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Veröffentlicht am 01.09.2025

Die Düsternis hinter der Kleinstadtidylle

Dunkle Sühne
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In „Dunkle Sühne“ ermittelt Deputy Emmy Clifton in einem schrecklichen Doppelmord, der eine amerikanische Kleinstadt bis ins tiefste Mark erschüttert.

Um was geht es?
Es ist der 4. Juli in der idyllischen ...

In „Dunkle Sühne“ ermittelt Deputy Emmy Clifton in einem schrecklichen Doppelmord, der eine amerikanische Kleinstadt bis ins tiefste Mark erschüttert.

Um was geht es?
Es ist der 4. Juli in der idyllischen Kleinstadt North Falls. Der amerikanische Unabhängigkeitstag – ein Tag, den man mit der Familie verbringt, feiert und gemeinsam Spaß hat. Doch an diesem Tag ist alles anders. Die beiden 15-jährigen Mädchen Cheyenne und Madison verschwinden spurlos. Schon während der Ermittlungen drängen erste dunkle Geheimnisse an die Oberfläche – nicht nur bei den Mädchen, sondern auch von Einwohnern. Sind Cheyenne und Hannah noch am Leben? Wer könnte den Beiden etwas Böses wollen und warum? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Schon lange wollte ich mal einen Karin Slaughter lesen. Bei „Dunkle Sühne“ war es nun endlich so weit. Ein Thriller der Spitzenklasse, der mich nicht mehr losgelassen hat und den ich kaum auf die Seite legen konnte. Karin Slaughter schafft es wie keine Zweite, von so vielen Seiten dunkle Geheimnisse in einer vermeintlich sicheren, harmonischen Kleinstadt zu beleuchten. Familiengeheimnisse, die an die Oberfläche drängen. Düstere Verbrechen unterschiedlicher Schwere. Die Probleme von Teenagern. Persönliche Probleme aufgrund von toxischen Beziehungen und Rangeleien um Positionen. Das alles auf kleinem Raum mit einer begrenzten Anzahl Personen, zwischen denen sich interessante Spannungsfelder ergeben, auch und vor allem mit unserer Protagonistin – Deputy Emmy Clifton.

Emmy dürfen wir während ihren beruflichen Ermittlungen und ihrer persönlichen Entwicklung über eine lange Zeit begleiten. Sie ist voller Pflichtbewusstsein, sorgt sich immer um andere, sucht die Schuld bei sich anstatt bei anderen und vernachlässigt leider aufgrund ihrer toxischen Beziehung nur einmal ihre Pflichten als Deputy für ein paar Minuten – an jenem verhängnisvollen 4. Juli. Ausgerechnet als Madison – die Stieftochter ihrer besten Freundin Hannah – mit ihr sprechen möchte und danach spurlos verschwindet. Vielleicht ist das der Antrieb, der Emmy noch zielstrebiger ihren Weg gehen und auch mal unangenehme Entscheidungen treffen lässt, ohne Gnade sich selbst gegenüber. Und doch stellt sie immer wieder ihr Licht unter den Schwefel, obwohl sie clever und smart ist. Wir leiden und fiebern mit ihr, hoffen und bangen, kämpfen und zerbrechen – verstehen wir sie doch von Seite zu Seite mehr, indem wir ihre Familiengeschichte kennenlernen. Denn auch diese ist voller Geheimnisse, die Einfluss auf die Ermittlungen nehmen. Und so ist diese „Nebengeschichte“ fast genauso spannend, wie der eigentliche Fall.

Mein einziger persönlicher kleiner Wermutstropfen – die Kapitel sind so unfassbar lang. Ich bin ein Fan von kürzeren Kapiteln, damit ich auch mal zwischenrein lesen kann und finde es ganz schlimm, wenn ich „aus Gründen“ innerhalb eines Kapitels beim Lesen unterbrechen muss. Aber das sind persönliche Befindlichkeiten, die mein Gesamturteil nicht schmälern 😉 Außerdem erschließt sich mir die Covergestaltung nicht. Es ist wirklich toll gemacht, aber ich verstehe die Aussage und den Zusammenhang zur Story nicht. Falls es mir jemand erklären kann, jederzeit gerne 😊

Fazit:
Mein erster Karin Slaughter und sicher nicht mein letzter. Obwohl ich ein absoluter Thriller-Fan bin, hatte ich tatsächlich noch nie etwas von dieser Autorin gelesen. Ich bin restlos begeistert von der tollen Story, der Vielschichtigkeit des Buches, den Abgründen und auch den versöhnlichen Momenten. Ein besonderer Storymix. Ab jetzt steht Karin Slaughter regelmäßig auf meiner Leseliste.

