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Veröffentlicht am 07.04.2017

Wenn eine Handbewegung über dein Leben entscheidet

Der letzte Überlebende
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1926 wird Sam Pivnik im polnischen Bendzin geboren. An seinem 13. Geburtstag fallen die Deutsch in Polen ein und beginnen den Krieg. Noch ändert sich nicht viel für Sam aber nach und nach bekommt er durch ...

1926 wird Sam Pivnik im polnischen Bendzin geboren. An seinem 13. Geburtstag fallen die Deutsch in Polen ein und beginnen den Krieg. Noch ändert sich nicht viel für Sam aber nach und nach bekommt er durch die deutschen Besatzer zu spüren, was es heißt ein Jude zu sein. Mit seiner Familie zusammen werden sie aus ihrer Wohnung vertrieben und 1943 nach Ausschwitz-Birkenau gebracht. Nach der Ankunft in dem Lager erfolgt die erste Selektion von vielen, welche Sam erleben wird. Die Handbewegung über Leben und Tod geht für ihn nach rechts und somit weg von seiner Familie und rein in einen Überlebenskampf, welchen die wenigsten gewonnen haben.
1945 hat es endlich ein Ende und Sam ist frei. Aber wie frei ist er wirklich nach den Jahren des Leides und der Grausamkeit? Einzig sein Bruder Nathan hat ebenfalls überlebt, sie finden sich wieder und gehen über Konstanz nach London. Später kämpft er für Israel gegen Palästina bevor er wieder nach London zurück kehrt und dort bis heute lebt.

Hauptteil der Geschichte ist die Gefangenschaft von Sam während der Nazi-Zeit. Seine Erinnerungen wurden in diesem Buch verarbeitet und sollten von jedem gelesen werden. Die Grausamkeiten und die Wahrlosigkeit mit welcher über Menschen entschieden wurde, ist einfach unfassbar. Jeder hat in der Schule oder anderen Büchern schon darüber gehört oder gelesen. Aber man kann nie genug über diese Zeit hören/lesen. Die Menschheit darf nicht vergessen, was damals passierte und es darf nicht zu gelassen werden, dass es jemals wieder soweit kommt.

Sam´s Mut seine Geschichte zu erzählen und zu veröffentlich kann man ihm nur hoch anrechnen. Er hat Auschwitz überlebt, aber mit welchen Folgen? Darüber wird keine Auskunft gegeben. Vielleicht wollte Sam uns Lesern nicht noch mehr Einblick in sein Innerstes gewähren.
Mit dem Buch begleitet man ihn während der schlimmsten Zeit seines Lebens. Die Erzählungen sind sehr ausführlich und detailliert. Die Geschichte lässt sich flüssig lesen und wirkte auf mich an einigen Stellen sehr nüchtern. Aber wie soll es auch sonst klingen? So war es nun mal und da kann man auch nichts verschönern oder leichter machen. Der Wunsch nach Gerechtigkeit wird geweckt und in einigen Fällen wurde diese durch die Justiz umgesetzt. Nur waren es zu wenige, wie berichtet wurde, wollten selbst die Kriegssieger nicht wirklich über das ganze Ausmaß der Grausamkeit nachdenken. Es gibt sogar immer noch Menschen, die leugnen, dass es den Holocaust wirklich gab. Unvorstellbar!

Für das Buch kann ich nur 5 Sterne vergeben und es weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 03.04.2017

Liebesbriefe zum Verlieben

Eine Handvoll Worte
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Die Geschichte „ Eine Handvoll Worte“ wird in zwei unterschiedlichen Erzählsträngen erzählt. Die 60er Jahre und die Gegenwart, welche hier 2003 spielt.
In der Vergangenheit lernen wir Jennifer Stirling ...

