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Veröffentlicht am 15.09.2016

Cozy-Krimi um Mops „Holmes“ als Ermittler (und ein paar Menschen)

Mopsfluch
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Mops Holmes darf mit seinen Eltern seinFrauchen Marlene zu ihrer Schwester nach Frankreich begleiten, denn deren heißgeliebter wertvoller Zuchtstier ist spurlos verschwunden.
Als menschliche Verstärkung ...

Mops Holmes darf mit seinen Eltern seinFrauchen Marlene zu ihrer Schwester nach Frankreich begleiten, denn deren heißgeliebter wertvoller Zuchtstier ist spurlos verschwunden.
Als menschliche Verstärkung fahren Frauchens beste Freundin Jackie und deren Lebensgefährte mit, Detektiv Waterson.
Waterson und Holmes haben zusammen bereits vorher ermittelt – ich kannte keinen der anderen Fälle vorher und auch, wenn darauf gelegentlich angespielt wird, war das kein Problem bei der Lektüre.

Da Holmes ein Mops ist, „spricht“ er in Worten nur mit anderen Tieren – bei Menschen bellt er zustimmend oder versucht auf andere Art, sie auf etwas aufmerksam zu machen. Selbst bei den Tieren hilft diese Fähigkeit jedoch nicht immer, wie er anhand der Herde des Zuchtstiers feststellen darf: „Nach etwa einer halben Stunde hatte ich mir ein Bild vom Täter machen können: Er war groß-klein, blond-braun-schwarzhaarig, dick-dünn und fuhr ein blau-grün-schwarz-rotes Auto. Super, Kühe taugten als Zeugen etwa soviel wie Menschen.“ S 43.

Bald jedoch überschlagen sich in dem einsamen Ort die Ereignisse: auf dem Zaun des benachbarten Hotels hängt eine Leiche (blutiger wird es nicht, Details beschränken sich darauf, dass dem Dorfpolizisten schlecht wird; daher Einordnung als „Cozy-Krimi“), das Telefon fällt aus, es gibt Ressentiments gegen die Deutschen und zu allem Übel verschwindet plötzlich noch Holmes' Mama Nelly.

Sabotiert jemand das Hotel? Kam der Tote auf den Zaun durch Mord oder Selbstmord? Was bedeuten die seltsamen Gerüche im Hotelzimmer des Toten? Und wo ist der Stier, wo ist Holmes‘ Mama?

Ich hatte mir eine leichte Lektüre versprochen mit niedlichen Akteuren und nur eher „hygienischem“, wenig brutalen Verbrechen und genau das bekommen (sieht man einmal vom Geruch im Kuhstall ab oder der Tatsache, dass natürlich nur ganz böse Menschen einen Mops ängstigen würden). Gut gelöst fand ich, dass die Tiere ausschließlich untereinander sprechen können und mit den Menschen eher so interagieren, wie man das als Tierbesitzer gerne empfindet („ich war mit dem Hund draußen und wir haben uns unterhalten“). Ja, das ist sehr vermenschlicht und niedlich (und passend für die entsprechende Stimmung als Leser). Somit hätte ich 4 von 5 Punkten gegeben, wäre ich nicht wirklich reichlich genervt gewesen von den vielen Fehlern in meiner Ausgabe, beim nervigen „Francois“ statt „François“ angefangen über oft mehrfache Wortwiederholungen innerhalb weniger Sätze bis hin zu weiterem an Patzern ; auch Sprache/Satzbau waren mir teils zu einfach (das allein hätte aber immer noch 4 Punkte bedeutet). Das wäre jedoch für mich kein generelles Argument gegen die Autorin, wie auch die Leseprobe vom ersten Band (im Anhang) belegt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sitten- und Zeitgemälde Neapels nach dem Zweiten Weltkrieg UND Bild einer lebenslangen Freundschaft

Meine geniale Freundin
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Für die beiden gleichaltrigen Mädchen Elena, die Ich-Erzählerin, und ihre beste Freundin "Lila" ist Armut ein ständiger Begleiter, während wir sie als Kinder und Heranwachsende begleiten. Es ist das Leben ...