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Veröffentlicht am 02.08.2025

Nichts ist so, wie es scheint

Das heimliche Zimmer: Thriller
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In „Das heimliche Zimmer“ ermittelt Laura Kern im Mord an einem Jugendlichen, der nicht so leicht aufzuklären ist, wie es zuerst wirkt.

Um was geht es?
Der 16-jährige Finn wird tot in einer verlassenen ...

In „Das heimliche Zimmer“ ermittelt Laura Kern im Mord an einem Jugendlichen, der nicht so leicht aufzuklären ist, wie es zuerst wirkt.

Um was geht es?
Der 16-jährige Finn wird tot in einer verlassenen U-Bahn-Station gefunden – mit Kabelbindern gefesselt und erstochen. Er hat dort mit ein paar Freunden eine illegale Party gefeiert, unter anderem mit seinem Kumpel Leon. Dieser kämpft mit einem Filmriss, doch seine Erinnerungsfragmente verheißen nichts Gutes. Hat er im Drogenrausch seinen Freund wegen 100 Euro ermordet? Doch dann geschieht ein weiterer Mord, im Umfeld der Freundes-Clique. Steckt wirklich Leon dahinter oder ist alles anders als es auf den ersten Blick scheint?

Wieder ein bewährter Thriller aus der Laura-Kern-Reihe und doch irgendwie anders. Protagonistin ist natürlich unsere Ermittlerin Laura Kern. Gewohnt engagiert ermittelt sie in dem schrecklichen Mord an Finn und stellt wie immer ihre Arbeit über das Privatleben. Ihre privaten Dämonen in Form ihres Kindheitstraumas und daraus resultierender Eifersucht und Selbstzweifeln begleiten sie auch dieses Mal, sind aber weniger als sonst im Vordergrund. Das gilt auch für die Eheprobleme ihres Partners Max. Dieses Mal gibt es aber noch einen weiteren Hauptcharakter – Leon. Der Junge mit Blackouts wegen Drogenkonsums, der fürchtet, dass er während seines Filmrisses zum Mörder geworden ist. Dazu gibt es zahlreiche Nebencharaktere aus der gesamten Freundesclique inklusive der zugehörigen Teenager-Probleme, Obdachlose, Drogendealer und Lehrer. So ergeben sich jede Menge Spannungsfelder, Konflikte und weitere Tatverdächtige. Und wer Catherine Shepherd kennt, weiß, dass am Ende nichts ist, wie es zunächst scheint.

Die Kapitel sind allesamt kurz, was ich persönlich immer sehr schätze. Denn man kann auch mal weiterlesen, wenn man nur ein kurzes Zeitfenster hat – insbesondere, wenn es spannend ist. Die Kapitel sind primär aus der Sicht von Laura Kern und Leon geschrieben. Aber es gibt auch kurze Kapitel aus Sicht der Opfer. Die Geschichte ist gut konstruiert. Selten war ich so lange so ratlos, wer der Mörder sein könnte. Aber was sage ich – wie immer wartet Catherine Shepherd auch dieses Mal mit einer großen Überraschung zum Schluss auf und macht alles Rätselraten zunichte. Trotzdem ist das Ende absolut logisch.

Was ich ein bißchen schade finde: Der Titel passt für mich nicht wirklich zum Buch. Zwar lässt Titel und Klappentext darauf schließen, dass das heimliche Zimmer einen wichtigen Part einnimmt. Aber es kommt nur ganz am Rande vor und spielt keine Schlüsselrolle.

Fazit:
Auch der 10. Band der Laura-Kern-Reihe liefert wieder gewohnte Thrillerspannung à la Catherine Shepherd. Eine gut konstruierte Story, ein überraschendes, aber logisches Ende und eine besondere Note durch die Kapitel aus Sicht des möglichen Mörders. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Alle Catherine-Shepherd-Fans werden wieder voll auf ihre Kosten kommen und auch die Einsteiger werden sich gut unterhalten fühlen 😊

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Veröffentlicht am 02.08.2025

Wenn eine Hochzeit der Anfang vom Ende ist

Der Bräutigam
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In „Der Bräutigam“ von Benjamin Wiater treibt im „Alten Land“ ein Serienmörder sein Unwesen ohne Spuren zu hinterlassen – düster, grausam, brutal.

