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Veröffentlicht am 24.02.2018

Spannender Krimi zur Nachkriegszeit

Tausend Teufel
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Inhalt:
Zwei Jahre nach dem Bombardement Dresdens liegt die Stadt immer noch in Trümmern, im klirrend kalten Winter fehlt es der notleidenden Bevölkerung an allem, zudem wird die Stadt von den Sowjets ...

Inhalt:
Zwei Jahre nach dem Bombardement Dresdens liegt die Stadt immer noch in Trümmern, im klirrend kalten Winter fehlt es der notleidenden Bevölkerung an allem, zudem wird die Stadt von den Sowjets kontrolliert, was die Lage für den Normalbürger nicht unbedingt einfacher macht. Um zu überleben wird denunziert und angeschwärzt, Grausamkeiten jeglicher Art stehen dabei an der Tagesordnung. Unter diesen prekären Voraussetzungen versucht Oberkommissar Max Heller seine Arbeit verrichten, als er zu einem Mord an einem russischen Soldaten gerufen wird. Doch bei dieser Leiche bleibt es nicht, neben ihr wird ein Rucksack mit dem abgetrennten Kopf eines vorerst Unbekannten gefunden. Bei seiner Ermittlungstätigkeit wird Heller von Seiten der russischen Behörden gehörig unter Druck gesetzt und kontrolliert, was es Heller ungemein schwer macht, seiner ehrlichen und rechtschaffenden Linie treu zu bleiben.

Handlung:
Wie schon der Vorgängerband „Der Angstmann“ spielt auch dieses Buch in der Nachkriegszeit, in der sich jeder selbst der Nächste ist, um sein nacktes Überleben zu sichern. Schwarzhandel, Manipulation und Vetternwirtschaft stehen an der Tagesordnung, sodass man oft nicht weiß, wem man wirklich vertrauen kann.

Schreibstil:
Der einfach strukturierte Satzbau unterstreicht sehr schön die tristen Bedingungen der Bevölkerung im zerbombten Dresden, sodass man die einzelnen Szenen nahezu bildlich vor sich sieht. Die Geschichte selbst wird aus der Sicht des Protagonisten Max Hellers erzählt, was die Figuren Medvedev, Ovtscharov oder Karaschwili noch undurchsichtiger und geheimnisvoller werden lassen, da man keinen Zugang zu deren Gedankenwelt erhält. Der Autor lässt in seinen Beschreibungen sein profundes Wissen über das Dresden der Nachkriegszeit einfließen.

Charaktere:
Die Figuren des Max Hellers wie auch seiner Frau Karin werden sehr integer und ehrlich gezeichnet, sie gehen ihren rechtschaffenden Weg ohne Wenn und Aber, und helfen kompromisslos den Ärmsten der Armen, auch wenn sie sich dadurch selbst in höchste Gefahr begeben. Das macht die beiden ungemein sympathisch, sie stehen im krassen Gegensatz zu Menschen wie etwa Frau Schlüter, oder auch Herrn Gutmann, die auch allem ihren persönlichen Nutzen ziehen wollen. Auch die Russen Ovtscharov und Medvedev, wie auch der Georgier Karaschwili wirken verschlagen und durchtrieben und traut ihnen die hinterhältigsten Aktionen zu.

Cover:
Passend zum Inhalt ist auch das Cover eher schlicht gehalten, am Rande ist halb verdeckt das Mädchen mit einem Rucksack zu sehen, welcher vermutlich den abgetrennten Kopf des Ermordeten enthält. Alles überragend der Titel des Buch, der per Hand hingepinselt zu sein scheint!

Autor:
Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren, und lebt ebendort als Maler-und Lackierermeister mit seinen beiden Zwillingen.

Sprecher:
Mit Heikko Deutschmann als Sprecher wurde die ideale Besetzung für dieses Hörbuch gefunden, Seine mitreissende und doch auch sehr angenehme Stimme lässt das Ganze zu einem echten Ohrenschmaus werden!

Meinung:
Ein historisch sehr gut recherchierter Roman, bei dem man sich beim Hören manchmal dabei ertappt, dass man selbst zu frieren beginnt, weil die Erzählung so realistisch ist, dass man sich selbst in der klirrenden Kälte des kriegsgebeutelten Dresdens wähnt. Während des Hörens wird man dermaßen in seiner Denkweise, was die russischen Soldaten betrifft, beeinflusst, dass man ihnen alles zuzutrauen beginnt, was die Geschichte umso spannender macht.

