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Veröffentlicht am 30.01.2022

Sehr lesenswertes Debüt! Frau Moniz legt den Finger mit ihren Geschichten in die Wunden dieser Zeit.

Milch Blut Hitze
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Als ich „Milch Blut Hitze“ das erste Mal sah, fiel mir sofort dieses poppig-knallige Cover und der Titel auf. Die Farben und Formen fliegen einem einfach nur so entgegen. Und dann diese Lobeshymnen von ...

Als ich „Milch Blut Hitze“ das erste Mal sah, fiel mir sofort dieses poppig-knallige Cover und der Titel auf. Die Farben und Formen fliegen einem einfach nur so entgegen. Und dann diese Lobeshymnen von verschiedenen Seiten. Vor allem die kurze Rezension von Entertainment Weekly hat mich unglaublich neugierig auf dieses Buch gemacht.
Und so stellte sich mir direkt die Frage, ist dieses Buch wirklich so eine Wucht, so aktuell und gleichzeitig schonungslos?
Klare Antwort, ja. Die Prosa und überhaupt der Ganze Stil von Dantiel W. Moniz ist sehr kraft- und gefühlvoll. Sie spricht unglaublich viele Themen an die viele Menschen, egal wo auf der Welt, betreffen werden.
In elf sehr verschiedenen Geschichten geht es unter anderem um komplexe Partnerschaften, schwierige Familienverhältnisse, Enttäuschungen von Erwartungen und große Hindernissen. Sie beleuchtet die Fragen: Was macht eine Frau in der heutigen Zeit aus? Wie funktioniert ein selbstbestimmtes Leben? Sie rückt die unterschiedlichsten Beziehungen in den Fokus und beleuchtet manchmal recht schonungslos die Probleme. Scheinbar mühelos streift Sie Themen wie Religion, Mutterschaft, Lust und Verlangen ebenso wie Tod, Verlust, Missbrauch und Ängste ohne dabei jemals ins kitschige oder künstliche abzugleiten. Dabei geht sie nicht zimperlich mit ihrer Leserschaft um, denn manche Erzählungen sind hart, intensiv und nur schwer zu verdauen. Einige lässt sie gerne offen, oder mit einer Augenzwinkernden Moral versehen, enden. Dennoch fühlen sich die Schilderungen immer ehrlich an, trotz ihrer Kompromisslosigkeit.

Besonders hat mich die Titelgebende Story der beiden Mädchen beeindruckt. Sie beschreibt so zart und doch gleichzeitig hart authentisch wie sich Mädchen im Alter von 13 Jahren fühlen können. Wie losgelöst, unverstanden und unangepasst sie manchmal sind. Und was passiert, wenn Eine einen Schritt zu weit geht.
Aber auch der Erzählstrang der jungen Frau, die ihr ungeborenes Kind verloren hat und nur schwer sich damit abfinden kann, hat mich sehr bewegt.

An manchen Enden hätte ich einfach anstandslos weiterzugehört, weiter mitgefühlt oder oft einfach auch mal gerne eingegriffen. Als würde man Freundinnen eine helfende Hand reichen wollen. Aber gerade diese lassen viel Spielraum für Interpretationen bzw. Diskussionspotential.

Nun könnte man sagen, dass auf 226 Seiten und in elf Kurzgeschichten keine Zeit bleibt sich auf die Figuren einzulassen und eventuell keine Chancen auf Charakterentwicklungen bestehen - da fehlt man aber gewaltig! Das war wirklich das Beeindruckteste an diesem Buch. Frau Moniz schafft es, allen Figuren eine Lebendigkeit einzuhauchen, so dass man einfach mitfühlen muss.

Ich bin mir sicher, dass wir nach diesem gelungen Debütroman noch einiges von dieser Autorin lesen werden.

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Veröffentlicht am 17.09.2021

Wer mit der Zeit spielt, muss mit den Konsequenzen leben.