Um was geht es?
Noras Großeltern feiern im „Alten Land“ ...

In „Der Bräutigam“ von Benjamin Wiater treibt im „Alten Land“ ein Serienmörder sein Unwesen ohne Spuren zu hinterlassen – düster, grausam, brutal.

Um was geht es?
Noras Großeltern feiern im „Alten Land“ Goldene Hochzeit. Eine riesige Familienfeier mit leckerem Essen, Spaß, Party und guten Gesprächen. Am nächsten Morgen ist Noras kleine Schwester Sofie verschwunden. Sofort greift die Angst um sich, hat Nora doch in der Nacht auf der Party vom „Bräutigam“ gehört, einem Serienmörder, der im „Alten Land“ aktiv ist. Sein Muster: ein festes Beuteschema in das Sofie passt, das spurlose Verschwinden der Frauen von Familienfeiern, eine Hochzeitsannonce gefolgt von einer Todesanzeige kurze Zeit später. Als die Hochzeitsankündigung erscheint, sind auch die letzten Zweifel ausgeräumt. Sofie ist das nächste Opfer des Bräutigams und die Uhr bis zum Mord an ihr tickt. Die polizeilichen Ermittlungen gehen Nora zu langsam voran und so macht sie sich selbst auf die Suche, um ihre Schwester zu retten. Wird es ihr gelingen?

Protagonistin dieses Psychothrillers ist Nora, erfolgreiche Architektin und Organisationstalent. Sie ist sehr gut strukturiert, zielgerichtet, ehrgeizig und willensstark. Was sie sich vornimmt, zieht sie durch und lässt sich dabei nicht reinreden – selbst wenn es ab und an mal besser wäre 😉 So verhält sie sich auch, als ihre Schwester entführt wird. Wider jede Vernunft startet sie los und riskiert alles. Dabei legt sie sich mit unserer zweiten Hauptperson, dem „Bräutigam“, an. Ein sehr gewiefter Serienmörder, der in seiner eigenen, kranken Gedankenwelt lebt und anscheinend auf alles vorbereitet ist. Nebencharakter ist Sofie, unsere Braut. Sie ist eine lebensfrohe, junge Frau, unkonventionell, neugierig und anpassungsfähig. Gerade letzteres zeigt sie auch als Opfer des Bräutigams, der sie immer mehr zu kontrollieren und brechen versucht.

Die Story ist wahnsinnig gut konstruiert und einfach mal was anderes. Begleitet man sonst immer die Ermittler, wie sie Hinweisen folgen und den Mörder jagen, so befindet man sich in diesem Psychothriller fast die komplette Story beim Täter und den Opfern. Auf der einen Seite lernt man viel über die Gedankenwelt, den Kampfwillen und die gleichzeitig immer größer werdende Verzweiflung der Opfer. Auf der anderen Seite taucht man in die kranke Gedankenwelt des Täters ein und seine erschreckende Effizienz im Entführen, Gefügig machen und Töten von Frauen.

Das Buch selbst besteht aus vielen kurzen Kapiteln, was ich persönlich sehr liebe, da man immer schnell zwischenrein lesen kann. Bei mir ging das dieses Mal ziemlich nach hinten los, da ich mir bei so einem Pageturner selbst immer sage: „Komm eines geht noch“. Schlafdefizit lässt grüßen 😊 Das Buch ist super geschrieben, man sieht die geschilderten Szenen vor Augen. Es läuft also während des Lesens ein innerer Film ab, den man nur ungern unterbricht.

Fazit:
Wer gerne mal einen Psychothriller aus der Täter- und Opferperspektive lesen möchte, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Spannend, grausam, erschreckend und clever konstruiert. Für mich war dieses Buch ein absoluter Pageturner und ich hatte viele schöne Lesestunden. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Thriller von Benjamin Wiater. Ein tolles Debüt, das ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 06.07.2025

Düstere, finnische Thrillerspannung in Schwarz und Weiß

Blindspiel
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„Blindspiel“ von Max Seeck. ist der Auftakt einer neuen Thrillerreihe rund um den finnischen Profiler Milo Perho – düster, kraftvoll, schwermütig.

