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Veröffentlicht am 06.04.2021

Neue Freunde und alte Feinde

Die Stadt der Tränen
15

Dieses Buch ist der zweite Band von Kate Mosse um die Hugenottenkriege im 16. Jahrhundert. In der Fortsetzung von „Die brennenden Kammern“ treffen wir alte Bekannte wieder, aber auch neue interessante ...

Dieses Buch ist der zweite Band von Kate Mosse um die Hugenottenkriege im 16. Jahrhundert. In der Fortsetzung von „Die brennenden Kammern“ treffen wir alte Bekannte wieder, aber auch neue interessante Charaktere. Minou ist die Burgherrin in Puivert und lebt mit ihrer Familie in den letzten Jahren ein ruhiges und friedliches Leben. Man darf auf einen Frieden zwischen Katholiken und Hugenotten hoffen, die bevorstehende Hochzeit zwischen dem Protestanten Heinrich von Navarra und der Katholikin Margarete von Valois sollen ein Zeichen dafür setzen. Eine Einladung zur Hochzeit nach Paris hat auch Minou und ihre Familie erreicht. Minou stimmt nur mit gemischten Gefühlen zu, doch ihr Mann Piet und ihre siebenjährige Tochter Marta freuen sich auf Paris.

Dort trifft die Familie nicht unerwartet auf alte Bekannte. Kardinal Vidal, einst mit Piet befreundet, später dann sein ärgster Feind, ist inzwischen ein mächtiger Kirchenfürst geworden, der dem Herzog von Guise, einem weiteren Feind und fanatischen Katholiken, sehr nahe steht.
Die führenden Hugenotten sind zur Hochzeit nach Paris gekommen, und natürlich auch alle hohen katholischen Würdenträger. Dass diese als Versöhnung angesetzte Feier später als „Bluthochzeit“ in die Geschichte eingehen wird, ist leider keine Fiktion. Die brutalen Ereignisse in der Bartholomäusnacht kosten viele Hugenotten und auch etliche Katholiken das Leben. Minous Familie wird auseinandergerissen, sie müssen schwere Entscheidungen treffen, die Einfluss auf ihr weiteres Leben haben.

Vor dem historischen Hintergrund der Bartholomäusnacht und der Hugenottenkriege schildert Kate Mosse in der ihr eigenen Weise die Schicksale der sehr unterschiedlichen Charaktere. Die Figuren sind wieder sehr gut dargestellt und einfühlsam beschrieben. Der Schreibstil ist bildhaft und sehr gut lesbar. Die Spannung bleibt bis zum Ende erhalten. Einziger kleiner Kritikpunkt meinerseits sind die Zeitsprünge. Angesichts des Zeitraums, der abgedeckt wird, sicher irgendwie notwendig, aber meiner Ansicht nach gehen dadurch viele interessante und durchaus erzählenswerte Geschichten verloren.

Der Prolog zu Band 2 führt erneut nach Südafrika im 19. Jahrhundert, zu jener geheimnisvollen Dame auf dem Friedhof, über die wir immer noch nicht alles erfahren dürfen.
Sehr gut finde ich das Personenverzeichnis am Beginn des Buches, so dass man sich schnell einen Überblick verschaffen kann. Auch die historische Anmerkung über die realen Ereignisse damals ist sehr zu begrüßen. Darüber hinaus darf man natürlich nicht vergessen, dass es sich um einen Roman handelt, der recht geschickt um die damalige Realität gestrickt ist.
Für mich war es wieder eine spannende Geschichte um Minou und ihre Familie, mit vielen interessanten Charakteren, gut zu lesen und wirklich gut unterhaltend. Ich freue mich schon jetzt auf den dritten Band!

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 01.11.2021

Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters

Die Kampagne
10

Die Anwältin Natasha Winthrop ist im politischen Washington bekannt, sie wird als mögliche Präsidentschaftskandidatin gehandelt. Eines Tages wird sie in ihrem Haus überfallen, der Angreifer will sie offenbar ...

