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Veröffentlicht am 11.12.2025

Spurlos verschwunden - Was geschah mit Sofia?

Wem du traust
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Petra Johann war für mich bislang eine unbekannte Autorin – zwar steht bereits ein anderes Buch von ihr in meinem Regal, doch gelesen hatte ich es bisher nicht. Mit „Wem du traust“ hat sich das definitiv ...

Petra Johann war für mich bislang eine unbekannte Autorin – zwar steht bereits ein anderes Buch von ihr in meinem Regal, doch gelesen hatte ich es bisher nicht. Mit „Wem du traust“ hat sich das definitiv geändert, denn schon der Klappentext weckte meine Neugier und das atmosphärische Cover verstärkte den Eindruck, dass mich eine spannende, vielleicht sogar etwas düstere Geschichte erwarten würde.

Bereits die ersten Seiten konnten mich vollkommen überzeugen. Die Charaktere wirken glaubwürdig und lebensecht, und ich war sofort mitten in der Handlung. Im Zentrum steht das spurlose Verschwinden der 15-jährigen Sofia, der Tochter von Evas bester Freundin Susanne. Sofia hatte an dem Abend bei Eva gebabysittet und wurde später von Evas Mann Daniel nach Hause gebracht – doch dort kommt sie nie an. Rasch fällt der Verdacht auf Daniel, zumal sich einige seiner Aussagen widersprechen und schließlich sogar ein blutiger Hoodie von Sofia auftaucht. Gleichzeitig passt dieser Verdacht nicht zu seinem Wesen: Daniel wird als ausgeglichener, ruhiger Mann beschrieben, der zudem ein enges, fast vertrautes Verhältnis zu Sofia hatte.

Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt: aus Evas Ich-Perspektive sowie in der Er-/Sie-Form aus Sicht der ermittelnden Hauptkommissarin Heidi Westphal. Dieser Perspektivwechsel sorgt für zusätzliche Dynamik und zeigt die Ereignisse sowohl emotional als auch sachlich-analytisch.

Die Spannung bleibt bis zum Schluss konstant hoch. Obwohl Daniel schnell ins Zentrum der Ermittlungen rückt, bleiben die entscheidenden Fragen lange offen: Wenn er der Täter war – was wäre das Motiv? Was ist in jener Nacht wirklich passiert? Und wo ist Sofia?

Petra Johanns Schreibstil ist angenehm flüssig, sodass man das Buch kaum weglegen möchte. Die Kapitel sind kurz gehalten, was das Tempo zusätzlich erhöht, und es gibt nahezu keine Längen. Die Handlung bleibt bis zuletzt stimmig, die Auflösung überzeugend.

Für mich war „Wem du traust“ ein durchweg spannendes, gut konstruiertes Leseerlebnis – und es hat mich definitiv neugierig auf weitere Bücher der Autorin gemacht.

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Veröffentlicht am 29.10.2025

Die schönen Momente im Leben

Jetzt gerade ist alles gut
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Der Roman „Jetzt gerade ist alles gut“ von Stephan Schäfer ist mit seinen 176 Seiten eher kurz – und doch hinterlässt er einen bleibenden Eindruck. Schon die äußere Gestaltung überzeugt: Der wunderschön ...

Der Roman „Jetzt gerade ist alles gut“ von Stephan Schäfer ist mit seinen 176 Seiten eher kurz – und doch hinterlässt er einen bleibenden Eindruck. Schon die äußere Gestaltung überzeugt: Der wunderschön gestaltete Schutzumschlag zieht sofort den Blick auf sich, und auch der Einband darunter ist liebevoll gestaltet, mit einem Motiv, das sich harmonisch an das Cover anlehnt.

Im Mittelpunkt steht der Ich-Erzähler, der nur knapp eine Sepsis überlebt – eine Krankheit, die lebensgefährlich, aber in der öffentlichen Wahrnehmung kaum präsent ist. Schäfer greift damit ein wichtiges, oft übersehenes Thema auf. Nach dieser Erfahrung beginnt der Erzähler, sein Leben neu zu betrachten. Er entschleunigt, richtet den Blick auf das Wesentliche und entdeckt die Freude an den kleinen, oft unscheinbaren Momenten des Alltags.

Besonders gelungen ist die Erzählweise: kurze, klare Kapitel, die wie Momentaufnahmen wirken. Sie lassen sich leicht lesen und sind zugleich tiefgründig. Es ist kein Roman über einen radikalen Neuanfang oder ein völlig anderes Leben, sondern über die Kunst, im Gewohnten das Wertvolle zu erkennen. Der Erzähler bleibt derselbe – aber er sieht bewusster hin, genießt mehr, lacht öfter, lebt leichter.

Trotz der Kürze entfaltet das Buch eine nachhaltige Wirkung. Es lädt dazu ein, innezuhalten, den eigenen Alltag zu überdenken und sich der kleinen Glücksmomente bewusster zu werden, die so oft unbemerkt bleiben.