Die Geschichte „ Eine Handvoll Worte“ wird in zwei unterschiedlichen Erzählsträngen erzählt. Die 60er Jahre und die Gegenwart, welche hier 2003 spielt.
In der Vergangenheit lernen wir Jennifer Stirling kennen, welche nach einem Autounfall im Krankhaus erwacht und an Amnesie leidet. Dieses verbessert sich nach und nach, aber alle Lücken werden nie ganz gefüllt. Jennifer lebt ein gutes Leben und wie üblich zu dieser Zeit ist sie Hausfrau. Geldsorgen hat sie keine, da ihr Mann ein erfolgreicher Geschäftsmann ist. Aber Jenny kann keine Gefühle zu ihrem Mann aufbauen. War das schon immer so oder kann sie sich an die Liebe nur nicht erinnern. Beim Aufräumen findet sie Briefe. Liebesbriefe an sie gerichtet. Von wem sind diese Briefe? Wer schreibt mit so viel Gefühl und warum kann sie sich an ihn auch nicht erinnern? Und wo ist er?
Jennifer entwickelt eine Liebe zu dem Briefeschreiber, welche nicht weniger stark ist, als die früher empfunden wirkliche Liebe. Sie muss ihn finden.
2003 arbeitet Ellie bei einer Zeitung und soll für eine Sonderausgabe recherchieren. Im Archiv des Verlages stößt sie auf einen Liebesbrief. Wer hat diesen geschrieben? Ellie ist ergriffen von den Zeilen und möchte unbedingt mehr herausfinden. Mit Anfang 30 glaubt sie an die Liebe und denkt diese auch gefunden zu haben. Leider ist der Auserwählte verheiratet. Sie steckt privat somit in einer Zwickmühle und will zumindest mehr über die beiden Liebenden vor so langer Zeit in Erfahrung bringen. Gab es ein Happy End? Sind sie glücklich oder haben sie sich doch getrennt?
Ellie begibt sich auf die Suche.
Während dieser Suche kann der Hörer in der Vergangenheit nachverfolgen, was wirklich geschah und wie sich alles entwickelt hat. Die beiden Zeitepochen werden von Jojo Moyes zum Ende hin schön zusammen gefügt.

Das Hörbuch sowie die Geschichte fingen eher schleppend an. Die Hauptcharakterin der Gegenwart sowie der Vergangenheit blieben erst einmal sehr kühl und distanziert. Umso weiter die Geschichte voran schritt umso mehr Emotionen wurde bei mir geweckt. Zumindest Jennifer wurde mir immer sympathischer und ich war froh, dass so viel von ihr berichtet wurde.
Es gab bei der Geschichte viele Tiefen und ein paar Höhen. Zwischenzeitlich habe ich echt daran gezweifelt, ob man es jetzt noch mal in diese Richtung treiben muss, aber schlussendlich und alles in allem ist es eine schöne Geschichte. Für Frauen und Fan´s von Jojo Moyes sehr zu empfehlen. Persönlich habe ich „Ein ganzes halbes Jahr“ von ihr ebenfalls gehört und mag die Hörbücher zu ihren Büchern. Ob ich das Buch wirklich gelesen hätte, weiß ich nicht genau. Vielleicht hätte mich der Anfang schon so gestört, dass ich es wieder weg gelegt hätte. Aber die Sprecherin Luise Helm war großartig. Ihre Erzählweise und ihre Stimme haben das Buch wirklich hörenswert gemacht. Sie schafft es Gefühle zu übertragen, so dass diese ankommen.
Das Cover lässt durch die grünen Töne Hoffnung erwachen und zeitgleich durch den Wind in den Bäumen mit einem Sturm rechnen. Die fliegenden Blüten bilden ein halbes Herz und deuten auf die Gefühle in der Geschichte hin. Der Titel „ Eine Handvoll Worte“ passt zur Geschichte, da damit vielleicht die Briefe gemeint sind.

Als Fazit zum Schluss, eine Geschichte mit einem langsamen Start, welche mit der Zeit ein wenig an Fahrt aufnimmt und einer unglaublich tollen Sprecherin.

Veröffentlicht am 30.03.2017

unterhaltsam, lesenswert und anders...

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte
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Das Buch „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ in der Aufmachung einer Eve Zigarettenschachtel ist ein absoluter Hingucker. Wer von dem Cover angelockt wurde, wird sich über den ungewöhnlichen ...

Das Buch „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ in der Aufmachung einer Eve Zigarettenschachtel ist ein absoluter Hingucker. Wer von dem Cover angelockt wurde, wird sich über den ungewöhnlichen Titel wundern und es auf jeden Fall einmal in die Hand nehmen um den Klappentext zu lesen.

