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Veröffentlicht am 21.07.2024

Lustig, spannend, New Adult-Liebe!

Unlock My Heart. Golden-Heights-Reihe, Band 1 (humorvolle New-Adult-Romance für alle Fans von Stella Tack)
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Schreibstil:
Manchmal weiß ich überhaupt nicht, was ich unter diesem Punkt schreiben soll, weil der Schreibstil schlicht „normal“ ist. Ich konnte es gut lesen, es hat Gefühle transportiert, es war nicht ...

Schreibstil:
Manchmal weiß ich überhaupt nicht, was ich unter diesem Punkt schreiben soll, weil der Schreibstil schlicht „normal“ ist. Ich konnte es gut lesen, es hat Gefühle transportiert, es war nicht zu ausufernd oder zu kurz erzählt. Hier aber kann ich sagen, dass ich den Schreibstil geliebt habe, denn er ist unheimlich unterhaltend. Immer wieder musste ich aufgrund der schlagfertigen Antworten der Protagonisten schmunzeln, aufgrund der Vergleiche lachen und aufgrund des lockeren Tons die eigentlich schon viel zu müden Augen wieder aufreißen, um doch noch weiterzulesen. Locker lesbar trifft es hier nicht mal annähernd. Es machte einfach Spaß, das Buch zu lesen!

Meine Meinung:
Ich muss gerade kurz schmunzeln, denn es ist schon mein drittes Poor vs. Rich-Buch, das ich jetzt innerhalb kürzester Zeit hintereinander lese. Natürlich könnte ich jetzt Vergleiche anstellen, aber das möchte ich gar nicht. Stattdessen geht es mir um die Geschichte von Lexie und Logan.

Es war gleich super einfach reinzukommen. Abwechselnd wird aus den Perspektiven der beiden erzählt und beide haben mich schon neugierig gemacht, denn beide haben ein Geheimnis. Lexies liegt in der Vergangenheit und führt in der Gegenwart dazu, dass sie Ausweise fälschen muss, Logans dagegen ist ein akutes Geheimnis, das er erst einmal weder mit Lexie noch mit uns Leser:innen teilt. Auch bei Lexie wissen wir nicht ganz exakt, was ihr Hintergrund ist und so müssen wir uns erstmal auf die Situation einlassen und mitnehmen lassen.

Das geht super leicht, denn die beiden haben ziemlich schnell eine Mission, die sie zusammen bewältigen wollen. Ein dynamisches Duo quasi, bestehend aus zum einen Lexie. Lexie, die arm ist, keine Eltern hat, mehrere Jobs mit ihrem Studium unter einen Hut bringen muss und in ihrem Leben schon mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Logan dagegen ist reich und ziemlich unzufrieden mit sich und seinem Leben. Er benimmt sich ziemlich oft arrogant und nicht gerade galant anderen gegenüber und erhält das typische Klischee eines reichen Schnösels.

So will auch Lexie ihn sehen. Ein Klischee prallt geradezu auf das andere. Statt jetzt aber in einen Streit zu geraten, sich klischeetypisch zu verhalten und zu verurteilen, gehen die beiden relativ offen aufeinander zu. Für Logan ist das alles zunächst einmal Mittel zum Zweck. Es ist ihm also egal, was Lexie in seiner Freizeit tut. Und auch Lexie kommt Logan mit seinem vielen Geld gerade recht. Schon nach dem ersten Gespräch aber merken die beiden, dass sie mit ihren Vorurteilen haushalten müssen. Und so beginnen sie, sich kennenzulernen.

Sowieso fand ich Logan hier extrem stark, denn er zeigt, wie unzufrieden man quasi selbstverschuldet mit sich sein kann, ohne es überhaupt so wahrzunehmen. Es ist ein Abwägen zwischen äußerem und inneren Druck und Zwang. Dem, was andere von ihm erwarten und dem, was er glaubt, was andere von ihm erwarten. Bei ihm wird sehr deutlich, wie sehr das Auseinanderdriften kann und wie schnell man sich mit sowas unter Druck setzen bzw. komplett die Orientierung verlieren kann. Und das, obwohl sein Weg so klar gezeichnet schien. Das fand ich super gemacht.

Ich fand das wirklich gut gemacht, denn einerseits sind beide recht verschwiegen, gerade Lexie, und gleichzeitig merken sie schnell (und auch wir Leser:innen merken es), dass sie einander vertrauen können. Also teilen sie Gedanken und Gefühle miteinander und vertrauen sich immer mehr und mehr an.
Lexie und Logan würden mir sicher widersprechen, aber ich würde hier schon fast von Liebe auf den ersten Blick sprechen. Es dauert nur ein wenig, weil anfangs selbst die Namen ein Geheimnis sind. Eine eher schlechte Grundlage für eine Beziehung — aber kein Grund, diese zu verhindern.