Persönlicher Kritikpunkt:
Ich habe mir „Tausend Teufel“ als Hörbuch angehört, und fühlte mich anfangs durch die Fülle an schwer zu merkenden russischen Namen doch ein wenig überfordert. Bei einer Printversion des Buches ist dieser Effekt sicherlich nicht so groß wie bei der Hörvariante. Vielleicht würde ein Verzeichnis der Namen mit der jeweiligen Funktion im Inneren des Hörbuchs den Einstieg in die Erzählung ein wenig erleichtern?

Fazit:
Ein sehr berührender Kriminalroman, der in der Nachkriegszeit spielt, der aber auch erschreckenden Bezug zur Armut in der Gegenwart herstellt. Zudem wird das Hörbuch perfekt dargeboten von einem überragenden Heikko Deutschmann.

Veröffentlicht am 24.02.2018

Originelle Buchidee

Und du kommst auch drin vor
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Inhalt:
Als die 15jährige Kim zusammen mit ihrer Schulklasse eine Autorenlesung besucht, ist sie wie vom Donner gerührt: Als Protagonistin dieses Buches wird eindeutig sie beschrieben, in diesem Buch ...

Inhalt:
Als die 15jährige Kim zusammen mit ihrer Schulklasse eine Autorenlesung besucht, ist sie wie vom Donner gerührt: Als Protagonistin dieses Buches wird eindeutig sie beschrieben, in diesem Buch scheint die Autorin Leah Eriksson bestens über ihr Leben Bescheid zu wissen, denn bis auf die Namensgebung stimmt in der Geschichte alles mit dem tatsächlichen Leben Kims überein! Kims Neugierde ist geweckt, doch als sich herausstellt, dass die Geschichte für einen von Kims Klassenkameraden tödlich ausgeht, setzt Kim alles daran, zusammen mit ihrer recht exzentrischen Freundin Petrowna, die Autorin kennenzulernen, um diese zu einer Änderung des Schlusses zu bewegen, um irgendwie das vermeintliche Schicksal des Jungen zu beeinflussen.

Handlung:
Eine sehr gruselige Vorstellung, sein eigenes Leben, bis ins kleinste Detail erzählt, in einem Buch vorzufinden! Verständlich, dass einen diese Erkenntnis erstmal völlig aus der Bahn wirft. Kim sieht sich von der Autorin ihres eigenen Lebens beraubt und versucht mit allen Mitteln, dem vorgegebenen Schicksal zu entrinnen, was sie zu recht kuriosen und erfrischend einfallsreichen Methoden greifen lässt, zu denen nur Teenager imstande sind. An diesem Punkt beginnen Realität und Fiktion zu verschwimmen, als Leser fragt man sich, inwieweit bildet sich das Mädchen alles nur ein, oder vermag die Autorin tatsächlich Einfluss auf Kims Leben zu nehmen?

Schreibstil:
Alina Bronsky bedient sich hier einer sehr modernen Sprache, von der ich mir vorstellen kann, dass sie sehr gut von Jugendlichen angenommen wird. Die Geschichte selbst wird in einer recht einfachen, aber sehr lockeren und erfrischenden Art aus der Sicht einer typischen 15jährigen erzählt, und wirkt dadurch sehr authentisch, sodass ich die 190 Seiten dieses Buches „in einem Rutsch“ gelesen habe.

Charaktere:
Die aus reichem Haus stammende Protagonistin Kim mit ihrer doch recht ich-bezogenen Art wirkt nicht unbedingt sympathisch, zumal sie die Tendenz hat, die Schuld für alles Negative, das ihr in ihrem bisherigen Leben passiert, bei anderen zu suchen und in keinster Weise bereit ist, Eigenverantwortung für ihr Tun zu übernehmen. In krassem Gegensatz dazu steht ihre beste Freundin Petrowna, die ganz augenscheinlich zwar daran zu knabbern hat, aus sehr ärmlichen Verhältnissen zu stammen, dies aber mit viel Originalität und Einfallsreichtum überspielt. Obwohl gleich alt, scheint sie in ihrem Tun wesentlich reifer zu sein als Kim, nicht zuletzt aufgrund ihrer Intelligenz und ihrem Empathievermögen, die denen einer durchschnittlichen 15jährigen weit übersteigen.

