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Veröffentlicht am 04.10.2017

Die Abgründe der Menschheit

Die Wölfe kommen
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Normalerweise beginne ich meine Rezensionen ja immer mit einer kurzen Zusammenfassung in meinen eigenen Worten, doch dies ist dieses Mal gar nicht ganz so leicht, dazu später mehr. Bei einem Hausbrand ...

Normalerweise beginne ich meine Rezensionen ja immer mit einer kurzen Zusammenfassung in meinen eigenen Worten, doch dies ist dieses Mal gar nicht ganz so leicht, dazu später mehr. Bei einem Hausbrand in den siebziger Jahren kommt ein Ehepaar ums Leben. Viele Jahre später passieren immer mehr ungewöhnliche Dinge, mal in den USA, mal in Frankreich, mal in England, aber immer wieder sind die Taten böse, abgrundtief böse. Doch was hat das alles mit den Begebenheiten von damals zu tun? Gibt es dort überhaupt einen Zusammenhang?
Meine Meinung:
Dieses Buch besticht durch sein Cover und seinen seitlichen Buchschnitt, denn durch den Blitz wirkt es fast schon unheimlich und gibt dem Buch auf jeden Fall die passende Optik. Mit seinem Schreibstil konnte Jérémy Fel gleich von Beginn an bei mir punkten, denn die Geschichte lässt sich flüssig lesen, ist dabei inhaltlich gut verständlich und sehr mitreißend. Allerdings hat dieser Thriller einen Aufbau, der völlig ungewöhnlich ist, denn zunächst wirkt es, als hätte der Autor hier eine Reihe Kurzgeschichten aneinandergereiht. Diese wirken völlig zusammenhanglos und doch merkt man recht schnell, dass es hier durchweg einen roten Faden gibt, denn es sind gar keine Kurgeschichten, sondern eher kurze Episoden, kleine Puzzlestücke, die scheinbar willkürlich auf das Brett gelegt wurden, ohne das ein Bild entsteht. Doch der Autor ist hier extrem geschickt, denn die einzelnen Episoden haben durchaus eine Gemeinsamkeit, der rote Faden ist hier absolut gegeben, verlangt aber einiges an Aufmerksamkeit des Lesers. Seien es bestimmte Orte oder Personen, irgendwo gibt es einen Zusammenhang und einen Ursprung.
Das Ganze lässt sich durchaus spannend lesen, denn in jeder Episode gibt es sowohl interessante Charaktere, als auch interessante Entwicklungen. Dabei steigert Fel die Spannung, in dem es immer grausamer wird und immer härter und auch wenn es nichts für zartbesaitete Leser ist, so ist es doch immer nur soweit beschrieben, dass es nicht platt wirkt. Mit jeder neuen Geschichte steigert er sich in den Grausamkeiten, in den Abgründen und doch wird man beim Lesen davon gefesselt. Er spielt mit den menschlichen Abgründen und es waren hier so einige, die er in seinen Thriller integriert und manches Mal scheint es, als würde auch das Übernatürliche lauern. Die einzelnen Abschnitte benennt er mit den Namen des jeweiligen Charakters, der hier seine Protagonistenrolle bekommt.
Somit gibt es hier ein Vielzahl an Charakteren und auch wenn man glaubt, dass es hier gar keinen Protagonisten gibt, so sind es doch einige Personen, die hier eine wichtige Rolle spielen. Dabei möchte ich hier gar nicht zu sehr drauf eingehen, da es sonst zuviel vorwegnimmt. Eins haben jedoch alle gemeinsam, der Autor beschreibt sie so gut, dass sie schnell für den Leser lebendig werden und ich war immer wieder schnell in die jeweiligen Schicksale abgetaucht.
Ganz besonders gelungen ist hier die Atmosphäre des Buches, jede Episode hat etwas beklemmendes, man spürt das Unheil und kann sich trotzdem nicht davor verschließen.
Mein Fazit:
Eine absolut ungewöhnliche Art, eine Geschichte zu erzählen, die für viele wohl gewöhnungsbedürftig sein könnte, denn der Thriller ist wirklich ungewöhnlich, einfach anders. Mir hat dieses Buch aber richtig gut gefallen, allerdings verlangt es die Aufmerksamkeit seines Lesers und ist nichts für Zartbesaitete, denn Fel erzählt doch ohne etwas zu verschönigen und auch wenn es nicht platt beschrieben ist, so werden die Bilder durchaus lebendig. Eine große Zahl an menschlichen Abgründen bekommt man geliefert und ist immer wieder entsetzt darüber, was alles im Menschen lauert. Spannend und mitreißend und sprachlich wirklich sehr gut gelungen, brachte mir dieses Buch interessante und aussergewöhnliche Lesestunden. Wer sich auf ein Buch einlassen kann, das einfach anders ist, wird hier eine sehr gute Lektüre finden.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Guter, solider Thriller