In diesem Kennenlernprozess habe ich an dieser Geschichte besonders die offenen und schlagfertigen Dialoge zwischen den beiden geschätzt. Sie sind von Anfang an sehr ehrlich zueinander, teilen den gleichen Humor, lachen deshalb viel und bestärken sich in ihrer Persönlichkeit. Denn so stark und selbstbewusst beide anfangs auch wirken mögen, so haben sie ihre eigenen Probleme und teilweise große Ängste, die es zu besiegen gilt. Gerade Logan ist orientierungslos, hat Angst vor den Erwartungen, fühlt sich unter Druck gesetzt und findet keinen richtigen Weg für sich und sein Leben. Mithilfe der Situationen, die die beiden miteinander erleben, zeigt sich ihm und uns mithilfe von Lexie, wie er eigentlich ist und was er eigentlich will. Er zeigt also eine tolle Entwicklung eines Selbstfindungsprozess.
Lexie dagegen muss lernen zu vertrauen und auch mal etwas aus der Hand zu geben. Es ist schön zu lesen, wie sie sich gegenseitig stützen und ihre Schwächen ausgleichen und das, obwohl sie so jung sind.

Die Background-Story hat neben der Liebesgeschichte für zusätzliche Spannung gesorgt. Man fragt sich die ganze Zeit, was Lexie tun wird. Was passieren wir, wenn ihr Vater zurückkommt. Ob er zurückkommt. Es ist auch eine Portion Nervenkitzel dabei, denn sie hatte es bisher nicht leicht im Leben und es könnten echt üble Typen auftauchen. Was letztlich passiert, kann ich euch natürlich nicht verraten, nur so viel, dass es sehr gut zum Rest der Geschichte passte. Ihre und Logans Welt fügte sich zusammen, sie konnten beide zeigen, wie sich ihre Entwicklung auf ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auswirkt.

Das alles schloss sich am Ende zu einem Kreis, der ein würdiges Ende für diese Geschichte bewirkte. Ich fand es super, wie alle Figuren nochmal mit involviert waren, wie die beiden ein „wir“ sahen und es auch wollten.

Fazit:
Alles in allem ist dies eine super unterhaltsam erzählte, lockere Geschichte über zwei Protagonisten, die einige Probleme zu bewältigen haben. Das brachte viel Tiefe in die Story, ohne überladen zu wirken. Gleichzeitig war es super spannend, weil man nicht nur mit der Liebesgeschichte mitfiebert, sondern auch die Thrillelemente aus Lexies Vergangenheit für Spannung sorgen und die beiden allgemein eine große Entwicklung durchmachen. Das alles war super authentisch und realistisch aufgegriffen und hat mir rundum gefallen.

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Absolutes Wohlfühlbuch, noch besser als Band 1!

Part of Your World
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Schreibstil:
Ich bin total schnell in die Geschichte gesogen worden, denn der Schreibstil ist unheimlich einnehmend und schlagfertig. Zudem ist er bildgewandt und die Autorin schafft es immer, die richtigen ...

Schreibstil:
Ich bin total schnell in die Geschichte gesogen worden, denn der Schreibstil ist unheimlich einnehmend und schlagfertig. Zudem ist er bildgewandt und die Autorin schafft es immer, die richtigen Worte zu finden. So werden ernste Szenen unheimlich tiefgreifend und andere Szenen sprühen nur so vor Liebe.
Eine Besonderheit des Schreibstils ist außerdem, dass einige Easter Eggs zu Disneymotiven eingearbeitet wurden und die Autoren auch eigene Motive geschaffen hat, die sich hier zeigen. Dazu gehört auch, dass sie die Location der Geschichte, Wakan, geradezu zu einer Figur gemacht hat. Das war nicht nur interessant, sondern auch mal was Neues und gut gemacht. Für mich passte es perfekt zur Story und hat die richtige Portion „Magie“ hineingebracht, ohne es unglaubwürdig klingen zu lassen.

Zur Geschichte allgemein:
Alexis kannte ich schon aus „Truly Yours“ — hier lernt man sie endlich richtig kennen und ich habe sie sofort gemocht. Die Anfangssituation ist sehr spontan und hält sich nicht mit Erklärungen auf. Stattdessen lernen wir Alexis so in der Handlung kennen und das gefiel mir sofort. Sie ist sehr Leidenschaft, äußerst nett und hilfsbereit, weiß die kleinen Dinge zu schätzen und kann sich gut in andere Menschen hineinversetzen. Und gleichzeitig tappt sie ziemlich unbedarft durch die Welt. Ganz dem Trope Poor vs. Rich entsprechend, prallen hier Gegensätze aufeinander. Statt dass Alexis aber arrogant und über den anderen stehend auf andere zugeht, ist sie offen und herzlich und so konnte man gar nicht anders, als sie zu mögen.

Abwechselnd wird dann auch aus der Perspektive von Daniel erzählt. Auch für ihn ist alles, was anfangs passiert sehr spontan. Während Alexis aber aus ihrer üblichen Welt ausbricht, verhält er sich so, wie er sich immer verhält. Er ist noch herzlicher als Alexis, wenn das denn überhaupt geht. Er kümmert sich um alle, ist gütig und großzügig und sehr bodenständig. Ein Traumprinz wie er im Buche steht quasi, nur ohne Geld. Naja, jedenfalls wenn wir es aus der Sicht von Alexis‘ Freundinnen betrachten, denn eigentlich hat er genug zum Leben und ist ansonsten mit seinem Umkreis, also mit Menschen, die ihn lieben und unterstützen, sehr reich beschenkt.

