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Veröffentlicht am 04.06.2025

zu vorhersehbar

Wut und Liebe
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Nachdem mich bereits Martin Suters letzter Roman „Melody“ nicht recht überzeugen konnte, wollte ich „Wut und Liebe“ nochmal eine Chance geben. Der Plot liest sich vielversprechend: Noah ist ein junger ...

Nachdem mich bereits Martin Suters letzter Roman „Melody“ nicht recht überzeugen konnte, wollte ich „Wut und Liebe“ nochmal eine Chance geben. Der Plot liest sich vielversprechend: Noah ist ein junger erfolgloser Künstler, der mit seiner großen Liebe Camilla zusammenlebt. Diese hat jedoch die Nase voll von einem Leben, in den sie jeden Cent zweimal umdrehen müssen, und sie verlässt Noah, obwohl sie ihn liebt. Sie wünscht sich einen wohlhabenden Mann, der ihr das ersehnte sorgenfreie Leben bieten kann. Noah ist am Boden zerstört, trinkt in einer Kneipe, wo er eine ältere Dame namens Betty trifft, die ihm einen lukrativen, aber höchst kriminellen Deal vorschlägt…
Ich konnte zu keiner der handelnden Figuren eine Beziehung aufbauen. Noah wirkt arg bedürftig, wie er Camilla hinterherläuft, und Camilla ist konsequent, aber durch ihren Wunsch, sich von einem reichen Typen aushalten lassen zu wollen, sehr unsympathisch. Bei Betty hatte ich von Anfang an ein ungutes Gefühl, ihr Handeln war für mich sehr manipulativ und durchschaubar. Überhaupt hatte ich in der durchaus wendungsreichen Geschichte sehr schnell eine Idee, wie sich am Schluss alles auflösen würde, und ich behielt Recht. Da der Plot äußerst vorhersehbar war, kam bei mir keine echte Spannung auf, und alles plätscherte so vor sich hin. Zudem wirkte die gesamte Handlung sehr unecht und konstruiert. Wie auch in seinen weiteren Romanen beschreibt Suter gerne ausführlich diverse Mahlzeiten; darauf könnte ich gut verzichten. Sehr negativ fiel mir zudem wie schon bei „Melody“ der ständige Alkoholkonsum auf, das ist wirklich nicht mehr zeitgemäß und verharmlost Alkoholmissbrauch.
Auch stilistisch hat mich Suter nicht überzeugt. Der Roman ist literarisch gewohnt solide geschrieben, aber auch nicht mehr. Für mich war es wohl das letzte Buch dieses Autors.

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Veröffentlicht am 04.06.2025

Hatte deutlich mehr erwartet

Jungs von heute, Männer von morgen
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Als Mutter eines 11-jährigen Sohnes mache ich mir natürlich viele Gedanken über eine zeitgemäße Erziehung von Jungen. Ich war daher sehr gespannt auf das Buch „Jungs von heute, Männer von morgen“.
Eingeteilt ...

Als Mutter eines 11-jährigen Sohnes mache ich mir natürlich viele Gedanken über eine zeitgemäße Erziehung von Jungen. Ich war daher sehr gespannt auf das Buch „Jungs von heute, Männer von morgen“.
Eingeteilt ist das Buch etwas gewöhnungsbedürftig in die Kapitel Selbstfürsorge, Fürsorge und Engagement. Schon der Prolog, in dem die Autorin schildert, wie sehr sich zu Beginn der Schwangerschaft gewünscht hatte, auf keinen Fall einen Jungen zu bekommen, hat mich skeptisch werden lassen. Leider konnte mich auch der Rest des Buches nicht überzeugen. Immer wieder gewinnt man beim Lesen den Eindruck, dass Männer als ein irgendwie defizitäres Geschlecht angesehen werden, und sie gezielt Richtung weiblicher Eigenschaften hin erzogen werden müssten. Klassisch als männlich konnotierte Eigenschaften wie Leistungsbereitschaft, Durchsetzungsvermögen, Rationalität werden eher negativ bewertet.
Sehr gestört haben mich die ständigen Beispiele aus Filmen, Social Media und Popkultur, etwa aus „The voice of Germany“, die die Autorin gemeinsam mit ihrem Sohn sieht. Das erzeugt bei mir einen wenig seriösen Eindruck, und gerade die genannte Sendung läuft für mich unter Trash-TV. Die von der Autorin zitierten „Experten“ sind ebenfalls meist Influencer, Content-Creators und „Bestsellerautor:innen“. Diesem stehe ich sehr kritisch gegenüber, und ich hatte mir etwas akademischere Quellen erhofft.
Inhaltlich bietet mir das Buch keine großen neuen Erkenntnisse und wenig konkrete Erziehungsansätze. Über Gefühle reden, die Wichtigkeit von Konsens vermitteln, Söhne in die Care-Arbeit einbeziehen – das ist alles richtig und wichtig, mir aber nicht neu.

