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Veröffentlicht am 31.03.2025

Gefährliche Schnitzeljagd

Die Schwester des Serienkillers
4

Der dritte Band der Serienkiller-Reihe, „Die Schwester des Serienkillers“, war meine erste Begegnung mit Alice Hunter.

Das Cover gefällt mir ausgezeichnet. Es harmoniert perfekt mit den beiden anderen ...

Der dritte Band der Serienkiller-Reihe, „Die Schwester des Serienkillers“, war meine erste Begegnung mit Alice Hunter.

Das Cover gefällt mir ausgezeichnet. Es harmoniert perfekt mit den beiden anderen Bänden der Reihe. Gelb ist meine Lieblingsfarbe, und der dunkle Hintergrund lässt das Buch sofort ins Auge stechen.

Anna und Henry entkommen ihrer drogen- und alkoholabhängigen Mutter und ihrem brutalen Freund. Sie glauben, in einem von ihnen lang ersehnten Zufluchtsort gelandet zu sein – dem Kinderheim Finely Hall. Doch auch hier gehören psychische und physische Misshandlungen zur Tagesordnung. So versprechen sie sich, immer füreinander da zu sein und aufeinander zu achten. Dieses Versprechen wird jedoch bald von Anna rücksichtslos gebrochen. Möchte Henry deshalb Annas hart erarbeitetes Glück zerstören?

Schon nach den ersten Seiten ist der Leser mitten im Geschehen und begleitet die Hauptprotagonistin Anna auf einer Schnitzeljagd – einem Spiel, das sie und ihr Bruder als Kinder gerne gespielt haben. Doch diese Jagd hat schon lange nichts mehr mit Spaß zu tun gehabt, besonders jetzt nicht, da Annas Bruder Henry von der Polizei als Serienkiller gesucht wird. Warum nimmt er nach 17 Jahren Stille auf diese Weise Kontakt zu Anna auf? Wird sie Augenzeugin eines weiteren Mordes, eine Komplizin oder gar das nächste Opfer?

Die aufgebaute Spannung bleibt durchgehend erhalten. Man spekulieret viel, versucht die Rätsel zu lösen und Henrys nächsten Schritt vorherzusehen. Die letzten Kapitel sind sehr wendungsreich, die die Spannung weiter steigern. Bis zu den letzten Seiten war ich von der Geschichte überzeugt. Doch am Ende fiel meine ganze Begeisterung wie ein Kartenhaus zusammen. Vieles ergab für mich keinen Sinn mehr und auf den ersten Blick gab es einige Unstimmigkeiten. Jedoch wollte ich dies nicht so stehen lassen, denn das Buch eigentlich alle Voraussetzungen für einen packenden Thriller mit einem überraschenden Ende erfüllt. Also habe ich mir einige Erklärungen zurechtgelegt, um die Handlung für mich logischer zu machen. Da ich das Buch in Rahmen einer Leserunde las, halfen mir auch andere begeisterte Teilnehmer dabei, ein paar der offen gebliebenen Fragen zu beantworten. So bekam das „Häuschen“ wieder Fundament und ich war zufrieden.

„Die Schwester des Serienkillers“ ist für mich auch in einer anderen Hinsicht einzigartig: kein einziger Charakter war mir wirklich sympathisch, was ich toll und originell fand. Mal was ganz anderes!

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Buch trotz kleiner Logikfehler durchaus lesenswert und gelungen ist. Ich habe mich von Anfang bis Ende gut unterhalten gefühlt. Viele Krimifans werden die Wendungen und das unvorhersehbare Ende zu schätzen wissen.
Also einfach lesen, genießen und nicht zu viel hinterfragen:)

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  • Spannung
Veröffentlicht am 27.03.2025

Achtung - lesen mit Taschentuch!

Kronsnest
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„Kronsnest“ ist Florian Knöpplers Debütroman, in den er wirklich Herz und Seele gesteckt hat. Man kann förmlich spüren, wie er mit den Charakteren mitgefühlt, sich mit ihnen gefreut und gelitten hat. Diese ...

„Kronsnest“ ist Florian Knöpplers Debütroman, in den er wirklich Herz und Seele gesteckt hat. Man kann förmlich spüren, wie er mit den Charakteren mitgefühlt, sich mit ihnen gefreut und gelitten hat. Diese Gefühle übertragen sich auf den Leser, und das finde ich wunderbar. Nicht viele Autoren können so geschickt auf den Gefühlssaiten der Leser spielen.

Wir werden in die 1920er Jahre versetzt, wo wir den Jungen Hannes kennenlernen. Sein Leben ist alles andere als einfach, mit einem tyrannisierenden Vater, einer Mutter, die ihm zwar helfen möchte, es aber nicht immer kann, und Mitschülern, die ihn mobben und sein ohnehin schweres Leben um einiges bitterer machen. Oft musste ich mit den Tränen kämpfen und hätte ihn so gern umarmt und ihm Mut zugesprochen. Aber Hannes schafft das auch ohne meine Hilfe :)
Wir begleiten ihn auf seinem Weg, von einem ängstlichen und stummen Kind zu einem starken Mann. Er ist schlau, fleißig und macht das Beste daraus, was er hat.
So selbstsicher er auch in geschäftlichen Angelegenheiten zu sein scheint, ist er in Herzensangelegenheiten sehr zurückhaltend und unsicher. Seine Gefühle und sein innerer Kampf sind tiefgründig und sehr gut nachvollziehbar. Oft musste ich an mich oder meine Freunde in unseren Teenagerjahren denken.