Das Besondere an den beiden und gleichzeitig eine Gemeinsamkeit: Beide „müssen“ die Ehre und Tradition ihrer Familie weitertragen und opfern dafür vieles.
Es sind also zwei recht gegensätzliche Charaktere, die aber der gleichen Verantwortung unterliegen und beide im Herzen einfach nur gut sind.

So wird aus einer spontanen Gegebenheit eine Liebesgeschichte, die weit weg ist von Slow Burn. Im ersten Moment war ich mir nicht sicher, was ich von einem One-Night-Stand als Einstieg halten sollte. Von einem One-Night-Stand, der noch nichtmal beschrieben wurde. Es wurde aber ziemlich schnell klar, dass Alexis‘ und Daniels Geschichte sich auf einer ganz anderen Ebene abspielt und vermutlich nicht an das Klischee anschließen wollte. Stattdessen ist beiden gleich klar, dass es nicht bei einem Mal bleiben wird.
Das war wirklich das absolut Schönste für mich an der Geschichte: die beiden sind durchgehend ehrlich miteinander und sprechen über alles, auch wenn es ungemütlich wird. Zwar entstehen manchmal immer noch Missverständnisse oder Ängste nehmen die Überhand, aber das ist normal und authentisch. Auf künstliches Drama dagegen wird hier verzichtet, was ich einfach nur großartig fand.

Im Vergleich zu anderen Geschichten dieses Genres werden die Sexszenen hier außerdem stark gekürzt oder nur erwähnt. Also keine ausufernden Bettszenen. Anfangs war das für mich wie erwähnt etwas befremdlich. Ziemlich bald habe ich es jedoch schätzen gelernt, denn so hatten die beiden mehr Zeit, sich und Wakan kennenzulernen, schöne Momente miteinander zu teilen und Gefühle entstehen zu lassen. Ihre Anziehung ist dabei dennoch groß und wird uns Leser:innen auch ohne viele Worte deutlich. Tatsächlich fand ich dieses Umgangsweise am Ende so gut, dass ich gerne bei einigen Büchern die Sexszenen kürzen würde. Denn letztlich ist es doch manchmal auch ganz schön, die eigene Fantasie etwas herauszufordern.

Das Grundproblem der beiden ist es, dass sie aus unterschiedlichen Welten stammen. Und das bald wortwörtlich, denn Wakan liegt zwei Stunden von Minneapolis entfernt. Wenn Alexis zu Daniel fährt, dann verlässt sie ihre eigene Welt und begibt sich in die Herzlichkeit dieses Ortes. So ist es kein Wunder, dass der größte Teil der Handlung dort spielt. Genau wie ich, werdet ihr das lieben. Die Menschen werden alle sehr herzlich und mit vielen Eigenarten beschrieben, es gibt spezielle Dinge, die es nur in Wakan gibt und es passieren erstaunlich viele Situationen in der Stadt, dafür, dass es eigentlich eine Wochenendbeziehung ist. Ich denke, das liegt auch daran, dass einfach mehr Wörter für sowas übrig blieben. Rundum also ein absoluter Wohlfühlort, der euch sofort verzaubern wird!

Die andere Welt ist Minneapolis, das Krankenhaus, in dem Alexis arbeitet, und ihre Familie sowie ihre Freunde und ganz wichtig: ihr Ex. Hier kommt die Tiefe ins Spiel, denn Alexis‘ Ex lässt nicht von ihr ab, sondern drängt sie dazu, wieder mit ihr zusammenzukommen — ebenso wie ihre Eltern. Die Situation ist unheimlich belastend für Alexis und wir erfahren viel über ihre Vergangenheit und leider auch noch Gegenwart, das es zu verarbeiten gilt. Es ist der Part, der die Triggerwarnungen erfordert und ich fand es unheimlich gut umgesetzt. Ich konnte alles super nachvollziehen, mich in Alexis hineinversetzen und fand auch, dass ihr Handeln im Umgang mit Daniel dazu passte. Der Turning Point beispielsweise resultiert daraus, dass sie etwas begreift, was sie vorher gar nicht mehr als Problem angesehen hat. Das bewies mir nur, wie exakt und ausführlich sich die Autorin mit dieser Thematik auseinandergesetzt und sie bei Alexis umgesetzt hat.

Die hauptsächliche Figurenentwicklung findet also bei Alexis statt, aber auch Daniel trägt seinen Teil dazu bei und beide zusammen beweisen sehr schön, welche Auswirkungen Liebe haben kann. Ich fand es so schön, wie ihre Beziehung zueinander beschrieben wurde. Wie sie den anderen bedingungslos unterstützen, wie Alexis Parallelen zu ihrem Exfreund suchte und keine fand, weil es geradezu ein Prozess der Befreiung war. Dadurch konnte man sich einfach von der Geschichte treiben lassen, ohne unbedingt die Schwere der Situation die ganze Zeit über ertragen zu müssen und dennoch hat man live miterlebt, wie Alexis ihr Trauma immer weiter verarbeitet hat.