Cover:
Das Cover wirkt verspielt und dem Inhalt entsprechend jugendlich gestaltet. Sehr originell die Verwendung einer silbernen Spiegelfolie, mit der man den Titel hinterlegt hat, durch die Reflexion des eigenen Spiegelbildes hinter dem Schriftzug wirkt dieser wie ein versteckter Hinweis, der direkt an den Leser gerichtet ist.

Autorin:
Alina Bronsky wurde 1978 im russischen Jekaterinburg geboren, verbrachte ihre Jugend in Marburg und Darmstadt. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Berlin-Charlottenburg.

Meinung:
Ich fand die Idee für diese Geschichte sehr originell, in ein Buch mit seinem eigenen Leben konfrontiert zu werden. Trotz aller - zum Teil wirklich grotesken - Situationen, in die Kim hier gerät und die einen schmunzeln lassen, wird in diesem Buch aber auch ganz alltäglichen Teenager-Problemen Raum gegeben. So bekommt man Einblick in die Gedankenwelt eines Trennungskindes, das versucht mit den neuen Lebenspartnern der Eltern klarzukommen, und in das Gefühlschaos, in das Heranwachsende bei ihren ersten Kontakten mit dem anderen Geschlecht geworfen werden.

Fazit:
Ein Jugendbuch mit der Botschaft, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, um es aktiv zu gestalten und sich nicht irgendwelchen widrigen Umständen schicksalsergeben zu unterwerfen, und damit seine Möglichkeiten zu verspielen, in den Fluss des Lebens korrigierend einzuwirken.

Veröffentlicht am 24.02.2018

Ein gelungenes Kinderbuch, das zu Recht die Bezeichnung "Kinderkrimi" trägt

Rocky, die Gangster und ich oder wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!)
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Inhalt:
Felix, der in Mathematik keine große Leuchte ist, muss nach einer misslungenen Klassenarbeit um seine Versetzung bangen. Durch Zufall lernt er in einem Tierheim Rocky kennen, einen ehemaligen ...

Inhalt:
Felix, der in Mathematik keine große Leuchte ist, muss nach einer misslungenen Klassenarbeit um seine Versetzung bangen. Durch Zufall lernt er in einem Tierheim Rocky kennen, einen ehemaligen Polizeihund, der dort einige Zeit untergebracht worden ist, nachdem er durch eine jährliche Spürhund-Prüfung gefallen war, und freundet sich mit diesem an. Bei einem gemeinsamen Spaziergang geraten die beiden in die Fänge zweier Gangster, können sie diesen entkommen?

Handlung:
Felix hat sehr unter seinem fiesen Mathelehrer, Herrn Teufel, zu leiden, der keine Gelegenheit auslässt, Felix mit seinen schlechten Leistungen vor der gesamten Klasse bloß zu stellen und niederzumachen. Nicht viel besser ergeht es Rocky, der bei seiner jährlichen Prüfung als Spürhund kläglich versagt und schließlich im Tierheim landet. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals lernen sich die beiden kennen, als Felix im Tierheim mithilft. Sie freunden sich rasch an. Auf einer ihrer Spaziergänge, bricht der Polizeihund in Rocky durch und er nimmt die Fährte zweier Gangster auf, worauf er Felix in eine brenzlige Lage bringt, als sie von den Verbrechern entdeckt und gefangen gehalten werden.

Schreibstil:
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive des Jungen und aus jener des Hundes erzählt. Dabei wird auch ein wenig mit der Sprache gespielt: während man beim Kind klare, strukturierte Gedankengänge erkennt und die Sätze ausformuliert werden, wirken die Sätze des Hundes ein wenig konfus und hektisch, sind abgehackt und kurz – wie man es sich eben von einem hechelnden, in Alarmbereitschaft versetzten Hund erwarten würde, dem seine Gedanken einfach ohne jegliche Struktur ins Gehirn schießen. Zugegebenermaßen für ein Kind vielleicht ein wenig schwer zu lesen, trotzdem eine sehr gelungene sprachliche Darstellung. Die Geschichte ist unglaublich spannend geschrieben, sodass man sie in kürzester Zeit gelesen hat, weil man einfach wissen will, wie die beiden es schaffen, sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien.

