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Veröffentlicht am 19.01.2022

Krimi und historischer Roman: 2 in 1

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Die Autorin kenne ich unter einem anderen Pseudonym von anderen Büchern, einem anderen Genre. Nach der Lektüre des ersten Bandes der Hafenärztin muss ich sagen, dass sie auch dieses Genre gut beherrscht.

Dieser ...

Die Autorin kenne ich unter einem anderen Pseudonym von anderen Büchern, einem anderen Genre. Nach der Lektüre des ersten Bandes der Hafenärztin muss ich sagen, dass sie auch dieses Genre gut beherrscht.

Dieser Roman ist quasi zwei in eins. Historischer Roman, aber auch historischer Krimi. Beides verbindet Henrike Engel zu einer tollen Geschichte.

Auf der einen Seite ist da die "Hafenärztin" Doktor Anne Fitzpatrick, die in Frauenhäuser arbeitet und versucht den Arbeiterfrauen und im Milieu zu helfen. Selbst hat Anne aber auch ein Geheimnis inne, sie hat einen neuen Namen angenommen, um möglichst unerkannt zu bleiben. Wieso, bleibt lange ein Rätsel.

Helene Curtius, eine junge Pastorentochter, weiss nicht was sie will, aber auf jeden Fall, was sie nicht will: nämlich eine Haushaltsschule zu besuchen und früh heiraten. Falls überhaupt. Sie versucht im Frauenhaus mitzuhelfen, was aber doch nicht so einfach ist wie gedacht.

Auf der anderen Seite, der Krimiseite, steht Kommissar Berthold Rheydt, der einen Mord im Milieu aufklären soll. Froh, endlich alleine einen Fall zu bearbeiten, kommt er bald an seine Grenzen. Auch körperlich, dies merkt er vor allem beim Fussballspielen. Ab und zu holt ihn seine Vergangenheit ein, der Verlust seiner Frau und seines Sohnes macht ihm immer noch zu schaffen.

Diese beiden Seiten verknüpft Engel nun auf eine tolle und vor allem glaubhafte Art und Weise. Sie bringt auch unheimlich viel Zeitgeist mit rein, sei es die Arbeit der Polizei und den Möglichkeiten der damaligen Forensik, das Leben der Frauen verschiedener Gesellschaftsschichten in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, aber auch die Politik und das Leben in Hamburg allgemein.

Ganz nebenbei erfährt man noch über die Anfänge der Fussballclubs, da Rheydt bei St. Pauli spielt. Aufgenommen in die Clubs wurden damals noch die Männer aus der besseren Gesellschaft, unabhängig davon, ob Talent vorhanden war oder nicht. Vielleicht erlebt man in den weiteren Bänden ja noch den Umschwung zur Öffnung für alle Schichten mit.

Mit all diesen Themen und interessanten Figuren macht es enorm viel Spass diesen historischen Romankrimi zu lesen.

Fazit: Ein toller Serieneinstieg, bei dem man sich direkt nach dem Lesen danach sehnt, im nächsten Band weiter lesen zu können.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Familiengeheimnisse

Der Tod bleibt über Nacht
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Der erste Band hat mir gut gefallen, weshalb ich mich auf diesen zweiten Band und ein Wiedersehen mit den bereits bekannten Bewohnern von Ballinwroe freute.

Fionas B & B ist ausgebucht. Eine Hochzeitsgesellschaft, ...

Der erste Band hat mir gut gefallen, weshalb ich mich auf diesen zweiten Band und ein Wiedersehen mit den bereits bekannten Bewohnern von Ballinwroe freute.

Fionas B & B ist ausgebucht. Eine Hochzeitsgesellschaft, bzw. die Familie der Braut hat sich eingemietet. Die beiden Familien stammen ursprünglich von Ballinwroe und sind im Dorf gut bekannt. Zwischen den Familien muss vor etlichen Jahren etwas vorgefallen sein. Man sagt, ein Landkauf steht im Zentrum für den Streit, der immer wieder entfacht wird. Nicht nur der Wirt des Pubs und der Dorfparrer Michael müssen das eine oder andere Mal beruhigend eingreifen.

Der Krimi beginnt gut, doch ab einem gewissen Zeitpunkt ging alles viel zu schnell. Bis hin zum Mord wurde alles genau erzählt, aber die Ermittlungen fanden praktisch kaum und nur mit Auslassungen statt. Zum Beispiel wird Aidans Mitarbeiter irgendwo abgesetzt und danach liest man von ihm nichts mehr, er wird dann mehr in einem Nebensatz noch erwähnt, dass er dies und jenes herausgefunden haben soll bei seinen Gesprächen.

