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Veröffentlicht am 27.05.2025

Mord im Ghan-Express

Die mörderischen Cunninghams. Jeder im Zug ist verdächtig (Die mörderischen Cunninghams 2)
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Inhalt:
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Nachdem er bei einem Familientreffen in den Bergen einen Serienmörder überlebt und gestellt hat, hat Ernest Cunningham ein Buch darüber geschrieben und wurde als Autor zum Jubiläum ...

Inhalt:
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Nachdem er bei einem Familientreffen in den Bergen einen Serienmörder überlebt und gestellt hat, hat Ernest Cunningham ein Buch darüber geschrieben und wurde als Autor zum Jubiläum eines Schriftstellerfestivals eingeladen. Das Besondere an dem Event: Es findet mit exklusiven Gästen im australischen Ghan statt. Das ist der legendäre Zug, der die gigantische australische Wüste genau in der Mitte durchquert. Begleitet wird er dabei von seiner Freundin Juliette, die er während seines Berg-Serienmörder-Abenteuers kennen- und liebengelernt hat.
Während Ernest darüber grübelt, wie er ein zweites Buch schreiben soll, das an den Erfolg des ersten anknüpft, wird während der Fahrt erst ein Autor und später sein Verleger ermordet. Beide waren so unbeliebt, dass passend zum Titel jeder im Zug verdächtig erscheint. Und Ernest wäre nicht Ernest, wenn er nicht beginnen würde, zu ermitteln. Und dabei geht er natürlich klassisch nach den Regeln des Krimi-Genres vor. Doch in einem Zug mit vielen Krimiautoren bleibt er nicht allein. Wird es ihm gelingen, den Fall zu lösen, bevor es jemand anderes schafft?

Mein Eindruck:
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Ich habe den ersten Cunningham-Band verschlungen und gewünscht, dass es einen weiteren Band mit Ernest geben wird. Und da ist er nun endlich. Aber wie Ernest selbst anmerkt: "Niemand mag Fortsetzungen. Häufig wird kritisiert, sie seien nichts anderes als eine blasse Imitation des Vorhandenen. Angesichts der Tatsache, dass die letzten Morde im schneeverwehten Gebirge und diese hier in der Wüste begangen wurden, geht das hier raus an alle Kritiker: Eine blasse Imitation wird es nicht werden, denn diese Geschichte hat immerhin ein bisschen Sonne abbekommen." (E-Book S. 18).

Und nachdem ich das zweite Buch gelesen habe, kann ich ihm absolut zustimmen. Zwar nimmt dieser Roman anfangs noch Bezug zum Vorgänger, aber schafft aus der Zug-Situation heraus wieder neue Möglichkeiten, die der Autor voll ausschöpft. Die Handlung ist aus der Ich-Perspektive von Ernest geschrieben. Er nimmt einen mit an die Hand bei seinen Ermittlungen und Gedankengängen. Und obwohl man das Gefühl hat, dass man im Kopf von ihm ist, weiß er stets einen Hauch mehr als der Leser, führt diesen auch immer mal wieder auf die falsche Spur und wartet am Ende mit einer überraschenden Auflösung auf.
Die Handlung ist spannend, voller Rätsel und verteilt jede Menge Seitenhiebe auf das Krimi-Genre, aber auch Literatur im Allgemeinen.
Zu Beginn ist eine Skizze der (fiktiven) Zugaufteilung, sodass man sich stets einen Überblick über die Tatorte und die Unterbringung aller Verdächtigen verschaffen kann. Interessant sind außerdem die unterschiedlichen Schauplätze, denn der Ghan hat einige sehenswerte Stationen. Ich konnte beim Lesen nicht vermeiden, dass ich einige Orte im Internet recherchiert habe und dabei selbst Reiselust bekommen habe.

Ich habe mit Ernest mitgefiebert, mitgerätselt und bei seinem Humor viel geschmunzelt und hoffe sehr, dass das nicht sein letzter Fall war.