Die Anwältin Natasha Winthrop ist im politischen Washington bekannt, sie wird als mögliche Präsidentschaftskandidatin gehandelt. Eines Tages wird sie in ihrem Haus überfallen, der Angreifer will sie offenbar vergewaltigen. Es gelingt ihr, den Angreifer zu töten. Bei ihrer Aussage und der Darstellung des Sachverhalts ergeben sich Widersprüche, Natasha gerät selbst unter Verdacht. Möglicherweise kannte sie sogar ihren Angreifer, der sich etwas später als polizeibekannter Vergewaltiger entpuppt. Die Anwältin beteuert ihre Unschuld, sie beauftragt die beste Ermittlerin in Washington, Maggie Costello. Maggie übernimmt den Fall, es beginnt eine schwierige Ermittlungsphase, in deren Verlauf sie mehr als einmal an der Aufrichtigkeit ihrer Mandantin zu zweifeln beginnt. Doch Maggie ist hartnäckig, und das zahlt sich aus.

Eine spannende Geschichte, die uns Sam Bourne hier präsentiert. Es gibt viel Raum für Spekulationen, manchmal ist es sogar etwas verwirrend. Doch der Leser sollte nicht verzweifeln, am Ende wird alles zufriedenstellend und überzeugend aufgeklärt. Und das Ende ist durchaus überraschend.

Der Autor greift in diesem Buch viele Themen auf, die auch bei uns aktuell sind, was ich sehr gut fand. Es geht um die Problematik der Vergewaltigung, um saubere und unsaubere Wahlkampfpraktiken, um die Gefahr, die von der missbräuchlichen Verwendung sozialer Medien ausgehen kann und noch einiges mehr. Obwohl es eine fiktive Geschichte ist, kann man sich sehr gut vorstellen, dass manche Geschehnisse leider auch durchaus real sein könnten. Der Leser wird zum Nachdenken und Nachschlagen(googeln) angeregt, auch das macht den Wert dieser Story aus. Manche Dinge können gar nicht oft genug thematisiert werden in der heutigen Zeit.
„Die Kampagne“ ist nach meiner Auffassung unbedingt lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 09.03.2020

Im Namen des Glaubens

Die brennenden Kammern
9

Südfrankreich zur Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Hugenotten, zehn Jahre vor der Bartholomäusnacht. Die junge Minou hilft in der Buchhandlung ihres Vaters aus. Sie gelangt eines Tages ...

Südfrankreich zur Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Hugenotten, zehn Jahre vor der Bartholomäusnacht. Die junge Minou hilft in der Buchhandlung ihres Vaters aus. Sie gelangt eines Tages an einen geheimnisvollen Brief, der nur den Text „Sie weiß, dass Ihr lebt.“ enthält. Damit beginnt ein großes Abenteuer, dass Minou von Carcassonne über Toulouse bis nach Puivert führen wird. Umgeben von Freund und Feind muss sie sich behaupten und Geheimnisse lüften, die ihr bis dahin gar nicht bekannt waren. An ihrer Seite ist der Hugenotte Piet, der aber selbst viele Geheimnisse hütet und mit Verrat in den eigenen Reihen zu kämpfen hat. Die Zeit ist geprägt von Misstrauen und Gewalt zwischen Katholiken und Protestanten, die Ideen von Luther und Calvin haben Frankreich erreicht, doch die Katholiken haben größere Armeen, sind besser organisiert und ausgerüstet. Und natürlich wird auf beiden Seiten auch kräftig spioniert und denunziert, was nicht gerade zur Vertrauensbildung beiträgt. Konflikte sind vorprogrammiert, und dazwischen versucht Minou, ihre Menschlichkeit zu bewahren, die Familie zu beschützen und den Notleidenden zu helfen. Keine leichte Aufgabe, denn ein ehrgeiziger Kirchenfürst und eine herrschsüchtige Adlige versuchen, sie aus dem Weg zu räumen. Aber es ist die Geschichte einer starken jungen Frau, die ihren Weg gehen wird. Und auch die Liebe findet schließlich den Weg in ihr Herz.

Ein sehr spannender historischer Roman, der den Leser von der ersten Seite an mitnimmt und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Kate Mosse schreibt eindrucksvoll und bildhaft; wunderbare, interessante und durchtriebene Charaktere bestimmen das Geschehen, das sich an den Gegebenheiten der damaligen Zeit orientiert und glaubhafte Szenarien vermittelt. Vorurteile, religiöser Fanatismus, Herrschaftsdenken und gewalttätige Auseinandersetzungen prägten das tägliche Leben. Der hugenottische Glaube stellte Offenheit und Toleranz dagegen, dass gefiel der katholischen Inquisition gar nicht.
Wie schon dreihundert Jahre zuvor die Katharer sind nun auch die Hugenotten den Katholiken ein Dorn im Auge. Im Roman bildet die reale historische Situation den Rahmen der fiktiven Handlung, die Einbindung der Fiktion in die damalige Realität ist der Autorin gut gelungen. Einige wenige kleinere Ungereimtheiten beeinträchtigen den Lesegenuss nicht.
Ein lesenswertes Buch, das ja erst den Auftakt zu einer Reihe über die Hugenottenkriege darstellt. Mir hat das sehr gut gefallen, und ich warte gespannt auf die Fortsetzung.