Für die beiden gleichaltrigen Mädchen Elena, die Ich-Erzählerin, und ihre beste Freundin "Lila" ist Armut ein ständiger Begleiter, während wir sie als Kinder und Heranwachsende begleiten. Es ist das Leben der „kleinen Leute“ in einem Viertel, einem sogenannten Rione, in Neapel. Die Sprache ist derb, Dialekt, auch der Umgang miteinander ist derb, Gewalt ist allgegenwärtig: Ehemänner schlagen ihre Frauen, beide die gemeinsamen Kinder, diese prügeln sich untereinander. Männer prügeln für ihr Ehrgefühl, einander, ihre Schwestern, deren Verehrer; der Ruf eines Mädchens wird zerstört mit Gerüchten in einem wenig aufgeklärten, meist verklemmt wirkenden Umfeld der gegenseitigen Missgunst. „Der Pöbel, das waren wir. Der Pöbel, das war das Gezanke ums Essen und um den Wein, war das Gestreite darum, war zuerst und besser bedient wurde, war dieser dreckige Fußboden, auf dem die Kellner hin und her liefen, und die immer vulgärer werdenden Trinksprüche.“ S. 421

Das soll auf keinen Fall jemanden abschrecken; im Buch wirkt das alles, so seltsam sich das jetzt lesen mag, natürlich, folgerichtig: so ist halt das Leben in diesem Viertel, in dieser Zeit. Der Autorin Elena Ferrante gelingt es, ein Sittengemälde der einfacheren Leute in Neapel darzustellen anhand des Aufwachsens dieser beiden Mädchen nach dem Zweiten Weltkrieg (1980 sind sie 36 Jahre alt, also geboren 1944). Schuldbildung spielt keine wichtige Rolle für die Eltern in diesem Umfeld, besonders ein Mädchen findet mehr Anerkennung für eine „gute Partie“. Lila und Elena sind gut in der Schule, besonders Elena fühlt sich durch Lila herausgefordert, die immer einen Hauch mutiger ist als sie, kompromissloser, als Charakter ungewöhnlich fokussiert. Doch Lilas Vater erlaubt nicht den Übergang seiner Tochter in die Mittelschule – Elena hat mehr Glück, fühlt sich dabei aber immer im Nachteil gegenüber der Freundin, sieht das, was ihr widerfährt, immer nur im – meist negativ für sie selbst ausfallenden – Vergleich mit der anderen, die zunächst im Selbststudium weiter gegen die gesellschaftlichen Regeln aufbegehrt. Die Geschichte wird erzählt als Rückblick aus der Alterssicht Elenas: „Es war eine alte Angst, eine Angst, die mich nie verlassen hatte, die Angst, mein Leben könnte an Intensität und Gewicht verlieren, wenn ich Teile ihres [Lilas] Leben verpasste.“ S. 265

Entsprechend fesselte mich die Lektüre nicht nur durch die atmosphärisch dichte Darstellung von Milieu und Zeit, sondern auch durch das enge Aufeinander-Bezogen-Sein der beiden Kinder und Jugendlichen, das man ausschließlich aus der Sicht von Elena dargestellt bekommt. Ich konnte einiges von Elenas Verhalten nicht nachvollziehen, wohingegen mir gleichzeitig ihre gesamte Person komplett nachvollziehbar erschien, wie widersprüchlich auch immer das jetzt erscheinen mag – eine meisterhafte Darstellung von Charakteren mit allen Ecken und Kanten, eine nicht immer sympathische, aber glaubwürdige Ich-Erzählerin ist mutig! Ein Problem hatte ich mit der schieren Personenfülle, wogegen zwar mit einem Verzeichnis zu Beginn des Buches und auf dem mitgelieferten Lesezeichen versucht wurde, entgegenzusteuern, was bei mir aber doch den Lesefluss etwas hemmte. Hingegen war der gelegentliche Wechsel der Autorin von gut lesbaren flüssigen Sätzen zu einigen echten verschlungenen Bandwurmsätzen nicht abträglich, sondern passte eher zum jeweiligen Gemütszustand Elenas. Ein Buch, das wiederzugeben oder auch nur weiter zu charakterisieren über „Sitten- und Zeitgemälde“ und „Buch über eine lebenslange Freundschaft“ hinaus schwer fällt, sich entzieht.