Housesitter
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Als der junge Unternehmer Thomas Bennett mit seiner Lebensgefährtin Saskia von einem zwei wöchigen Urlaub heimkehrt, ist er mehr als perplex, als er bemerkt, dass in seiner Wohnung Dinge anders stehen ...

Als der junge Unternehmer Thomas Bennett mit seiner Lebensgefährtin Saskia von einem zwei wöchigen Urlaub heimkehrt, ist er mehr als perplex, als er bemerkt, dass in seiner Wohnung Dinge anders stehen als sonst und in seinem Regal findet er eine geöffnete Konservendose. Er betritt seine Küche und wacht erst Wochen später in einem Krankenhaus auf. Von seiner Freundin fehlt jede Spur und er kann von Glück reden, dass er überlebt hat. Die Ermittler des Falls tappen immer noch im Dunklen und haben keine heiße Spur. Als Thomas dann entlassen wird, beginnt er selber nachzuforschen, was mit Saskia passiert ist.
Meine Meinung:
Schon seit einigen Jahren sind die Bücher von Andreas Winkelmann für mich ein Garant für spannende Lesestunden und auch sein neuestes Buch, Housesitter, ließ sich wirklich gut und spannend lesen. Bereits der Einstieg in den Thriller gelang durch die düstere und beängstigende Atmosphäre, die Winkelmann schafft, indem er den Täter das Paar beobachten lässt. Gerade dieses Szenario gehört zu denen, die mich am meisten ängstigen, nach Hause zu kommen und vom Mann in der dunklen Ecke überrascht werden. Nicht unbedingt neu, aber mit dem Hintergrund, dass dieser Mann zuvor sogar zwei Wochen in der Wohnung lebte, absolut erschreckend. Der Schreibstil lässt hier nichts zu wünschen übrig, gleich fesselnd, flüssig und schnörkellos, mit genug Raum dem Leser seine Fantasie zu lassen.
Die Spannung war hier permanent hoch gehalten, konnte sich dann auch immer wieder steigern und langweilig war es zu keiner Zeit. Dabei ist es im Prinzip so, dass es nicht allzu viele Überraschungen gibt und doch liest es sich schnell und in einem Rutsch, da man einfach wissen möchte, wie man den Täter letzten Endes stellt. An manch einem Kapitelende befindet sich ein Cliffhanger, der es unmöglich macht, das Buch zur Seite zu legen. Hier und da gibt es Wendungen, doch im Großen und Ganzen bleibt er hier auf einer sehr geraden Linie.
Als Erzähler gibt es hier den personellen Erzähler, allerdings mit auktorialer Funktion. Durch die wechselnden Perspektiven zwischen den Ermittlern, dem Opfer Bennett und auch dem Täter erfährt man hier so einiges. Gerade die Sicht des Täters finde ich immer wieder spannend und bin da grundsätzlich neugierig, welche Abgründe in diesen Menschen zu finden sind. Das hat Winkelmann hier auch perfekt aufgezeigt und der Leser erhält einen sehr guten Einblick in die Psyche des Täters. Der Autor lässt diesen immer wieder in Erinnerungen abdriften und so erhält der Leser einen guten Eindruck von der Vergangenheit. Somit ist man auch immer ganz dicht am Geschehen dran und kann mit manch einem mitfiebern und hoffen.
Wie schon in seinen Büchern zuvor, erschafft Winkelmann wirklich interessante Charaktere, die in ihrem Handeln authentisch und glaubwürdig wirken. Scheurich, der Ermittler, ist ein sehr unsympathisch wirkender Mensch, der gerade mit manch einer Aussage die er trifft, keine Freunde macht. Dafür gibt es aber mit Priska Wagner eine sehr spannende Ermittlerin, die nicht nur durch ihre Optik und ihrer Eingebung auffällt, sondern auch sonst den Leser schnell für sich einnimmt.
Aber auch seinen Antagonisten lässt er hier, vor allem durch die Rückblenden, sehr glaubhaft agieren und zeigt dabei sehr gut, welchen Einfluss Vergangenes nehmen kann.
Daneben agieren dann noch einige Nebencharaktere, die geschickt auf das Geschehen einwirken.
Mein Fazit:
Wer einen soliden und einfach gut geschriebenen Thriller sucht, macht mit Housesitter auf jeden Fall alles richtig. Das Buch bietet spannende Lesestunden und lässt sich leicht und flüssig lesen. Dabei kommt es sehr geradlinig daher und punktet mit einer teilweise sehr beängstigenden Atmosphäre. Gerade dass der Autor seinen Täter hier in die tiefsten Privatsphären der Opfer eindringen lässt, indem er ihn einfach eine Zeit lang in dessen Häuser wohnen lässt, macht das ganze beklemmend. Ein Gedanken, der mich nicht nur abschreckt, sondern durchaus beängstigen kann.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Gelungener erster Teil