Um was geht es?
An der Brücke zur Insel Seurasaari wird ...

„Blindspiel“ von Max Seeck. ist der Auftakt einer neuen Thrillerreihe rund um den finnischen Profiler Milo Perho – düster, kraftvoll, schwermütig.

Um was geht es?
An der Brücke zur Insel Seurasaari wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt – komplett mit weißer Farbe bedeckt. Die finnische Kriminalpolizei steht vor einem Rätsel. Doch aufgrund der „Gestaltung“ des Opfers, rufen sie sofort den Profiler Milo Perho hinzu. Spätestens als im Hals des Opfers eine Schachfigur entdeckt wird und am nächsten Tag ein Brief mit einer Schachnotation, vermutet die leitende Ermittlerin Minka Laine, dass es sich um einen Serientäter handelt und Milos Täterprofil Gold wert sein kann. Denn der nächste Zug ist sicher schon geplant. Werden sie den Täter rechtzeitig stoppen können?

Protagonist des Thrillers ist der Profiler Milo Perho. Aus dem aktiven Polizeidienst ausgeschieden, betreibt er nun eine kleine Kunstgalerie und ist als externer Berater für die finnische Kripo tätig. Als ehemaliger Undercover-Polizist und durch sein Studium bringt er viel Erfahrung und strategisches Denken mit. Gleichzeitig kämpft er privat mit den Dämonen seiner Vergangenheit, einem unerfüllten Kinderwunsch und einer beginnenden Depression bzw. düsteren Gedanken. Man merkt ihm an, dass das Verhindern von Verbrechen immer noch oberste Priorität bei ihm genießt, auch wenn er das selbst nicht wahrhaben möchte. Seine Kollegin Minka, leitende Ermittlerin, hat ein gutes Gespür für Hinweise, scheint wesentlich gefestigter als Milo in ihrem Leben zu sein – vielleicht auch durch ihre beiden Kinder – und ist sehr vorurteilsfrei. Deswegen funktionieren sie und Milo auch so gut miteinander, wohingegen Milo sich mit anderen Kollegen der Kripo, aber auch im privaten Umfeld in einem ständigen Spannungsverhältnis zu befinden scheint, dass mal stärker, mal schwächer ausgeprägt ist.

Der Thriller besticht durch viele kurze Kapitel, die immer wieder aus der Perspektive anderer Haupt- und Nebencharaktere oder der Opfer geschrieben sind. Mehrheitlich sind sie aber aus Sicht von Milo geschrieben, bei dem es gleichzeitig Rückblenden in seine Vergangenheit gibt. Trotz der vielen Wechsel ist einem als Leser aber immer klar, aus welcher Perspektive das jeweilige Kapitel geschrieben ist. Da es sich um den Auftakt einen Thrillerreihe handelt, lernen wir zu Beginn des Buches erst alle Charaktere, insbesondere Milo, ausführlich kennen. Das mag für den einen oder anderen Leser zu viel Privates sein, mich persönlich hat das aber nicht gestört. Das ist typisch Reihenauftakt. Relativ bald übernimmt die eigentliche Thrillerhandlung und man bekommt den erwarteten Pageturner.

Wie viele finnische Thriller ist auch dieser sehr dunkel geschildert und ruft durchweg eine schwermütige und düstere Atmosphäre hervor. Mir gefällt das sehr gut und ich mag auch diese depressiv angehauchten, problembeladenen Ermittlertypen sehr gerne. Die Schachanalogien waren mal etwas anderes und haben mir persönlich sehr gut gefallen – vielleicht weil ich früher selbst viel Schach gespielt habe. Ich glaube aber, dass man auch als Nicht-Schachspieler der Handlung sehr gut folgen kann.

Schön fand ich, dass man als Leser super miträtseln konnte, weil die Hinweise einen gut durch die Ermittlungen geführt haben. Die überraschende Wendung zum Schluss war gut nachvollziehbar, allerdings hätte ich persönlich einen anderen Täter als wahrscheinlicher empfunden. Mehr kann ich dazu aber leider nicht verraten, sonst spoilere ich. Leider werde ich nie erfahren, ob es Euch nach Lesen des Thrillers ähnlich geht wie mir 😉

Fazit:
Wer düstere Thriller mit schwermütigen Charakteren und dunkle Settings mag und sich nicht an privaten Schilderungen stört, wird dieses Buch lieben und vermutlich auch weitere Bände der Reihe sehr schätzen. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, in einem neuen Fall mit Milo und Minka auf Verbrecherjagd zu gehen. Für mich persönlich ein Pageturner mit einer tollen Story.