Neben der Haupthandlung und ihren Protagonisten hat mir alles drumherum auch super gefallen. Briana, um die es in „Truly Yours“ geht, taucht hier auf und beweist, was für eine gute Freundin sie ist. Derek, Alexis Bruder, macht neugierig auf einen dritten Band, in dem es hoffentlich um ihn geht, und die anderen Figuren beweisen ihre Vielschichtigkeit durch Probleme, Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Hauptfiguren.

Das Ende war die perfekte Symbiose. Ich weiß, man will oft nicht das glatte Happy End, aber dafür, dass die Situation der beiden so ausweglos schien, fand ich es einfach nur perfekt. Denn die Autorin hat eine kluge Lösung für das Dilemma gefunden, hat allen ihren Freiraum geschaffen, jeder Figur ihre Entwicklung zugestanden und alle glücklich hinterlassen. Eben so, wie sie es verdient haben. Okay, einer kommt nicht gut dabei weg, aber auch das ist authentisch und mehr als realistisch:)

Mein Fazit:
Ich habe diesen Band noch viel mehr geliebt als Band 1, denn er ist durchweg spannend, verbindet tiefe Traumata mit einer wunderbaren Liebesgeschichte und entführt uns an einen absolut herzlichen Ort mit der richtigen Portion Magie. Der Schreibstil hat all dies nur noch unterstrichen und die Figuren will ich bitte im nächsten Disneyfilm sehen!

5 von 5 Sterne von mir!

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Der Reihe die Krone aufgesetzt

Dark Sigils – Wen das Schicksal betrügt
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Zum Schreibstil:
Was Anna Benning einfach unheimlich gut kann, ist, uns bildhaft in eine Welt einzuführen und mitzunehmen, die sie komplett erfunden hat. Ja, es spielt irgendwie auch in London, aber hauptsächlich ...

Zum Schreibstil:
Was Anna Benning einfach unheimlich gut kann, ist, uns bildhaft in eine Welt einzuführen und mitzunehmen, die sie komplett erfunden hat. Ja, es spielt irgendwie auch in London, aber hauptsächlich geht es hier um die fiktive Welt des Mirrors und die hat ihre eigenen Gesetze. Ihre eigene Magie, ihre eigenen Magic Places, ihre eigenen Bewohner. Und an keiner Stelle ist es, als würde ich durch eine imaginäre Welt stapfen, sondern zu jeder Zeit habe ich ein genaues Bild davon vor Augen, wo ich mich gerade mit wem und was in der Hand befinde. Das ist außerordentlich, wie ich finde, denn die Welt, die sie hier schafft, ist mehr als komplex. Ganz nebenbei lässt sich ihr Schreibstil auch noch unheimlich gut lesen und transportiert super viele Inhalte einfach erklärt. Es ist jedes Mal ein Fest, eines ihrer Bücher zu lesen.

Zur Geschichte allgemein:
Jedes Mal, wenn ich einen neuen Band begonnen habe, brauchte ich immer ein paar Seiten, um wieder völlig einzusteigen. Einfach, weil die Welt so unheimlich komplex ist und auch, weil die Figuren ebenso brauchen, um mit den Cliffhängern der vorangegangenen Bände klarzukommen. So ist es auch hier. Rayne ist Mirrorlady, Adam hat noch nicht einmal mehr Kräfte und Adams Mutter ist vollkommen durchgeknallt und so gefährlich wie noch nie. (Wen ich hier jetzt spoilere, der liest die Rezension zum falschen Band.) Ähnlich wie wir Leser:innen jedoch dann fix wieder in die Geschichte finden, besinnt sich auch Rayne hier, denn es geht um alles. So stehen gleich wieder wichtige Entscheidungen an, die den ganzen Verlauf der Handlung bestimmen.
Vieles in diesem Band folgt einem Plan. Denn das ist es, was Rayne und ihre Freunde tun müssen: Sie müssen einen Plan schmieden, der für alle die Rettung verspricht, denn sie sind nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern für den kompletten Mirror und Prime gleich mit. Diese Verantwortung spürte man deutlich auf Raynes Schultern und dennoch lässt sie sich davon nicht unterkriegen. Sie bleibt wie gewohnt resolut, trotzdem unheimlich menschlich und zugänglich durch ihre Unsicherheiten und ihre Empathie. Das mochte ich schon immer an ihr und das zeigt sie auch hier wieder.

Während alle also einem großen Plan folgen, den Rayne verspricht, muss Rayne diesen mit ihren Freunden entwerfen. Und umwerfen. Und neu überdenken. Und an die Geschehnisse anpassen. Es geht ums Ganze, um das große Finale und das merkt man hier auf jeder Seite. Spannend daran ist wohl, dass natürlich nicht alles nach Plan funktioniert, sondern immer wieder etwas dazwischenkommt, was keiner vorhergesehen hat. Es tun sich Verräter auf, die Protagonisten lernen ihre eigene Welt noch besser kennen und die böse Widersacherin Leanora rückt immer näher.

