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Veröffentlicht am 20.08.2020

Gern mehr davon

Halligmord (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 1)
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Minke van Hoorn hat ihren Job als Meeresbiologin an den Nagel gehängt und ist nun, frisch nach ihrer Polizeiausbildung, Kommissarin in ihrer alten Heimat in Friesland. Und der erste Fall klingelt sie schon ...

Minke van Hoorn hat ihren Job als Meeresbiologin an den Nagel gehängt und ist nun, frisch nach ihrer Polizeiausbildung, Kommissarin in ihrer alten Heimat in Friesland. Und der erste Fall klingelt sie schon an ihrem ersten Tag aus dem Bett. Auf der Hallig Nepken wird ein Schädel frei gespült, bei genauerem Hinsehen findet man das ganze Skelett. Die beiden Familien, die auf der Hallig leben, wollen davon nichts gewusst haben. Minke muss tief wühlen in den Geheimnissen der Halligbewohner und befördert dabei einiges zu Tage.

Ich wurde von dem Krimi sehr gut unterhalten. Die Dialoge sind spritzig, der Erzählstil mitreißend, die Geschichte an und für sich auch gut. Ein paar Logikfehler hier und da, aber das hat mich gar nicht so gestört. Ich hatte ein paar sehr angenehme Lesestunden, habe mal den einen, mal den anderen verdächtigt. Die Auflösung am Ende war nicht so überraschend, aber auch nicht konstruiert.

Die Autorin hat sich einige interessante Charaktere ausgedacht. Ob nun der alte Deichgraf, oder aber Polizeikollege Klaus, der kurz vor der Pensionierung steht und unversehens zum Helden werden darf, da wurde einiges geboten, was eine kurzweilige Lektüre ausmacht.

Auch das Setting an der Nordsee und auf den kleinen Halligen fand ich gelungen. Ich bin auch ein Fan von Nordseegeschichten, die haben ihren eigenen Flair.

Ein gelungener Auftakt, wie ich finde, und ich möchte gern noch mehr von Minke van Hoorn lesen.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Von der Liebe zum Schreiben und einem großen Geheimnis

Ein Wort, um dich zu retten
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Auf der kleinen Insel Beaumont lebt der berühmte Schriftsteller Nathan Fawles zurückgezogen in seiner Villa. Seit er vor 20 Jahren plötzlich mit dem Schreiben aufgehört hat, fragen sich seine Fans, welchen ...

Auf der kleinen Insel Beaumont lebt der berühmte Schriftsteller Nathan Fawles zurückgezogen in seiner Villa. Seit er vor 20 Jahren plötzlich mit dem Schreiben aufgehört hat, fragen sich seine Fans, welchen Grund es dafür gibt. Doch der Schriftsteller hüllt sich in Schweigen. Die Journalistin Mathilde Money und auch Jungschriftsteller Raphael Bataille wollen unbedingt Kontakt zu Fawles aufnehmen. Da erschüttert ein grausamer Mord die Insel. Wie hängt das alles zusammen? Wer ist Mathilde Money wirklich?

Musso baut sofort einen Spannungsbogen auf. Sein Schreibstil ist fesselnd, die Perspektiven wechseln ständig und der Leser bekommt immer wieder ein paar Fetzen Information hingeworfen, die sich langsam zu einem großen Ganzen verweben. Die Auflösung ist dann vielleicht ein wenig konstruiert, geht in eine Richtung, mit der man nicht gerechnet hat, aber wenn man ehrlich ist, ist das bei Krimis und Thrillern doch häufig so.

Ein zentrales Thema in diesem Buch ist neben dem Mordfall und den Verstrickungen darum das Schreiben an sich. Es ist im Prinzip eine Liebeserklärung an das Schreiben und an die Bücher, es lässt den Leser in das Leben eines Schriftstellers eintauchen. Mir als Bücherliebhaber hat das sehr gefallen.

Ich konnte und wollte das Buch kaum aus der Hand legen, die etwas über 300 Seiten flogen nur so dahin. Und das ist doch der Sinn eines Buches, des Leser fesseln, oder? Das ging mir mit dem anderen Buch, das ich von Musso bisher gelesen habe, ähnlich, und so weiß ich, dass dies nicht das letzte Buch dieses berühmten französischen Autors gewesen sein wird.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Was wir von den Bienen lernen können

Der Honigbus
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Nach der Trennung ihrer Eltern lebt die kleine Meredith mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder nun bei ihren Großeltern. Die Mutter ist nach der Trennung depressiv, verlässt ihr Bett nicht, und Meredith ...

Nach der Trennung ihrer Eltern lebt die kleine Meredith mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder nun bei ihren Großeltern. Die Mutter ist nach der Trennung depressiv, verlässt ihr Bett nicht, und Meredith beginnt sich für die Bienen ihres Großvaters zu interessieren. Der hat im Garten einen rostigen, alten Bus stehen, in dem er den Honig erntet. Meredith ist fasziniert und ihr Großvater bringt ihr allerhand über die Bienen, aber auch die Menschen bei.

Der Leser begleitet Meredith auf ihrem Weg, seit sie 5 Jahre alt ist. Die Bienen und der alte Bus ihres Großvaters sind dabei immer präsent. Jedes Kapitel beinhaltet mit einer Lektion über die Bienen und wie sich deren Verhalten auch auf das Zwischenmenschliche übertragen lässt. So lernt man sehr viel über Bienen, über ihr Verhalten und warum sie so wichtig für uns sind, aber auch über die Menschen. Dies zusammen zu bringen ist der Autorin grandios gelungen.

Was ich auch ganz besonders finde: Der Roman ist autobiographisch. Die Autorin berichtet hier von ihrer eigenen Kindheit. Am Ende ist auch zu lesen, wie es weiterging mit den Bienen ihres Großvaters und seinem Bus.