Der Inhalt dreht sich um die 26-jährige Bianca aus deren Perspektive auch erzählt wird, sowie deren Familie und Freunde. Bianca lebt in Berlin, hat sich als Schauspielerin versucht und ist gescheitert, macht momentan auf Designerin für Seiden-Schlüpfer mit mäßigem Erfolg und arbeitet um überhaupt zu überleben als Kellnerin. Klar hat sie studiert, aber mit dem Studium kann sie nicht so viel anfangen.
Als dann die Mitzi stirbt, trifft sie dieser Verlust sehr. Mitzi war 70 Jahre und hat fast ihr ganzes Leben als Prostituierte gearbeitet. Außerdem war sie die beste Freundin und Mitbewohnerin von der Omma. Bianca´ s Omma Anna hat früher als Wirtschafterin im Puff gearbeitet und hat sich mit einer Pension und der Mitzi in Essen-Rellinghausen selbstständig gemacht.
Nach dem Tod beschließt die Omma zur Bianca zu ziehen. In einer Zwei-Zimmerwohnung und einem Altersunterschied von knapp 50 Jahren kann das nicht harmonisch ablaufen. Zu guter Letzt zieht sogar Bianca´s Vater nach Berlin. Alle sind jetzt in Berlin und Bianca ist überfordert. Außerdem gibt es da noch die Frage, woran die Mitzi überhaupt gestorben ist und warum die Omma ihr das nicht sagen will…
Aber keine Sorge alle Fragen werden im Laufe des Buches geklärt, obwohl zu Beginn eher noch weitere auftreten.

Die Geschichte ist eine unglaubliche Mischung aus allem. Es geht um Prostitution, Liebe, Schicksalsschläge, Familienchaos und und und. Genauso bunt gemischt sind die Empfindungen beim Lesen. Von Kopfschütteln bist laut Lachen war wirklich alles vertreten bei mir. Ein wirklich unterhaltsamer Roman für Leser die das etwas andere Buch suchen.
Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, obwohl es eine Besonderheit gibt. Durch die Herkunft der Protagonisten gibt es einen Ruhrpott-Dialekt in der Geschichte, an welchen man sich gewöhnen muss. Dies ist mir recht schnell gelungen, auch wenn mir der Dialekt vollkommen fremd war.
Es wurde dadurch für mich noch lustiger und unterhaltsamer. Außerdem wird alles direkt angesprochen und nicht verblümlicht.

Einziger negativer Punkt für mich war, dass ich mit dem Hauptcharakter so gar nicht warm wurde. Bianca ist da und trotzdem denke ich die ganze Zeit, was will sie, was macht sie, wie kann man so sein. Sie ist kein Mensch mit dem ich selber Kontakt haben möchte und ich konnte bei ihr auch keine Entwicklung im Laufe der Geschichte feststellen.

Alles in allem ein sehr gelungener unterhaltsamer Roman und für´s Lesen geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Recherche
Veröffentlicht am 20.03.2017

Inhaltlich nicht überzeugend – aber gut gelesen

The Girls
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Die Hauptperson der Geschichte und aus deren Perspektive sie erzählt wird, ist Evie Boyd.
Mit ihren 14 Jahren ist sie ein normaler Teenager und hat die gleichen Probleme wie alle. Ihre Freundin Connie ...

Die Hauptperson der Geschichte und aus deren Perspektive sie erzählt wird, ist Evie Boyd.
Mit ihren 14 Jahren ist sie ein normaler Teenager und hat die gleichen Probleme wie alle. Ihre Freundin Connie ist ihre einzige Bezugsperson. Evie´s Eltern haben mit sich und ihrem Leben zu tun. Nach der Scheidung wohnt der Vater mit einer Jüngeren zusammen und die Mutter ist verzweifelt auf der Suche nach einem neuen Mann. Unter diesen Gegebenheiten sieht sie die Gruppe Mädchen das erste Mal. „The Girls“ sind anders und haben einen faszinierenden und anziehenden Eindruck auf Evie hinterlassen. Durch einen Streit wird die Freundschaft zu Connie beendet und der Absturz nimmt seinen Lauf.
Es wird ein Sommer welcher Evie´s ganzes Leben beeinflusst und welchen sie nie ganz hinter sich lassen kann. Eines der Mädchen Suzanne wird in diesem Sommer die Hauptrolle in Evie´s Leben spielen. Angezogen von ihr begibt sie sich immer öfter in ihre Nähe und somit auch zur Ranch mit dem Anführer Russell, den Drogen, dem Sex und dem Leben ohne Ziel.