Instabil 1 - Die Vergangenheit ist noch nicht geschehen
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„Instabil – Die Vergangenheit ist noch nicht geschehen“ startet direkt mit einer Horrorvorstellung.
Nichtsahnend wird Patrick Richter von einer schwerbewaffneten Spezialeinheit aus dem Tiefschlaf gerissen ...

„Instabil – Die Vergangenheit ist noch nicht geschehen“ startet direkt mit einer Horrorvorstellung.
Nichtsahnend wird Patrick Richter von einer schwerbewaffneten Spezialeinheit aus dem Tiefschlaf gerissen und direkt in Untersuchungshaft gebracht. Und es wird sogar noch schlimmer für ihn, niemand glaubt seinen Unschuldsbeteuerungen, noch darf er sich rechtlichen Beistand holen. Patrick ist es auch weiterhin unklar welche Straftat er begangen haben soll. So nimmt der Albtraum seinen weiteren Lauf, er soll ohne langes Geplänkel nach Guantanamo abgeschoben werden, um dort weiterverhört zu werden. In Patricks Augen ein sicheres Todesurteil. Mit dieser verzwickten Ausgangslage beginnt Patricks spannende Reise, eine Reise, die schier unmöglich scheint, denn er springt durch die Zeit.

Nach und nach entblättert sich dieser spannende Sci-Fi-Thriller. Was diesen Thriller abhebt, sind die verschiedenen Zeitebenen und die Protagonisten darin. Sehr interessant fand ich den Perspektivwechsel zwischen den anderen Figuren, das macht diesen Thriller vielschichtiger und spannender. Sicherlich sind einige Entwicklungen und Enthüllungen vorhersehbar, aber das tut der Sache keinen großen Abbruch. Mich hat es eher mit einem Schmunzeln und den „Hab-ich-es-doch-gewusst-Moment“ zurückgelassen. Und für einen Feuerbach typischen Roman darf der Humor nicht zu kurz kommen, so wechseln sich James-Bond-würdige Action-Szenen mit vor Wortwitz und Charme sprühenden Situationen ab.
Sam Feuerbach ist ein Autor von Fantasy-Romanen und Thrillern und hat bereits mit seinen Werken viele Auszeichnungen und Awards gewinnen können. Für die „Instabil“-Reihe hat er sich mit dem Autor Thariot zusammengeschlossen und ein spannendes neues Werk geschaffen.
Robert Frank hat bereits einige Werke von Feuerbach vertont und steht auch wieder für diese Reihe zur Verfügung. Er schafft es scheinbar mühelos, den verschiedenen Figuren ein tolles Eigenleben einzuhauchen. Was sehr gut ist, so hatte ich zunächst das Gefühl von zu viel schnell eingeführten Personen erschlagen zu werden, was besonders bei Hörbüchern schwierig ist. Doch löst sich dieses anfängliche Knäul schnell wieder auf und man findet sich sehr gut in die Geschichte ein. Das ist sicherlich auch der sehr guten Vertonung zu verdanken.

Definitiv ein Lesens- bzw. Hörenswertes Buch. Und als kleines Schmankerl obendrauf gibt es viel Lokalkolorit aus Düsseldorf. Wer sich also auskennt in der Stadt, wird sich noch mehr unterhalten fühlen.

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Die neue Herausforderung: Gärtnern in Zeiten des Klimawandels

Trockenhelden
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Simone Kern hat mit ihrem Ratgeber „Trockenhelden“ ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen, welches für uns (Hobby-) Gärtner*innen immer wichtiger wird. Noch zu Zeiten unserer Großeltern stellte die Wasserversorgung ...

Simone Kern hat mit ihrem Ratgeber „Trockenhelden“ ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen, welches für uns (Hobby-) Gärtner*innen immer wichtiger wird. Noch zu Zeiten unserer Großeltern stellte die Wasserversorgung kein so großes Problem dar wie heute.
Das Wetter schlägt immer mehr Kapriolen und so kann es sein, dass wir Jahreszeiten erleben, die von einem Extrem ins nächste gleiten. Unteranderem eben auch sehr lange Trockenphasen. Viele Pflanzen sind darauf gar nicht eingestellt und würden eine ständige (künstliche) Bewässerung nötig machen.

