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Veröffentlicht am 16.02.2025

Gelungener Auftakt der geplanten Serie

Der Sternenstaubdieb
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3,5 Sterne

Chelsea Abdullahs "Der Sternenstaubdieb" führt uns in die Welt der Dschinns, Magie und ganz generell der Märchen aus dem mittleren Osten. Viele bekannte Märchenfiguren werden modernisiert und ...

3,5 Sterne

Chelsea Abdullahs "Der Sternenstaubdieb" führt uns in die Welt der Dschinns, Magie und ganz generell der Märchen aus dem mittleren Osten. Viele bekannte Märchenfiguren werden modernisiert und in einem neuen Kontext wiedergegeben. So treffen wir auf die 40 Räuber, auf eine abgewandelte Form der Geschichte von Schahriyar und Scheherazade und so weiter und sofort. Diese Geschichten in neuem Gewand in eine übergeordnete Geschichte rund um Intrigen, Mord und Verrat eingebettet (wieder) zu entdecken, macht ungemeine Freude.

Gut gefallen hat mir auch, dass Chelsea Abdullah ihre Charaktere nicht nur schwarz-weiß zeichnet, sondern - wie auch im echten Leben - viele Grautöne einfügt. Dadurch ist es möglich, dass sich zumindest einige Charaktere im Lauf der Geschichte charakterlich weiterentwickeln. Diesen Entwicklungen zu folgen, hat mir viel Spaß bereitet.

Natürlich gibt es "den Bösewicht". Wer das ist, ist relativ schnell klar. Und auch wenn er keine echte Entwicklung durchmacht, gibt Chelsea Abdullah ihm im Verlauf des Romans genug Hintergrundgeschichte, dass man ihn als LeserIn zwar immer noch furchtbar findet, aber immerhin versteht, wie es so weit kommen konnte.

Auch der Kampf zwischen Menschen und Dschinns wird nicht einseitig erzählt. Es gibt - wie im echten Leben - verschiedene Perspektiven auf die Gründe und die daraus resultierenden Konsequenzen, weshalb Menschen Dschinns und Dschinns Menschen töten. Und wie im echten Leben werden keine einfachen Antworten geliefert.

Chelsea Abdullah erschafft eine fantastische Welt, aber man merkt leider auch, dass es sich um einen Debütroman handelt. Einzelne Segmente sind unausgegoren. Immer wieder kommt es vor, dass sie Orten kein Leben einzuhauchen vermag, weil sie zu wenig Beschreibungen liefert. Ich brauche keine ausufernden Beschreibungen, aber wenn ein Diwan einfach als gegeben präsentiert wird und kaum beschrieben wird, bleibt er leblos. Immerhin wird das im letzten Drittel des Romans besser.

Ähnlich verhält es sich mit der Reise an sich. Eine Reise lebt von ihren Details. Diese fehlen hier fast komplett. Klar, unsere HeldInnen landen mal in einem Sandsturm, aber davon abgesehen fehlen mir viele Details, um die Reise vor meinem geistigen Auge tatsächlich stattfinden zu lassen. Stattdessen finden gefühlt vor allem Ortsprünge statt.

Ich hatte oft den Eindruck, dass die Autorin das Hauptaugenmerk auf die Action gelegt hat. Das zeigt sich unter anderem darin, dass praktisch kein Reiseabschnitt ohne eine Kampfszene auskommt - mit einem Endkampf zum Ende des Romans. Das ist grundsätzlich okay für mich, war aber letztlich durch die Menge dann letztlich austauschbar und irgendwann langweilig, zumal die vielen Kampfszenen nicht darüber hinwegtäuschen können, dass eine grundsätzliche Liebe zum Detail fehlt.

Und doch hat mir "Der Sternenstaub" alles in allem gefallen. Angelegt als Trilogie hat der Roman einen Cliffhanger, der aber aus meiner Sicht erträglich ist. (Ich hasse Cliffhanger.) Ich traue Chelsea Abdullah zu, den zweiten Teil ausgewogener und insgesamt deutlich besser zu präsentieren. Das Potenzial ist definitiv vorhanden.

Fazit: Auftakt einer Trilogie, der meiner Meinung nach oft unausgegoren ist, was daran liegen dürfte, dass es sich um einen Debütroman handelt. Mir gefällt die Idee sehr und es ist toll, die Entwicklung der ProtagonistInnen mitzuerleben. Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil!