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Veröffentlicht am 06.07.2025

Die Suche nach Gerechtigkeit

Die feindliche Zeugin
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Im Thriller „Die feindliche Zeugin“ macht sich die Strafverteidigerin Rosa auf die Suche nach Gerechtigkeit in einem schweren Verbrechen – entgegen allen Vorurteilen und Vorverurteilungen.

Um was geht ...

Im Thriller „Die feindliche Zeugin“ macht sich die Strafverteidigerin Rosa auf die Suche nach Gerechtigkeit in einem schweren Verbrechen – entgegen allen Vorurteilen und Vorverurteilungen.

Um was geht es?
Der schwarze Jugendliche Emmett Hamilton soll im Verlauf eines Handgemenges im Park den weißen Krankenpfleger Thomas Dove erstochen haben. So zumindest lautet die Anklage. Seine junge Strafverteidigerin, die Solicitor Rosa Mercedes Higgins, selbst in dieser schlechteren Gegend aufgewachsen, hat zunehmend das Gefühl, dass Emmett nicht der Täter, sondern ein Bauernopfer ist. Entgegen allen Vorurteilen der Medien, versucht sie den Hintergründen des Verbrechens und dem wahren Tathergang auf die Spur zu kommen. Wird sie Ihren Mandanten entlasten können? Oder den endgültigen Beweis für seine Schuld finden und die Vorurteile bestätigen?

Protagonistin des Buches ist die schwarze Solicitor Rosa Mercedes Higgins, die in einem aufsehenerregenden Prozess erstmals federführend als Strafverteidigerin tätig ist. Selbst in schwierigen Verhältnissen groß geworden, weiß sie um die rassistischen Vorurteile gegenüber schwarzen Jugendlichen. Obwohl sie selbst mit finanziellen Problemen und persönlichen Schicksalsschlägen kämpfen muss, kniet sie sich deswegen voll rein, um ihrem Mandanten zu helfen. Zielstrebig geht sie, allen Widrigkeiten und Enttäuschungen zum Trotz ihren Weg und lässt sich nicht unterkriegen. Dabei begleiten sie unterschiedliche Familienmitglieder, Freunde und Kollegen und wir lernen das Leben von Rosa und ihre Persönlichkeit und Lebensumstände sehr gut kennen.

Der Thriller liest sich leicht und flüssig und ist vor allem in der ersten Hälfte sehr spannend. Danach lässt die Spannungskurve deutlich nach, aber das Buch ist immer noch nett zu lesen. Die Kapitel sind kurz, was ich persönlich immer als sehr angenehm empfinde, da man mal schnell „zwischenrein“ lesen kann 😊 Am Anfang hat mir noch ein wenig das Verständnis zum britischen Rechtssystem gefehlt. Aber da hat mir das Internet schnell weitergeholfen 😉 „Die feindliche Zeugin“ ist kein Pageturner im klassischen Sinn, aber man möchte wissen, was im Verlauf des Prozesses herauskommt und ob Rosa auf der Suche nach der Wahrheit und Gerechtigkeit Erfolg haben wird. Rosa ist eine unglaublich sympathische Protagonistin, der man sich aufgrund der vielen Einblicke in ihre teils schwierige Familiengeschichte und Familienverhältnisse sehr verbunden fühlt. Es hat mich etwas gestört, dass am Anfang sehr viel Wert auf die Affäre mit Tristan gelegt wird, der plötzlich aus der Story verschwindet. Ebenso ging es mir bei Nana, die auch auf einmal recht kurz abgehandelt wurde – vermutlich bedingt durch die Zeitsprünge im Prozess. Beides hätte ich mir aber etwas ausführlicher gewünscht.

Fazit:
Alles in allem hat mir der Thriller angenehmen Lesestunden beschwert. Es handelt sich um einen soliden Thriller – nicht der große Pageturner, aber als Justizthriller trotzdem interessant. Er greift das Thema Rassismus auf eine sehr subtile Art auf, ohne mit dem Finger zu sehr auf andere zu zeigen. Alles in allem solide Lesespannung – kein must-have, aber ein nice-to-read 😊

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