Frau Kern stellt in ihrem Buch erprobte Pflanzen vor, die wahre Hitzekünstler sind und trotzdem den eigenen Garten oder Balkon wunderschön ergänzen.
Der Ratgeber hat 20 schöne Beet Gestaltungsideen, von denen man sich inspirieren lassen kann. Dazu helfen auch die integrierten Einkaufslisten, mit denen man direkt loslegen kann.
Dabei stellt sie verschiedene Beet-Ideen, wie zum Beispiel Steppenbeete, Mediterrane, aber auch die schwierigen Schattenbeete vor, um nur einige zu nennen. Sodass sicherlich jeder geneigte Gärtnertypus seinen vorhandenen Garten gestalten kann.
Die Autorin schneidet auch weitere interessante Themen an, beispielsweise Gemüseanbau bei Trockenheit, warum die Bodenbeschaffenheiten so wichtig sind und wir gerade jetzt umdenken müssen, wie man auch auf Sonnenterassen Kübelpflanzen versorgt und wie effizientes Bewässern und Beet Kosmetik gelingt.

Im Großen und Ganzen ist Frau Kern ein interessanter Ratgeber gelungen, der einen guten Überblick gibt sowie wichtige Denkanstöße bereithält.

Ich denke, dass dieses Buch für alle hilfreich sein wird, die ihren Garten den neuen Bedingungen anpassen möchten.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Auf der Suche nach dem Sinn

Ein erhabenes Königreich
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Yaa Gyasi, ist eine in Ghana geborene und in Amerika aufgewachsene Schriftstellerin, hat mit „Ein erhabenes Königreich“ ihren zweiten Roman nach „Heimkehren“ veröffentlicht.
Dieser steht 2021 auf der ...

Yaa Gyasi, ist eine in Ghana geborene und in Amerika aufgewachsene Schriftstellerin, hat mit „Ein erhabenes Königreich“ ihren zweiten Roman nach „Heimkehren“ veröffentlicht.
Dieser steht 2021 auf der Shortlist der Women's Prize for Fiction.

In „Ein erhabenes Königreich“ geht es um Gifty.
Sie ist eine junge, farbige Frau im heutigen Amerika. Wodurch sie ständigem Alltagsrassismus und dem Gefühl des Fremdseins ausgesetzt ist. Hinzukommt das sie in schwierigen, streng religiösen Familienstrukturen aufwuchs. Nach dem Gifty erwachsen genug ist, versucht sie ihr altes Leben hinter sich zu lassen und wechselt ihren Glauben gegen klare Vorgaben der Forschungen in der Neurowissenschaft und versucht so in eine neue Richtung zu gehen, ohne aber sich selbst dabei zu verlieren.
Als ihre Mutter erneut an schweren Depressionen erkrankt, fragt sie sich, ob es wirklich nur eine Richtung, einen Weg geben kann, um Sinn im Leben zu finden.

Was mir bei dem Buch sehr gut gefallen hat war der klare, nie kitschige oder übertrieben emotionale Schreibstil. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und lässt das Fachwissen leicht in den Text einfließen ohne dass es beim Lesen überfordert.

Zunächst könnte man meinen, es gehe vordergründig um die Frage nach der Vereinbarkeit von Religion und Wissenschaft. Aber Frau Gyasi greift auch Rassismus, komplexe Familienstrukturen, Depressionen und Suchtproblematiken auf. Für mich war es eine interessante Herangehensweise diese Themenkomplexe zusammenfließen zulassen, ohne den Lesenden eine pauschale Lösung aufzunötigen.

Allerdings blieb mir der Roman bei all den interessanten Aspekten teilweise zu oberflächlich und seicht. Er hat immer ein ansprechendes Niveau gehalten, aber ohne in die angerissenen Themen tiefer hinabzusteigen oder einen wirklichen Höhepunkt zu haben.
Definitiv wäre da sehr viel Potential gewesen um die vielschichtigen Problembereiche zu ergründen und den handelnden Figuren mehr Entwicklungspotential zu geben.