Auch andere Charaktere wie die Mutter, Mara, Lisa und der Lehrer Govinovski sind gut beschrieben – jeder auf seine eigene Weise einzigartig und liebenswert. Sogar den Vater habe ich nach und nach zu schätzen gelernt. Das hätte ich zu Beginn des Buches niemals erwartet, aber Florian Knöppler hat es geschafft! Durch die Erzählungen der Mutter erhält man Einblick in seine Gefühlswelt und lernt sein „früheres Ich“ kennen, was dazu beiträgt, ihn besser zu verstehen.

„Kronsnest“ ist keine leichte Lektüre, kein Buch für „zwischendurch“. Es ist ein wirklich wunderschöner Roman, den ich nicht schnell lesen konnte. Oft musste ich innehalten, das Gelesene spüren und vor meinen inneren Augen sehen. „Kronsnest“ war meine erste, doch sicher nicht letzte Begegnung mit Florian Knöppler. Den Roman „Habichtland“ werde ich auf jeden Fall lesen, denn zu gerne möchte ich wissen, wie es mit Hannes weitergeht.

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Veröffentlicht am 15.02.2025

Leichte Kost für Krimifans – mit Potenzial

»Wenn Ende gut, dann alles«
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„Wenn Ende gut, dann alles“ ist Volker Klüpfels erstes, jedoch nicht letztes Solo-Buch. Im Dezember 2025 bis Februar 2026 startet eine Teaserkampagne für den zweiten Band mit dem Ermittler-Duo Tommi und ...

„Wenn Ende gut, dann alles“ ist Volker Klüpfels erstes, jedoch nicht letztes Solo-Buch. Im Dezember 2025 bis Februar 2026 startet eine Teaserkampagne für den zweiten Band mit dem Ermittler-Duo Tommi und Svetlana.

Tommi, oder Tommes, ist ein Möchtegernautor, der auf seinen Durchbruch wartet. Er lebt in einem Wohnmobil, das seinem Vater gehört, und kämpft verzweifelt mit einem Thriller über einen Diesel-Dämon – oder, wie Svetlana es nennt, einen Kraftstoff-Kobold. Svetlana ist seine ukrainische Putzfrau, in der ein verborgenes Ermittlertalent steckt. Sie ist scharfsinnig, schlagfertig und einzigartig.
Eines kalten Tages sehen sie ein einsames Kind am Waldrand entlang laufen. Sie können nicht anders, als es mitzunehmen, und bringen es wegen Unterkühlung ins Krankenhaus. Das Kind spricht kaum, sagt nur vereinzelte, kaum verständliche Wörter. Die Suche nach den Eltern führt Tommi und Svetlana ins Flüchtlingsheim für ukrainische Frauen. Es stellt sich heraus, dass die Mutter des Mädchens kürzlich verunglückt ist. Da die Polizei wenig unternimmt, übernehmen Tommi und Svetlana die Ermittlungen. So beginnt ihr Abenteuer.

Das Cover ist liebevoll und schön gestaltet und passt gut zu dem Thema. Das Buch an sich ist sehr hochwertig und hat sogar ein Lesezeichen. Die Schrift ist groß, was das Lesen angenehm macht. Es wurde wirklich an jede Kleinigkeit gedacht. Ein wirklich schönes Gefühl, es in der Hand zu halten und darin zu lesen.

Der Schreibstil von Volker Klüpfel gefällt mir gut: kurze Sätze, keine unnötigen Beschreibungen. Der Autor hat ein feines Gespür für Humor. Svetlana kann man sich fast direkt vor Augen sehen, mit ihren schlagfertigen Sprüchen und Lebensweisheiten. So, wie sie die deutsche Grammatik „neu erfindet“, verleiht dem Buch was besonderes und sorgt dafür, dass man öfters schmunzelt und gute Laune während des Lesens hat. Tommi ist nett, aber etwas unbeholfen – manchmal sogar zu unbeholfen. Ich fand es etwas übertrieben, da viele Teenager und selbst Grundschulkinder manches besser verstanden hätten als Tommi mit über Dreißig. Leider musste ich beim Lesen häufig die Augen rollen, weil er oft nicht begreift, worum es geht oder was gemeint ist. Schade, denn ansonsten ist er sympathisch und seine sarkastischen Gedanken verleihen dem Buch eine gewisse Leichtigkeit.

Die Ermittlungen von Svetlana und Tommi fand ich spannend. Die Schlüsse, die sie zogen, und die Schritte, die sie unternahmen, waren logisch und authentisch dargestellt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ihre Ermittlungen für Zivilpersonen unrealistisch oder zu weit hergeholt wären.

