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Veröffentlicht am 21.02.2018

Abschluss der Trilogie

Bourbon Lies
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Bourbon Lies ist der dritte Band einer Trilogie. Aus meiner Sicht sollte man die Serie unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen, da sich sonst der große Zusammenhang wohl nicht so richtig erschließt.

Band ...

Bourbon Lies ist der dritte Band einer Trilogie. Aus meiner Sicht sollte man die Serie unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen, da sich sonst der große Zusammenhang wohl nicht so richtig erschließt.

Band 1 hatte mich sehr gut unterhalten, auch wenn solche Romane eigentlich nicht so mein Ziel-Genre sind. Aber ab und zu zwischendurch finde ich derartige „Popcorn-Literatur“ durchaus amüsant und unterhaltsam. Schreiben kann J.R. Ward meiner Meinung nach auch besser als manch andere ihrer Kolleginnen in diesem Genre. Bei Band 2 flachte für mich der Unterhaltungsfaktor allerdings ziemlich ab und dementsprechend bin ich ohne größere Erwartungen an den dritten und letzten Teil herangegangen, da ich einfach doch noch wissen wollte, wer denn nun das Familienoberhaupt der Bradfords tatsächlich umgebracht hat.

Edward, der älteste Sohn, hat sich zwar schuldig bekannt und sitzt daher nun in Untersuchungshaft, aber diese Lösung ist ganz offensichtlich zu einfach und aufgrund der körperlichen Gebrechen von Edward auch nicht sonderlich glaubwürdig. Die Ermittler sind aber mit seinem Geständnis zufrieden und so obliegt es nun seinen Geschwistern und Freunden (von denen er nicht unbedingt viele hat), seine Unschuld zu beweisen. Hierfür wäre es natürlich recht praktisch, den wahren Täter herauszufinden.
Mit ein bisschen kriminalistischem Gespür könnte man als Leser schnell herausfinden, wer es gewesen sein muss. Aber ich will hier nun keine weiteren Hinweise geben, das soll jeder selbst herausfinden – oder sich gegen Ende dieses dritten Bandes überraschen lassen. Ich fand die Auflösung nicht ganz glaubwürdig, aber irgendwie kann man es schon so hinbiegen, dass es passt.

Ansonsten werden in diesem Abschlussband die losen Fäden aufgenommen und zu einem Ende geführt, die offenen Fragen somit alle beantwortet und alle einsamen Herzen finden ihr Happy End.

Insbesondere der letzte Punkt ging mir am Ende in mancherlei Hinsicht zu schnell. Einige Figuren waren ja schon länger eingeführt und es war klar, wer hier am Ende mit wem zusammenkommen wird, auch wenn es bei einigen lange Zeit überhaupt nicht danach aussieht und dann auf einmal doch ganz schnell geht. Andere aber tauchten nun in Band 3 erst richtig auf, aber auch für sie gibt es natürlich den passenden Deckel. Das war mir dann etwas zu viel des Guten.

Insgesamt habe ich mich von der Trilogie gut unterhalten gefühlt, an den ersten Teil kamen die beiden Folgebände dabei für mich zwar nicht heran, um die ganze Geschichte zu erfahren, muss man sie aber natürlich auch lesen.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Experimenteller Histo

Das Haus der schwarzen Schwäne
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Ich glaube, ich hatte so einen Fall noch nie: Ich habe das Buch abgebrochen, kann/will es aber nicht schlecht beurteilen, denn eigentlich finde ich es faszinierend.

Es erzählt die Geschichte von Falka, ...

Ich glaube, ich hatte so einen Fall noch nie: Ich habe das Buch abgebrochen, kann/will es aber nicht schlecht beurteilen, denn eigentlich finde ich es faszinierend.

Es erzählt die Geschichte von Falka, die auf einer kleinen Insel aufgewachsen ist und als junges Mädchen nach Tondern gebracht wurde, um dort Spitze zu klöppeln.
Ihr Lebensweg macht immer wieder interessante Wendungen, man weiß nie so recht, wie es weitergehen wird.

Die Autorin hat einen ganz eigenen Schreibstil, zu Beginn musste ich mich da erst einmal hineinfinden, fand diesen Stil dann aber genau passend zu dem düsteren, furchtbaren Leben der Mädchen in der Spitzenfabrik. Das grauenvolle Leben dieser Mädchen, die als Arbeitssklaven auf unvorstellbare Weise dafür missbraucht werden, den Reichen hübsche Schleier und Spitzenkrägen zu klöppeln, wird mit diesem Stil ganz deutlich dargestellt.
Auch sonst spart die Autorin nicht mit grausigen Details und Absonderlichkeiten, die teilweise regelrecht beiläufig in Nebensätzen erwähnt werden. An manchen Stellen wurde mir beim Lesen beinahe schlecht und ich bin nun wirklich keine zartbesaitete Leserin.

