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Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr unterschiedliche Kurzgeschichten

Basar der bösen Träume
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Es handelt sich bei „Basar der bösen Träume“ nicht um einen neuen Roman, sondern um eine Kurzgeschichtensammlung. Enthalten sind sehr unterschiedliche Geschichten und sogar zwei Gedichte. Zu jeder Geschichte ...

Es handelt sich bei „Basar der bösen Träume“ nicht um einen neuen Roman, sondern um eine Kurzgeschichtensammlung. Enthalten sind sehr unterschiedliche Geschichten und sogar zwei Gedichte. Zu jeder Geschichte gibt es ein kleines Vorwort von Stephen King, in dem er erzählt, wie es zur Entstehung der jeweiligen Story kam. Das gibt unterhaltsame und interessante Einblicke ins Schaffen des Autors.

Die Geschichten selbst fallen sehr unterschiedlich aus. Gleich die erste Geschichte „Raststätte Mile 81“ erinnert sehr an den Klassiker „Christine“ und stimmt somit wunderbar aufs weitere Hören ein.

Im weiteren Verlauf waren Stories dabei, die mich total gefesselt haben, wie zum Beispiel „Böser kleiner Junge“, es gab aber auch welche, die mich weniger bis gar nicht überzeugen konnten, bei denen mir der Gruseleffekt völlig fehlte oder die ich einfach nicht spannend fand. Die sehr auf Baseball ausgerichtete Story „Blockade Billy“ ist für europäische Leser bzw. Hörer wahrscheinlich einfach nicht in der Intensität nachvollziehbar, wie sie das für Amerikaner ist. Ich zumindest konnte mit den langen Spielbeschreibungen überhaupt nichts anfangen, habe die Geschichte aber dennoch bis zum Ende gehört, wo es dann doch noch eine kleine Überraschung gab.
Besonders herrlich fand ich die Kindle-Story „Ur“ und suche seitdem in meinem Kindle auch immer wieder mal nach unerwarteten Menüunterpunkten, man weiß ja nie!
Gar nichts anfangen konnte ich mit dem Gedicht „Die Knochenkirche“ und mit „Batman und Robin haben einen Disput“.

Ansonsten gab es noch ein paar mittelmäßige Geschichten, die ich nicht wirklich schlecht fand, aber auch nicht überragend, wie zum Beispiel „Die Düne“.

David Nathan liest sie alle auf gewohnt wunderbare Weise, so dass auch die nicht ganz überzeugenden Geschichten durchaus angenehm anzuhören waren und ich bis auf die zwei erwähnten Ausnahmen wirklich tolle Stunden mit dem Hörbuch hatte.

Die mp3-Version ist ungekürzt und bietet somit über 20 Stunden Hörvergnügen!

Eine Gesamtbewertung fällt aufgrund der sehr unterschiedlichen Geschichten schwer, zur Höchstnote reicht es nicht, ich ordne die Sammlung daher im oberen Mittelmaß an.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leider nicht mein Fall...

Und sie werden nicht vergessen sein
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Arman und Amarna sind in London angekommen und bauen sich ein Leben in Großbritannien auf. Er wird als Künstler gefeiert, sie hat Arbeit im British Museum, sie haben ein wunderschönes Haus, großartige ...

Arman und Amarna sind in London angekommen und bauen sich ein Leben in Großbritannien auf. Er wird als Künstler gefeiert, sie hat Arbeit im British Museum, sie haben ein wunderschönes Haus, großartige Nachbarn und werden bewundert und geliebt. Doch Armans Vergangenheit kann nicht einfach abgelegt werden und so ist ihr Leben immer weiter eine Herausforderung und ein Kampf. Sie lieben einander, doch es ist nicht einfach.

Und es wird nicht einfacher, als ihr Schicksal sich mit dem eines Berliner Paares kreuzt. Martin und Eva sind ein strahlendes Paar, sie Malerin und er ein Filmstar. Doch der aufkommende Nationalsozialismus verändert alles für sie beide und ihre kleine Tochter Chaja.
Man muss den ersten Band „Die Stadt der schweigenden Berge“ nicht zwingend gelesen haben, um dieses Buch lesen zu können. Ich empfehle es dennoch, das Verständnis für die Figur Arman ist sicher größer, wenn man die Vorgeschichte kennt.