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Veröffentlicht am 13.02.2025

Tolles Buch mit Infos zu (ausgewählten) Gewürzen und wunderbaren Rezepten

Gewürzliebe
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Mich hat zunächst das Cover von "Gewürzliebe" angelacht. Ich mag die Farben und die Schlichtheit. Dennoch ist sofort erkennbar, um was es geht. Und dann ist da natürlich der Titel, der so hinreißend einfach ...

Mich hat zunächst das Cover von "Gewürzliebe" angelacht. Ich mag die Farben und die Schlichtheit. Dennoch ist sofort erkennbar, um was es geht. Und dann ist da natürlich der Titel, der so hinreißend einfach ist, aber dank der Einbindung des Wortes "Liebe" dermaßen positiv daher kommt, dass ich das Buch unbedingt lesen musste.

Aber auch aus persönlichen Gründen interessiert mich alles, was mit Gewürzen (und Kräutern) zu tun hat. Ich darf nur 4 Gramm Salz pro Tag - und das nicht auf einmal, sondern gut verteilt - zu mir nehmen. Ich bin muss also meine Ernährung umstellen. Um nicht auf Geschmack verzichten zu müssen, bin ich auf Gewürze (und Kräuter) angewiesen. Auch aus diesem Grund hat mich "Gewürzliebe" sofort angesprochen.

Nun soll es aber endlich um den Inhalt gehen! Da wären natürlich erst einmal die wunderschönen Bilder, die die Texte und natürlich die Rezepte begleiten. Allein die machen schon wahnsinnig Appetit - und Lust, Gewürze einzusetzen und die Rezepte auszuprobieren.

Vor allem aber hat ich das Buch inhaltlich überzeugt.

Nach der mittlerweile üblichen "Einleitung", in der sich die Autorinnen vorstellen und die Gründe benennen, warum sie dieses Buch schreiben, folgt auch schon das Kapitel "Grundlagen", das vor allem für EinsteigerInnen in die Thematik Gewürze interessant sein dürfte. Hier wird bereits darauf eingegangen, wie man für sich die richtigen Gewürze aussucht, worauf man beim Einkauf achten sollte, wie die Gewürze nach dem Kauf richtig gelagert werden und wie man generell richtig mit ihnen kocht (also sie mahlt, röstet, backt und so weiter). Allein dieses Kapitel rechtfertigt meiner Meinung nach bereits den Kauf des Buches, denn es ist für mich absolut hilfreich und erhellend gewesen. Ganz am Ende gibt es noch eine Übersicht mit Hinweisen zu den Rezepten.

Dann geht es auch schon weiter mit dem Abschnitt "Gewürze". Die Vielfalt ist so groß, dass die Autorinnen natürlich nicht auf jedes einzelne Gewürz eingehen können. Deshalb haben sie sich entschlossen, eine kleine Auswahl - diese aber ausführlich - vorzustellen, die dann auch im späteren Rezeptteil auftauchen wird.

Den Auftakt macht Piment - und auch hier habe ich unglaublich viel gelernt, obwohl die Ausführungen gerade einmal zwei Seiten einnehmen. Herrlich! Weiter geht es mit Amchur, Kümmelsamen, Kardamom, Chili, Zimt, Koriandersamen, Pul Biber und so weiter und so fort. Alles in allem wird eine schöne Mischung aus weithin bekannten und weniger bekannten Gewürzen geboten. Zu jedem Gewürz erfahren wir viele interessante Hintergründe - wie sie nach Europa gelangt sind, was das Gewürz geschmacklich bietet, wie man es am besten zubereitet etc. Faszinierend fand ich diesbezüglich auch die Vielfalt von Kümmel! Kreuzkümmel, Schwarzkümmelsamen, Kümmel - es gibt eine Riesenauswahl, von der ich bisher gar nichts wusste!

Es war und ist extrem interessant, diesen Abschnitt zu lesen. Mir hat auch die Auswahl gefallen. Wer hätte gedacht, dass Pfefferkörner als Gewürz so viel mehr zu bieten haben als das, was wir im Supermarkt in den Gewürzregalen finden?