Was hat aber nun zum Abbruch geführt?
Die Figuren bleiben für mich als Leserin nicht greifbar und sehr distanziert. Das wäre allein nicht entscheidend gewesen, aber die Handlung wird zunehmend merkwürdiger und abstruser. Ich hatte zunehmend den Eindruck, alle verfallen nach und nach regelrecht dem Wahnsinn, die Grenzen der Realität verschwimmen immer mehr und letztlich wurde es mir irgendwann zu merkwürdig.

Es handelt sich definitiv nicht um einen klassischen historischen Roman, wie ich ihn erwartet hatte. Das hätte gut sein können, denn das Buch sticht definitiv aus dem Genre hervor. Für mich war es allerdings zu experimentell und ich habe circa nach der Hälfte aufgegeben.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Toller Auftakt

Die Chroniken von Azuhr - Der Verfluchte
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Prolog: ein gieriger Kaufmann hat eine Ladung pestverseuchter Seide gekauft und an den Hafenkontrollen vorbei in die Stadt Arbora schmuggeln lassen. Der Erzpriester Lucio muss eine folgenschwere Entscheidung ...

Prolog: ein gieriger Kaufmann hat eine Ladung pestverseuchter Seide gekauft und an den Hafenkontrollen vorbei in die Stadt Arbora schmuggeln lassen. Der Erzpriester Lucio muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Die eigentliche Handlung setzt 53 Jahre später ein. Der jetzige Erzpriester Nandus hat drei Söhne, doch keiner davon genügt wirklich seinen Ansprüchen. In seinen jüngsten Sohn Milan setzt Nandus dennoch große Hoffnungen und fordert ihn daher sehr. Doch mit der strengen Erziehung und Ausbildung weckt er Widerstand und Trotz in Milan, der sich dagegen wehrt, dass sein Vater ihm seinen Lebensweg quasi vorschreibt. Milan heckt einen Plan aus, um seinen Vater zu demütigen, doch es läuft nicht ganz so ab, wie er sich das vorstellt. Dabei macht er die Bekanntschaft von Felicia, einer geheimnisvollen jungen Frau, die ihre ganz eigenen Gründe hat, gegen Erzpriester Nandus zu intrigieren. Doch stehen die beiden deswegen auf derselben Seite? Welche Seiten gibt es überhaupt und welche von ihnen – wenn überhaupt eine – ist im Recht?

Diese Fragen stellen sich im Verlauf der Geschichte, ebenso wie es erste Antworten gibt. Doch diese sind nicht allgemeingültig, denn immer wieder kommen neue Sichten und Informationen hinzu, so dass der Leser die Lage neu bewerten muss – genauso wie die Protagonisten. Wer hier Freund und wer Feind ist, wer Gut und wer Böse… das ist meist eine Frage des Standpunkts und nicht in Stein gemeißelt, denn die Figuren sind wunderbar komplex und überraschen so immer wieder.

Auch die Handlung bietet eine große Vielschichtigkeit und Spannung. Der Prolog ließ mich erst einmal kurz fassungslos zurück, der Einstieg in die Haupthandlung fiel mir dennoch erstaunlich leicht, denn auch wenn es vielleicht am Anfang viele Figuren und unklare Verhältnisse gibt, entwirrt sich das dann doch recht schnell. Dafür baut die Handlung dann stetig ihre Komplexität auf, aber immer so, dass man als Leser gut folgen kann. Tausend kleine Details und immer wieder unglaublich schöne und kluge Sätze machen das Lesen zu einem absoluten Vergnügen und ich konnte das Buch irgendwann gar nicht mehr aus der Hand legen.

Es handelt sich um den Auftaktband einer Trilogie, so dass am Ende dieses ersten Teils natürlich noch längst nicht alle Fragen beantwortet sind, aber es endet nicht mit einem fürchterlichen Cliffhänger, sondern an einem guten Zwischenpunkt – dennoch würde ich lieber heute als morgen weiterlesen und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung im Herbst 2018!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Spannend und unterhaltsam

Die Tochter des Gewürzhändlers
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Esslingen, Anfang des 16. Jahrhunderts. Tessa ist die jüngere Tochter des wohlhabenden Händlers und Ratsmitglieds Matthieu Berthier. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Veronika ist an Tessa ein Junge ...

Esslingen, Anfang des 16. Jahrhunderts. Tessa ist die jüngere Tochter des wohlhabenden Händlers und Ratsmitglieds Matthieu Berthier. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Veronika ist an Tessa ein Junge verloren gegangen, sie ist keinem Abenteuer abgeneigt und bringt sich so auch ständig in Schwierigkeiten. Ihr Vater drückt immer wieder wohlwollend ein Auge zu, er liebt seinen kleinen Wildfang, so wie sie ist.