Ich wollte dieses Buch mögen, denn ich weiß, wieviel der Autorin an genau diesem Buch liegt. Aber ich habe mich schwergetan. Der Vorgänger hatte mich gefesselt und verstört, fasziniert und begeistert. Da hat es ein zweiter Teil meist schwer, dennoch hatte ich gehofft, dass es mich ähnlich mitreißen wird, was dann aber leider gar nicht geschah. Das erste Drittel empfand ich als recht schwerfällig. Die Szenen zwischen Arman und Amarna haben mich nicht berühren können, ich fand sie sehr schwülstig, manch immer wiederkehrende Formulierungen gingen mir irgendwann nur noch auf die Nerven. Die Kapitel um Martin und Eva in Berlin zu Beginn hingegen haben mir besser gefallen, sie waren für mich greifbarer und nachvollziehbarer. Im weiteren Verlauf hingegen wurden mir die Protagonisten alle zunehmend unsympathisch. Ich muss Buchfiguren nicht mögen, um ein Buch zu mögen, aber sie müssen etwas in mir bewegen oder berühren und das taten sie kaum, außer mich zu ärgern. Ein paar kleine Lichtblicke gab es, so vor allem Paul, der im ersten Band keine besonders rühmliche Rolle gespielt hat und mich hier nun positiv überraschen konnte. Andere Nebenfiguren, von denen ich mir aufgrund der Vorberichterstattung einiges erhofft hatte, waren leider auch so gar nicht mein Fall.

Abgesehen von den Figuren geht es aber eigentlich um viel mehr. Es ist ein Buch gegen das Vergessen und für das Zusammenhalten von Menschen. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der Geschichte anscheinend nur zu gerne vergessen wird und Zusammenhalt für viele ein Fremdwort ist, zumindest wenn es um grenzenlosen Zusammenhalt geht. Im ersten Buch wurde der Völkermord an den Armeniern thematisiert und kommt auch hier immer wieder zur Sprache, während die Welt nur wenige Jahre später erneut wegguckt und zulässt, dass ein weiteres Volk, die Juden, einfach ausradiert wird. Wie konnte das geschehen? Und wie kann es sein, dass wir heute immer noch nicht schlauer sind, nicht mehr aus der Geschichte gelernt haben, sondern immer noch auf Grenzen, Staaten und Nationalitäten pochen und danach bemessen, wem wie geholfen werden darf? In dieser Hinsicht ist das Buch wieder aufrüttelnd und fesselnd geschrieben.

Insgesamt aber war es mir zu viel Liebesgeschichte, zu viel Beziehungsprobleme. Vom Kopf her konnte ich das alles durchaus nachvollziehen, im Herzen kam es bei mir aber einfach nicht an. Sehr schade, ich hätte mir gewünscht, dass der Zauber des ersten Bandes wieder aufkommt, es gelang mir aber nicht, ihn in den knapp 800 Seiten wiederzufinden und so habe ich das Buch erstaunlich unbeteiligt gelesen, obwohl es doch eigentlich so aufrüttelnd sein müsste!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer war Macbeth wirklich?

Distel und Rose
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Schottland, im Jahr 1791. Die junge Engländerin Magdalene heiratet den schottischen Lord David MacBrannan und muss somit aus ihrem gewohnten Umfeld im Haus ihres Vaters in die „Wildnis“ der schottischen ...

Schottland, im Jahr 1791. Die junge Engländerin Magdalene heiratet den schottischen Lord David MacBrannan und muss somit aus ihrem gewohnten Umfeld im Haus ihres Vaters in die „Wildnis“ der schottischen Highlands umziehen. Die junge Frau hat bisher ihre Zeit am liebsten damit verbracht, Romane zu lesen und zu träumen. Sie ist weder auf ein Leben als Ehefrau noch als Hausherrin wirklich vorbereitet und zwischen ihr und ihrem Mann David besteht weder Nähe noch Zuneigung. Als Magdalene in der Bibliothek des Hauses alte Pergamentrollen findet, vertieft sie sich in eine geheimnisvolle Geschichte aus der Vergangenheit. Außerdem entwickelt sie großes Interesse am Leben der schottischen Dorfbewohner auf ihrem Land, nicht zuletzt aufgrund des gutaussehenden Highlanders Seoras!