Erstmals kommt Rayne dabei auch ihrem Vater immer näher. Das fand ich super, weil man nochmal viel mehr über die Vergangenheit erfuhr und begriff, wie weitreichend Geschehnisse, die hier zum Tragen kommen, schon angesiedelt sind. Nur ein weiterer Beweis für die großartige Komplexität, die Anna Benning in ihrer Welt geschaffen hat.

Und wieder, wie es meiner Meinung nach zu einem guten Fantasybuch gehört, gehört auch Schmerz zu dieser Geschichte. Ich glaube, ich habe in keinem der Bände bisher so gelitten wie hier. Und das, obwohl die Beziehung zwischen Adam und Rayne hier gar nicht mehr so viel Grund dazu gibt. Der Handlungsverlauf pulsiert einfach vor Lebendigkeit und spannenden Wendungen, die man nicht kommen sieht. Ich dachte wirklich, ich hätte mittlerweile alles verstanden, was die Welt so hergibt. Aber hier schmeißt sie alles nochmal um. Stellt die komplette Struktur der Sigils in Frage, stellt die Existenz des Mirrors in der Frage und geht geradezu im epischen Maße an ihre Welt heran, sodass man fast von Dekonstruktion reden kann.
Ich bin einfach nur staunend durch die Geschichte geflogen und war mehr als impressed, als am Ende alles zusammenpasst. Jeder Erzählstrang bündelt sich hier in einem Finale, das keine Fragen offenlässt und mich erstaunlich happy zurücklässt. Denn die Autorin hat für alles eine Lösung gefunden – ob gut oder schlecht, wir bekommen sie und können nur den Hut davor ziehen, wie grandios sie alles zusammenbringt, ohne, dass die Geschichte an Authentizität verliert.

Fazit:
Ein grandioser Abschluss für eine wirklich tolle Reihe. Die Autorin setzt ihrem World-Building, ihren authentischen Charakteren und ihrer spannend, lebendigen und komplexen Erzählung hier nochmal die Krone auf und lässt uns mit einem beinahe epischen Finale zurück. Ich habe nichts auszusetzen und kann nur sagen: Lest diese Reihe!

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Bully Romance meets Gossip Girl

Kings of Cypress Pointe - Sweet Revenge
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Schreibstil:
Jedes Mal wenn ich lese, dass es sich um ein Autorenduo handelt, denke ich, dass ich irgendwo merken müsste, wann wer schreibt. Aber so wie fast immer, ist es auch hier unmöglich zu erkennen. ...

Schreibstil:
Jedes Mal wenn ich lese, dass es sich um ein Autorenduo handelt, denke ich, dass ich irgendwo merken müsste, wann wer schreibt. Aber so wie fast immer, ist es auch hier unmöglich zu erkennen. Stattdessen kann ich sagen, dass der Schreibstil super flüssig und bildlich ist und man der Handlung sehr leicht folgen kann. Dazu kommt, dass es zwar Spice gibt, es damit aber auch nicht übertrieben wird und man trotz der offensichtlichen Anziehung die tieferen Gefühle spürt.

Zur Geschichte allgemein:
Erst einmal muss glaube ich bei dieser Geschichte dazusagen, dass es sich um Bully Romance handelt. Das heißt, dass wir es hier mit Hass, Rache und Mobbing zu tun haben, was nicht unbedingt für jeden was ist, bzw. auf jeden Fall einer Triggerwarnung bedarf. Ich persönlich wusste, worauf ich mich einlasse, weshalb es dann letztlich einfach meinen Erwartungen entsprach.

Jetzt aber richtig zur Geschichte. Sie beginnt mit einem Prolog, der ein paar Monate vor den aktuellen Geschehnissen passiert. Die erste Begegnung der Hauptfiguren und der Moment, in dem alles noch so easy ist und hätte sein können. Das ist ein typisches Motiv, das man immer wieder bei solchen Büchern findet und deshalb nichts besonderes. Hier hat es dafür gesorgt, dass man mehr an das Gute glauben konnte, was manchmal ganz gut war.
Ebenfalls vorneweg kommt dann aber auch der Grund für alle Missgunst in dieser Geschichte und auch da eine Vorwarnung, denn die ganze Story basiert auf einem Missverständnis. Ich persönlich tue mich mit sowas immer sehr schwer, weil wir doch mittlerweile alle Fans von offener Kommunikation und der daraus entstehenden Tiefe sind. Ich glaube aber, Bully Romance fragt manchmal nicht nach gesundem Menschenverstand, sondern nach Spannungen, die sich eben nicht so schnell auflösen lassen. So war dieses Missverständnis letztlich ein sehr guter Grund für all die kommenden Geschehnisse und schloss sich zum Ende hin als Motiv auch nochmal, sodass es nicht in Vergangenheit geriet. Das fand ich ganz gut, zumal es irgendwo auch für eine gewisse Spannung führte. Denn mit dem Missverständnis kommt ein riesiges Geheimnis zutage, dass sich nicht erklären lässt, so sehr wir und West es sich auch wünschen.