Doch als Tessa eines Tages dem königlichen Jagdaufseher in die Quere kommt, wird aus ihren kleinen Abenteuern tödlicher Ernst. Tessa und ihre Familie geraten zwischen die Fronten des Bauernaufstandes „Armer Konrad“ gegen Herzog Ulrich. Tessa fühlt sich zu dem jungen Corentin hingezogen, doch ihn umgibt ein Geheimnis und als dieses schließlich gelüftet wird, sieht es so aus, als stünden unüberwindbare Hindernisse zwischen den beiden.

Ich habe in letzter Zeit einige historische Romane gelesen und viele waren zwar unterhaltsam, doch konnte ich sie aufgrund der ständig wiederkehrenden Stereotype kaum ernst nehmen. Ständig werden Hexen verbrannt, Jungfrauen geschändet und wer am Ende zusammenkommt, ist dennoch vom ersten Auftreten der Figuren an völlig klar.
Dieser Roman hier konnte mich positiv überraschen. Zwar kommt er auch nicht gänzlich ohne die oben genannten Elemente aus, doch entwickeln sich die Protagonisten hier deutlich vielschichtiger als zuerst erwartet. Insbesondere Veronika, die zunächst nur eine Nebenrolle zu spielen scheint, wurde im Verlauf immer interessanter und trifft gegen Ende eine folgenreiche Entscheidung, die ich ihr kaum zugetraut hatte. Überhaupt sind die Nebenfiguren in diesem Buch eine echte Bereicherung, nicht nur Staffage um die Protagonisten Tessa und Corentin herum, sondern gut gezeichnet und glaubwürdig dargestellt.

Vor dem Hintergrund der realen Ereignisse des „Armen Konrad“, eines Aufstands der bis aufs Letzte ausgepressten Bauern unter Herzog Ulrich, entfaltet sich so eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die am Ende vielleicht ein paar passende Zufälle zu viel aufweist, mich aber dennoch insgesamt überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Hexenjagd und Kölnisch Wasser

Der Duft des Teufels
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Köln, Ende des 17. Jahrhunderts. Der Italiener Paolo Feminis handelt mit allerlei Waren, nebenbei versucht er, ein altes Erbe seines Großvaters umzusetzen. Dieser hat die Rezeptur eines ganz besonderen ...

Köln, Ende des 17. Jahrhunderts. Der Italiener Paolo Feminis handelt mit allerlei Waren, nebenbei versucht er, ein altes Erbe seines Großvaters umzusetzen. Dieser hat die Rezeptur eines ganz besonderen Duftwassers aufgezeichnet, doch diese ist nicht einfach nachzuvollziehen und Paolo experimentiert nun schon lange an der Herstellung dieses besonderen „Aqua mirabilis“ herum.

Doch nun wird unter der Hand ein anderes Duftwasser in Köln verkauft und es zeigt ganz erstaunliche Wirkungen, insbesondere in sexuell enthemmender Weise. Das ruft schnell die Kirche auf den Plan und genauso schnell ist vom Teufel die Rede!
Paolo stellt seine eigenen Experimente ein, doch ist ihm bewusst, dass auch er schnell in den Kreis der Verdächtigen geraten könnte.

Kathrina ist eigentlich eine unbescholtene junge Frau, doch als Hebamme und Witwe eines Protestanten ist sie schnell ein gefundenes Opfer für diejenigen, die mit dem Finger auf jemanden zeigen wollen. Ein abgewiesener Verehrer sieht hier einen geeigneten Weg, sich zu rächen und bei dem fanatischen Dominikanerbruder Martin findet er schnell ein geneigtes Ohr. Zum Glück hat Kathrina in dem jungen Daniel einen liebevollen und einflussreichen Unterstützer, der seinerseits alles tut, um den Verdacht von der jungen Frau zu nehmen.

Dennoch, die Stimmung in Köln brodelt und droht überzukochen. Der einzige Weg, wie Paolo und Kathrina sich schützen könnten, wäre es, den wahren Hersteller und Verkäufer des angeblichen Wunderwassers zu finden. Doch wird ihnen dies gelingen?

Das Buch beginnt recht gemächlich und es dauert seine Zeit, bis sich so langsam Spannung aufbaut. Die Liebesgeschichte zwischen Daniel und Kathrina war für mich ziemlich unglaubwürdig. Er ist ein Sohn aus wohlhabendem Haus und sie steht gesellschaftlich weit unter ihm. Dass er sich darum so wenig schert, ist zwar löblich, aber eben nicht sonderlich glaubwürdig für diese Zeit und Gesellschaft.

Erschreckend realistisch dargestellt fand ich hingegen den Hass von Kathrinas Verehrer Hans und den fanastischen religiösen Eifer von Bruder Martin. Beide empfand ich beim Lesen als schwer erträglich, aber leider auch als glaubwürdig.

Insgesamt hat mich das Buch ganz gut unterhalten, aber letztlich hatte ich das Gefühl, hier wurden Handlungsstränge zusammen gepfropft, die nicht so recht zusammenpassten.