Ebenfalls Schottland, aber im 11. Jahrhundert. Hier erleben wir nach einem rätselhaften Prolog die Geschichte der jungen Aelswith mit. Sie wächst am Hof von Königin Margaret auf, doch eines Tages wird sie von zwei vermeintlichen Wanderheilern entführt und ihr Leben nimmt eine äußerst unerwartete Wendung.

Ich lese sehr gerne Geschichten mit zwei Handlungssträngen auf verschiedenen Zeitebenen. Meist spielt in solchen Büchern ein Handlungsstrang in der Gegenwart, hier hingegen geht es um zwei Geschichten in der Vergangenheit, eine im 18. Jahrhundert, die andere im 11. Jahrhundert. Verbunden sind sie von Anfang an durch den Schauplatz Schottland und König Macbeth – der möglicherweise ganz anders war, als Shakespeare es die Welt später glauben ließ!

Die Figuren sind interessant und mehr als einmal gibt es überraschende Wendungen, die mich als Leserin dazu bringen, mein erstes Urteil über die handelnden Personen revidieren zu müssen. Diese Vielschichtigkeit der Figuren hat mir sehr gefallen.

Die Handlung ist auf beiden Ebenen spannend und unterhaltsam. Man lernt einiges und muss manches Klischee überdenken, das sich vielleicht im eigenen Kopf festgesetzt hatte.

Das Bild von König Macbeth wurde sicher maßgeblich durch Shakespeare beeinflusst, dieses Buch hier gibt eine andere Sicht auf ihn und seine Geschichte beziehungsweise die Schottlands zu dieser Zeit.

Insgesamt konnte mich das Buch in beiden Handlungssträngen überzeugen und gleichzeitig spannend und lehrreich unterhalten!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsames Jugendbuch mit spannender Thematik – auch für Nichtsportler

Freestyler
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Jola ist Leichtathletin und träumt von einer Teilnahme bei der Olympiade. Doch immer wieder hat sie Probleme mit ihrer Achillessehne und so kommt sie irgendwann auf die Idee, sich „optimieren“ zu lassen.
Wir ...

Jola ist Leichtathletin und träumt von einer Teilnahme bei der Olympiade. Doch immer wieder hat sie Probleme mit ihrer Achillessehne und so kommt sie irgendwann auf die Idee, sich „optimieren“ zu lassen.
Wir befinden uns im Jahr 2030 und die Sportwelt hat sich im Vergleich zu heute ziemlich verändert. Es gibt sogenannte Freestyler, die ihre Körper mit Implantanten und Prothesen aufrüsten und so ungeahnte Leistungen erbringen. Die meisten dieser Freestyler sind aufgrund von Krankheiten oder Unfällen auf die Prothesen angewiesen, so auch Ryan, dem nach einem schweren Autounfall beide Beine unterhalb der Knie amputiert werden mussten. Als Jola und er sich kennenlernen, sitzt er im Rollstuhl und kämpft mit den Schwierigkeiten, die ein Leben als „Behinderter“ mit sich bringt, sei es auch nur eine Stufe zu einem Eiscafé. Für Menschen wie ihn stellen Prothesen eine Chance dar, wieder ein beinahe „normales“ Leben zu führen und darüber hinaus im Sport ganz erstaunliche Leistungen zu vollbringen.
Doch es gibt auch Menschen, die sich ohne wirkliche medizinische Notwendigkeit diversen operativen Verbesserungen unterziehen, um mit dem immer weiter steigenden Leistungsdruck mithalten zu können.

In diesem Buch wagt die Autorin einen Blick in eine gar nicht so weit entfernte Zukunft. Wenn man sich Bilder von den Paralympics anschaut, sieht man auch heute schon Erstaunliches.

Darüber hinaus stellt das Buch die Frage, wieweit man gehen sollte, um die bestmögliche Leistung aus sich und dem eigenen Körper herauszuholen. Ist es überhaupt noch die eigene Leistung, wenn sie auf hochtechnologischen Implantaten und Prothesen beruht? Gewinnt hier wirklich noch der beste Sportler oder vielmehr der mit dem besten Technikerteam im Hintergrund?