Die Geschichte spielt in der Gegenwart und Vergangenheit. Aus der Sicht von Evie können wir ihre Ängste, Gedanken und Gefühle miterleben. Merkt man zu Beginn, dass sie ein gelangweilter Teenie ist, wird schnell klar wie jung sie wirklich ist. Sie ist unglaublich naiv und kann sich gar nichts Schlechtes vorstellen. Außerdem lässt sie sich zu Sachen überreden, welche auf Manipulation hinweisen. Leider habe ich bei ihr keine Entwicklung festgestellt. Die Erwachsene Evie ist genauso, wenn nicht noch ein wenig in sich gekehrter als die junge. Ohne eigenen Wohnsitz und ohne Perspektiven lebt sie vor sich hin. Natürlich wird sie bald wieder einen Job haben, aber das ist auch schon die einzige Konstante in ihrem Leben. Sie hat es versucht, ihr Leben in die richtige Richtung zu schieben, aber ist gescheitert.

Das Hörbuch wird von Suzanne von Borsody gelesen. Zu Beginn war sie mir ein wenig zu laut, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und erkennt wie großartig sie erzählt. An den richtigen Stellen wurde es soweit möglich emotional oder ausdrucksstark. Eine sehr gelungene Leistung und schon alleine deswegen hörenswert.

Der Inhalt konnte mich nicht überzeugen. Beim Lesen der Inhaltsangabe habe ich auf eine etwas andere Geschichte gewartet. Diese kam leider nicht. Es war keine totale Zeitverschwendung dieses Buch zu hören, aber beim Lesen wäre ich wohl irgendwann an den Punkt gelangt, wo ich es erstmal für eine längere Zeit weggelegt hätte. Bei der Story dreht es sich um eine Erzählung ohne Emotionen oder Tiefe. Außerdem kann ich den Hauptcharakter nicht verstehen und ebenso wenig mit ihr mitfühlen.

Veröffentlicht am 14.03.2017

Eine Reise um die Welt…

Überleben ist ein guter Anfang
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Anja beschließt es bei einer Selbsthilfegruppe zu versuchen, damit ihr Mann Ruhe gibt. Dieser ist nämlich übervorsorglich geworden, als bei Anja Krebs diagnostiziert wurde.
Aber was soll so eine Gruppe ...

Anja beschließt es bei einer Selbsthilfegruppe zu versuchen, damit ihr Mann Ruhe gibt. Dieser ist nämlich übervorsorglich geworden, als bei Anja Krebs diagnostiziert wurde.
Aber was soll so eine Gruppe helfen, wo nur Kranke sind und das ganze Gejammer von denen? So wie vorgestellt ist es aber gar nicht. Anja merkt schnell, dass die 5 Frauen sehr positiv sind und aus ihnen vielleicht Freundinnen werden können.
Die älteste von ihnen Sieglinde hatte immer eine Weltreise als Ziel. Sie hat schon genügend Geld zusammen und die Route der Tour steht auch schon. Aber das Schicksal kommt dazwischen und sie stirbt vor Reiseantritt. Die übrigen 5 Frauen beschließen für Sieglinde die Reise zu machen.
Und so begleitet man beim Lesen absolut unterschiedliche Frauen auf einer abenteuerlichen Reise, wo nicht die Krankheit im Mittelpunkt steht.

Der Autorin ist es gelungen mich mit auf diese Reise zu nehmen. Neben den tollen Charakterdarstellungen der Frauen, überzeugt ebenfalls die Beschreibung der besuchten Orte. Außerdem merkt man beim Lesen schnell, wie sich eine gute und tiefe Freundschaft entwickelt. Jede hat ihre eigenen Probleme, ob privat oder mit der Krankheit, aber auf dieser Reise geht es in erster Linie um die Wunscherfüllung von der Verstorbenen. So wird zum Beispiel eine Raftingtour und ebenso ein Casinobesuch gemacht.
Auf der anderen Seite bekommt man mit, wie die zurückgebliebenen Familien mit der Situation, dass die Frau nicht im Hause ist umgehen. Klappt bei einigen besser als bei anderen.
Mit Humor und Gefühl wurde nicht gespart. Durch den leichten Schreibstil fließen die Seiten nur so dahin. Wirklich doppelt Lesen musste ich nur den Dialekt, aber daran gewöhnt man sich und merkt wie lustig dieser klingen muss.
Das Cover ist nicht überladen und wirkt zurückhaltend sowie ruhig.

Zum Abschluss kann dieses Buch nur empfohlen werden. Es ist kein Krankenbericht sondern eine Geschichte über Freunde und Lebensfreude.