Es fühlte sich auch mehr so an, dass sich in diesem zweiten Band alles mehr um Aidans Undercover-Einsatz dreht, der erneut lang und breit geschildert, aber, einmal mehr, nicht aufgelöst wird. Der Mordfall in Ballinwroe ist da eher Beiwerk.

Fazit: Unterhaltender 2. Band, nicht schlecht, aber mir ging alles zu schnell - bzw. wurde einiges ausgelassen, deshalb nur 3.5 Punkte.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Eine passive Ariadne

Ich, Ariadne
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Nach den beiden einzigartigen Romanen von Madeleine Miller erwartete ich von "Ich, Ariadne" von Jennifer Saint ähnlich Gutes. Vor allem, da ich schon mehrere ältere Romane über Ariadne und Theseus las, ...

Nach den beiden einzigartigen Romanen von Madeleine Miller erwartete ich von "Ich, Ariadne" von Jennifer Saint ähnlich Gutes. Vor allem, da ich schon mehrere ältere Romane über Ariadne und Theseus las, die mir alle gut gefallen haben.

Doch leider kann dieser Roman bei weitem nicht mithalten. Ganz oft hab ich das Buch abends weggelegt und was anderes gelesen. Es waren einige Bücher, die ich diesem hier vorzog.

Schon der Anfang las sich schwierig, man wird überschwemmt mit Sagen, die nebensächlich sind. Der Schreibstil ist langweilig, es wird aus Sicht von Ariadne erzählt, aber man könnte ebensogut einfach die ursprüngliche griechische Sage in einem Mythologie-Buch nachlesen.

Ariadne und auch die anderen Figuren blieben blass. Die Autorin hat der Protagonistin keine Persönlichkeit zugestanden, die man auf irgendeine Weise besser verstehen oder besonders mögen oder wenigstens gar nicht mögen hätte können. Ariadne macht nämlich genau nichts, sie wird mehr als Zuschauer beschrieben, denn als aktive Protagonistin.

Ich kann nicht verstehen, wieso man diesen Roman als ebenbürtig zu Millers Romanen einordnet. Oft hab ich daran gedacht, abzubrechen, doch ich hielt durch, damit mir niemand sagen kann, "aber nach dem zweiten Drittel, nach der Hälfte, etc., wurde es besser". Wurde es nicht. Im zweiten Teil hat eindeutig Ariadnes Schwester Phädra die Nase vorn und wird mehr zur Protagonistin als Ariadne es je in diesem Roman war.

Fazit: Leider konnte ich mich so gar nicht anfreunden mit "Ich, Ariadne". Vielleicht waren meine Erwartungshaltung nach den genialen Werken von Madeleine Miller auch einfach zu hoch.
2.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Auf Familienbesuch in Schweden

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
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Andrea Russo (auch bekannt von ihren Anne Barns- und Anne Töpfer-Romanen) begibt sich mit "Der süsse Himmel der Schwestern Lindholm" auf neue Pfade.

Neu ist Schweden anstatt Deutschland Schauplatz ihres ...

Andrea Russo (auch bekannt von ihren Anne Barns- und Anne Töpfer-Romanen) begibt sich mit "Der süsse Himmel der Schwestern Lindholm" auf neue Pfade.

Neu ist Schweden anstatt Deutschland Schauplatz ihres neuen Romans und neu ist auch die Zeit, in der der Roman angesiedelt ist. Nicht Gegenwart mit ein paar Rückblicken in die Vergangenheit, sondern Vergangenheit mit einem Prolog in der Gegenwart.

Alt bekannt für Leserinnen der Autorin, dass meistens Schwestern die Protagonistinnen ihrer Romane sind. So auch hier. Deshalb startet der Roman im Jahr 1936 im damals kriegsneutralen Schweden und erzählt von einer im südschwedischen Fischerort Arild wohnhaften Familie, vor allem von den fünf Töchtern der Lindholms.

Hauptsächlich geht es um die drei älteren Schwestern, alle drei plus minus 20 Jahre alt. Ingrid (21), Matilda (19) und Hannah (23). Matilda arbeitet im Nachbarort Mölle in einem Hotel, Hannah und Ingrid arbeiten in der familieneigenen Bäckerei, zusammen mit ihrer Mutter und Grossmutter. Die beiden jüngeren Schwestern, Ebba und Ulla, gehen noch zur Schule. Der Vater arbeitet aus wirtschaftlichen Gründen in der nördlichsten Stadt Schwedens, in Kiruna.

Während wir der Umsetzung der Idee der Schwestern der Bäckerei ein Café anzugliedern zusehen, erleben wir auch, wie sie alle drei versuchen, sich ein neues Leben neben der engen Familiengemeinschaft aufzubauen.