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Veröffentlicht am 31.05.2025

Wenn wir nach den Sternen greifen

Atmosphere
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Für mich war „Atmosphere“ das erste Buch der Autorin, und ich bin mit sehr großen Erwartungen herangegangen, da mir Taylor Jenkins Reid von anderen empfohlen wurde.

Als Naturwissenschaftlerin interessierte ...

Für mich war „Atmosphere“ das erste Buch der Autorin, und ich bin mit sehr großen Erwartungen herangegangen, da mir Taylor Jenkins Reid von anderen empfohlen wurde.

Als Naturwissenschaftlerin interessierte mich die Weltraumthematik sehr, und ich war gespannt, ob es TJR gelingen würde, das Leben von Joan, einer angehenden Astronautin und Professorin für Astrophysik, glaubwürdig zu schildern. Nach meinem Empfinden ist das sehr gut gelungen, und Joans Begeisterung für die Raumfahrt und das Weltall ist direkt ansteckend. Auch die Details zum Sternenhimmel, der NASA und der Astronautenausbildung wirken gut recherchiert.

Joans Persönlichkeit, ihre Gefühle und ihr Weg zur Selbstfindung sind toll beschrieben. Die Liebesgeschichte nimmt mir allerdings zu viel Raum ein, und das Buch entwickelt sich hier in die Richtung einer klassischen Wohlfühllektüre, ein Genre, das ich nicht so gerne lese. Insgesamt war mir die Geschichte etwas zu emotional. Man merkt meiner Meinung nach deutlich, dass es sich um eine amerikanische Autorin handelt, da es stellenweise schon recht pathetisch wird. Auch die Abwesenheit von Männern im Joans privatem Umfeld fand ich ein bisschen zu konstruiert. Hier wird die Intention, einen feministischen Roman über starke und mutige Frauen zu schaffen, allzu deutlich.

Fazit: Ich habe „Atmosphere“ sehr gerne gelesen, aber wirklich begeistert hat es mich nicht. Das liegt sicher daran, dass ich einen nüchternen Schreibstil bevorzuge und ich mir einen stärkeren Schwerpunkt auf der wissenschaftlichen Arbeit und dem beruflichen Umfeld gewünscht hätte.

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Veröffentlicht am 30.05.2025

Der Strickzirkel ermittelt

Mord bei Schietwetter
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Nach dem Tod ihres Mannes zieht Sefa Pannkok wieder zurück nach Norddeich, den Ort ihrer Kindheit. Sie bewohnt eine kleine Einliegerwohnung im Haus ihres Schulfreundes Derk, einem pensionierten Kriminalhauptkommissar. ...

Nach dem Tod ihres Mannes zieht Sefa Pannkok wieder zurück nach Norddeich, den Ort ihrer Kindheit. Sie bewohnt eine kleine Einliegerwohnung im Haus ihres Schulfreundes Derk, einem pensionierten Kriminalhauptkommissar. Zusammen mit Edith, ihrer besten Freundin aus Schultagen, ist sie Mitglied des Strickzirkels, dem ferner die Strickfluencerin Rita, die patente und lebenslustige Gunda und Conni, Inhaberin der Wollstuuv, angehören. Als sechstes Mitglied komplettiert Derk die Runde, wobei sein Interesse mehr Sefa gilt als dem Maschenzählen. Als bei einem Treffen des Strickzirkels Conni entgegen ihrer Gewohnheit nicht auftaucht, wollen die fünf bei Conni nach dem Rechten sehen und machen eine schreckliche Entdeckung: Conni wurde ermordet. Ihre Strickfreunde sind fest entschlossen, die Polizei bei den Ermittlungen zu unterstützen. Als diese ihren Hinweisen jedoch eher halbherzig nachgeht, nehmen sie die Sache selbst in die Hand.

