Prolog und Ende rätselhaft – Geschichte jedoch super!
SommernachtstraumKlappentext
„Shakespeares ›Sommernachtstraum‹ als Schultheaterprojekt! Voller Vorfreude stürzen sich Ben und seine Schüler in die Proben. Hermia liebt Lysander, Helena will Demetrius, Oberon straft Titania, ...
Klappentext
„Shakespeares ›Sommernachtstraum‹ als Schultheaterprojekt! Voller Vorfreude stürzen sich Ben und seine Schüler in die Proben. Hermia liebt Lysander, Helena will Demetrius, Oberon straft Titania, und die Feenkönigin liebt plötzlich einen Esel: willkommen in Shakespeares Sommernachtstraum! Während die Theatertruppe versucht, der verschlungenen Verwechslungskomödie um verwirrte Liebespaare Herr zu werden, geraten die Liebesgeschicke aller Beteiligten ziemlich durcheinander: Struppi liebt Mireille, Mary Jane will Ben und Bens Freundin trifft sich heimlich mit Mireilles Vater. Bald weiß niemand mehr, wer eigentlich gerade in wen verliebt ist …“
Gestaltung
Das Cover gefällt mir sehr gut, da ich sowohl die Schriftart des Titels sehr schön finde als auch die Farbwahl. Der Gesamteindruck ist einfach stimmig. Das Muster aus Blumen, Blättern und Herzen, welches in hellen grün und türkis bzw. blau und mit Farbverlauf gehalten ist, strahlt eine passende Wirkung aus. Es erinnert mich an den Wald und passt somit perfekt zum „Sommernachtstraum“. Durch das dunkle Blau im Hintergrund werden Muster und Titel auch sehr schön hervorgehoben.
Meine Meinung
Neugierig gemacht auf dieses Buch hat mich eine Rezension einer Bloggerin, die das Ende als rätselhaft umschrieb. Das hat mein Interesse geweckt, sodass ich herausfinden wollte, was an dem Ende so mysteriös ist. Und nun nach dem Lesen des Buches verstehe ich eindeutig, was sie meinte. Auf den letzten 20 Seiten geschieht etwas, das den Leser erstaunt und mit wilden Spekulationen zurücklässt. Keine Sorge, die Geschichte ist abgeschlossen und das Ende ist auch zufriedenstellend, aber danach passiert etwas, das mir vorkam, wie ein Traum und von dem ich mir nicht sicher bin, was es genau zu bedeuten hatte. Einerseits finde ich das gut, weil das Ende so noch einigen Spielraum für Diskussionen offen lässt, andererseits fühle ich mich aber auch ein wenig verwirrt.
Verwirrt war ich jedoch öfter beim Lesen, denn in „Sommernachtstraum“ stellt Tanya Lieske Shakespeares bekanntes Werk als Schulaufführung dar. Ich hatte schon immer einmal vor Shakespeares Geschichte zu lesen und werde es nun auch definitiv bald tun, da ich die Irrungen und Wirrungen, die er in seinen Texten darstellt, sehr amüsant und unterhaltsam finde. Solche Irrungen und Wirrungen finden sich auch in Tanya Lieskes Roman. Die Schüler, die Shakespeares Stück als Schulaufführung inszenieren sollen, verlieben sich hals über Kopf ineinander. Dabei gibt es die unterschiedlichen Paarungen und die Gefühle spielen verrückt. Jungs markieren ihr Revier, Mädchen streiten miteinander, kurz: die Pubertät ist in vollem Gange.
Ähnlich wie in Shakespeares Werken spielen auch hier Sprache und Andeutungen eine große Rolle. Meist wird nicht klar gesagt, was die verschiedenen Figuren im Leben für Probleme haben. Sie werden angedeutet und der Leser muss selber erkennen, was dahinter steckt. Erzählt wird durchgängig in der 3. Person Singular, wobei die Figuren unterschiedlich in den Fokus gerückt werden. Unterteilt ist die Geschichte in verschiedene Akte, die jeweils einen Monat umfassen (so ist der erste Akt der Januar, der Zweite der Februar usw.). Pro- und Epilog stellen eine Ausnahme dar, da hier ein Gespräch zwischen Shakespeare und seiner Figur aus dem Sommernachtstraum Oberon geschildert wird.
Und das ist es auch, was mich verwirrt hat. Für mich kam vor allem beim einleitenden Prolog nicht klar heraus, ob ich die Schulaufführung nun als eine Art von Oberon geschriebenes Theaterstück interpretieren soll oder wie ich es sonst zu verstehen habe. Nach dem Prolog finden Oberon und Shakespeare nämlich auch in der Geschichte um die Schüler immer wieder in Fußnoten Eingang in die Geschichte. Sie streuen Zwischenbemerkungen ein, die durchaus amüsant waren, mich manchmal aber auch verwirrt haben. Dieser ganze Rahmen war für mich wirklich merkwürdig und ich habe den Eindruck, dass ich ihn nicht ganz fassen und verstehen konnte. Für mich hätte am Anfang oder am Ende klarer herauskommen müssen, was es nun mit Shakespeare und Oberon auf sich hat (hat Oberon das Stück rund um die Schüler für Shakespeare geschrieben? Ich bin mir einfach nicht sicher).
Die Geschichte der Schulafführung an sich mit den verschiedenen Charakteren, den unterschiedlichen Erlebnissen der Schüler und den ganzen Liebeswirrungen, hat mir hingegen richtig gut gefallen. Gerade die Andeutungen der Probleme mancher Schüler fand ich super, da ich als Leser sofort wusste, was Sache ist, obwohl es nie klar im Text angesprochen wurde. So erhielt der Text auch noch einmal mehr Tiefgang, da Probleme wie Magersucht, Alkoholismus, Selbstmord und viele andere Themen angesprochen wurden. Hier wurde dann der Umgang der jungen Menschen mit den schweren Schicksalsschlägen dargestellt ohne den Bezug zur Schulaufführung zu verlieren. Toll gemacht!
Probleme hatte ich nicht nur mit der Rahmenhandlung um Oberon und Shakespeare, sondern manchmal auch mit der Sprache. Es wurden einige Wörter verwendet, die ich nicht kannte und die mir altertümlich vorkamen oder aus einem anderen Land/Dialekt kamen. Nachdem einmal vom Matura (das kannte ich) die Sprache war, habe ich die starke Vermutung, dass österreichische Begriffe in den Text eingeflossen sind. Diese musste ich dann meist googlen.
Fazit
Ich finde, dass Tanya Lieskes „Sommernachtstraum“ keine leichte Lektüre ist. Dies liegt jedoch nicht an den Themen und dem Inhalt, sondern vielmehr an manchen sprachlichen Begriffen und an der Rahmenhandlung. Für mich ist einfach nicht deutlich herausgekommen, was genau es mit Shakespeare und Oberon auf sich hatte. Die Geschichte des Schulstückes hat mir jedoch sehr gut gefallen, da sie sich flüssig lesen lies und die Handlung verständlich war (im Gegensatz zum Prolog und Epilog).
3 von 5 Sternen!
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