Fazit:
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Eine gelungene Fortsetzung: Ernest Cunningham ist ein genialer Ermittler, eine Mischung klassischer Detektive mit (teils schwarzem) Humor

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Veröffentlicht am 20.05.2025

Die Macht von Geschichten und Erinnerungen

Thirteen Witches - Die Erinnerungsdiebin
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Cover:
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Das Titelbild hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Das Mädchen blickt den Betrachter direkt an, und in ihren Augen spiegelt sich eine gewisse Kühnheit und Entschlossenheit wider. ...

Cover:
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Das Titelbild hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Das Mädchen blickt den Betrachter direkt an, und in ihren Augen spiegelt sich eine gewisse Kühnheit und Entschlossenheit wider. Die Farbgestaltung passt sehr gut zu einer Fantasyreihe.

Inhalt:
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"Meine Bücher haben mich in schwierigen Momenten beschützt und mich weggezaubert, wenn ich flüchten musste. Sie sind wie Wolle, die einen bei Kälte warm und bei Hitze kühl
hält. An Tagen, an denen es mir besonders schwerfällt, nicht zusammenzubrechen, weil ich mir eine andere Mutter oder ein anderes Leben wünsche, flüchte ich mich in sie."
(E-Book S. 104)

Rosie Oaks ist ein durchschnittliches 11-jähriges Mädchen, das gerne Geschichten schreibt. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt, ihre Mutter beachtet sie kaum. Daher hat Rosie gelernt, sich anzupassen und möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre einzige Bezugsperson, der sie alles anvertraut, ist ihre beste Freundin Keim. Mit dem Älterwerden bekommt die Freundschaft leichte Risse und Rosie verbrennt ihre Geschichten. Doch damit erhält sie plötzlich "die Sicht" und kann die magische Welt wahrnehmen. Als Rosie und Keim gemeinsam Geister sehen, ändert sich Rosies Leben von Grund auf. Sie freundet sich mit dem Geisterjungen Ebb an und erfährt, dass ihre Mutter einst eine erfolgreiche Hexenjägerin war, die Opfer der Erinnerungshexe geworden ist. Sie hat fast alle guten Erinnerungen an ihre Tochter verloren, was ihr distanziertes Verhalten zu ihr erklärt. Rosie ist fest entschlossen, die Erinnerungshexe zu vernichten, um ihre Mutter zurückzubekommen. Außerdem will sie das Geheimnis lüften, weshalb die Hexe Rosie bei der Geburt verschont hat. Dabei wird sie von Ebb und Keim unterstützt und erfährt, was Mut und Freundschaft wirklich bedeuten und welche Macht in Geschichten verborgen ist.

Mein Eindruck:
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"Vielleicht machen uns Geschichten stärker, weil sie eine Brücke zu Dingen schlagen, die wir verloren haben. Vielleicht machen Geschichten aus Zerbrochenem etwas Mächtiges."
(E-Book S. 186)

Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive von Rosie geschildert, dadurch ist man ihren Gedanken sehr nah. Man kann den Schmerz und die Sehnsucht nach der Liebe ihrer Mutter spüren. Aber auch die Verzweiflung, weil sich ihre Freundschaft zu Keim so ändert und sie befürchtet, ihre Freundin zu verlieren, ist sehr authentisch. Gerade für Kinder ab der weiterführenden Schule wird hier ein altersgemäßes Problem aufgegriffen.
Die Autorin hat diese realen Themen in einer fesselnden und fantasievollen Story in flüssigem Sprachstil verarbeitet. Die magische Welt der 13 Hexen ist anschaulich beschrieben und auch die der Geister, die Verstorbene mit unerfüllten Aufgaben sind, bis sie ins endgültige Jenseits dürfen, ist nachvollziehbar dargestellt. Die Geschichte hatte mich von Beginn an in ihren Bann gezogen. Durch relativ kurze Kapitel wird man zum stetigen Weiterlesen animiert, aber auch die rasante Handlung sorgte dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Einerseits vermittelt das Finale Zuversicht, weckt jedoch gleichzeitig das Interesse an den beiden folgenden Bänden. Ich finde diesen Trilogieauftakt sehr gelungen und freue mich auf die Fortsetzungen!