Charaktere:
Die Hauptfiguren sind Felix und Rocky, beide werden sehr sympathisch dargestellt. Zum einen Felix, der seine liebe Not mit seinem aufsässigen Mathematiklehrer mit dem bezeichnenden Namen „Teufel“ hat, zum anderen der treu ergebene Hund Rocky, der einfach nur sein jeweiliges Herrchen glücklich sehen und ihm alles Recht machen will. Ihre Freundschaft und die gemeinsame Sorge um einander, lässt beide über sich hinauswachsen und zu Helden werden.
Im krassen Gegensatz zu den beiden, stehen auf der einen Seite die beiden Gangster, die in ihrem Tun besonders brutal und skrupellos erscheinen, sodass man ihnen alles Böse zutraut und auf der anderen Seite , wie bereits erwähnt, der fiese Lehrer Teufel, der keine Gelegenheit auslässt, um Felix niederzumachen.

Cover:
Das Cover wirkt recht poppig, ist kindgerecht und witzig gestaltet, sodass es unter Garantie auffällt, wenn es in der Buchhandlung steht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich aufgrund des Covers ein eher kindlicheres Buch erwartet und nicht mit so viel Spannung gerechnet hätte....

Autor:
Nach mehrjähriger Arbeit auf dem „Schulschiff Deutschland“ studierte Fritz Fassbinder Nachrichtentechnik, danach widmete er sich mehreren Projekten und Entwicklungstätigkeiten für eine Spacelab-Mission der ESA. Heute arbeitet er für das Innenministerium im Polizeiumfeld und ließ sich davon auch zu seinem ersten Kinderbuch mit Krimihandlung inspirieren.

Illustrationen:
Die am Beginn jeden Kapitels zu findenden Illustrationen stammen allesamt von Sonja Kurzbach, die nach ihrer Ausbildung zu Mediengestalterin nun in Berlin lebt und dort als freie Illustratorin arbeitet.

Meinung:
Ein toll geschriebenes Kinderbuch, das die Freundschaft zwischen Tier und Mensch hervorhebt und zeigt wie wertvoll ein echter Freund ist, auf den man sich hundertprozentig verlassen kann. Der kleine Einblick in die Gedankenwelt eines Hundes ist sehr originell und gut gemacht, man könnte fast auf die Idee kommen, dass ein Hund manchmal durchaus so „tickt“ und sich so äußern würde, wenn er könnte! Man hat nie den Eindruck, dass der Hund übertrieben vermenschlicht dargestellt wird, manchmal sind bei ihm auch niedere Triebe vorrangig und die Gedankenwelt des Hundes kreist dann eben primär um das Fressen oder das nächste Leckerli!

Persönliche Kritikpunkte:
Wie bereits oben angesprochen, könnte der teilweise recht abgehackte Stil der, vorherrscht, wenn aus der Perspektive des Hundes erzählt wird, eher kleineren Lesern Probleme bereiten. Bereits größere Kinder bzw. fortgeschrittene Leser werden jedoch gerade an dieser Darstellungsform ihre Freude haben und zum Schmunzeln gebracht werden.

Fazit:
Ein wirklich gelungenes, gut geschriebenes, spannendes aber auch entzückendes Kinderbuch, das die Bezeichnung „Kinderkrimi“ zu Recht trägt!

Veröffentlicht am 24.02.2018

Eine bezaubernde Katzengeschichte mit Herz

Darcy - Der Glückskater als Retter in der Not
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Inhalt:
Dies ist der sechste Band der Kurzromanreihe rund um den Glückskater Darcy, der seine Familie während eines Urlaubs verlor, und dessen größter Wunsch es ist, wieder mit seiner Familie vereint zu ...

Inhalt:
Dies ist der sechste Band der Kurzromanreihe rund um den Glückskater Darcy, der seine Familie während eines Urlaubs verlor, und dessen größter Wunsch es ist, wieder mit seiner Familie vereint zu werden. In jedem der Bücher wird eine Station auf dieser abenteuerlichen Reise näher beleuchtet. So auch in Band sechs, in dem Darcy auf die Café-Besitzerin Briony im südenglischen Dorf Little Nymfield trifft, die sich durch die Eröffnung eines zweiten Cafés im Dorf an den Rand ihrer finanziellen Existenz gedrängt fühlt. Wird es die beherzte Briony mit Hilfe des Katers trotzdem schaffen, sich gegen die aalglatt agierenden Inhaber des Konkurrenzlokals zur Wehr zu setzen?