Oxen. Das erste Opfer
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Niels Oxen, Dänemarks bisher am höchsten ausgezeichneter Kriegsheld, lebt seit mehreren Jahren versteckt von und vor der Welt, sein einziger Begleiter ist sein Hund Mr. White. Er leidet unter posttraumatischen ...

Niels Oxen, Dänemarks bisher am höchsten ausgezeichneter Kriegsheld, lebt seit mehreren Jahren versteckt von und vor der Welt, sein einziger Begleiter ist sein Hund Mr. White. Er leidet unter posttraumatischen Belastungsstörungen und wird in seinen Träumen von Personen aus dem Kriegsgebiet, die er die Sieben nennt, verfolgt. Als er eines Nachts gemeinsam mit seinem Hund in einem Schlosspark des Ex-Botschafters Corfitzen übernachtet, wird er bei einem Streifzug durchs Gelände Zeuge einer Straftat. Erst als er am nächsten Tag jedoch verhaftet wird, wird ihm bewusst, was er gesehen hat: jemand hat Corfitzen in jener Nacht getötet und Corfitzen war nicht das erste Opfer. Oxen gerät unter Verdacht, doch schnell findet PET Chef Mossman heraus, dass Oxen mehr als nützlich sein könnte, den Fall aufzuklären. Oxen bleibt nichts anderes übrig, als auf diesen Deal einzugehen und schon bald befindet er sich in einem Netz aus Intrigen wieder.
Meine Meinung:
Skandinavische Thriller begeistern mich schon seit einer ganzen Weile und so war ich auch äußerst gespannt, wieder einen neuen Autor kennenzulernen. Mit Oxen erscheint der erste Teil einer Thriller-Trilogie rund um den ehemaligen Soldaten Niels Oxen, der als großer Held gilt, aber mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen hat. Der Einstieg fiel mir allerdings ein wenig schwerer, denn Jensen beginnt seinen Thriller regelrecht mit anonymen Figuren, einige Zeit weiß der Leser so gar nicht, wen er da beobachtet und ob es sich dabei immer um die selbe Person handelt. Doch dann wird alles sehr logisch aufgeklärt und ich war sehr schnell angetan von einem wirklich überzeugenden Schreibstil. Jensen schreibt klar und schnörkellos, dabei gut verständlich und mit Fortschreiten der Geschichte auch immer mitreißender. Wobei auch hier der Leser immer mehr Eindrücke vom Geschehen bekommt und alles zuzuordnen wesentlich leichter fällt. Figuren und Landschaften beschreibt er mit ausreichenden Details, um diese zu einem Bild werden zu lassen. Ein paar Wendungen sorgen zusätzlich für das Tempo dieses Thrillers.
