher dem Ganzen noch mehr Sinn und Tiefe geben würde. Ich werde die ersten drei Bände nun wohl im Nachhinein lesen und hoffe, dass mir das Ende dieses Buches nichts vorweg nimmt.


Leseempfehlung:
Für Thriller - Interessierte und Leser, die es gerne etwas komplizierter haben, ein empfehlenswertes Buch. Auch wer gerne einmal einen anderen Schauplatz als die gewohnten Orte in Deutschland, England oder der USA lesen möchte, hat hier die Möglichkeit. Jedoch würde ich empfehlen mir vorher wenigstens einen Überblick über die vorherigen Bände zu verschaffen oder sie eventuell vorher zu lesen. Wer das nicht möchte, kann das Buch aber durchaus auch als Einzelwerk genießen.