„Jetzt gerade ist alles gut“ ist ein stiller, einfühlsamer Roman, der lange nachklingt – ein Buch, das man nicht einfach wegstellt, sondern sichtbar im Regal behält, um sich immer wieder an seine Botschaft zu erinnern: dass das Glück oft im Alltäglichen liegt.

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Veröffentlicht am 28.09.2025

Spannung im Schneetreiben – ein fesselnder neuer Åre-Krimi

Lügennebel
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Nachdem mir die ersten drei Bände der Reihe um Hanna Ahlander und Daniel Lindskog bereits ausgesprochen gut gefallen haben, war meine Vorfreude auf Lügennebel groß – und ich wurde nicht enttäuscht.

Trotz ...

Nachdem mir die ersten drei Bände der Reihe um Hanna Ahlander und Daniel Lindskog bereits ausgesprochen gut gefallen haben, war meine Vorfreude auf Lügennebel groß – und ich wurde nicht enttäuscht.

Trotz seiner über 500 Seiten liest sich das Buch erstaunlich leicht und kurzweilig. Es gibt keine Längen oder zähen Passagen, vielmehr hält die Autorin die Spannung durchgängig hoch. Dazu tragen auch die angenehm kurzen Kapitel bei, die es dem Leser leicht machen, immer weiter zu lesen - denn ein Kapitel geht ja immer noch…
Das Cover ist wieder sehr schön gestaltet, passend zur Farbwelt der ersten 3 Bände mit viel Weiß und Rot.

Der zentrale Fall ist von Beginn an fesselnd: Eine Gruppe von Studenten verbringt einen luxuriösen Skiurlaub in Åre. Alkohol und unterschwellige Konflikte prägen das Miteinander. Doch nach einer ausgelassenen Partynacht liegt eine der jungen Frauen tot im Schnee. Was zunächst wie ein tragisches Unglück wirkt, entwickelt sich schnell zu einem Netz aus Verdächtigungen, Intrigen und Misstrauen. Jeder könnte der Täter sein – und Viveca Sten versteht es meisterhaft, bis zur letzten Seite unterschiedliche Spannungsfäden zu legen und die Spannung hochzuhalten.

Neben dem Kriminalfall überzeugt aber auch die Weiterentwicklung der bekannten Figuren. Hanna Ahlander, die sich langsam auf eine neue Liebe einlässt, Daniel Lindskog, der nach der Trennung von Ida mit seiner Rolle als alleinerziehender Vater ringt, sowie die Kollegen Anton und Raffe – sie alle wirken authentisch und lebendig. Gerade dieser gelungene Mix aus spannender Krimihandlung und persönlicher Entwicklung der Protagonisten macht die Reihe für mich so besonders.

Lügennebel ist ein packender und atmosphärischer Kriminalroman, den ich in wenigen Tagen verschlungen habe. Für Fans der Reihe ein absolutes Muss – und für alle, die noch nicht eingestiegen sind, eine klare Empfehlung, diese Serie von Beginn an zu lesen. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 01.09.2025

Ein Haus, zwei Herzen, viele Lücken - eine stille Geschichte mit ungenutztem Potential

Spät am Tag
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Das Cover dieses Buches hat mich sofort angesprochen. Es ist sehr schön und stimmungsvoll gestaltet, sodass ich mit großen Erwartungen in die Lektüre gestartet bin. Daher hat es mich überrascht, dass ...

Das Cover dieses Buches hat mich sofort angesprochen. Es ist sehr schön und stimmungsvoll gestaltet, sodass ich mit großen Erwartungen in die Lektüre gestartet bin. Daher hat es mich überrascht, dass „Spät am Tag“ mit seinen 143 Seiten eher schmal ausfällt – ich hatte mit deutlich mehr Inhalt gerechnet.

Im Zentrum der Geschichte stehen Johanne und Mikael. Nach einer gescheiterten Ehe zieht Johanne aus der Hauptstadt aufs Land zu Mikael, der in einer Anzeigr ein Zimmer in seinem abgelegenen Haus anbietet. Auch Mikael lebt nach der Trennung von seiner Frau Sofia allein, lediglich seine kleine Tochter verbringt gelegentlich Zeit bei ihm. Das weiße, einsam gelegene Haus zieht Johanne sofort in seinen Bann, und so beschließt sie, dort einzuziehen. Von nun an schreibt sie von diesem Ort aus ihre Artikel und arbeitet an einem Roman. Zwischen Johanne und Mikael entwickelt sich nach und nach eine zarte Liebesgeschichte.