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  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.11.2021

Weltstadt und Provinz

Gold und Ehre
7

Wir befinden uns im Amsterdam des Jahres 1650, mitten im Goldenen Zeitalter der freien Niederlande, wo insbesondere Kunst und Kultur eine Blütezeit erlebten. Dazu gehörte auch die Baukunst. Der junge Architekt ...

Wir befinden uns im Amsterdam des Jahres 1650, mitten im Goldenen Zeitalter der freien Niederlande, wo insbesondere Kunst und Kultur eine Blütezeit erlebten. Dazu gehörte auch die Baukunst. Der junge Architekt Benjamin Aard ist eines der aufstrebenden Talente dieser Weltstadt. Er ist vielseitig interessiert, keineswegs nur an Bauwerken. Er ist auch Maler, und er betreibt auf eigene Faust wissenschaftliche Untersuchungen, z. B. über das Wetter. Sein Vater Michiel und sein älterer Bruder Daan sind ebenfalls Architekten, aber beide zieht es im Gegensatz zu Benjamin auch in die Politik. Michiel möchte in den Magistrat der Stadt gewählt werden und versucht, entsprechende Beziehungen zu knüpfen.
Eines von Benjamins Wetterexperimenten geht schief, eine Mühle kommt zu Schaden. Sein Vater ist wütend, er schickt seinen Sohn für einen Bauauftrag nach Hamburg. Benjamin ist zunächst nicht sehr glücklich über diese Entwicklung, denn der Bau, für den er nun verantwortlich ist, wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Das Verlassen seiner Heimatstadt Amsterdam fällt ihm nicht leicht. Hamburg wirkt dagegen zunächst recht provinziell auf den jungen Mann. Der Anfang ist schwer für ihn, doch als er die junge Diebin Lucia kennenlernt, ändert sich einiges. Auch Lucia ist vielseitig interessiert und intelligent, so langsam entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden jungen Leuten. Aber das Abenteuer hat erst begonnen...

Sabine Weiß entwickelt eine spannende Geschichte um Bauwerke, zu denen auch der Hamburger Michel gehört. Und natürlich geht es um Liebe und um die Probleme der damaligen Zeit. Die realen historischen Ereignisse sind sehr gut recherchiert.
Der Statthalter aus dem Hause Oranien und die Regenten der freien Provinzen sollten gemeinsam die Niederlande regieren zum Wohle der Bürger. Doch die adligen Oranier und die Bürgermeister waren keine Freunde. Die Gegensätze der beiden Parteien werden im Buch ausführlich dargestellt. Als der Statthalter Wilhelm II. jung stirbt, wollen die Bürgermeister ihre Position ausbauen, der nächste Wilhelm (und potenzielle Statthalter) ist noch ein Baby. Doch die Oranier nehmen das natürlich nicht ohne weiteres hin, sie suchen nach Wegen, um die alte Macht des Adels wieder herzustellen.

Die Geschichte von Benjamin und Lucia ist eingebettet in das knisternde historische Umfeld, das geprägt ist von Handel, von Machtstreben, von Bündnissen der Mächtigen und Ohnmächtigen, von Intrigen und Verrat und von ernsthafter Kriegsgefahr. Vor diesem aufregenden Hintergrund gerät die eigentliche Geschichte, die ja fiktiv ist, manchmal etwas in den Hintergrund. Für mich persönlich erscheint die Story auf den letzten 200 Seiten etwas zu gedrängt. Während die ersten 450 Seiten einen Zeitraum von etwa zwei Jahren umfassen, werden auf den letzten 200 Seiten gut 20 Jahre behandelt. Die dadurch entstehenden Sprünge behindern den Lesefluss ein wenig. Meiner Ansicht nach hätte die Darstellung hier ausführlicher sein müssen, auch wenn das Buch dadurch etwas umfangreicher geworden wäre.