Ich bin schon länger ein Fan von Manuela Sannes Rosa-Fink-Reihe, und so war ich sehr neugierig auf das neue Cozy-Crime-Setting rund um einen Strickzirkel. Und meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt: Der Fall ist spannend und unterhaltsam erzählt, mit einem feinen Sinn für Humor, und die liebenswerten Figuren wirken wie direkt aus dem Leben gegriffen. Das ist eines der Dinge, die ich an Manuela Sannes Krimis so sehr mag: Die Charaktere sind immer authentisch, und man hat beim Lesen den Eindruck, dass der Fall tatsächlich so passieren könnte. Ich habe mich beim Lesen auch sehr über die eingestreuten Sätze auf Plattdeutsch gefreut, die auch für mich als Bayerin sehr gut zu verstehen waren bzw. im Text direkt übersetzt wurden.

Ich habe Sefa, Derk, Rita, Edith und Gunda schon richtig ins Herz geschlossen und hoffe sehr, dass der Strickzirkel noch weitere Fälle lösen darf. Mein heimlicher Wunsch wäre ein Crossover-Krimi mit den fleißigen Stricker:innen aus Norddeich und Rosa und Sebi aus Dangast: Die knapp 100 km sind ja nur ein Katzensprung, und ich könnte mir alle lebhaft zusammen vorstellen.

Von mir volle 5 Sterne, und ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit den fünfen!

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Veröffentlicht am 29.05.2025

witzig, flott geschrieben und wunderschön illustriert: ein tolles Kinderbuch!

Krakadu
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„Mitgeklebt – was erlebt“ – dieses Motto gilt für Prof, den schlauen Seestern, der an der kleinen Krake Krakadu klebt. Die beiden sind ziemlich unterschiedlich, kabbeln sich gerne, sind aber im Grunde ...

„Mitgeklebt – was erlebt“ – dieses Motto gilt für Prof, den schlauen Seestern, der an der kleinen Krake Krakadu klebt. Die beiden sind ziemlich unterschiedlich, kabbeln sich gerne, sind aber im Grunde beste Freunde. Krakadu ist ein bisschen tollpatschig und der Prof weiß immer alles besser.

Das Buch besteht zum großen Teil aus herrlich witzigen, schlagfertigen Dialogen, die die Geschichte äußerst vergnüglich und lebendig machen. Manche Wortwitze oder Anspielungen werden Kinder ab 5 Jahren noch nicht verstehen (etwa Elvis-Tolle oder Fishfluencer), doch so haben auch die Erwachsenen oder älteren Geschwister beim Vorlesen ihren Spaß.
Unbedingt hervorheben möchte ich die wunderschönen Illustrationen von Lisa Nollenberger. Sie sie sind liebevoll gestaltet, sehr detailliert, schön bunt, aber nicht knallig. Manche erstrecken sich gar über eine komplette Doppelseite. Auch auf den Zeichnungen kann man bei genauer Betrachtung viele witzige Details erkennen.

Mich erinnert das Buch erinnert qualitativ etwas an die wunderbare "Karl-Heinz und Bisy"-Reihe von Kai Pannen, die unsere ganze Familie sehr liebt (hervorragende Illustrationen, sehr witzige Geschichte mit schlagfertigen Dialogen, zwei Tiere, die sich kabbeln, aber befreundet sind).

„Krakadu“ ist ein äußerst unterhaltsames Kinderbuch, das sich ab 5 Jahren zum Vorlesen eignet, an dem aber auch ältere Kinder während der gesamten Grundschulzeit ihren Spaß haben dürften. Auch als Erwachsene habe ich mich beim Lesen köstlich amüsiert. Genau so sollte ein gutes Kinderbuch sein! Wir würden uns über weitere gemeinsame Abenteuer von Krakadu und Prof sehr freuen und empfehlen „Krakadu“ rundum weiter!

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