Die Figuren sind grundsätzlich sympathisch angelegt. Besonders Johanne lernt man recht gut kennen, da sie in der Ich-Perspektive erzählt und man tief in ihre Gefühlswelt eintaucht. Mikael bleibt dagegen eher schemenhaft, man erfährt nur begrenzt etwas über seine Persönlichkeit. Auch Sofia, Mikaels Exfrau, wirkt in der Handlung nicht wirklich greifbar – vielmehr scheint sie hauptsächlich die Rolle eines Störfaktors in der Beziehung der beiden zu übernehmen.

Mit dem Schreibstil habe ich mich allerdings schwergetan. Kristin Vego wählt eine sehr eigene Form: kurze Abschnitte, die wie Tagebucheinträge wirken, aber nicht als solche gekennzeichnet sind. Ständig wechselt Johanne zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wodurch man manchmal das Gefühl hat, die Orientierung in der Geschichte zu verlieren. Auch die Kapitelaufteilung („Erster Tag“, „Zweiter Tag“, …) und die Aufteilung in Teile hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Dazu kommt eine Sprache, die stellenweise altmodisch anmutet, fast wie aus einer anderen Zeit. Das macht das Lesen zwar atmosphärisch, aber nicht immer leicht zugänglich.

Insgesamt finde ich die Grundidee des Romans sehr schön. Die Geschichte um Neuanfang, Nähe und die leise entstehende Liebe zwischen zwei verletzten Menschen hätte viel Potenzial für Tiefe und Entwicklung geboten. Leider bleibt der Roman für mich hinter diesen Möglichkeiten zurück. Er hat mich nicht so berührt, wie ich es mir gewünscht hätte, und hinterlässt am Ende eher das Gefühl, dass hier noch viel mehr hätte erzählt werden können.

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Veröffentlicht am 29.08.2025

Aufsteiger - Viel mehr als ein Karriereroman

Aufsteiger
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Dieses Buch hat mich mehrfach überrascht – und zwar auf eine Weise, die ich nicht erwartet hätte. Der Klappentext lässt zunächst einen typischen Karriereroman vermuten, doch Aufsteiger ist so viel mehr ...

Dieses Buch hat mich mehrfach überrascht – und zwar auf eine Weise, die ich nicht erwartet hätte. Der Klappentext lässt zunächst einen typischen Karriereroman vermuten, doch Aufsteiger ist so viel mehr und vor allem so viel besser, als er ankündigt. Ich bin sehr froh, es gelesen zu haben.

Im Mittelpunkt steht Felix Licht, der nach Jahren harter Arbeit die Krönung seiner Laufbahn erwartet: die Ernennung zum Chefredakteur. Doch an dem Tag, an dem er fest mit dieser Position rechnet, wird nicht er, sondern Zoe Rauch ernannt – jene Frau, die einst als Praktikantin bei ihm angefangen hat.

Man könnte meinen, die Handlung beschränke sich nun auf gekränkte Eitelkeiten und verletzte Gefühle in einer von Konkurrenz geprägten Medienwelt. Doch Peter Huth gelingt es, sehr viel tiefer zu gehen. Die Figuren sind mit einer Intensität gezeichnet, die sie äußerst nahbar und sympathisch macht – sowohl Felix als auch Zoe, die als gleichwertige Hauptfiguren auftreten. Selbst der Verleger Berg, der auf den ersten Blick als kantige, beinahe bedrohliche Gestalt wirkt, überrascht mit einer feinfühligen, tiefgründigen Seite, die ihn zu einer vielschichtigen Persönlichkeit macht.

Aufsteiger ist damit keineswegs nur eine Geschichte über Frauenquoten oder den Kampf um Führungspositionen. Es ist auch ein Roman über Liebe, Respekt und den Wandel unserer Gesellschaft. Huth gelingt ein spannendes Spannungsfeld zwischen traditionellem Journalismus und digitaler Meinungsbildung durch Influencer und soziale Medien. Gleichzeitig verwebt er aktuelle politische Themen – zum Beispiel Klimaproteste – geschickt in die Handlung.

Das Buch beginnt so, wie man es nach dem Klappentext erwarten würde: Felix als ehrgeiziger Karrieremann, gefangen zwischen Job und Familie, kurz vor seinem vermeintlich sicheren Aufstieg. Doch schon bald entwickelt sich daraus eine Geschichte, die breiter und tiefer ist, voller Wendungen und kluger Beobachtungen.

Auch das Cover passt wunderbar zum Inhalt. Die Farben und das Motiv haben mich sofort angesprochen – und erst im Laufe der Lektüre wurde mir klar, wie stimmig das Bild des Reihers ist. Dass dieses Motiv gewählt wurde, halte ich für eine großartige Entscheidung.

Peter Huth zeigt hier sein ganzes Können: Aufsteiger ist nicht nur hervorragend erzählt, sondern auch sprachlich ein Genuss. Ein Roman, der intelligent, berührend und gleichzeitig hochaktuell ist – und der mich noch lange nach dem Zuklappen beschäftigt hat.

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