Am Ende dieses auf vier Bände angelegten ersten ins deutsche übersetzten Teils eines Romanzyklus stehen die beiden Protagonistinnen am Übergang zum Leben als Erwachsene – mit einigen schmerzhaften Erkenntnissen. Ich ermutige, selbst herauszufinden, wer hier die „geniale Freundin“ ist, auch das Zitat am Anfang sollte nochmals nach der Lektüre in Erinnerung gerufen werden. Ich fühlte mich unterhalten, über ein Milieu informiert, zum Nachdenken angeregt – und hätte doch ein dickeres Buch und dafür weniger Teile bevorzugt.

Ein passendes Folge- oder Alternativbuch für Deutschland ist von Ulla Hahn „Das verborgene Wort“.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Humorvolle Erzählung für nebenbei, die allerdings erst nach den ersten Seiten Fahrt aufnimmt...

My dear Krauts
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Der Times-Mitarbeiter Roger Boyes beschreibt als Ich-Erzähler die Erlebnisse als britischer Berlin- und Deutschland Korrespondent. Er reiht verschiedene Erlebnisse von der Hauptstadt bis zur Provinz aneinander, ...

Der Times-Mitarbeiter Roger Boyes beschreibt als Ich-Erzähler die Erlebnisse als britischer Berlin- und Deutschland Korrespondent. Er reiht verschiedene Erlebnisse von der Hauptstadt bis zur Provinz aneinander, die Klammer bilden die Sorge des Korrespondenten, in welcher Form er sich um seinen verwitweten Vater am besten zu kümmern habe, sowie seine allgemeinen Geldsorgen.


Und hier liegt das Problem, das ich mit diesem Buch hatte: (erst) nach der knappen Hälfte fing ich an, dieses Buch zu Ende lesen zu wollen. Ich hatte das Buch geliehen bekommen und begonnen, weil ich interkulturelle Themen mag und doch zumindest ein leises Schmunzeln erhoffte durch den distanzierteren Blick „von außen“. Jedoch fand ich mich zu Beginn mehrheitlich wieder in Schilderungen, die mich eher an den Humor von Fernsehshows der 50er Jahre mit vorher einstudierten Pointen erinnerten – mit Situationen, die vermutlich auch einfach nicht mehr hergaben wie beim Besuch eines ehemaligen Kellners, der Hitler bedient hatte, oder beim Speeddating.


Amüsant wurde es für mich erst danach: der Autor, auf der Suche nach einer (möglichst ärmeren) Ehefrau primär zur steuerlichen Besserstellung, findet sich plötzlich immerhin zwischen zwei Frauen wieder, die ihn durchaus ernsthaft interessieren, und schafft er es sogar, die Geschichte Fahrt aufnehmen zu lassen.
Schade, dass diese Ansätze nicht im Anfang des Buches weiter ausgearbeitet wurden.
Wäre das möglich, erhielte der Beginn von mir 2 Sterne, der Rest 3-4 – bei einer Einteilung als „humorvolle Erzählung“.
Mich würde interessieren, was das Finanzamt Berlin-Wilmersdorf von der Widmung hielt?

Veröffentlicht am 15.09.2016

Meinen Humor trifft’s – für den nächsten mag es Altherren-Witz-Niveau sein…

Lepra-Gruppe hat sich aufgelöst
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…so ähnlich lautete die Diskussion daheim, als ich dieses Buch aus dem lovelybooks-Goodie-Bag zog und aber so etwas von begeistert war. Vorher hatte es bereits auf meiner Wunschliste gestanden = ich kann ...