Den Abschluss des Abschnitts "Gewürze" bildet - und dafür bin ich sehr dankbar - Ausführungen zur "Golden-Milk-Gewürzmischung" inklusive Zutatenliste, so dass ich zukünftig selbst meine Mischung herstellen kann sowie "House Blend" der Firma Rooted Spices, ebenfalls inklusive Zutatenliste und Tipps.

Das Schöne ist, dass alles genau richtig präsentiert wird. Die Ausführungen sind weder zu lang noch zu kurz, sondern bieten genau das, was wir LeserInnen erwarten können (und vielleicht ein bisschen mehr).

Weiter geht geht es dann mit dem Rezeptteil. Den Anfang macht der Abschnitt "Frühstück und Brunch". Schon das erste Rezept hat mir so gut gefallen, dass ich es gleich nachgebacken habe. Und was soll ich sagen? Das Resultat ist ausgesprochen schmackhaft. Zutatenliste, Mengenangaben und Vorgehensweise funktionieren gut. Ich hatte keine Probleme. Die restlichen Rezepte sind ebenso ansprechend, aber ich konnte sie noch nicht ausprobieren.

Weiter geht es dann mit "Einfache Abendessen". Die Zutatenlisten wirken oft etwas lang, dafür, dass es sich um "einfache" Abendessen handelt, aber hat man alles vorrätig, ist alles nur noch halb so schlimm. Tatsächlich sind die Rezepte mit alles in allem ziemlich geringem Aufwand zuzubereiten. Wie schon bei den Rezepten zu "Frühstück und Brunch" ist alles stimmig. Mir gefällt auch, dass oben unter der Bezeichnung des Gerichts auf die Seiten, auf denen man die benötigten Gewürze näher beschrieben findet, verwiesen wird. So muss man nicht lange suchen, wenn man weitere Informationen zu den Gewürzen sucht.

Bei den einfachen Abendessen bietet sich schon eine sehr schöne Auswahl verschiedenster regionaler Einflüsse - japanisch angehauchte Rezepte finden hier ebenso wie Einflüsse aus der Karibik, dem Mittleren Osten und so weiter. Gut gefällt mir auch, dass einige vegetarische Gerichte Eingang gefunden haben. Insgesamt ist es aber doch fleisch- und fischlastig.

"Köstliches fürs Wochenende" ist schon etwas aufwändiger, aber immer noch relativ einfach bzw. ohne übermäßigen Aufwand nachzukochen. Hier dominieren Fleisch- und Fischgerichte, vegetarische Gerichte gibt es vor allem als Salate oder abgewandelte Beilagen. Klar, sie sind schmackhaft, aber abgesehen von einem wunderbaren indischen Gericht fand ich die Auswahl für VegetarierInnen ehrlich gesagt ziemlich einfallslos. Fleisch- und FischesserInnen kommen dafür aber voll auf ihre Kosten! Hier habe ich mich am Togarashi-Hähnchen probiert. Auch dieses Rezept funktioniert sehr gut, das Ergebnis ist ausgesprochen schmackhaft. Allerdings gehört es zu den Rezepten, die Zeit und Geduld erfordern. Dass es Geschmacksexplosionen verursacht ist also das Mindeste!

"Beilagen und Snacks" bietet verführerische Rezepte, die teilweise so einfach sind, dass ich mich frage, warum ich nicht von allein darauf gekommen bin. Aber auch dafür sind Rezeptbücher toll: Sie erinnern uns, dass gute Küche nicht immer superaufwändig sein muss. Einfacher als Ofenkürbis (diesmal mit Gewürzen zubereitet, auf die ich nie im Leben allein gekommen wäre) geht es kaum. Aber wie schön, dass dieses Rezept trotzdem den Weg in das Buch und. zu mir nach Hause geschafft hat!

Den Abschluss des Rezeptteils bildet mein Lieblingsabschnitt in jedem Kochbuch und bei jedem Menü: "Süßes und Gebäck". Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wer da nicht schwach wird, lässt sich was entgehen! Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur daran denke, was ich mir da in nächster Zeit gönnen werde.

Den Abschluss des Buches bilden die übliche Vorstellung der Autorinnen, Danksagung und Register sowie Bezugsquellen.

