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Veröffentlicht am 15.09.2016

Abenteuer auf Yucatán

Das sprechende Kreuz
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Im Roman „Das sprechende Kreuz“ thematisiert Tereza Vanek den sogennanten Kastenkrieg, einen Unabhängigkeitskrieg der Maya Bevölkerung auf Yucatán im 19. Jahrhundert. Der Titel bezieht sich auf den Kult, ...

Im Roman „Das sprechende Kreuz“ thematisiert Tereza Vanek den sogennanten Kastenkrieg, einen Unabhängigkeitskrieg der Maya Bevölkerung auf Yucatán im 19. Jahrhundert. Der Titel bezieht sich auf den Kult, des sprechenden Kreuzes, der von den Rebellen, „Cruzoob“ genannt, praktiziert wurde.
Im Zentrum stehen zwei Schwestern österreichischer Herkunft, die in Valladolid einen Laden mit europäischen Spezialitäten führen. Johanna, die couragiertere der beiden, verliebt sich in einen Mexikaner, dem sie in den Dschungel von Yucatán folgt. Unklar über den Verbleib ihrer Schwester versucht Kornelia einerseits den Laden weiter zu führen und andererseits ihre Schwester zu retten.

Die Figuren und Handlungsorte sind sehr anschaulich beschrieben, so dass man sich die Stadt Valldolid in den Jahren um 1870 sowie die Protagonisten sehr gut vorstellen kann. Der historische Hintergrund ist sehr gut recherchiert, ohne dass der Roman Lehrbuch mäßig wirkt.

Der Roman zeichnet sich vor allem durch abenteuerliche Flucht- und Rettungsaktionen aus. Die Liebesgeschichte ist mit sehr viel Fingerspitzengefühl eingeführt und wirkt zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder kitschig. Durch die überschaubare länge der einzelnen Kapitel und regelmäßige Perpektivwechsel bleibt die Spannung durchgehend hoch. Die schöne, flüssig zu lesende Sprache macht aus dem Buch eine hervorragende Reiselektüre.

Ich empfand den einen oder anderen Ausflug in den Dschungel für eine europäische Frau als eher unwahrscheinlich oder zumindest für eine bodenständige Frau wie Johanna äußerst leichtsinnig. Dennoch handelt es sich um eine spannende Geschichte, die sich so hätte abspielen können. Das Ende war für mich sehr positiv und überhaupt nicht voraussehbar, was das Buch schön abrundet.

Da ich mich durchwegs gut unterhalten fühlte, vergebe ich eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen den Kulturen

Der goldene Sohn
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In dem Roman „Der goldene Sohn“ erzählt die Autorin Shilpi Somaya Gowda die Geschichte von Anil Patel, der in einem kleinen indischen Dorf aufwächst. Anil studiert Medizin und schafft es, dass er seine ...

In dem Roman „Der goldene Sohn“ erzählt die Autorin Shilpi Somaya Gowda die Geschichte von Anil Patel, der in einem kleinen indischen Dorf aufwächst. Anil studiert Medizin und schafft es, dass er seine praktische Ausbildung an einem großen Krankenhaus in Dallas absolvieren kann.
In einem anderen Erzählstrang wird die Geschichte von Leena verfolgt. Sie wächst im gleichen Dorf auf, ihre Eltern sind aber nicht so wohlhabend wie Anils Familie. Für Leena wird eine Hochzeit arrangiert. Ihr zukünftiger Mann soll ziemlich reich sein und da Leena eine sehr gute Tochter ist, käme es ihr nicht in den Sinn, sich gegen eine arrangierte Ehe mit einem ihr unbekannten Mann aufzulehnen. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass sie in der neuen Familie nie glücklich werden wird. Sie muss die Arbeit der Dienstmädchen und Köchin erledigen und wird von den Familienangehörigen mit Ausnahme zweier Kinder, überhaupt nicht als Person geschätzt.
Während Anil in den USA Fuß fasst und seine Karriere vorantreibt, muss Leena ihren Ehemann verlassen, was in Indien eine sehr große Schande bedeutet.
Die Autorin erzählt die beiden Erzählstränge sehr anschaulich. Die eingeführten Charaktere werden zusammen mit den jeweiligen Örtlichkeiten sehr gut beschrieben, so dass man eine sehr gute Vorstellung gewinnt. Die Welt von Leena hat mir persönlich etwas besser gefallen. Anils Arbeit im Krankenhaus fand ich ebenfalls sehr interessant und ich konnte es sehr gut nachvollziehen, wie er sich als kleiner unbedeutender Assistenzarzt gefühlt hat. Seine Privatleben mit seinen Mitbewohnern und Freunden hat mich jetzt nicht so fasziniert. Dennoch konnte ich auch diese Abschnitte sehr flüssig lesen.
Die Lebensgeschichten der beiden Hauptfiguren finden auf sehr gewinnende Art zueinander, es gibt nicht das platte Happy End, wie man es vielleicht erwarten würde. Dennoch geht es mir am Ende etwas zu glatt auf, aber das ist mein persönlicher Geschmack. Wer gerne Liebesgeschichten liest, Interesse hat an der indischen Lebensweise und ein gewisses Verständnis für medizinische Inhalte aufbringt, hat bestimmt viel Freude an diesem Roman.
Ich vergebe diesem Buch 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wiedersehen mit Waringham