Hannah zum Beispiel, eine begnadete Bäckerin, ist eigentlich mit Gunnar liiert, verliebt sich aber in den Deutschen Karl. Die Familie ist skeptisch über diese mögliche Verbindung in diesen unsicheren Zeiten, allen voran der Grossvater, der die Deutschen nicht mag.

Ingrid muss sich eingestehen verliebt zu sein, aber diese Liebe scheint nicht erwidert zu werden - und überhaupt, alles gerade schwierig.

Matilda, der Freigeist unter den Schwestern, möchte Schauspielerin werden, und beginnt eine Affäre mit einem verheirateten Künstler, obwohl vor ihrer Nase jemand sitzen würde, der sie liebt.

Es ist sehr spannend und interessant der Geschichte zu folgen, so flüssig wie sie geschrieben ist, sowieso. Man möchte den Roman auch nicht aus der Hand legen, bevor man nicht genau weiss, wie alles ausgegangen ist. Denn natürlich ist das, was ich oben zu den Schwestern geschrieben habe, nur ein winzig kleiner Ausschnitt von dem, was im Roman alles passiert.

Die Frauen der Familie muss man einfach mögen, aber auch der grummlige Grossvater, der mehr mitbekommt, als die Schwestern denken, wächst einem irgendwie ans Herz. Deshalb freu ich mich auch sehr auf die Fortsetzung, denn es wird mindestens noch ein Lindholm-Roman folgen, Ende 2022 soll es vermutlich so weit sein.

Dieses andere Setting, diese andere Zeit - ja, auch das kann und beherrscht Autorin Andrea Russo und beweist sie mit "Der süsse Himmel der Schwestern Lindholm". Wie immer sind einige Rezepte enthalten. Für die Chokladbollar braucht es nicht mal einen Backofen, sind kinderleicht nachzumachen - und perfekt geeignet, sie immer mal wieder während der Lektüre zu geniessen. Oder, als süsse und passende Beigabe, wenn man das Buch verschenken möchte.

Fazit: Eine tolle, sympathische und vor allem lecker-süsse Geschichte - Andrea Russo at her best, von ihrer besten Seite.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Wohlfühlen in der Provence

Das Glück ist lavendelblau
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Pepes Grossmutter liegt nach einem Sturz im Spital - wie gut, dass Pepe gerade Job und Freund los ist und sofort nach Frankreich reisen kann, um die Pension der Grossmutter weiter zu führen, solange Mamie ...

Pepes Grossmutter liegt nach einem Sturz im Spital - wie gut, dass Pepe gerade Job und Freund los ist und sofort nach Frankreich reisen kann, um die Pension der Grossmutter weiter zu führen, solange Mamie im Krankenhaus ist.

Pepe hat eine etwas schwierige Familiengeschichte, die beim Aufräumen in der Pension wieder an die Oberfläche kommt. Einiges davon kann sie mit ihren beiden sympathischen Gästen Henry und Leon besprechen. Die beiden kommen ausserdem in den Genuss von Pepes Backkünsten, denn Pepe backt nicht nur, wenn es ihr schlecht geht, sondern praktisch immer.

Clem, Pepes Schwester, die im Nachbarort eine Buchhandlung führt, möchte Pepe mit einem Einheimischen verkuppeln - doch ob Pepe schon so weit ist für einen Flirt oder gar mehr, ist selbst Pepe nicht klar. Sie vermisst vor allem ihren besten Freund Jonas, mit dem sie sich leider auch auseinander gelebt hat.

Pauline Mai schreibt mit "Das Glück ist lavendelblau" eine schöne Geschichte, die Hand und Fuss hat. Ein logischer Aufbau, verständliche Abfolgen, einige Geheimnisse, die es zu lüften gibt und ein flüssiger Schreibstil zeichnen den Roman aus. Ich fühlte mich wohl beim Lesen, es ist eine gute Geschichte und Kater Fuchur auf dem Cover macht die Sache rund.

Doch die erzählte Geschichte in Pauline Mais zweitem Roman, "Das Leben leuchtet sonnengelb", fand ich viel besser - spezieller vom Thema her, von der Atmosphäre - ich fand ihn toll und bin ein Fan dieser "sonnengelben" Story. Da ist natürlich klar, dass andere Geschichten wie die vorliegende "lavendelblaue" da nur schwer dran heran kommen. Ich bin nun vor allem auch auf den dritten, "apfelgrünen" Roman, der im Mai 2022 erscheint, gespannt. Dennoch unterhält "Das Glück ist lavendelblau" bestens.

Fazit: Eine nette und unterhaltende Wohlfühl-Geschichte, die uns in die Provence mitnimmt.
4 Punkte.

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