Fazit: Ein wunderbares Kochbuch, das ich gerne nutze. Ich habe viel über ausgewählte Gewürze gelernt. Der Rezeptteil bietet eine große Bandbreite wunderbarer Gerichte. Von einfachen bis aufwändigen Gerichten ist alles dabei. Ich persönlich hätte mir etwas mehr Einfallsreichtum bei den vegetarischen Hauptgerichten gewünscht.

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Veröffentlicht am 11.02.2025

Super zu lesen, angenehm differenziert

Toxisch Reich
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Sebastian Klein dürfte den meisten Menschen bekannt sein als einer der Gründer der App Blinkist. Der Verkauf seiner Anteile an der App hat ihn reich gemacht. Zudem engagiert er sich zum Beispiel über taxmenow ...

Sebastian Klein dürfte den meisten Menschen bekannt sein als einer der Gründer der App Blinkist. Der Verkauf seiner Anteile an der App hat ihn reich gemacht. Zudem engagiert er sich zum Beispiel über taxmenow für einen gerechteren Umgang mit Vermögen. Ähnlich wie Marlene Engelhorn widmet er sich entschlossen für eine gerechtere Gesellschaft und dafür, überreiche Menschen stärker zu besteuern, um deren Macht und schlechten Einfluss auf die Gesellschaft einzudämmen.

Mit seinem Buch "Toxisch reich - Warum extremer Reichtum unsere Demokratie gefährdet" erläutert er zum einen seine Beweggründe, einen Großteil seines Vermögens zu spenden, zum anderen, warum extremer Reichtum eine Gefahr für gesellschaftlichen Zusammenhalt und damit Demokratien darstellt.

Aufgeteilt ist das Buch im Wesentlichen in zwei Abschnitte, die in mehrere Kapitel unterteilt sind. Der erste Abschnitt behandelt das "Heute", als den Ist-Zustand. Der zweite Abschnitt widmet sich dem "Morgen", als unserer Zukunft bzw. einer wünschenswerten Zukunft.

Um es vorwegzunehmen: Mir hat das Buch gefallen. Das liegt zum einen an dem angenehmen Schreibstil von Sebastian Klein, der keine abgehobenes Fachvokabular verwendet, sondern sich allgemeinverständlich ausdrückt. Zum anderen argumentiert er differenziert. Soll heißen: Er wettert nicht gegen Reichtum an sich, sondern gegen Überreichtum, wie er von Elon Musk, Marc Zuckerberg, Bill Gates, aber auch Susanne Klatten, die Oetker-Familie und so weiter angehäuft wurde und wird.

An lebensnahen und gut verständlichen Beispielen zeigt er auf, dass diese Überreichen in vielerlei Hinsicht eine Gefahr nicht nur für unsere Gesellschaft und das Gemeinwohl darstellen, sondern auch für unsere Demokratie. Er zeigt auf, dass keiner (oder kaum einer) von den Überreichen ihren Reichtum allein durch eigene Arbeit/Leistung erschaffen hatte, sondern sie alle entweder durch Erbschaft (prominentestes Beispiel ist sicherlich Susanne Klatten) oder wohlhabendes Elternhaus (Gates, Musk, Zuckerberg etc.) Startbedingungen hatten, die der Mehrheit nicht zur Verfügung stehen.

Er beschreibt auch, dass arme Menschen bei weitem nicht die gleichen Chancen haben wie Kinder aus wohlhabendem Haus. Er führt aus - und belegt dies -, dass arme Menschen nicht nur bei der Bildung, bei Jobchancen, sondern auch vor Gericht benachteiligt werden.

Vor allem aber zeigt er auf, wie viel Macht extrem reiche Menschen angehäuft haben - nicht nur in den USA, wo es besonders auffällig ist, sondern auch in Deutschland.

Das alles belegt Sebastian Klein sehr gut anhand von Fußnoten und Interviews. Einige Thesen spiegeln seine eigene Meinung wider - und das ist okay, denn der Großteil dessen, was er anführt, belegt er. Ich persönlich hätte mir bei einigen Meinungspassagen bzw. Rückschlüssen gewünscht, sie wären etwas deutlicher als solche gekennzeichnet gewesen, statt sie wie Fakten zu präsentieren.