…so ähnlich lautete die Diskussion daheim, als ich dieses Buch aus dem lovelybooks-Goodie-Bag zog und aber so etwas von begeistert war. Vorher hatte es bereits auf meiner Wunschliste gestanden = ich kann mich über dieses Buch schieflachen.
Wie die Autoren, sammele ich solche Zeitungsartikel, bei denen ich mich wundere, ob beim Schreiben irgendjemand über die Wirkung seiner Worte nachgedacht hat (so ähnliche Dinge wie damals, als Brüderle Schäuble zuwarf, er könne ja wenigstens sitzen, während Brüderle selbst leider ?! stehen müsse) http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=4&cad=rja&uact=8&sqi=2&ved=0ahUKEwiIiqiIr-rMAhWVF8AKHc5CBjAQFgg1MAM&url=http%3A%2F%2Fwww.augsburger-allgemeine.de%2Fpolitik%2FBruederle-beleidigt-Schaeuble-wegen-Rollstuhl-id6890516.html&usg=AFQjCNE-MHWOwWEdBZNTZLYODITOEzumxA&bvm=bv.122676328,d.ZGg
Mit im Buch finden sich Artikel, bei denen der Witz aus einer reichlich unglücklichen Wortwahl besteht
- „Kondomautomat mit Ständer geklaut“ (S. 56)
oder solche vom Niveau „Reissack in China“
- Klebehaken in Imbiss gestohlen: Im Text folgt dann, der Gesamtverlust betrage doch tatsächlich € 1,50 (S. 38)
und schließlich Dinge, die man einfach nur kurios finden kann
- ein Wetterbericht vermeldet „Nachts scheint nur selten die Sonne“ (S. 65)
Die Autoren sammeln hier http://www.perlen-des-lokaljournalismus.de/kontakt/
Natürlich gewinnt das Werk keinen Literaturpreis, perfekt finde ich es als Coffeetable-Buch (so etwas liegt bei mir auf dem Tisch neben Bildbänden wie Ursus Wehrlis „Die Kunst aufzuräumen“ und so Geduldspielen wie Tangram oder diesen verbogenen Nägeln, die man auseinander und wieder zusammenbasteln soll – allesamt erprobte und bewährte tolle „Retter“, wenn Gesprächsrunden bei Feiern stocken) oder dort, wo man nur episodisch lesen möchte (Nachttisch, Gästeschlafsofa – nein, im Bad steht bei mir unter anderem „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ von Werner Holzwarth und Wolf Erlbruch). Und ja, „Aus die Maus“ besitze ich auch (mir gefällt: „Hier ruhen meine Gebeine. Ich wollte, es wären deine“) und aus Berlin gibt es einen genialen Blog mit Buch dazu, wo gesammelt wird, was dort die Menschen so an Wände oder auf aufgehängte Zettel schreiben. http://www.notesofberlin.com/

Veröffentlicht am 15.09.2016

Absolute Kaufempfehlung! Fesselt bis übers Ende, top Sprache, Stil, Charaktere

Endgültig
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10 Gründe, warum man dieses Buch lesen sollte (für – auch zukünftige - Eingeweihte)
1. Aaron
2. Marlowe, die Katze
3. Windungen, Gründe und Ursachen, an die ich nie gedacht hätte
4. Nur das Ende des ...