Handlung:
Obwohl der Kater eigentlich im Mittelpunkt dieser Buchreihe steht, hält sich dieser während des Geschehens eher vornehm im Hintergrund und greift nur sehr subtil in die Geschehnisse ein. Hauptakteurin wird dadurch die Lokalinhaberin Briony, die seit Jahren schon zusammen mit ihrer Freundin Kiki das Lokal betreibt. Ihre Torten und Scones sind seit längerem weithin bekannt, und doch scheint ihr das neue Lokal mit seinen findigen Verkaufsmethoden den Rang abzulaufen. Hier ist guter Rat teuer!

Schreibstil:
Gesine Schulz schafft durch ihren wunderbar bildhaften Schreibstil eine unheimlich angenehme Atmosphäre, sodass man beim Lesen die frischgebackenen, duftenden Scones zu riechen meint. Man wähnt sich richtiggehend als Cafe-Besucher vor Ort, so gut ist alles beschrieben.

Charaktere:
Briony, ihres Zeichens Inhaberin des kleinen Cafés in Little Nymfield besticht durch ihre ehrliche und erfrischende Art, sodass man sie sofort ins Herz schließen muss. Selbst an den finanziellen Ruin gedrängt, hat sie trotzdem noch ein offenes Ohr für Menschen in Not und selbst eine ihr unbekannte, verletzte Katze wird von ihr gesundgepflegt, und sie kümmert sich für deren tierärztliche Versorgung. Ihre Gegenspieler, ihre ehemalige, schon damals verhasste Schulkameradin Nicole und deren nicht minder mit allen Wassern gewaschene Ehemann Desmond stehen im extremen Kontrast zu Briony. Aber obwohl Nicole und Desmond keine Gemeinheit gegenüber Briony scheuen und sie mit allen Mitteln versuchen, diese finanziell zu ruinieren, lässt sich Briony nicht auf ihr Niveau herab, sondern geht geradlinig ihren Weg.

Cover:
Eine den Leser wachsam beobachtende dreifärbige Glückskatze vor einem malerischen englischen Cottage gibt bereits erste Hinweise auf den Inhalt des Buches und setzt dabei den Stil der vorherigen Bände der Buchreihe fort, sodass man auf den ersten Blick erkennt, dass es sich hierbei um eine weitere Geschichte rund um „Darcy“ handelt.

Autorin:
Gesine Schulz wurde in Niedersachsen geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach ihrer Ausbildung zur Bibliothekarin verbrachte über zehn Jahre in Irland, Manhattan, Berner Oberland, Bogotá und La Paz, wo sie Bibliotheken reorganisierte, in einem Hotel arbeitete und an archäologischen Ausgrabungen teilnahm. Zurück in Essen, verschrieb sie sich jedoch ganz der Schriftstellerei.

Meinung:
Eine sehr angenehm zu lesende und berührende Geschichte über eine Frau, die sich trotz Widrigkeiten nicht davon abbringen lässt, ihren geradlinigen Weg zu gehen und ihr Herz für andere zu öffnen. Der Kater Darcy greift hin und wieder ins Geschehen ein, tut dies aber sehr subtil, sodass die Geschichte trotzdem glaubhaft bleibt. Die Erzählung selbst wird immer wieder mal aus der Sicht des Tieres geschildert, man hat jedoch nie den Eindruck, als würde das Tier in seiner Denkweise bzw seinem Auftreten vermenschlicht werden.
Als Leser fühlt man sich in dieser Geschichte unheimlich wohl, man schließt Briony und natürlich auch Darcy von Anfang an in sein Herz. Die Beschreibung des Lokals mit seinem Bezug zu historischen Details wirken so glaubhaft, dass man am liebsten nach Little Nymfield reisen möchte, um dies zu verifizieren.

Fazit:
Eine bezaubernde Geschichte, die nicht zu dick aufgetragen ist und wirklich Spaß macht zu lesen!

Veröffentlicht am 24.02.2018

Sehr authentisch, wenn auch äußerst brutal

Schwarzweiß
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Der Roman handelt von der Regina Bogner, welche als Stationsärztin im Maßregelvollzug in Hamburg arbeitet. Einer ihrer neuen Patienten ist der Insasse Niklas Rösch, welcher aufgrund seines perfiden Mordes ...