Der zweite Teil, "Morgen", ist ein Blick in die Zukunft wie Sebastian Klein sie sich wünscht, ohne ins Utopische abzugleiten. Er stellt Mittel und Wege vor, wie die extremen Ungleichheiten, die derzeit vorherrschen, seiner Meinung nach beseitigt werden können. Das fängt damit an, zum Beispiel mit dem gängigen "Leistungs"begriff aufzuräumen und Leistung nicht allein über die Anhäufung von Vermögen zu definieren, sondern darüber, welchen gesellschaftlichen Mehrwert Leistung erbringt. Es geht weiter mit einer echten progressiven Besteuerung. Auch hier bringt er sehr gute Beispiele, bezieht sich unter anderem auf Vorschläge der OECD und so weiter.

Ich kann und will nicht jede Einzelheit des Buches wiedergeben, das würde den Rahmen der Rezension sprengen, aber "Toxisch reich" ist ein alles in allem sehr erhellendes Buch. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was Sebastian Klein schreibt, aber er schreibt und argumentiert sehr gut und ich persönlich stimme ihm in den meisten Punkten zu.

Ich habe unglaublich viele Passagen markiert, beenden möchte ich meinen Text zu dem Buch aber mit folgendem Zitat aus "Toxisch reich", das im Prinzip die beste Zusammenfassung des Buches liefert, die möglich ist:

"In unserer hyperindividualisierten Gesellschaft wird gern ausgeblendet, dass Menschen mit viel Geld auch eine besonders hohe Verantwortung für das Wohl der ganzen Gesellschaft tragen. Es ist an der Zeit, von ihnen zu fordern, sich endlich dieser Verantwortung zu stellen."

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Veröffentlicht am 01.02.2025

Auf Papier gedruckte Langeweile

Das Dinner – Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?
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Die Prämisse von Emily Rudolfs "Das Dinner" ist toll: Fünf Freunde treffen sich zu einem Krimi-Dinner in einem abgelegenen Restaurant. Doch schon bald stellt sich heraus, dass das zu lösende Rätsel stärker ...

Die Prämisse von Emily Rudolfs "Das Dinner" ist toll: Fünf Freunde treffen sich zu einem Krimi-Dinner in einem abgelegenen Restaurant. Doch schon bald stellt sich heraus, dass das zu lösende Rätsel stärker in der Realität verankert ist als gedacht. Offenbar hat jemand in der Runde im Sinn, die Umstände des Verschwindens einer gemeinsamen Freundin genauer zu betrachten. Nun stellt sich die Frage: Ist die gemeinsame Freundin nur verschwunden oder wurde sie ermordet? Und wenn sie ermordet wurde, wer steckt dahinter?

Ich habe vorher noch nichts von Emily Rudolf gelesen. Insofern wusste ich nicht, was mich schriftstellerisch erwartet. Dass "Das Dinner" furchtbar werden würde, hätte ich allerdings nicht erwartet - und ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo ich anfangen soll.

"Das Dinner" ist kein Thriller. Der Roman ist dermaßen langatmig, spannungsarm und zäh erzählt, dass die Bezeichnung "Thriller" auf dem Cover schlicht irreführend ist.

Die Zähigkeit resultiert vor allem daher, dass Frau Rudolf sich entschieden hat, JEDE noch so nebensächliche Einzelheit aus FÜNF Perspektiven zu erzählen. Und das wohlgemerkt auf zwei Zeitebenen. Könnt ihr euch vorstellen, wie langweilig es ist, über 430 Seiten jede Kleinigkeit mindestens fünfmal serviert zu bekommen (und in der Gegenwart teilweise zusätzlich diskutiert zu lesen)? Jep. Genau. Es ist entsetzlich zäh, zumal Nebensächlichkeiten bis zum Erbrechen wiederholt werden.

Dummerweise sorgt Emily Rudolf noch nicht einmal durch Tempowechsel, erhellende Hinweise oder gar - Gott bewahre! - abwechslungsreiche Sprache (fünf Perspektiven, die alle gleichermaßen monoton und im gleichen Sprachduktus geschrieben worden sind, müssen reichen, sorry, wo kämen wir hin, wenn sich die Autorin Mühe gäbe?) für wenigstens ein bisschen Schwung. Nein, lieber quält sie uns LeserInnen mit Monotonie und und Überlänge.