Der Palast der Meere
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Mit dem 5. Band der Waringham-Saga, der zeitlich zwischen 1560 und 1588 situiert ist, führt uns Rebecca Gablé weit in die Zeit der Renaissance hinein. Bereits der 4. Band spielte nicht mehr im Mittelalter, ...

Mit dem 5. Band der Waringham-Saga, der zeitlich zwischen 1560 und 1588 situiert ist, führt uns Rebecca Gablé weit in die Zeit der Renaissance hinein. Bereits der 4. Band spielte nicht mehr im Mittelalter, aber erst in „Der Palast der Meere“ kommt das freiere Denken der Renaissance so richtig deutlich zum Tragen.
Eleanor of Waringham, die mit der Königin Elizabeth ihre Kindheit verbrachte, lebt als engste Vertraute der Königin am Hof. Als „Auge“ der Königin, wie die Spionin gerne genannt wird, ist sie stets über Intrigen und politische Schachzüge informiert.

Ihr Bruder Isaac of Waringham beschließt, dass ein beschauliches Leben auf dem Gestüt von Waringham nichts ist für ihn und er begibt sich als blinder Passagier auf ein Schiff, das Richtung Teneriffa unterwegs ist. Er verbringt eine harte Zeit als Sklave auf einer Zuckerrohrplantage bevor er sich zu einem richtigen Seebären mausert und als gefürchteter Freibeuter die Weltmeere besegelt und die Spanier bekämpft.

Lappidot, der jüngste Spross des Hauses Waringham erkrankt an den Pocken als er 6 Jahre alt ist und erblindet als Folge der Krankheit. Er verfügt über ein erstaunliches musikalisches Talent und wird von Königin Elizabeth an den Hof geholt, wo er in der königlichen Kapelle große Erfolge feiert.

Die Beschaulichkeit von Waringham, wie man es vor allem aus den ersten drei Bänden kennt und liebt, spielt in diesem Band keine so große Rolle. Die Handlung orientiert sich an Figuren aus der fiktiven Familie Waringham, findet aber zum Großteil bei Hofe, in London und in der Welt der Seefahrt statt.
Der Roman wird durch zwei Handlungsstränge dominiert. Einmal wird die Geschichte von Isaac erzählt. Dabei erfährt man viel über den Handel zwischen England und der Neuen Welt, aber auch vom Leben der Sklaven auf Zuckerrohrplantagen und der Entwicklung des Sklavenhandels.

In einem anderen Handlungsstrang, in dem Eleanor die Hauptfigur ist, sind wir in London am Puls der Politik. Eleanor verliebt sich in den König der Diebe und führt ein höchst spannendes Leben hart an der Grenze zwischen ihrem Dasein als treue Dienerin der Königin und der Illegalität der Londoner Unterwelt.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Der historische Hintergrund ist sehr interessant dargestellt. Die Landschaften, der Prunk in den Schlössern, aber auch das Leben auf den Schiffen lädt zum Tagträumen ein. Besonders gut konnte ich eintauchen in die Abenteuer, die Isaac erlebte. Aber auch die Geschehnisse und Charaktere um Königin Elizabeth haben mich sehr gut unterhalten.
Von mir erhält dieser Roman eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sex. crime und lifestyle

Maestra
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Judith arbeitet bei einem renommierten Londoner Auktionshaus, als sie beim Verkauf eines Gemäldes des Malers Stubbs auf einen möglichen Fälschungsbetrug aufmerksam wird. Als sie der Sache nachgehen möchte, ...