10 Gründe, warum man dieses Buch lesen sollte (für – auch zukünftige - Eingeweihte)
1. Aaron
2. Marlowe, die Katze
3. Windungen, Gründe und Ursachen, an die ich nie gedacht hätte
4. Nur das Ende des Buches zu lesen nützt (leider) gar nichts, um die Spannung besser auszuhalten
5. Aarons Sichtweise
6. Den Beschreibungen von komplexen Bewegungsabläufen kann ich oft nicht einmal folgen, gerade dadurch sind so passend
7. Jeder von uns will solche Freunde, solche Kollegen haben.
8. Niemand von uns will wirklich solche Freunde, solche Kollegen haben
9. Andreas Pflüger „kann“ nicht nur spannend, er kann auch verschachtelte Handlung, knapper Sprachstil, ausführliche Beschreibung, Stilwechsel je nach Person, Ort, Handlung, zart, drastisch,…
10. Ich kann mit den Listen nicht mehr aufhören – und scheitere daran kläglich im Vergleich zu Aaron

Ich durfte dieses Buch als Vorab-Rezensionsexemplar lesen und kannte vorher den Autor Andreas Pflüger noch nicht, ich kannte nur eine Leseprobe, die mich in den Bann zog. Mir gefiel der Sprachstil, die Grundidee der erblindeten Ermittlerin, die Erzählweise: ich hatte die Selbstreflexion in „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ vor langer Zeit zufällig in einer Vorstellung mit Lesung im Autoradio kennengelernt und der Rezensent meinte damals, er höre nach eine Weile nur noch ihre (Smillas) Stimme. Aaron geht ähnlich ins Ohr, und das beim Lesen! Ich mag sonst Hörbücher, wenn es KEINE Krimis/Thriller sind – ich kann das Tempo des Fortschritts nicht beeinflussen. Hier werde ich wohl noch das Hörbuch haben müssen.

Für Bücher habe ich zwei bevorzugte Genres, Krimis/Thriller und anspruchsvolle Literatur – in unterschiedlichen Situationen, mit wechselnden Anteilen an meiner Gesamt-Lektüre und mit je unterschiedlicher Erwartungshaltung.
Bereits die Leseprobe deutete an, dass „Endgültig“ aus dem Spannungs-Genre insofern heraus sticht, als dass es sprachlich und stilistisch deutlich am oberen Ende angesiedelt ist. Viele Krimi/Thriller-Autoren beherrschen Spannungsaufbau, Handlung – Andreas Pflüger beherrscht auch ganz klassisch literarische Stilmittel (ohne dass das lästig wird, wohlgemerkt!).
Außerdem bedient die Handlung zwar das Klischee des „beschädigten Ermittlers“ durch die Hauptfigur einer aufgrund eines Einsatzes erblindeten Ermittlerin – aber diese will so gar nicht der Opferrolle entsprechen. Die Protagonistin wirkt gleichzeitig anziehend als auch auf Distanz haltend – ich musste mich sogar über fast die ersten 100 Seiten immer wieder anstupsen, dass mit „Aaron“ eine Frau gemeint ist, wenn sich im Team fast alle nur mit den Nachnamen anreden und auch der Autor in dieser Sichtweise schreibt. Nicht, dass das hier wichtig wäre – und auch das ist eine Besonderheit dieses Buches. Höchstens Aarons neue Chefin bringt einmal das Thema der Männerseilschaften zur Sprache; für Aaron ist das wohl irrelevant, wiewohl sie in der Lage ist, darüber zu reflektieren. Die Distanz zu Aaron – und auch Aarons eigene Distanziertheit – werden im Laufe der Handlung aufgeweicht, ja aufgebrochen, wenn sie denn je wirklich eine Chance hatten, zu existieren. Und auch das ist eine Stärke des Romans: die Handlung wirkt über das Ende hinaus. Bei Sebastian Fitzek oder Arno Strobel oder Stephen King geschieht das häufig über einen Handlungsfaden, der noch offen bleibt, eine Option, die noch nicht ausgeschlossen wurde, einen Täter, der es eventuell doch nicht oder eventuell zusätzlich zum Festgenommenen war. Am Ende dieses Buches ist alles gesagt, aber damit ist es genau das, „Endgültig“. Für jeden – inklusive des Lesers - der danach übrig bleibt.



Das Buch für "danach" (erklärt sich teils nur aus der Lektüre selbst):
•Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein
•Sabriye Tenberken: Mein Weg führ nach Tibet
•Bushido (= Der Weg des Kriegers)