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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2025

Zwischen Freundschaft, Pflicht und Schicksal

Der Gautenthron
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Der Roman beginnt ruhig und öffnet den Blick auf eine längst vergangene Epoche. Der junge Wulf verliert früh seine Eltern und wird an den Hof seines Großvaters, des Königs der Gauten, gebracht. Dort soll ...

Der Roman beginnt ruhig und öffnet den Blick auf eine längst vergangene Epoche. Der junge Wulf verliert früh seine Eltern und wird an den Hof seines Großvaters, des Königs der Gauten, gebracht. Dort soll er zum Krieger ausgebildet werden, was für den zurückhaltenden Jungen eine große Herausforderung darstellt. Schon erste Übungen mit Schwert und Schild fordern Geduld und Mut, und kleine Fehler zeigen sofort, wie viel noch zu lernen ist.
Die Kapitel gewähren Einblicke in das Leben auf Gotland. Machtkämpfe, feste Ordnung am Hof und alltägliche Aufgaben wirken nah und lebendig. Wulf lernt, wie streng die Regeln sind, wie wichtig Ehre und Loyalität in einer Welt voller Rivalitäten ist und wie er sich behaupten kann. Er übt Handwerk, trainiert, beobachtet die politischen Auseinandersetzungen und merkt, dass jede Entscheidung Konsequenzen hat. Die historischen Namen und Begriffe gehören in diese Epoche, wirken zunächst fremd, werden aber mit der Zeit immer vertrauter.
Wulfs Entwicklung verläuft schrittweise, aber nachvollziehbar. Die Freundschaft zu Weohstan bildet das Herzstück der Geschichte. Aus der engen Verbundenheit der beiden entsteht über die Jahre mehr als Kameradschaft. Gemeinsam bestehen sie Prüfungen, teilen Geheimnisse, trösten einander in Momenten der Trauer und unterstützen sich bei den Herausforderungen des Hoflebens. Diese Verbindung verleiht der Erzählung Wärme und Tiefe.
Die Geschichte zeigt, wie Wulf über sich hinauswächst, obwohl er nie ein Held sein wollte. Kleine Prüfungen, Verluste und schwierige Entscheidungen formen ihn zu einem Anführer, der schließlich als Beowulf in die Sagenwelt eingeht. Der Roman macht deutlich, wie viel Mut und Durchhaltevermögen selbst ein unscheinbarer Junge aufbringen muss, um seinem Schicksal zu begegnen.
Der Stil ist flüssig und klar, die Beschreibungen lebendig und anschaulich. Die Handlung bleibt gut nachvollziehbar, auch wenn die Epoche der Völkerwanderung zunächst fremd wirkt. Manche Szenen tragen eine ruhige Ernsthaftigkeit, andere berühren durch die Nähe zu den Figuren und lassen die Welt spürbar lebendig werden.
Beowulfs Weg wird hier vor allem in jungen Jahren gezeigt. Die Erzählung begleitet ihn durch seine Ausbildung und die prägenden Begegnungen dieser frühen Lebensphase. Die bekannten Ereignisse der späteren Saga liegen noch vor ihm, sodass dieser Band einen klaren Schwerpunkt auf seine Entwicklung und sein Heranwachsen legt.
Die Erzählung über die frühen Jahre des späteren Beowulf wirkt glaubwürdig, weil sie keinen großen Helden in den Mittelpunkt stellt. Stattdessen begleitet sie einen Jungen, der Schritt für Schritt lernt, Verantwortung zu übernehmen. Aus stillen Anfängen wächst eine Figur heran, die den Gauten später vorangeht. Die Autorin verbindet historische Elemente mit menschlicher Nähe und schafft eine Geschichte, die lange im Gedächtnis bleibt.
5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.12.2025

Schatten und Rätsel in Venedig

Schatten der Gondeln
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Venedig bildet den Rahmen für eine ruhige und zugleich unheimliche Geschichte. Die Stadt wirkt schön und fremd zugleich, und diese Mischung passt gut zu Evelyn Dolman, der seine Erinnerungen erzählt. Schon ...