Judith arbeitet bei einem renommierten Londoner Auktionshaus, als sie beim Verkauf eines Gemäldes des Malers Stubbs auf einen möglichen Fälschungsbetrug aufmerksam wird. Als sie der Sache nachgehen möchte, wird sie von ihrem Vorgesetzten entlassen. Neben ihrer Stelle als Kustsachverständige arbeitet sie abends noch in einem Escortservice, wo sie gut situierte Gäste zum Konsumieren von teuren Champagner anregen soll. Judith verdient dabei reichlich Trinkgeld und kommt auf den Geschmack, sich mit teuren Designerkleidern zu verwöhnen. Von einem Kunden lässt sie sich sogar mit ihrer Freundin auf einen Wochenendtrip nach Cannes einladen. Danach beginnt für Judith ein Leben als Jetsetgirl auf Yachten und in Nobelferienorten.
Judith geht sehr oft shoppen. Dabei fallen soviele Begriffe aus der Modebranche, dass mir der Kopf firrte. Die erwähnten Kunstgemälde und Maler habe ich jeweils mit viel Freude gegoogelt. Aber bei den vielen Schuhen, Mänteln und Clutsches (wieviele kleine Täschchen braucht eine Frau?), wurde es mir dann zuviel. Im Buch sind auch sehr explizite Sexszenen eingesträut, die aber völlig emotionslos sind. Für meinen Geschmack habe ich für die nächsten Monate genug gelesen von „ficken“ und „Mösen“.
Das Buch macht auf mich insgesamt einen sehr inhomogenen Eindruck. Die Abschnitte, über Kunst und Kunsthandel haben mir recht gut gefallen, auch wenn nicht immer alles so genau erklärt wurde, wie es für das Nachvollziehen der Handlung wirklich nötig gewesen wäre. Aber die Abschnitte zum Luxus-Shopping, zum Leben auf der Yacht und zu den Swingerclubs fand ich sehr zäh zu lesen.
Ich würde dem Buch 2,5 Sterne geben. Da es mich angeregt hat, mich mit dem einen oder anderen Maler und dessen Werke auseinander zu setzten, runde ich auf 3 Sterne auf.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von der Isle of Wight nach Yorkshire

Kains Erben
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In diesem Buch wird die Geschichte eines Mädchens, Amicia, erzählt, die im äußeren Bereich eines Männerklosters auf der Isle of Wight aufgewachsen ist und mit 10 Jahren mit einer bunt gemischten Reisegruppe ...

In diesem Buch wird die Geschichte eines Mädchens, Amicia, erzählt, die im äußeren Bereich eines Männerklosters auf der Isle of Wight aufgewachsen ist und mit 10 Jahren mit einer bunt gemischten Reisegruppe nach Yorkshire zieht, wo sie in einem Frauenkloster Unterschlupf finden sollte. Die Reisegruppe wird angeführt von Matthew de Camoys, einem Ritter, der für den König Steuergelder eintreibt.
Amicia wird immer wieder eingeholt von Alpträumen, die sie nicht wirklich einordnen kann. Die Reisegruppe muss in London Halt machen, weil Matthew die Steuergelder beim Kämmerer des Königs abliefern muss. Auf den Straßen Londons trifft Amicia auf einen jungen Mann, den sie in ihrer Kindheit kannte und liebte. Dadurch tauchen einige ihrer Erinnerung an ihre frühe Kindheit wieder auf.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die Kapitelanfänge zieren kleine Bildchen, die sich immer auf die Perspektive beziehen und somit als Orientierungshilfe dienen. Die Figuren sind zum Großteil fiktiv, einzelne sind historisch verbürgt., so z.B. Isabel de Redvers und Adam de Stratton. Leider erscheinen gerade diese nur als Nebenfiguren, dabei hat mich ihre Geschichte eigentlich am meisten interessiert. Die Handlung um Amicia, ihrem jüdischen Jugendfreund Vyves und Matthew de Camoys ist mehrheitlich eine Liebesgeschichte und konnte mich nicht so überzeugen. Für mich hat sich deshalb diese Haupthandlung etwas in die Länge gezogen, so dass ich mich von dem Teil, der mich vor allem interessiert hat, etwas abgelenkt fühlte. Ich konnte die Familienverhältnisse im Laufe der Handlung zwar richtig zuordnen, dennoch gab es für mich zuviele Andeutungen, die ich im Moment nicht richtig verstanden habe, möglicherweise weil ich dem Roman zuwenig aufmerksam gefolgt bin.
Die Figuren sind durch ihr Verhalten sehr einfühlsam charakterisiert, ich hatte jedoch immer etwas Probleme, mir ihr Alter richtig vorzustellen. Das Buch enthält sehr wenig Jahreszahlen, so dass mir zeitlich manchmal die Orientierung etwas gefehlt hat.
Vom sprachlichen und gestalterischen Aspekt hat mich „Kains Erben“ sehr überzeugt. Die Sprache ist sehr angenehm zu lesen. Ich habe das Buch als Taschenbuch vorliegen. Das Cover ziehrt ein Bernsteinschmuckstück, das tatsächlich auch eine Rolle spielt. Im Inneren des Covers ist eine Karte der Isle of Wight und hinten ein Glossar mit wichtigen Ausdrücken, die mir zum großen Teil wirklich unbekannt waren. Mit den kleinen Bildchen zu Anfang der Kapitel konnte das Buch bei mir am meisten punkten. Ich mag es immer sehr, wenn das äußere Erscheinungsbild mit dem Inhalt eine Einheit bildet und das ist hier definitiv gelungen.
Da mich der Roman inhaltlich leider nicht so wirklich packen konnte, vergebe ich 3,5 Sterne. Da das hier nicht geht, runde ich auf 4 Sterne.