Hinzu kommt, dass Emily Rudolf zu allem Überfluss ein Frauenbild präsentiert, das meiner Meinung nach erstens nichts mit der Realität zu tun hat (Frauen sind stets willig, geben sich jedem Mann hin, sind hilflos und so weiter und so fort) und beschreibt lieblos völlig sinnentleert immer wieder ausgesprochen langweilige Sexszenen, die als dumpfer Rein-Raus-Sex noch nicht einmal ansatzweise Spaß machen - da sind selbst Pornos origineller. Die Häufigkeit wird insofern wiedergutgemacht, indem die Sexszenen wenigstens kurz sind. Halleluja! Man wird so dankbar für derlei Kleinigkeiten, wenn man dieses Buch lesen muss.

Tja, und dann kommt sie endlich, die Auflösung: Und ja, sie ist genauso frech wie der vorangegangene Rest des Romans. Natürlich gibt's am Ende noch einen Twist. Ich fand ihn vorhersehbar, aber selbst wenn er mich total überrascht hätte, hätte es den "Thriller" nicht mehr retten können.

"Das Dinner" ist Papier- und Zeitverschwendung. Dass der Verlag dafür satte 18 Euro verlangt, ist nicht nachvollziehbar.

Dass ich den Pseudo-Thriller bis zum Ende gelesen und nicht abgebrochen habe, liegt daran, dass ich das Buch für eine Leserunde gewonnen habe.

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Veröffentlicht am 22.01.2025

Ein tolles Kinderbuch!

Mein Freund Otto, das große Geheimnis und ich
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"Mein Freund Otto, das große Geheimnis und ich" von Silke Lambeck hat meinem Sohn und mir sehr gut gefallen. Das Buch wird ab einem Alter von 9 Jahren empfohlen. Dieser Empfehlung schließe ich mich an.

Es ...

"Mein Freund Otto, das große Geheimnis und ich" von Silke Lambeck hat meinem Sohn und mir sehr gut gefallen. Das Buch wird ab einem Alter von 9 Jahren empfohlen. Dieser Empfehlung schließe ich mich an.

Es handelt sich bei diesem Buch um einen zweiten Teil. Allerdings ist Silke Lambeck so geschickt vorgegangen, dass man es gut lesen kann, ohne den Vorgänger-Band zu kennen.

Besonders gut hat mir gefallen, dass Silke Lambeck es schafft, in diesem Buch schwierige Themen kindgerecht zu verarbeiten. Das gelingt ihr zu allem Überfluss auch noch auf ausgesprochen charmant-humorige Weise. Mein Sohn jedenfalls hat die Mischung aus Witz, flotten Sprüchen, Spannung und Drama sehr genossen. Ich übrigens auch.

Garniert werden Silke Lambecks wunderbare Ideen mit Bildern von Barbara Jung, die das Buch optisch auflockern. Ich erwähnte das deshalb, weil zum Beispiel mein Sohn Bücher komplett ohne Bilder (noch) total langweilig findet. Dieses hier fand er also nicht nur wegen der Geschichte, sondern auch wegen der Illustrationen klasse.

Ich hatte bereits erwähnt, dass in dem Buch nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. Zum einen streiten sich die Eltern von Otto zwar immer, diesmal aber so heftig, dass Otto Mutter sogar auszieht! Außerdem haben Matti und Otto eine neue Mitschülerin, Mina, die bei Matti ÜBERmäßige Gefühle auslöst. Und dann gibt's noch das Thema Gewalt in der Familie - und ich hätte nicht gedacht, dass man dieses Thema derart gut in einer Geschichte für Kinder einweben kann, ohne dass es Kinder überfordert oder ihnen schlaflose Nächte bereitet. Dafür ziehe ich meinen Hut vor Silke Lambeck.

Silke Lambeck erzählt ihre Geschichte mit viel Herz, Humor und vor allem kindgerecht, ohne dass es jemals langweilig oder nervend wird. Alle Handlungsstränge ergeben Sinn und auch wenn schwierige Themen ihren Eingang gefunden haben, ist das Buch vor allem unterhaltsam und zeugt von Respekt der jungen Leserschaft gegenüber.

Von mir gibt's eine klare Kaufempfehlung. Das Buch ist super!

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