Das Buch wird gegen Ende spannender, aber nicht so sehr, dass man es kaum aus der Hand legen kann. Es hat mich nicht gestört, das Lesen zu unterbrechen und später oder sogar am nächsten Tag fortzusetzen. Es fehlte einfach das gewisse Etwas, das die Geschichte zu einem echten Pageturner gemacht hätte.

Tatsächlich bin ich hin- und hergerissen, was meine Meinung zu dem Buch angeht. Einerseits fand ich es lustig und unterhaltsam, andererseits etwas langatmig und zu sehr auf Humor bedacht. Den zweiten Band von „Wenn Ende gut, dann alles“ werde ich vielleicht lesen (aber kein fester Vorsatz), in der Hoffnung, dass Tommi sich weiterentwickelt und die Welt ein bisschen besser versteht.

Zusammengefasst würde ich sagen, dass „Wenn Ende gut, dann alles“ eine leichte Lektüre „für zwischendurch“ ist, mit einigen Schwächen, aber auch seinen Stärken. Wer auf leichte Krimis mit Humor steht, wird hier sicher auf seine Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 12.02.2025

Die dunkle Seite der Künstlichen Intelligenz

Deep Fake
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Mit dem „Deep Fake“ ist Cleo Konrad ein ausgezeichneter Psychothriller gelungen. Manches Lebensmotto „Ich glaube nur das, was ich sehe„ wird durch dieses Buch erbarmungslos zerstört, denn heutzutage kann ...

Mit dem „Deep Fake“ ist Cleo Konrad ein ausgezeichneter Psychothriller gelungen. Manches Lebensmotto „Ich glaube nur das, was ich sehe„ wird durch dieses Buch erbarmungslos zerstört, denn heutzutage kann man fast nichts mehr glauben, nicht mal das, was man sieht.

Das Cover schien mir anfangs nicht besonders ansprechend. Doch im Laufe der Geschichte wurde mir klar, warum es genau die richtige Wahl war. Das passt zu dem Thema des Buches sehr gut- das Zeitalter der künstlichen Intelligenz und der digitalen Welt. Außerdem symbolisiert es das zentrale Thema der Vergangenheit und Zukunft der Protagonistin, Mira.

Mira ist Lehrerin mit Herz und Seele. Sie liebt ihre Arbeit und ihre Schüler. Ihr Ehemann Fabio und ihre Kinder bieten Mira einen sicheren Halt und sie führt ein augenscheinlich glückliches Leben. Nur dass dieses Glück von Selbstzweifel und Schuldgefühlen, begleitet durch Albträume, auf wackeligen Beinen steht. Als im Netz ein Nacktvideo von Mira in Umlauf gebracht wird, bricht ihre Welt zusammen. Verzweifelt versucht sie zu beweisen, dass es sich hierbei um einen Deepfake handelt. Doch keiner außer ihrem Mann glaubt ihr. Die Suche nach dem Ersteller des Videos führt sie in ihr Heimatsdorf Tannwinkel, ein Ort, an dem Vorurteile und Geheimnisse tief verwurzelt sind. Wird Mira herausfinden, wer ihr Leben zerstören will? Ist das die Rache dafür, dass sie in ihrer Jugend auch Leben zerstört hat? Kann sie endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen? Nur eines steht fest- sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen…

Von der ersten Seite an hat „Deep Fake“ mich in seinen Bann gezogen.
Man taucht gleichzeitig in zwei Welten ein. Einerseits begleitet man Mira auf ihrem Weg zur Wahrheit, andererseits lernt man Kat kennen, die durch ihre Tagebucheinträge uns mit in das Jahr 2003 nimmt. Wir lernen dort einige Jugendliche kennen, die in Tannwinkel verzweifelt versuchen, ihren Platz zu finden.


Die zahlreichen Wendungen in dem Buch halten die Spannung durchgehend hoch.
Wenn man aufmerksam liest und auf einige Hinweise achtet, die die Autorin sehr dezent einwirft, kann man durchaus selber einige Fährten aufnehmen und so der Wahrheit näher kommen. Das gibt einem ein gutes Gefühl, nicht nur ein passiver Beobachter gewesen zu sein, sondern mit „ermittelt“ zu haben. Doch das Ende bleibt trotzdem Wendungsreich und unerwartet mit vielen „Wow“ Momenten.


Zusammengefasst kann ich sagen, dass trotz einiger Längen im letzten Abschnitt, in denen sich der Erzählstil etwas zieht, „Deep Fake“ ein packendes Leseerlebnis für mich war.
Das Buch „Deep Fake“ ist für mich kein Buch zum Lesen und gleich wieder vergessen, sondern ein Buch, das in Erinnerung bleibt und einen zum Nachdenken bringt- über Freundschaften, Vorurteile und darüber, wie der Schein in Wahrheit trügen kann.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen, auch an jüngere Leser, denn sie sind auch oft von Mobbing in den sozialen Medien betroffen.

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