Der Beginn war für mich eher etwas schleppend auf Grund der zuvor genannten Punkte, was aber auch wieder darauf zurückzuführen ist, dass man einfach nicht richtig fassen kann, worum und um wen es geht. Nachdem Personen leichter einzuordnen waren und die Handlungen derer besser verständlich wurden, war auch der Thriller wesentlich spannender. Ab einer für Oxen sehr persönlichen Wendung, wird dann auch die Spannungsschraube angezogen und ab der Mitte konnte ich dann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Somit ist die Spannungskurve gegeben und steigert sich permanent und lässt mich letzten Endes auch mit großen Erwartungen auf die Folgebände zurück.
Jensen lässt seinen Thriller durch einen Erzähler in der dritten Person erzählen. Dieser gibt uns einen sehr guten Überblick über die Personen des Thrillers und vor allem deren Handlungen. Trotzdem kann der Leser hier miträtseln und Theorien aufstellen, was genau passiert ist und natürlich auch warum. Durch wechselnde Perspektiven lernt man nicht nur Oxen kennen, sondern auch noch eine weitere Protagonistin, nämlich die PET Mitarbeiterin Franck.
Mit seinen Protagonisten Oxen und Franck hat Jensen nicht nur äußerst interessante Charaktere geschaffen, sondern lässt diese auch sehr glaubhaft und auf ihre ganze eigene Art agieren. Hatte ich zu Beginn noch große Zweifel an Oxen und dessen Fähigkeiten, wurde ich dann durchaus eines besseren belehrt. Er ist auf jeden Fall ein sehr sympathischer "Held", der authentisch wirkt und mich verblüffen konnte. Aber auch Franck ist besonders, denn scheint sie noch zu Beginn unterkühlt und unnahbar, wird doch auch sie im Laufe des Buches immer greifbarer.
Die Nebencharaktere wirken hier glaubhaft auf die Handlung ein, bleiben dabei nicht nur vorstellbar, sondern glaubwürdig und der ein oder andere bringt einen immer wieder zum Nachdenken. Letzten Endes gibt es auch hier wieder Geheimnisse, die die spannung steigern.
Mein Fazit:
Auch wenn der Einstieg nicht ganz so einfach war, wurde es doch noch zu einem sehr spannenden Einstieg in eine neue Trilogie. Ab einer bestimmten Wendung wurde es immer rasanter und irgendwann konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Autor überzeugt mich mit starken und aussergewöhnlichen Charakteren, von denen gerade Niels Oxen mich immer wieder verblüffen konnte. Aber auch der Schreibstil war sehr angenehm und klar, was ich gerade bei Thrillern sehr mag. Band 1 legt hohe Maßstäbe, so dass ich Band 2 und 3 mit hohen Erwartungen entgegen blicke. Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 04.10.2017

Komplett überzeugt

Arena
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Wir schreiben das Jahr 2054 und der meiste Sport wird in virtuellen Arenen ausgetragen. So gilt die zwanzigjährige Kali Ling mit ihrem Team als eines der besten in der virtuellen Kampfarena. Doch während ...

