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Veröffentlicht am 29.10.2023

Wo beginnt Schuld?

Schwachstellen
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Siv ist ein einsamer junger Mann, aber er ist ein genialer Hacker. In der Schule hat er keine Freunde, zu Hause ist das Familienleben schon lange keine Familie mehr. Seiner Schwester ist etwas zugestoßen, ...

Siv ist ein einsamer junger Mann, aber er ist ein genialer Hacker. In der Schule hat er keine Freunde, zu Hause ist das Familienleben schon lange keine Familie mehr. Seiner Schwester ist etwas zugestoßen, von dem sie sich nie mehr erholte und die Eltern gaben dann auch noch ihm die Schuld dafür. Er ist allein und lebt nur für die Tage und Nächte an seinem Computer, da hat er einen Namen in den Gruppen.
In der Situation tritt jemand an ihn heran und bietet ihm einen Job in seiner Firma. Er wird da das machen, was er sowieso am besten kann. Sicherheitslücken in IT-Systemen aufzuspüren und auch diese Lücken zu nutzen. Es geht um Spyware, die Aufträge werden immer umfangreicher und er erledigt alles zuverlässig und schnell.
Diese Arbeit, das Team, der Chef und nicht zuletzt das Geld geben ihm Selbstvertrauen, verleihen ihm Anerkennung.
Er ist auf der Jagd nach den "Bösen" und hilft den "Guten". Nach und nach wird er auch zu Auslandseinsätzen gerufen, bei denen er mit den Folgen seiner Taten konfrontiert wird, er baut ganze Netzwerke um, hackt komplette Handynetze, es wird eine umfangreiche Grenzüberwachung geschaffen.
Bei diesen Einsätzen sieht er dann die Opfer von Folterungen und Todesstrafen ohne Gerichtsurteil und ihm wird langsam bewusst, was er dabei für eine Rolle spielt.
Siv redet sich ein, es sei nicht seine Schuld, er macht nur seine Arbeit und da ist er halt ein Genie. Aber langsam dringen andere Gedanken und Gefühle zu ihm durch.
Das ganze wird hier erzählt mit einfachster Sprache, ohne Dialoge, schlicht und damit tat ich mich von Seite zu Seite schwerer. Aber dieser Schreibstil passt halt auch zu einem Protagonisten, der so denkt und uns in seinen Kopf lässt. Das Buch beginnt wie ein einfacher Hacker-Krimi und bekommt dann eine brisante und politische Bedeutungsebene. Dieses Buch hat sich in meine Gedanken geschlichen und wird dort eine Weile bleiben.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Liest sich gut

Die kleinen Lügen der Ivy Lin
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"Die kleinen Lügen der Ivy Lin" von Susie Yang erzählt akribisch die Geschichte einer jungen Frau.
Diese Frau möchte dazugehören und sie tut fast alles dafür, Das ist interessant zu lesen, teilweise schockiert ...

"Die kleinen Lügen der Ivy Lin" von Susie Yang erzählt akribisch die Geschichte einer jungen Frau.
Diese Frau möchte dazugehören und sie tut fast alles dafür, Das ist interessant zu lesen, teilweise schockiert es auch.
Die Erzählstruktur ist hier gut durchdacht, es wird anschaulich erzählt, am wird gut in die Geschichte eingesogen. Durch die verschiedenen Zeitebenen werden Beweggründe klarer und verständlicher.
Die Protagonistin ist mir nicht sympathisch und ich denke sie mag sich selbst auch nicht, sie mag nur ein bestimmtes Bild von sich und ihrem Leben. Und diesem Bild ordnet sie alles unter. Dabei kommen einige Themen zur Sprache, die nachdenklich machen, gerade durch ihre überspitzte Darstellung.
Ich habe das Buch gerne gelesen, obwohl ich einiges unglaubwürdig und anderes vorhersehbar fand. Der Schreibstil hat bei mir einiges wieder gut gemacht.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Ein fremdes London

Ein Fluss so rot und schwarz
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"Ein Fluss so rot und schwarz" von Anthony Ryan ist ein Thriller und dystopisch, also eigentlich ganz anders, als was ich sonst von diesem Autor kenne. Gelesen habe ich sonst von ihm hauptsächlich Fantasy ...