Für historisch interessierte Leser ist das auf jeden Fall eine spannende Lektüre, die bildhafte und eindrucksvolle Sprache der Autorin vermittelt auch einen guten Eindruck vom Leben in den Städten Amsterdam und Hamburg. Ein paar Grundkenntnisse der niederländischen Geschichte sind aber durchaus von Vorteil. Eine kleine historische Einführung zu Beginn des Buches wäre wünschenswert, ist aber nicht vorhanden. Ein Personenverzeichnis ist zwar vorhanden, aber es ist nicht vollständig. Viele bedeutende Personen werden nicht erwähnt.
Aus meiner Sicht ist es gute Unterhaltung auf hohem Niveau, die an einigen Stellen allerdings verbesserungswürdig erscheint.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
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  • Charaktere
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  • Geschichte
Veröffentlicht am 02.11.2020

Der Baumeister und die Adelstochter

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
7

997 – die Dänen suchen noch immer Englands Küsten heim, sie überfallen die Dörfer, morden und plündern die Bewohner. Die Zeit ist dunkel, das Leben oft nur kurz. Auch Combe ist so ein Dorf an der südenglischen ...

997 – die Dänen suchen noch immer Englands Küsten heim, sie überfallen die Dörfer, morden und plündern die Bewohner. Die Zeit ist dunkel, das Leben oft nur kurz. Auch Combe ist so ein Dorf an der südenglischen Küste, und es wird von den Dänen überfallen. Viele Einwohner sterben, auch den Bootsbauer trifft es. Er hinterlässt seine Frau und drei Söhne, die überleben den Überfall. Edgar ist einer von ihnen, er verliert seine Geliebte und ist verzweifelt. Die Familie steht vor dem Nichts, es wurde alles zerstört. Doch der Bischof Wynstan bietet ihnen einen Ausweg an. Sie bekommen ein kleines Stück Land zum Bewirtschaften in Dreng's Ferry, einem winzigen Ort im Landesinnern.

So beginnt die Geschichte von Edgar, dem Bootsbauer, der mit seiner Familie nun neu anfangen kann/muss. Er ist eine der beiden Hauptfiguren in diesem Roman. Die andere ist Ragna, eine Adelstochter aus normannischem Hause, die in Cherbourg lebt. Sie verliebt sich sehr schnell in Wilf, einen englischen Aldermann, der zufällig auch noch der Halbbruder von Bischof Wynstan ist. Gegen den Willen ihrer Eltern folgt Ragna ihrem Wilf nach Shiring in England, wo sie ihn alsbald heiraten will.

Eine weitere wichtige Figur ist Aldred, ein sympathischer Mönch mit Idealen, der von einer großen Bibliothek träumt, die er in seinem Kloster in Shiring einrichten will. Doch das Schicksal wird ihm einen anderen Weg weisen. Beim Lesen ist mir dieser Mönch sehr ans Herz gewachsen.

Die Abenteuer von Edgar und Ragna sind geprägt von der Zeit, in der sie leben. Sie drehen sich um Missgunst, Neid, Verrat und Verbrechen, so wie das bei spannenden historischen Geschichten üblich ist. Und dieser Roman um das Entstehen von Kingsbridge ist spannend. In gewohnter Manier versteht es Follett, seine Leser mit in die Geschichte zu nehmen und zu fesseln. Das Buch hat gut eintausend Seiten, doch es fällt schwer, es aus der Hand zu legen.

Die Ereignisse spitzen sich zu, die Dramatik steigt bis kurz vor Schluss – und dann folgt das Ende, mit dem ich persönlich nicht ganz zufrieden war. Ein paar Ereignisse waren aus meiner Sicht doch schwer nachvollziehbar, die Auflösung dann manchmal etwas zu einfach, das Ende etwas zu kitschig.
Ich will diese Ereignisse nicht genauer beschreiben, um dem Leser/der Leserin den Spaß nicht zu verderben, mag sich ein jeder und eine jede ihr eigenes Urteil bilden. Denn Spaß gemacht hat mir das Lesen dieses Buches auf jeden Fall, es lohnt sich zu lesen.

Eine Anmerkung noch zur Gestaltung. Im Buch ist eine Karte von England und Teilen Frankreichs abgebildet. So eine Karte kann bei der Orientierung recht nützlich sein. Die Orte Combe und Dreng's Ferry sind auch eingezeichnet. Aber andere wichtige Orte, wie z.B. Shiring, fehlen dort. Das ist unvollständig und nicht sehr hilfreich.

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