Wir schreiben das Jahr 2054 und der meiste Sport wird in virtuellen Arenen ausgetragen. So gilt die zwanzigjährige Kali Ling mit ihrem Team als eines der besten in der virtuellen Kampfarena. Doch während des berühmten RAGE Turniers verlieren sie überraschend gegen einen Aussenseiter, weswegen sie nun in der Gruppe der Verlierer das Turnier bestreiten und sich noch mehr anstrengen müssen, um das Finale zu erreichen. Als Kalis Teamkollege Nathan, mit dem sie eine lockere Beziehung führt, an einer Überdosis verstirbt, sorgt dies für viel Wirbel in der VR Szene, denn die Matches werden von großen Firmen gesponsored. Schnell muss ein Ersatz her, aber der neue Teamkollege macht es Kali, die nun Teamführerin ist, nicht allzu leicht, denn Rooke gibt sich äußerst arrogant ihr gegenüber. Zu allem Überfluss kämpft Kali auch noch gegen ihre Schlafprobleme nach Nathans Tod und beginnt in einem Strudel aus Schlaftabletten, Drogen und virtueller Welt zu versinken.
Meine Meinung:
Bei dieser Geschichte wird der Leser von erstem Moment an mitten in das Geschehen geworfen, dabei ist man gleich bei Kali und ihrem Team und verfolgt ihren Kampf und letzten Endes auch ihre erste große Niederlage in einem Turnier. Dieser Einstieg ist absolut gelungen, denn man wird sofort mitgerissen und hat gleich die Gelegenheit ganz tief in die Geschichte einzutauchen. Dabei schreibt Holly Jennings sehr flüssig und mit klarer, moderner Sprache. Mit geschickten Details versetzt sie ihren Leser gemeinsam mit den Charakteren in die reale, aber auch die virtuelle Welt und man fragt sich schnell, ob dieses Zukunftsbild sehr weit aus der Luft gegriffen scheint. Ich konnte es mir auf jeden Fall genau so auch vorstellen und wirklich unwahrscheinlich finde ich die Ideen auch nicht. Ein Schreibstil, der perfektes Kopfkino hervorruft und fesselt, bildgewaltig und doch mit genügend Freiraum für eigene Fantasien.
Spannung gibt es in diesem Buch ganz viel, wie erwähnt, beginnt es ja umgehend mit Kampfszenen und diese kommen auch immer wieder vor, meist in der virtuellen Welt, doch man muss sich hier durchaus mit Kämpfen anderer Art auseinandersetzen. Hier geht es um Macht der reichen Konzerne, die die Spiele sponsoren und wie sie dementsprechend ihre Spieler in der Hand halten, aber es geht auch um innere Kämpfe, um Freundschaft, Vertrauen und noch viel mehr. Holly Jennings baut die gesamte Geschichte einfach sehr spannend und glaubwürdig auf und der Leser ist hier an den Seiten gefesselt, langweilig wird es hier nicht.
Kali Ling, die Teamleiterin von Team Defiance und Protagonistin im Buch, ist hier auch die, die die Geschichte erzählt. In der Ich-Form beschreibt sie vom Geschehen und man kann sich diese junge Frau sehr gut vorstellen und fühlt sich schnell mit ihr verbunden. Man erfährt aus erster Hand über ihre Gefühlswelt, darf ihre Gedanken mitverfolgen und vieles mehr.
Kali ist eine gut umgesetzte Protagonistin, die in mir verschiedenste Gefühle hervorgerufen hat. So fühlte ich mich zeitweise mit ihr verbunden, konnte in manch einer Situation sehr gut nachvollziehen, wie es in ihr aussah und warum sie wie handelte. Manches Mal dachte ich: nein, Mädel, nicht so, aber genau diese Situationen machten sie menschlich und greifbarer. Letzten Endes mochte ich sie sehr und war begeistert, wie es der Autorin gelang, ihre gesamten Handlungen und Gedanken auch wirklich miterleben und auch verstehen zu können.
Kalis männlicher Gegenpart ist Rooke, der gerade zu Beginn noch zweifeln lässt, ob und wie er in dieses Setting passst. Doch auch Rooke ist ein gut ausgearbeiteter Charakter, dem man sehr gut sein Verhalten glaubt und ihn auch begreift. Er gibt Kali immer wieder die richtigen Denkanstösse und ist eine der entscheidenden Persönlichkeiten.
Neben diesen Beiden gibt es noch einige weitere sehr wichtige Charaktere, die zunächst neben Kali und Rooke blass erscheinen, doch letzten Endes passt hier jeder perfekt in seine Rolle und spielt diese auch überzeugend für den Leser.
Mein Fazit:
Ein absolut gelunger Roman über eine Zukunftsvision, die gar nicht mal so unwahrscheinlich erscheint, findet auch heute schon große Teile unseres Alltags virtuell statt. Aber hier geht es noch um sehr viel mehr und Holly Jennings erzählt ihre Geschichte mit viel Tempo und passenden Wendungen, so dass man sie förmlich in sich einsaugt. Gelungene und greifbare Charaktere und ein sehr guter, bildreicher Schreibstil runden das Gesamtbild ab und lassen mich gespannt auf weitere Bücher der Autorin zurück. Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 04.10.2017