Der Roman handelt von der Regina Bogner, welche als Stationsärztin im Maßregelvollzug in Hamburg arbeitet. Einer ihrer neuen Patienten ist der Insasse Niklas Rösch, welcher aufgrund seines perfiden Mordes an einer jungen Schwarzen mit der Diagnose Schizophrenie eingewiesen worden ist. Regina, die ihn als zuständige Ärztin betreut, erkennt jedoch bald, dass es sich dabei um eine Fehldiagnose handelt, wird von ihrem Vorgesetzten Löhner in ihre Schranken gewiesen, da sie nicht die Position innehat, eine Diagnose eines renommierten Arztes in Frage zu stellen. Die Medikation Rösch wird daher aufgrund der Diagnose Schizophrenie verabreicht, von deren Wirkung Regina bei Rösch nicht im Geringsten überzeugt ist. Auf sie macht Rösch eher den Eindruck eines Psychopathen, der wieder morden wird, sobald sich ihm die Gelegenheit dazu bietet. Verstärkt wird ihr Verdacht noch dadurch, dass Rösch in einer ihrer gemeinsamen Sitzungen erwähnt, dass dies nicht sein erster Mord gewesen wäre und er seine „Blutunschuld“ schon Jahre zuvor im Süd-Sudan verloren hat. Außerdem deutet er an, dass er alles über sie und ihre Vergangenheit in Nyala weiß. Regina hat nämlich in den Jahren zuvor gemeinsam mit ihrem Ehemann, einem gebürtiger Sudanesen, im Süd-Sudan eine Klinik in Nyala geleitet, diese Klinik war jedoch von Rebellen gestürmt worden, im Zuge dessen war ihr Mann grausam ermordet worden, sie jedoch war mit der gemeinsamen Tochter Anabel die Flucht gelungen. Alle weiteren Details versuchte Regina jedoch weitestgehend zu verdrängen, zu schmerzlich und erschütternd waren für sie damals die Einzelheiten gewesen. Da sie bisher niemandem davon erzählt hatte, sind diese Andeutungen Röschs für sie umso schlimmer zu ertragen. Da Rösch die verordneten Medikamente bereitwillig einnimmt, werden seine Auflagen von Seiten der Klinikleitung bald gelockert, was Regina vergeblich zu verhindern versucht. Als Rösch auf diese Weise kurz darauf seine Flucht gelingt, fürchtet Löhner um seinen Posten, und versucht alles Erdenkliche, um den Vorfall möglichst zu bagatellisieren. Als kurze Zeit später erneut ein bestialischer Mord geschieht, der eindeutig die Handschrift Röschs trägt, bekommt Regina, die bereitwillig den ermittelnden Beamten ihre Hilfe anbietet, unerwartet Schützenhilfe von ihrem bis dato dem Klinikvorstand treu ergebenen Kollegen Mark. Als nun auch ein Mord in Reginas näherem Umfeld passiert, muss Regina erkennen, dass auch sie und ihre Tochter Anabel in höchster Gefahr schweben.
Ein wirklich gut geschriebener, von der ersten Seite an fesselnder und spannender Roman! Aus der Art und Weise, wie etwa auch der Klinikalltag beschrieben ist und über den Psychopathen Rösch berichtet wird, sieht man, dass die Autorin Antonia Fennek selbst vom Fach ist und daher weiß, wovon sie schreibt. Das macht den Roman noch interessanter und authentischer! Die Figur Rösch in ihrer Undurchschaubarkeit ist sehr gut herausgearbeitet, die bestialischen Mordszenen sind zwar äußerst blutrünstig dargestellt und sicherlich nichts für zarte Gemüter, trotzdem komplettieren sie nur das Bild des brutalen Psychopathen. Regina Bogner, die behandelnde Ärztin wirkt souverän und gefasst, ihre innere Stärke mag sie durch die Gewalt mit der sie in Nyala konfrontiert war, erworben haben. Alles in allem ist das gesamte Werk gut durchdacht, und für den Leser in jeder Phase nachvollziehbar. Der Stil ist sehr flüssig und gut zu lesen, in keiner Phase wirkt der Roman auch nur irgendwie belehrend, auch wenn er logischerweise nicht ohne Fachvokabular auskommt. Das Coverbild in seiner Schlichtheit ist sehr gut gewählt und rundet meinen überaus positiven Eindruck von diesem Werk ab!