Venedig bildet den Rahmen für eine ruhige und zugleich unheimliche Geschichte. Die Stadt wirkt schön und fremd zugleich, und diese Mischung passt gut zu Evelyn Dolman, der seine Erinnerungen erzählt. Schon am ersten Abend im Palazzo spürte ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Dieses vage Gefühl blieb und wurde nach und nach stärker.
Die großen Räume des Palazzos wirken kühl und wenig einladend. Gespräche, die freundlich beginnen, hinterlassen oft ein leicht unruhiges Gefühl. Evelyn wirkt unsicher, während er versucht, die Ereignisse einzuordnen. Oft bleibt offen, ob die Merkwürdigkeiten am Ort liegen oder in Evelyn selbst. Diese Unklarheit hält die Geschichte spannend und weckt die Neugier darauf, wie es weitergeht.
Kurz nach der Ankunft verschwindet Evelyns Ehefrau Laura. Von da an begleitet der Gedanke an dieses Verschwinden jede Bewegung im Palazzo und hält die Spannung bis weit in die Geschichte hinein.
Der Roman erinnert an ältere Schauergeschichten, bleibt aber eigenständig. Viele Andeutungen bleiben offen, und die Figuren haben etwas Geheimnisvolles an sich, das Fragen aufwirft. Dadurch entsteht ein Gefühl, dass vieles verborgen bleibt und nur langsam sichtbar wird.
Mit jedem Kapitel kommt etwas mehr Licht in die Ereignisse, ohne dass alles eindeutig erklärt wird. Der Nebel über der Stadt passt gut zu Evelyns innerer Unruhe. Seine Sicht schwankt zwischen Zweifel und Hoffnung und prägt die Stimmung der Geschichte. Am Ende entsteht ein stimmiges Bild, auch wenn manche Puzzleteile bewusst unklar bleiben.
Der Roman überzeugt vor allem durch seine Atmosphäre und die Darstellung von Venedig um 1899. Einige Stellen wirken etwas zurückhaltend oder schwer greifbar, doch insgesamt entsteht ein besonderes Leseerlebnis. 4 Sterne für eine Geschichte, die leise beginnt, sich langsam entfaltet und durch ihre Stimmung lange präsent bleibt.

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Veröffentlicht am 29.11.2025

Ein Medaillon enthüllt verborgene Geschichten

Fluss der versunkenen Träume
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Die Geschichte zieht den Leser sofort in ihren Bann. Die kleine Hinweise rund um ein altes Medaillon lassen erkennen, dass hier eine besondere Erzählung wartet. Das auffällige Cover täuscht, denn dahinter ...

Die Geschichte zieht den Leser sofort in ihren Bann. Die kleine Hinweise rund um ein altes Medaillon lassen erkennen, dass hier eine besondere Erzählung wartet. Das auffällige Cover täuscht, denn dahinter verbirgt sich ein ruhiger, vielschichtiger Roman, der Schritt für Schritt eine berührende Welt öffnet.
Die Handlung führt nach Wien um 1900, weiter nach Ybbs an der Donau und schließlich zur Insel Ada Kaleh. Das goldene Medaillon ist mehr als ein Schmuckstück. Es verbindet Menschen und Zeiten und leitet die jungen Figuren auf Wege, die Mut und Entschlossenheit erfordern. Lanya und Boris fahren stromabwärts in einem kleinen Boot und erleben, wie sich Freundschaft, Vertrauen und Gefühle entwickeln. Es gibt ruhige, sanfte Momente, aber auch andere Szenen, in denen es spürbar ernst wird. Dieser Wechsel verleiht der Handlung Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit.
Im Passau der neunziger Jahre entsteht eine zweite Ebene. Eine ältere Frau erzählt ihre Erinnerungen der jungen Besucherin, die das Medaillon gefunden hat. So entsteht eine natürliche Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die beide Geschichten spürbar miteinander verknüpft.
Die Figuren wirken wie echte Menschen vergangener Zeiten, mit Hoffnungen, Träumen und kleinen Sorgen, die noch heute nachvollziehbar sind. Manche Schicksale tragen leise Traurigkeit, andere Wärme. Die Donau begleitet alles wie eine stille Metapher für Veränderung und Weitergehen.
Dieser Roman bleibt im Gedächtnis. Er verbindet Gefühl, Spannung, Zeitgeschichte und Humor auf eine sehr natürliche Weise. Trotz des irreführenden Covers verdient das Buch die volle Punktzahl. Die Erzählung ist warm, lebendig und tiefgründig. 5 Sterne mit einer klaren Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.11.2025

Acht Freundinnen auf der Suche nach ihrem Weg

Was vor uns liegt
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Die Geschichte spielt in einem Internat in Rom. Hier leben acht junge Frauen und versuchen, ihren eigenen Weg zu finden, obwohl strenge Regeln sie einengen. Zwischen Unterricht und dem täglichen Ablauf ...