Mit sehr viel Herz

Der Sommer der Inselschwestern
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Als die zweiunddreißigjährige Andi von ihrem langjährigen Freund vor dem Traualtar stehen gelassen wird, beschließt sie einen Neuanfang. Kurzerhand zieht sie in eines der drei Häuser, die auf Blackberry ...

Als die zweiunddreißigjährige Andi von ihrem langjährigen Freund vor dem Traualtar stehen gelassen wird, beschließt sie einen Neuanfang. Kurzerhand zieht sie in eines der drei Häuser, die auf Blackberry Island nur die drei Inselschwestern genannt wird und lässt dieses von dem alleinerziehenden Vater und Bauunternehmer Wade zu einer Kinderarztpraxis mit Wohnraum umbauen. Dabei kommen sie sich durchaus näher, doch wie weit geht das Vertrauen in einen Mann noch bei Andi. Gleichzeitig lernt sie ihre Nachbarinnen Boston und Deanne kennen, mit Boston, einer Künstlerin, versteht sie sich gleich recht gut. Doch Deanne scheint eine hochnäsige Zicke zu sein. Allerdings merkt Andi schnell, dass man Menschen oft erst später wirklich kennenlernt, denn Boston versteckt sich in ihrer Trauer um ihren verstorbenen Sohn und auch bei Deanne ist nicht alles Eitel Sonnenschein, auch wenn sie noch so perfekt wirkt.
Meine Meinung:
Ich mag schon seit einigen Jahren die Bücher der Autorin Susan Mallery, dabei sind sie doch meist sehr heiter geschrieben und eher im Bereich Chick-lit, doch mit Der Sommer der Inselschwestern hat die Autorin ein sehr emotionales und bewegendes Buch geschrieben, das durchaus tief berühren kann. Der Schreibstil ist, wie gewohnt, sehr flüssig, sehr gut verständlich und auch mit sehr viel Gefühl, denn Susan Mallery greift hier eine sehr interessante und bewegende Geschichte auf. Es geht hier um Freundschaft, um Familie, um Verlust und Trauer, um Vertrauen und noch sehr viel mehr. Jede der drei Freundinnen hat ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Zweifel und diese beschreibt Mallery mit einem ganz besonderen Verständnis. Ich hatte hier keinerlei Schwierigkeiten, mich in den jeweiligen Charakter zu versetzen.
Susan Mallery beginnt in ihrer Geschichte mit der Kinderärztin Andi und zunächst glaubte ich, dass es auch hauptsächlich um sie als Protagonistin ginge. Doch die Autorin versteht großartig, die beiden weiteren Protagonistinnen, Boston und Deanne, mit Andi auf eine Stufe zu stellen und ihre Geschichten genau so wichtig zu machen. Dabei kann man durchaus sagen, dass die Probleme, die die Frauen mit sich herumtragen, beinahe alltäglich erscheinen und doch wieder so besonders sind, dass sie den Leser nicht langweilen. Ganz klar stehen hier die Entwicklungen der Charaktere im Vordergrund und sind dabei so lebhaft erzählt, dass ich den Eindruck hatte, alle drei Frauen kennenzulernen und das nicht nur oberflächlich, sondern mit all ihren Facetten.