"Ein Fluss so rot und schwarz" von Anthony Ryan ist ein Thriller und dystopisch, also eigentlich ganz anders, als was ich sonst von diesem Autor kenne. Gelesen habe ich sonst von ihm hauptsächlich Fantasy in einem historischem Setting. Aber beim Schreibstil wusste ich, was mich erwartet.
Das Buch ist deutlich kürzer als seine Fantasy-Romane, was aber nicht auf Kosten seiner Beschreibungen geht, die sind trotzdem sehr bildhaft. Dafür lernen wir hier die Protagonisten nicht so gut kennen, weil sich diese selbst nicht kennen.
Es ist ein gespenstisches Szenario, man erwacht an Bord eines Schiffes, weiß nicht wer man ist und wo man ist. Das Schiff ist führerlos und man scheint allein auf der Welt, kein Kontakt ist möglich.
Nach und nach werden auf dem Schiff eine Gruppe von Männern und Frauen wach, die sich an nichts weiter erinnern, als an eine Kernkompetenz, die jeder von ihnen hat. Was ist ihre Aufgabe? Wer schickt sie und warum?
Hier entstehen mit jeder Seite mehr Fragen, als beantwortet werden. Ich fand das Szenario sehr spannend und unverbraucht.
Und so machen sie sich auf zu einer Odyssee durch London, ein London, das unvorstellbares Grauen beinhaltet. Hier hat das Buch auch definitiv Horror-Elemente, was mir gut gefiel, es war sehr spannend und unheimlich gemacht.
Für ein perfektes Buch fehlte mir hier die Weitläufigkeit, ein tieferes Eintauchen in diese Welt und das Verschmelzen mit den Charakteren, das hier war eher kurz und knackig.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Etwas endet, etwas beginnt

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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"Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" von Doris Knecht ist nicht mein erstes Buch der Autorin. Von ihrem sicheren und treffenden Schreibstil war ich also schon überzeugt.
Die Protagonistin ...

"Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" von Doris Knecht ist nicht mein erstes Buch der Autorin. Von ihrem sicheren und treffenden Schreibstil war ich also schon überzeugt.
Die Protagonistin bleibt für den Leser namenlos und erzählt aus der Ich-Perspektive. Dadurch fühlt man sich ihr sehr nahe.
Sie ist in dem Alter, wo sie Rückschau hält. Es ist ein Wendepunkt, ein Abschluss irgendwie und doch eine Chance auf einen Neubeginn.
Die Kinder gehen ihre eigenen Wege, brauchen sie nicht mehr rundum als Mutter und auch ihre eigene Rolle als Tochter wird mit beleuchtet.
Es gibt nach 50 Jahren Leben sehr viel, an das man sich erinnert und wohl noch mehr, was man vergessen hat. Sehr schön kommt das hier rüber, dass nicht immer die großen Momente die wichtigsten sind.
Die Protagonisten erzählt sehr vertraut, fast intim, im Selbstgespräch, ihre innersten Gedanken, auch Tabuthemen werden angesprochen. Trotz allem bleibt eine Distanz zwischen Leser und Erzähler, bei mir jedenfalls.
Das Buch ist unaufgeregt, nicht spannend und doch möchte man es nicht aus der Hand legen und einige Dinge werden bei mir noch länger widerhallen.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Brauchte bei mir etwas

Die Einladung
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"Die Einladung" von Emma Cline ist ein Buch, indem man sich erst langsam zurecht findet. Es ist auch kein Wohlfühlbuch, hinterlässt eher Nachdenklichkeit und einen faden Nachgeschmack.
Alex, die Protagonistin, ...

"Die Einladung" von Emma Cline ist ein Buch, indem man sich erst langsam zurecht findet. Es ist auch kein Wohlfühlbuch, hinterlässt eher Nachdenklichkeit und einen faden Nachgeschmack.
Alex, die Protagonistin, lebt auf Kosten anderer und dabei ist sie auch recht skrupellos. Sie lügt und betrügt, bereichert sich schonmal ungefragt am Eigentum anderer. Manche Aktionen sind so gewitzt, dass es schon wieder Klasse hat. Sie lebt in der Welt der Schönen und Reichen und ihr wird abrupt ganz klar, dass sie so gar nicht dazu gehört und irgendwann auch nicht mehr geduldet wird.
Alex ist nicht sympathisch, aber man kann auch nicht wegsehen, man möchte wissen, was dahinter steckt, warum sie so handelt, so geworden ist.
Es ist ein kluger Roman über unsere Gesellschaft, hier steckt mehr dahinter, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Obwohl kein Thriller, waren hier auch viele Spannungen enthalten.

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