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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2022

Spannend schön

Flüchtiges Glück
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Milla und Navid sind jung, glücklich, verliebt - und erwarten ein Baby! Doch Navid, der seine Familie im Krieg verloren hat, spürt die Familiengeheimnisse von Millas Familie wie einen gefährlichen Vulkan ...

Milla und Navid sind jung, glücklich, verliebt - und erwarten ein Baby! Doch Navid, der seine Familie im Krieg verloren hat, spürt die Familiengeheimnisse von Millas Familie wie einen gefährlichen Vulkan brodeln. Bevor diese sein junges Familienglück zu überrollen drohen, überredet er Milla nachzuforschen. So begibt Milla sich auf ins geteilte Deutschland, auf ins chemieverseuchte Bitterfeld, auf in die Stasi-Vergangenheit und das alte Liebesglück ihrer Mutter.


Der Roman glänzt vor allem durch seine starken Charaktere. Stark meine ich gar nicht in dem Sinne, dass sie stark handeln, sondern dass sie sehr gut gezeichnet sind. Millas Oma beispielsweise war eine hohe Stasi-Offizierin. Einige ihrer Charakterzüge waren natürlich dementsprechend und auch Linientreue findet sich bei ihr wieder. Dennoch schafft Ulla Mothes es, dass sie bei all ihrer Kühlheit und Reserviertheit menschlisch bleibt. Bei diesem Beispiel vor allem durch Millas Opa, der seine Frau über alles liebt und diese Gründe aus seiner Sicht gezeigt werden. So haben auch die auf den ersten Blick liebsten Charaktere eine Seite, die einem nicht ganz geheuer ist. Und genauso vielfältig sind die Menschen auch. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen.


Der Spannungsaufbau ist leicht kriminialistisch angehaucht. Einige Schlüsselelemente weiß man zwar von Anfang an, aber ein wenig rätselt man auch immer mit und fragt sich: Was ist genau passiert damals? Toll ist, dass ich immer kurz vor der Auflösung von kleinen Momenten das Rätsel gelöst hatte, so dass es nicht langweilig und plausibel blieb. Alles ist vor dem Hintergrund des deutschen Mauerfalls und der Umweltverschmutzung der DDR in Bitterfeld und Umgebung eingebettet. Von einigen Dingen hatte ich schon gehört, aber in dieser Tiefe waren mir manche Sachen auch noch gar nicht so bewusst. So gab es auch historisch einen schönen Einblick in die DDR-Geschichte, die ein wenig mit Stasi- aber viel mehr mit Umweltgeschichten zu tun hatte.


Alles in allem, ein schöner, vielseitiger und tiefsinniger Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Die Autorin werde ich mir sicherlich merken!

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  • Handlung
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  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 10.05.2019

Jugendbuch mit Tiefgang

Elite
2

Jules und Bax gehen auf eine Elite-Schule - doch von Elite ist nicht viel zu sehen. Die Schülerinnen und Schüler verlassen sich auf ihren Reichtum und verhalten sich entsprechend arrogant. Sex, Parties ...

Jules und Bax gehen auf eine Elite-Schule - doch von Elite ist nicht viel zu sehen. Die Schülerinnen und Schüler verlassen sich auf ihren Reichtum und verhalten sich entsprechend arrogant. Sex, Parties und Sport sind die bedeutenden Themen in ihrer Welt.

Doch sowohl Jules als auch Bax wollen dem entgehen und suchen sich erst ihren individuellen und später einen gemeinsamen Weg, um dem einen Denkzettel zu verpassen.

Beide Protagonisten sind von ihren eigenen Schicksalen geprägt. Bax hatte in seiner Vergangenheit Probleme seine Wut zu bändigen und hat nun immerwährende Angst seine Mitmenschen zu verletzen. Dabei entwickelt er eine Empathie seinen Mitschülern gegenüber, die ihn gegen Mobbing ankämpfen lässt. Doch kommt das bei seinen Mitschülern und Teamkollegen nicht immer gut an.

Auch Jules kämpft mit ihren eigenen Dämonen. Sie setzt sich für Frauenrechte ein und versucht auf Sexismus im alltäglichen Schulleben aufmerksam zu machen. Mit mäßigem Erfolg. Als schließlich noch Vergewaltigung hinzu kommt, scheint die Situation zu eskalieren.

Wie schaffen Bax und Jules es, sich durchzusetzen? Können sie Mobbing und Vergewaltigung Einhalt gebieten?

Der Schreibstil im Roman bleibt eigentlich dauerhaft distanziert. Bei dieser heiklen Thematik kann ich den Autoren verstehen. Das führt zwar dazu, dass eine Identifikation erschwert wird, aber dafür behält der Leser auch genügend Distanz, so dass bei der heiklen Thematik weniger Trigger-Gefahr besteht.

Mir hat der Roman aufgrund dieser Themen sehr gut gefallen und ich finde die Entwicklung sehr gut, die ich gerade im Jugendbuchbereich feststelle. Es erscheinen immer mehr Bücher, die sich genau damit auseinandersetzen -weiter so!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.03.2019

Schöner Krimi zum Mitknobeln

Mord braucht keine Bühne
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Kate Shackleton, verwitwete Privatdetektivin, wird zu einem Raubüberfall gerufen. Die Polizei kann keinen Dieb ausfindig machen und macht dem Juwelier und Pfandleiher keine Hoffnung, die gestohlenen Gegenstände ...