Ein Erzähler in der dritten Person beschreibt das Geschehen und gibt dem Leser ein klares und deutliches Bild der Charaktere. Das Setting selber bleibt hier ein wenig im Hintergrund, da, wie schon gesagt, der Fokus einfach auf Andi, Boston und Deanne und deren Beziehungen zueinander, aber auch in ihren Familien liegt. Trotzdem hat man während der Geschichte das Gefühl, mittendrin zu sein und die Handlungen nicht nur zu beobachten.
Die drei Protagonistinnen sind drei Frauen in einem Alter, in dem sie durchaus Fuß gefasst haben in ihrem Leben und dort, scheinbar, ihren festen Platz haben. Doch schnell merkt man, dass hier bei allen Dreien Probleme existieren, die sich nicht nur auf ihre eigenen Persönlichkeiten beziehen, sondern auch auf die Personen in ihrer Umgebung mit einwirken. Da wäre Andi, eine Kinderärztin, deren Eltern hoch angesehene Chirurgen sind und ihrer Tochter nur allzu deutlich zu verstehen geben, dass ihnen Andis Karriere nicht gut genug ist. Ständig versucht sie jemand zu verändern, auch ihr Ex Matt, und doch ist sie, trotz kleinerer Zweifel, eine Persönlichkeit, die es schafft anderen Vertrauen zu vermitteln. Sie war mir mit ihrer offenen Art gleich vom ersten Moment an sympathisch und ich konnte ihre Gedanken sehr gut nachvollziehen. Dann ist da Boston, die Künstlerin, die unkonventionell mit lila und rot gefärbten Haaren ein auf den ersten Blick glückliches Leben führt, doch ihr kleiner Sohn Liam starb sechs Monate nach seiner Geburt und hinterlässt eine große Leere in Boston. Aus persönlichen Gründen konnte ich mich sehr gut in Boston versetzen und nachspüren, warum sie wie handelt. Ich hatte zu keiner Zeit Zweifel, dass etwas an den Beschreibungen ihres Gefühlslebens nicht stimmen könnte. Zu guter Letzt wäre da Deanne, nach aussen hin kühl, distanziert, perfekt, Ehefrau und Mutter von fünf Töchtern. Doch in Deanne herrschen Kämpfe und Zweifel und vor allem ganz viele Ängste, die sie aus ihrer eigenen Kindheit begleiten. Alle drei Frauen machen in diesem Buch glaubhafte Entwicklungen durch, die absolut real und glaubwürdig wirken.
Neben diesen Dreien spielen hauptsächlich die Personen in ihren direkten Umgebungen eine wichtige Rolle und auch wenn diese neben den Frauen eher blass bleiben, sind die Rollen durchaus wichtig und gut umgesetzt und die Handlungen greifbar.
Mein Fazit:
Ein Roman, mit dem Susan Mallery einmal mehr beweist, dass sie einfach wunderbare Geschichten erzählen kann. Sie geht mit ganz viel Gefühl und Einfühlungsvermögen für ihre Charaktere vor und lässt diese so lebendig werden, dass man das Gefühl hat, sie wirklich kennenzulernen. Auch wenn es hier um ganz viele, verschiedene Dinge, wie z.B. die besondere Freundschaft der Frauen, ihren Beziehungen, den Mut zu sich selbst zu stehen und zu sich zu finden, etc. geht, wird es nicht trocken, ganz im Gegenteil, Gefühle und Handlungen sind greifbar, authentisch, realistisch. Ganz klar, für mich eines der besten Bücher der Autorin und somit auch eins meiner Lieblinge aus ihrer Feder. Ganz klar: von mir gibt es hier eine Leseempfehlung!