"Ich werde nicht zulassen, dass West Golden gewinnt. Jedenfalls nicht kampflos." – KINGS OF CYPRESS POINTE – SWEET REVENGE

Die Handlung nimmt dann erst richtig ihren Anfang. Hauptsächlich wird aus Blues Perspektive erzählt, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und deshalb schon früh Verantwortung übernehmen musste. Dazu ist sie aber auch unheimlich taff, selbstbewusst und schlagfertig, was die Handlung immer wieder zu ungeahnten Wendungen führt. Sie prallt nämlich ziemlich schnell auf den King of Cypress – den König der High School und seinen Brüdern. Und von Anfang an ist das eine explosive Paarung. Ich habe es wirklich geliebt, wie die beiden aufeinander losgehen, wie sie sich in Spielchen verwickeln, die , mal mehr mal weniger fair, entschieden werden und sich dabei auch nicht voneinander fernhalten können. Dabei blieb es sehr abwechslungsreich und auch unterschiedlich motiviert. Denn obwohl es West eigentlich darum geht, Blue das Leben schwer zu machen und Blue darum, sich zu wehren, ist es eigentlich ein Wettkampf. Es geht darum, wer dem anderen länger widerstehen kann. Und das merkt man auch in der Entwicklung dieser Spielchen, denn auch wenn keiner es richtig einsehen will, ändern sich die Methoden, werden sie seichter, überlegter und weniger ernst.
Ich mochte dieses Hin und Her zwischen den beiden überraschend gerne. Es wurde nie langweilig, weil man neugierig darauf war, wie weit sie jeweils bereit sind zu gehen und wann sie kneifen. Denn das tun sie irgendwann. Denn da sind Gefühle. Und die kann keiner von ihnen leugnen. So ist es ein Wettkampf, der in alle Richtungen pure Versuchung versprüht. Zwischen ihnen ist eine Spannung, die mich als Leserin an die Seiten gefesselt und auf einen guten Ausgang hat hoffen lassen.



"Er entzieht mir die Taubheit, das mentale Novocain, das mir geholfen hat, den ganzen Schmerz und das Elend durchzustehen. Er bringt mich dazu, allem ins Gesicht zusehen. Alles zu fühlen." – KINGS OF CYPRESS POINTE – SWEET REVENGE



Was ich auch ganz cool fand, war, wie diese Entwicklung sich auch auf den Background der beiden auswirkte. West schafft es mehr und mehr in Blues Leben zu finden. Wir lernen ihr Leben mit ihrem Vater und ihrer Schwester kennen, tauchen in ihre Vergangenheit ein und lernen einiges über ihre Motivation und ihre Hoffnung auf die Zukunft. Wests Verhalten scheint im Vergleich dazu geradezu albern und das war für mich irgendwie ein Knackpunkt der Geschichte. Denn klar, Wests Verhalten ist albern. Wenn er ein Problem hat, dann soll er es aussprechen usw. Aber wir wissen ja, Bully Romance und es wird auch begründet, warum es nicht so einfach ist. Gleichzeitig nimmt die Ernsthaftigkeit, die mehr und mehr durch das nähere Kennenlernen der Figuren Einzug nimmt, der Handlung etwas der Albernheit. Denn West merkt zum Glück, wann es zu viel ist. Wann er über Grenzen geht und wo vor allem die von Blue liegen. Deshalb ist es am Ende immer irgendwo noch in einem Rahmen, den man irgendwie vertreten kann und das fand ich sehr gut.

So erreicht diese Geschichte trotz des Settings eine erstaunliche Tiefe. Ich muss ehrlich zugeben, dass mich das High School Thema erstmal komplett abgeschreckt hat und ich erst im zweiten Moment auf das Buch angesprungen bin. Einfach, weil in der High School so viele Dinge wichtig sind, die mir nicht wichtig sind, bzw. auch niemals waren. Sowohl Blue als auch West wirken aber älter als das Setting es eigentlich vermuten lässt. Sie haben beide aufgrund ihrer familiären Situation mit ungewöhnlichen Situationen zu kämpfen und beweisen so im Laufe der Handlung mehr und mehr, dass sie über die kindischen Aspekte der High School schon hinausgewachsen sind. Wäre mein Empfinden in diesem Punkt nicht so, hätte ich es glaube ich nicht ertragen.

Was ich auch gut fand war, dass wir hauptsächlich aus Blues Perspektive lesen und West nur ergänzt. So blieb er stets geheimnisvoll und ein Stück weit unerreichbar – gleich einem König, wie er ja auch dargestellt wird.
Zudem mochte ich, wie die sexuelle Beziehung zwischen den beiden funktioniert. Was das betrifft, spielen sie nämlich nicht miteinander. Sie sind ehrlich, wenn auch auf komplizierte Art und Weise. So gibt es keine Lügen, was das betrifft, und auch keine unnötigen Eskapaden mit anderen Figuren. Stattdessen merkt man als Leser:in schnell, wie ein zartes Band zwischen ihnen entsteht, dass sich mehr und mehr festig. Weil zu erkennen ist, dass West nicht aus seiner eigenen Motivation heraus grausam ist, sondern eigentlich ein gutes Herz hat. Und weil Blue eigentlich an dieses Gute glaubt, ohne naiv zu sein.