Kate Shackleton, verwitwete Privatdetektivin, wird zu einem Raubüberfall gerufen. Die Polizei kann keinen Dieb ausfindig machen und macht dem Juwelier und Pfandleiher keine Hoffnung, die gestohlenen Gegenstände wiederzufinden. Kate übt sich in Optimismus und nimmt den Auftrag an… Dass sie darüber gleich in einen Mord verwickelt wird, hätte sie wohl nicht ahnen können…

Gleich zu Beginn gibt es einen Raubüberfall, einen Mord und eine vorgetäuschte Entführung, inkl. Erpressung. Gewürzt mit einigen sehr interessanten Charakteren, die sich in den letzten Wochen alle noch im Laienschauspiel geübt haben. Das verspricht ein spannendes Entwirrungsspiel zu werden und genauso war es dann auch. Anfangs noch ein wenig verwirrt von all den auftretenden Personen und wie sie nun im Zusammenhang stehen, dabei ist man doch damit beschäftigt, die verschiedenen Vorfälle zu sortieren - aber je mehr man liest, desto schneller lichtet sich der Wald und ich konnte eifrig mit Kate spekulieren. Dabei konnte ich bei der einen oder andere Sache ins Schwarze treffen, während mich andere Sachen dann wirklich überrascht haben. Da gefiel mir sehr gut. Auch die Zusammenhänge der einzelnen Straftaten waren gut gewählt - nicht zu sehr konstruiert, aber auch nicht vollkommen zusammenhanglos, so dass man sich fragt, wieso denn nun alles in einem Roman verarbeitet werden musste. Damit hätte ich am Anfang nicht wirklich gerechnet.

Kate ist schon wie im ersten Buch, eine selbstbewusste Figur mit dem einen oder anderem Augenzwinkern. Leider blieb sie auch hier ein wenig farblos, während alle anderen Charaktere viel mehr Kontur bekamen. Vielleicht weil es auch ihrer Perspektive geschildert wird und nur am Anfang Zeit darauf verwendet wird, sich mehr mit ihr zu beschäftigen? Das ist ein wenig schade, aber dennoch macht das Knobeln nicht weniger Spaß. Mir gefielen auch hier Personen und Setting, so dass ich gerne auch weitere Kriminalfälle mit Kate lesen werde.

Also alles in allem wieder ein toller Krimi zum Miträtseln und Verdächtigen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Geschichte
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 25.02.2019

Guter Auftakt, kein Einzelband!

Der weiße Ahorn
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Dieses Buch handelt von der Familie Breitenbach, die 1881 in Berlin eine große Schuhfabrik besitzt. Da sie Konkurrenz sehen, wollen sie in die USA expandieren, so dass einer der Söhne und die Tochter sich ...

Dieses Buch handelt von der Familie Breitenbach, die 1881 in Berlin eine große Schuhfabrik besitzt. Da sie Konkurrenz sehen, wollen sie in die USA expandieren, so dass einer der Söhne und die Tochter sich auf den Weg nach Amerika machen. Der Vater und älteste Sohn hingegen kämpfen gegen die Konkurrenz in Berlin, ...

Mina Baites widmet den verschiedenen Familienmitgliedern der Reihe nach immer mal wieder Kapitel, so dass der Erzählstil immer wechselt. Dadurch dass das Buch in unterschiedlichen Regionen - ja gar Kontinenten spielt - und jedem Kapitel der Charakter, Ort und die Zeit vorangestellt ist, findet man sich als Leser von Anfang an gut zurecht. Doch kommt die Darstellung der Figuren über eine Einführung nicht hinaus. Noch finden keine Entwicklungen oder ähnliches statt und die Paare, die sich finden, sind ziemlich vorhersehbar. Aber da es sich hier um den ersten Teil einer Trilogie handelt, kann ich das verzeihen.

Ähnliches fiel mir auch bei der Story auf. Es wird die Reise nach Amerika beschrieben und die Zeit, in der die Kinder es schaffen, dort sesshaft zu werden. Hier und da gibt es ein paar kleine Hindernisse, aber nichts Weltbewegendes oder besonders Spannendes. Dennoch ist das alles ganz nett zu lesen, auch wenn ich immer darauf gewartet habe, dass es nun mal anfängt, aber was nicht ist, kann ja noch im nächsten Teil kommen. Ähnlich ist es auch bei dem Strang in der Berlin. Hier gab es zwar ein paar gute Ideen, die etwas Tempo in die Geschichte hätten bringen können, aber die wurden dann doch zu oberflächlich behandelt.

Wenn ich also das Buch als Einführung in die Trilogie betrachte, ist es gelungen, aber als alleinstehender Roman wäre die Story ein wenig zu flach für meinen Geschmack. Doch das Buch liest sich flüssig und auch vom Umfang her ist es sehr überschaubar, so dass ich dennoch gut unterhaltend wurde.