Die Geschichte spielt in einem Internat in Rom. Hier leben acht junge Frauen und versuchen, ihren eigenen Weg zu finden, obwohl strenge Regeln sie einengen. Zwischen Unterricht und dem täglichen Ablauf gibt es Momente, in denen Mut, Sehnsucht und heimliche Wünsche spürbar werden. Besonders eindrucksvoll ist, wie unterschiedlich die jungen Frauen ihren Platz im Leben finden. Eine verborgene Liebesgeschichte, kreative Pläne, verletzter Stolz, stille Angst und heimliche Eifersucht zeigen, wie stark ihr Wunsch nach einem eigenen Weg ist. Die Autorin beschreibt die Figuren sensibel und nachvollziehbar. Vieles zeigt sich in den kleinen Momenten, in Gesten und Gedanken, die man nur so nebenbei mitbekommt. Auch der historische Hintergrund ist gut eingeflochten. Rom in den dreißiger Jahren wirkt nicht nur als Kulisse, sondern als Zeit mit eigenen Regeln, Erwartungen und Zwängen.
Der Roman verlangt ein konzentriertes Lesen. Manche Szenen ziehen sich etwas hin, und nicht jede Nebenfigur bleibt gleich stark im Gedächtnis. Trotzdem ergibt sich ein rundes Bild. Man merkt an kleinen Dingen, wie unterschiedlich stark jede der jungen Frauen ist.
4 Sterne, weil die Geschichte berührt und mit einfachen Mitteln eine dichte Atmosphäre schafft, auch wenn einzelne Passagen weniger überzeugend wirken. Insgesamt ein ruhiger, eindringlicher Roman, der im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 25.11.2025

Ein Buch, das mit ruhigen Tönen tief berührt

So nah wie der Himmel (Liebesroman)
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Da ich bereits einige Bücher der Autorin mit großer Begeisterung gelesen habe, war meine Erwartung an dieses neue Werk besonders hoch. Schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass die Geschichte erneut diese ...

Da ich bereits einige Bücher der Autorin mit großer Begeisterung gelesen habe, war meine Erwartung an dieses neue Werk besonders hoch. Schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass die Geschichte erneut diese besondere Mischung aus Wärme, Ernsthaftigkeit und ruhiger Spannung trägt, die ich bei Josefine Weiss so schätze.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine junge Frau, die viele Jahre einen Ort gemieden hat, an dem ein tiefer Verlust zu Hause ist. Ihre Rückkehr geschieht nicht aus freien Stücken, sondern wegen eines beruflichen Auftrags, der sie zurück nach Bern führt. Dieser Auftrag bringt Aileen direkt an diesen Ort. Doch die Erinnerung an ihren Vater liegt wie ein leiser Schatten über allem.
Die kleine Pension mit ihrer warmen Atmosphäre bietet einen schönen Ausgleich zu den inneren Sorgen der Hauptfigur. Dort trifft sie auf Maurice, einen ruhigen Mann mit einer freundlichen Ausstrahlung. Seine haselnussbraunen Augen und seine aufmerksame Art gehen ihr sofort ans Herz. Zwischen beiden entwickelt sich nach und nach eine echte Verbindung, die ganz natürlich und echt wirkt. Gleichzeitig liegt über allem eine leise Spannung, denn Maurice trägt ein Wissen in sich, das die Beziehung erschwert und später sehr berührende Momente schafft.
Diese Geschichte behandelt ernste Themen wie Trauer, Krankheit und die Frage nach der Kraft, einfach weiterzumachen, ohne dass der Schmerz die ganze Geschichte bestimmt. Vieles ist spürbar, manches tut weh, doch es bleibt immer ein hoffnungsvoller Ton. Die Begegnungen der Protagonisten wirken echt, ihre Entscheidungen sind nachvollziehbar, selbst wenn sie manchmal Umwege gehen. Besonders die ruhigen Szenen berühren, zum Beispiel wenn Maurice Aileen Orte zeigt, die ihr bei der Recherche zu ihrem Reiseführer helfen und gleichzeitig Erinnerungen wecken, die lange verdrängt waren.
Der Roman entwickelt nach und nach eine tiefe Stimmung, die nicht erdrückt, sondern sanft durch die Geschichte führt. Schon bald wird klar, dass hier mehr steckt als nur eine Liebesgeschichte. Es geht um Mut, Vertrauen und den Versuch, trotz Vergänglichkeit im Jetzt zu leben. Der feine Schmerz, der in der Geschichte liegt, wird vorsichtig aufgefangen, sodass die Gefühle spürbar bleiben, aber nicht überwältigen.
Das Ende ist traurig, schön, zugleich tröstlich und wehmütig. Es wirkt ehrlich und passt gut zu dem, was zuvor aufgebaut wurde. Alles fügt sich in einem ruhigen Abschluss zusammen, der nachklingt und zeigt, wie viel Schönheit auch in schweren Momenten liegen kann.
Ein sehr warmes, einfühlsames und überzeugendes Buch, das das Herz berührt. Voller Überzeugung gebe ich auch diesem Buch 5 Sterne.

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