Wenn ihr dieses Buch lest, werdet ihr euch übrigens nicht nur in West, sondern auch in seine Brüder verlieben. Ich war plötzlich auf den letzten Seiten und erst noch fest davon überzeugt, dass ich im nächsten Buch endlich erfahre, wie es mit dem PrettyBoy weitergeht. Stattdessen wurde mir bewusst, dass die Geschichte von West und Blue noch nicht zu Ende ist. Ich glaube, da kommt noch einiges auf uns zu, denn die Basis für etwas sehr Großes ist jetzt gelegt. Und doch ist da ein Cliffhänger, der plötzlich alles wieder in Frage stellt und die Beziehung der beiden sehr gut spiegelt. Am Ende bleibt wohl nur die Frage, wem West letztlich am meisten Vertrauen schenkt. Sehr spannend!
Und dann ist da auch noch ein Handlungsstrang in Blues Welt, der sich gerade zum Ende hin sehr öffnet und noch einige Spannungen verspricht. Ich habe schon ein paar Ideen, möchte aber nicht spoilern, also lest selbst:)

Ein kleines Highlight des Buches noch am Ende: Ähnlich wie bei Gossip Girl gibt es auch an der Cypress Pointe eine Queen of Gossip. Qween Pandora verbreitet zu jedem Kapitelanfang den neuesten Tratsch an die Schülerhaft der Cypress und alle anderen gleich mit. Das sorgt für eine ganz andere Dynamik zwischen den Figuren, weil Geheimnisse schnell herauskommen und weil auch Blues Exfreund beispielsweise mitbekommt, was an der Schule passiert. Eine coole Idee, um mehr Abwechslung zu schaffen und auch andere Figuren in dieses feste Konstrukt der High School zu integrieren.

Fazit:
Für mich eine Geschichte mit ordentlich Spannung. Sowohl sexuell als auch für meine Nerven, denn die beiden meinen es wirklich ernst mit ihrem Spiel. Bully Romance wie man sie kennt und doch so spannend und irgendwie auch tiefgreifend und gefühlvoll, dass man nicht aufhören möchte, zu lesen. Das Ende zerreißt einen und macht neugierig auf den nächsten Teil. Ich hoffe nur das Beste für die beiden, denn ich habe sie echt lieb gewonnen!

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Toller Reihenauftakt!

Trial of the Sun Queen
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Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin war total fesselnd und mitreißend. Ich war sofort in der Geschichte drin und konnte mir alles sehr gut vorstellen. Zudem gefiel es mir, dass man alles so gut nachvollziehen ...

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin war total fesselnd und mitreißend. Ich war sofort in der Geschichte drin und konnte mir alles sehr gut vorstellen. Zudem gefiel es mir, dass man alles so gut nachvollziehen konnte, obwohl man durch eine komplett fremde Welt stolpert. Man lernt sie durch die Augen von Lor kennen und fühlt sich an keiner Stelle alleingelassen oder orientierungslos.

Zur Geschichte allgemein:
Lor ist eine kleine Kratzbürste, was einem dazu verhilft, super schnell in die Geschichte hineinzufinden. Auch, wenn der Kerker, in dem sie sich anfangs befindet, zunächst langweilig und karg scheint, brodelnd in ihm das Leben. Lor macht das beste aus ihrer Situation, sucht sich Vergnügen und hat ihre Geschwister, die sie über alles liebt. Das Spannende für uns Leser:innen an all dem ist, dass Lor nicht wirklich weiß, weshalb sie in diesem Kerker ist. Und gleichzeitig verschweigt sie uns ganz bewusst, weshalb sie es geheim hält, dass ihre Geschwister ihre Geschwister sind. Es beginnt also sehr geheimnisvoll und damit spannend, denn schon jetzt suchen wir nach Antworten, überlegen und fiebern mit und lassen uns dadurch vollkommen mitreißen.
Die Handlung nimmt dann ziemlich schnell Fahrt auf, indem Lor sich in eine brenzlige Lage bringt. Und das ist super typisch für sich. Ich mochte sie total gerne, weil sie keiner Konfrontation aus dem Weg geht und trotzdem nicht so kopflos vorgeht. Sie möchte einfach etwas erreichen. Entweder für sich oder für andere (ihr größter Antrieb sind ihre Geschwister) und da lässt sie sich nicht von anderen beeinflussen oder zurückhalten.

Jetzt beginnt die Geschichte so richtig. Und ja, sie erinnert ein ganz klein wenig an die Tribute von Panem. Aber ich habe jetzt schon mehrere Bücher gelesen, die dieser Idee ähneln und ich fand es bei keiner schlimm. Solange ich die Unterschiede erkennen kann und jede Geschichte für sich noch ihr eigenes hat, verzeichne ich die Idee von Panem einfach als so grandios, dass sie nachahmenswert ist. Ähnlich wie das Prinzip von Romeo und Julia oder andere Motive der Literatur, die immer wieder aufgegriffen werden. Wieso etwas Gutes ausklammern, wenn man es weiterverwenden kann? Und genau das hat die Autorin hier auch gemacht. Sie hat die Idee weiter- oder zumindest etwas umgedacht. Deshalb hat es mich keineswegs gestört und ich habe es einfach genossen.