Die beiden Hauptfiguren Jola und Ryan sind sympathisch und glaubwürdig, ebenso wie die weiteren Nebenfiguren (die natürlich nicht alle sympathisch sind, denn es muss ja auch mindestens einen Fiesling in der Geschichte geben). Sport ist mehr als ein Hobby für soie und dementsprechend sind sie bereit, viel dafür zu tun, damit sich ihre Träume erfüllen. Doch nicht alle ihre Träume haben mit Sport zu tun, sie sind auch ganz normale Jugendliche auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und nach der großen Liebe.

Ich bin eigentlich ein Sportmuffel und dementsprechend war ich etwas skeptisch, ob mich das Buch trotz der Thematik würde fesseln könne. Da ich die bisherigen Bücher der Autorin aber immer gut fand, habe ich mich darauf eingelassen und wurde nicht enttäuscht. Natürlich spielt das Thema Sport eine große Rolle, dennoch waren für mich mehr die dahinterstehenden Fragen spannend und interessant.
Das Buch regt zum Nachdenken an und bietet einigen Diskussionsstoff.
Immer wieder finde ich es auch toll, wie die Autorin ihre Phantasie in Bezug auf die Zukunft spielen lässt: manches klingt futuristisch, das meiste jedoch durchaus vorstellbar und gar nicht so weit von den heutigen Möglichkeiten entfernt.

Ein unterhaltsames Jugendbuch mit spannender Thematik – auch für Nichtsportler absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wasser für den Sudan!

Der lange Weg zum Wasser
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Südsudan, 1985. Salva ist gerne in der Schule, doch an diesem Tag fallen Schüsse und der Lehrer scheucht sie alle in den Busch hinaus. Er warnt sie davor, in ihre Dörfer zurückzukehren, denn dort würden ...

Südsudan, 1985. Salva ist gerne in der Schule, doch an diesem Tag fallen Schüsse und der Lehrer scheucht sie alle in den Busch hinaus. Er warnt sie davor, in ihre Dörfer zurückzukehren, denn dort würden sie den Kämpfern nur in die Arme laufen. Salva irrt erst alleine herum, dann schließt er sich einer Gruppe flüchtender Menschen an. Sie laufen tagelang, wochenlang, erst Richtung Äthiopien, wo sie in einem riesigen Flüchtlingslager unterkommen. Als dieses Jahre später geschlossen wird, findet sich Salva erneut auf der Flucht wieder. Millionen von Menschen sterben im sudanesischen Bürgerkrieg, Millionen werden aus ihrem Zuhause vertrieben, tausende von Kindern verlieren ihre Familien und irren allein durch die unwirtlichen Landschaften.

Südsudan, 2008. Nya läuft jeden Tag zur Wasserstelle, füllt ihren Kanister und läuft zurück in ihr Dorf, zu ihrer Familie. Nicht nur einmal, sondern den ganzen Tag, immer hin und her führt sie ihr Weg.

Das schmale Buch umfasst nur knapp 130 Seiten und ist somit schnell gelesen. Dennoch ist es eine sehr eindringliche und berührende Geschichte.
Abwechselnd wird in kurzen Kapiteln die Geschichte von Nya und Salva erzählt, wobei die Kapitel zu Nya meist sehr knapp sind, die zu Salva etwas ausführlicher. Man gewinnt den Eindruck, als wären die Menschen immer unterwegs, als würden sie immer irgendwohin laufen, entweder auf der Flucht vor Gewalt, Kämpfen und Armut oder auf der Suche nach Wasser. Beides ist erschütternd.

Am Ende gibt das Buch aber auch Hoffnung, als in Nyas Dorf ein Brunnen gebaut wird, der die Menschen endlich mit sauberem Wasser versorgen wird und gleichzeitig Mädchen wie Nya die Chance geben wird, zur Schule zu gehen anstatt den ganzen Tag mit der Wasserbeschaffung beschäftigt zu sein.

Salvas Geschichte beruht auf dem wahren Leben von Salva Dut, der den Bürgerkrieg im Sudan überlebt hat, die Chance bekam, nach Amerika zu gehen und seine dortige Ausbildung nun dazu nutzt, die Lebensbedingungen im Sudan zu verbessern. Mehr über seine Organisation findet man unter www.waterforsouthsudan.org