Eine absolute Leseempfehlung, schön geschrieben mit vielen Lektionen zum Nachdenken.

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Spannende Einblicke in die Zeit vor der Machtergreifung Hitlers

Als wir im Regen tanzten
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Berlin 1928. Die Jüdin Recha ist Stummfilmstar und mit Regisseur Willi verheiratet. Sie sind das Traumpaar in der Szene. Doch die Fassade bröckelt, Willi versucht verzweifelt, an seinen größten Filmerfolg ...

Berlin 1928. Die Jüdin Recha ist Stummfilmstar und mit Regisseur Willi verheiratet. Sie sind das Traumpaar in der Szene. Doch die Fassade bröckelt, Willi versucht verzweifelt, an seinen größten Filmerfolg „Nachts weint meine Stadt Wipers“ anzuknüfpen, schafft es aber nicht. In der Ehe kriselt es, Willi flüchtet sich in die Arme einer anderen. Politisch geht es hoch her, die Nazis gewinnen an Zustimmung, Recha bekommt die ersten Anfeindungen zu spüren, doch so richtig wahrhaben möchte das, was sich da zusammenbraut, niemand. Können Willi und Recha in dieser turbulenten Zeit ihre Liebe retten?

Als ich begonnen habe, das Buch zu lesen, wusste ich nicht, dass es einen Vorgänger gibt. Ich bin trotzdem in die Geschichte rein gekommen, auch wenn es ab und an schwer war, die Zusammenhänge zu begreifen, da es natürlich einige Anspielungen auf die Ereignisse aus dem vorhergehenden Buch gibt, das den ersten Weltkrieg thematisiert. Oder den Weltkrieg, wie er natürlich in der Zeit, als der Zweite noch nicht ausgebrochen war, bezeichnet wurde.

Ich fand es spannend zu lesen, wie die Menschen in dieser Zeit die Situation eingeschätzt haben. Die Autorin ist Historikerin und so glaube ich ihr das. Wer nicht dabei gewesen ist, kann im Nachhinein leicht verurteilen, wie man es hat so weit kommen lassen, doch hier bieten sich ganz andere Einblicke und Einschätzungen. Viele glauben nicht an diesen Hitler, und irgendwann ist es dann wohl zu spät. Zu dieser Phase kommt das Buch aber nicht, ganz bewusst spielt es in der Zeit vor der Machtergreifung.

Zeitweise fand ich das Buch aber auch sehr zäh, die Ereignisse plätscherten so vor sich hin, es kam keine Spannung auf. Zwischenzeitlich habe ich das Buch weggelegt und etwas anderes gelesen, habe aber zurückgefunden. Das letzte Drittel nimmt mehr Fahrt auf und es wird spannender, die Ereignisse überschlagen sich.

Fazit: Spannende Einblicke in die Zeit der Weimarer Republik und den politischen Umbruch, zeitweise leider etwas zäh. Am besten erst den Vorgängerband „Was wir zu hoffen wagten“ lesen.

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Veröffentlicht am 24.06.2020

Tiefgehend und mehr als nur Eishockey

Wir gegen euch
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Björnstadt ist erschüttert. Neben dem Skandal um ihren Starspieler Kevin haben sie auch noch das finale Eishockeyspiel gegen Erzfeind Hed verloren. Die Stadt ist am Boden. Wie soll es weitergehen mit dem ...

Björnstadt ist erschüttert. Neben dem Skandal um ihren Starspieler Kevin haben sie auch noch das finale Eishockeyspiel gegen Erzfeind Hed verloren. Die Stadt ist am Boden. Wie soll es weitergehen mit dem Klub? Was macht einen Klub aus? Ein Klub ist doch mehr als ein Klub!Fast alle Spieler sind nach Hed gewechselt, Kevin ist weg, da kommt ein Politiker um die Ecke und will den Klub retten. Und eigentlich nur sich selbst. Derweil kämpft Sportdirektor Peter Andersson gegen politische Windmühlen und Anfeindungen, entzweit sich mit seiner Frau, die Kinder gehen ihren eigenen, oftmals unklugen Weg. Die Feindschaft zwischen Hed und Björnstadt spitzt sich zu und es kommt, wie es kommen muss.

„Wir gegen euch“ ist die Fortsetzung des Romans „Stadt der großen Träume“ und knüpft auch direkt an die Geschehnisse an. Backman versteht es wie kein anderer, den Leser mit seinen Worten in den Bann zu ziehen. Er kreieirt seine Charaktere liebevoll und umfassend. Was bei anderen Autoren oft flch bleibt, wird hier detailliert ausgearbeitet. Man hat von den Personen ein genaues Bild vor Augen. Auch der Erzähstil ist sehr detailliert, in fast jedem Satz steckt eine Botschaft. Das ist außergewöhnlich, allerdings ermöglichte es mir auch keinen leichten Lesefluss, ich musste mich durch das Buch durcharbeiten, und das hat immerhin 550 Seiten. Etwas zu viel, wie ich finde, da es sich nicht „einfach so“ weglesen lässt. Ich bin der Meinung, um das Buch zu lesen, braucht es Zeit, man muss in es eintauchen, die Botschaften erfassen. Ein ganz besonderes Leseerlebnis, das zuweilen anstrengend sein kann.

Und wer glaubt, in diesem Buch ginge es um Eishockey, der hat sich getäuscht. Es geht um viel mehr als das. Das Eishockey und der Klub sind die Metapher für Teamgeist, Zusammenhalt, Loyalität, für die Macht der Gruppe, aber auch für den Platz eines jeden Einzelnen. Für Wir gegen euch eben.

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