Das Spannende an allem war für mich, dass man ziemlich ahnungslos zusammen mit Lor durch die Welt stapft. Man wird genauso wie sie von der plötzlichen Brutalität der Spiele überrascht und scheint gleichzeitig ihre einzige Konstante zu sein, denn sie kann weder den anderen Teilnehmerinnen, noch anderen am Hof vertrauen. Zarte Bande werden erst nach und nach geschlossen und auch dann noch ist es fraglich, ob der Schein nicht trügt. Lor zeigt sich in dem allen aber sehr sozial und hilfsbereit. Sie ist emphatisch und schließt sich der allgemeinen Zwietracht nicht an. Das fand ich, war eine sehr schöne Konstante, die mir zumindest viel Vertrauen in die Protagonistin gegeben hat. Ihre Ziele und Motive sind die ganze Zeit klar und ihr Charakter bleibt konstant erkennbar.

Das Spannendste an den Spielen ist wohl, dass Lor sich selbst oft genug nicht sicher ist, ob sie nun gewinnen möchte oder nicht. Ihr Antrieb ist kein egoistischer, sondern bezieht sich auf ihre Mitmenschen. Nur, wie kann man für etwas kämpfen, dass einen vielleicht in eine Falle lockt und möglicherweise dem romantisierten Bild, das man sich erschaffen hat, gar nicht entspricht? Genau das fragt Lor sich und auch das fand ich super. Sie setzt sich damit auseinander, was es für sie bedeuten würde, Sonnenkönigin zu sein und das obwohl sie irgendwo ja auch schon dem Sonnenkönig verfallen ist. Nur ist diese Liebe real und beständig?

Der Sonnenkönig ist eine sehr spannende Figur in diesem Konstrukt. Er ist nett zu Lor, scheint erstmal auch nett zu seinen Untertanen und keiner sagt so wirklich etwas gegen ihn. Außerdem ist er natürlich schön und schlau und und und. Aber irgendwo scheint er auch ein Spiel zu spielen und obwohl Lor sich gerne auf ihn einlässt, behält sie doch im Hinterkopf, dass sie eigentlich ich viel über seine Welt und die äußeren Umstände ihrer Teilnahme weiß. Das fand ich super, weil es sie davon abhielt, naiv und dumm durch die Handlung zu irren.

Die Gegenseite von allem bildet der Schattenprinz. Ich muss zugeben, ich habe mal wieder den Klappentext nicht gelesen oder ihn zumindest wieder erfolgreich verdrängt. Ich hasse es ja, mich zu Spoilern und möchte lieber beim Lesen erfahren, wer das Love Interest ist. Hier war es tatsächlich gar nicht so einfach auszumachen. Der Schattenprinz erzählt aus seiner eigenen Perspektive und hat vornehmlich mit seinem ungeliebten Vater zu tun. In die Ereignisse um Lor stolpert er eher durch Zufall und auch nicht gerade willig. Er hat seine eigenen Motive, die ganz andere sind als die des Sonnenkönigs, seines Vaters oder die von Lor. Das bringt natürlich einen ganz anderen Blick auf die Dinge ins Spiel. Ich fand es spannend, seine „Schnitzeljagd“ zu beobachten und zu rätseln, wie er auf Lor treffen würde. Und obwohl er die zweite Erzählperspektive bildet, war es dennoch für mich nicht von Anfang an klar, welcher „Prinz“ nun derjenige sein würde, der Lor letztlich verfallen würde. Das legt den Fokus auf jeden Fall auf die Handlung selbst und nicht so sehr auf die Liebesgeschichte, was ich für diesen ersten Band ganz gut fand. So war die Fantasy der Geschichte einfach mehr im Vordergrund und konnte mich mit seiner Spannung überzeugen, statt dass man nur mit dem Liebespaar mitfiebert.

So muss ich alle enttäuschen, die hier auf richtige Romantasy offen. Es ist Slow Burn und ich denke, erst im zweiten Band wird es so richtig in Fahrt kommen. Die ersten Funken sprühten zum Ende hin auf jeden Fall schon und ich bin sehr gespannt.

Fazit:
Für mich eine rundum gelungene Fantasygeschichte. Die Protagonistin Lor ist sehr sympathisch, stark und überlegt. Die Handlung erinnert ein bisschen an Panem, was mich aber nicht gestört, sondern eher beflügelt hat. Es ist durchgehend spannend. Man möchte die Welt verstehen lernen, die Motive der einzelnen Figuren durchdringen und fiebert mit dem Wettkampf mit. Die Liebesgeschichte ist hier noch sehr zart. Ich denke, da kommt in Band 2 mehr. Ich fand es aber super, weil so der Fokus auf den Fantasiegeschehnissen lag. So bin ich schon sehr gespannt auf den nächsten Band und kann diesen Reihenauftakt empfehlen!

5 von 5 Sterne von mir.

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