Trotz allem ist es ein sehr lesenswertes, leichtes Buch, was einen gewissen Nachhall bei mir gefunden hat.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Sympathischer Erfahrungsbericht, allerdings eher für Neueinsteiger in dieses Thema geeignet

Na, wann ist es denn so weit?
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Man könnte im ersten Augenblick meinen, Anna Wilken hat alles, was sie sich wünscht. Sie ist eine Ex- Germany's next Topmodel Teilnehmerin, aktuell Influencerin, medial stark vertreten und in einer glücklichen ...

Man könnte im ersten Augenblick meinen, Anna Wilken hat alles, was sie sich wünscht. Sie ist eine Ex- Germany's next Topmodel Teilnehmerin, aktuell Influencerin, medial stark vertreten und in einer glücklichen festen Beziehung. Aber wie so oft trügt der erste Schein, denn sie leidet auch an Endometriose und unter Ihrem unerfüllten Kinderwunsch.
In Ihrem sehr persönlichen Kinderwunschratgeber „Na, wann ist es denn so weit?“ verarbeitet sie ihren Weg zum Wunschkind.

Für mich stellte sich die Frage, ob sie dieses sehr komplexe Thema auch für alle Betroffenen greifbar machen kann.
Ich würde sagen ja und nein.
Einerseits schreibt sie sehr offen über Ihre persönliche Situation, gibt dem Lesenden ihre Perspektive auf verschiedene Probleme wieder. Andererseits befindet sie sich in einer privilegierten Lage, wie sie selbst auch an einigen Stellen schreibt. Dadurch vertritt sie natürlich nur eine eingeschränkte und sehr persönlich eingefärbte Sicht der Dinge.
Denn nicht jedes Paar startet mit diesen Voraussetzungen, welches unter ungewollter Kinderlosigkeit leidet. Vielleicht fehlt das Geld oder es scheitert an langen Anfahrtswegen zum Kinderwunschzentrum, die dann doch nicht auf die Bedürfnisse und speziellen Problematiken des Paares eingehen (können). Oder einfach Paare, die spät ihre Diagnose erhalten und so unter Zeitdruck geraten.
Was an ihrer eigenen Perspektive fehlt macht sie wiedergut durch die eingestreuten Erfahrungsberichte anderer betroffener Frauen und Männern.
Das ist in Ratgebern eher eine Seltenheit.
Sehr interessant waren auch die Fachanmerkungen von Ärzten, Psychologen, Rechtsanwälten oder Heilpraktikern. Dadurch greift sie Themengebiete auf, welche einem nicht sofort klar sind.
Denn mit dem schlichten Gang ins Kinderwunschzentrum ist es nicht getan. Und den Betroffenen eröffnet sich ein (im ersten Moment) überwältigendes Themengebiet.

Anna Wilken gibt keine „Allround und alles wird wieder gut Lösung“ für jeden an. Sie sagt, alles kann nichts muss. Und so nimmt sie doch auch etwas den Druck. Sie zeigt wie schmerzhaft und intensiv der Weg zum Wunschkind werden kann, dennoch ist der Grundton immer äußerst zuversichtlich.

„Na, wann ist es denn so weit?“ ist eher ein authentischer Erfahrungsbericht in Verbindung mit unentbehrlichen Fachwissen, als ein trockener Ratgeber, der ganz verschiedene Aspekte kurz beleuchtet. Für alle, die neu in dieses Themengebiet starten eröffnet es einen tollen, sympathischen und leichtzugänglichen Einstieg. Sicherlich für alle, die sich bereits belesen haben, bietet es wahrscheinlich nicht viel Neues. Gleichwohl ist es eine gute Auffrischung und zeigt vor allem, dass man mit seinen Ängsten, Sorgen und Schmerzen definitiv nicht allein ist.

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