Fazit:
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Sehnsucht, Liebe, Freundschaft, Selbstfindung und die Macht der Worte zu einer spannenden Fantasiegeschichte verarbeitet - toller Auftakt!

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Veröffentlicht am 18.05.2025

Einmal Platte, immer Platte?

Achtzehnter Stock
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Cover:
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Das Titelbild sieht gar nicht so trist aus, wie man es von einem Plattenbau und der Geschichte vermuten würde. Durch den blauen Himmel wirkt es fast romantisch und hoffnungsvoll. Daher ...

Cover:
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Das Titelbild sieht gar nicht so trist aus, wie man es von einem Plattenbau und der Geschichte vermuten würde. Durch den blauen Himmel wirkt es fast romantisch und hoffnungsvoll. Daher ein Grund für mich, den Roman zu lesen, auch wenn der Beschreibungstext mich zunächst skeptisch gemacht hat.

Inhalt:
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"Ich hätte ihm nicht schreiben dürfen. Es war ein Fehler. Ich bin nicht frei. Niemand ist frei. Es entscheiden immer die anderen, was man wert ist. Egal, was man sich einredet, wir sind alle Opfer." (E-Book, S. 96)

Wanda ist alleinerziehende Mutter der fünfjährigen Karlie und lebt mit ihr in einer Plattenbau-Siedlung in Berlin im achtzehnten Stock. Sie träumt davon, auszubrechen und ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie strebt an, als Schauspielerin groß rauszukommen und ein Star zu werden. Als sie nach vielen ungezählten Versuchen endlich eine Hauptrolle bekommt, scheint ihr Traum sich zu erfüllen. Doch das Glück ist sehr zerbrechlich, und schließlich stellt sich die Frage, ob man seine Herkunft verleugnen und aus seinem ursprünglichen Leben ausbrechen kann oder letztendlich dort verwurzelt bleibt. Und ist es überhaupt erstrebenswert, ein anderes Leben anzustreben?

Mein Eindruck:
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Die Frage, inwieweit ein Mensch durch seine Herkunft bestimmt ist oder ihm ein Ausbruch in ein vermeintlich "besseres Leben" gelingen kann, fand ich immer schon spannend. Daher hat mich dieser Roman interessiert. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Wanda geschrieben. Aus ihrer Sicht erlebt der Leser hautnah die Enge der Sozialbausiedlung, den täglichen Überlebenskampf, aber auch den Zusammenhalt der Bewohner und die Liebe, die Wanda für ihre Tochter empfindet. Das Buch entwickelte durch den Schreibstil einen regelrechten Sog auf mich. Ich konnte die Hoffnung, aber auch die Verzweiflung sowie manchmal die leicht überheblichen Gefühle gegenüber den anderen gut nachempfinden. Nichts desto trotz empfand ich Wandas Verhalten auch manchmal verantwortunglos, wenn sie Karlie längere Zeit alleine lässt oder sie gegenüber ihrem Schauspielergeliebten verschweigt.
Ich bin in meinem Leben bisher glücklicherweise noch nicht in Kontakt mit solchen Situationen wie Wanda gekommen. Ich kann mir aber vorstellen, dass das Leben in einer Plattenbau-Siedlung so verlaufen kann und auch die Dekadenzen des Film-Business sind gut, aber auch gesellschaftskritisch beschrieben.
Gegen Ende nimmt die Handlung eine unerwartete Wende und den Schluss empfand ich als etwas kitschig und unrealistisch, aber auch hoffnungsvoll. "Hart und rau und schön" trifft es sehr gut. Insgesamt ein gutes Debüt von Frau Gmuer.

Fazit:
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Gesellschaftskritischer Roman in fesselndem Erzählstil und mit vielen Emotionen, der aber am Ende leider etwas kitschig-unrealistisch wird.

4 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 15.05.2025

Komplexer Cosy Crime

Campion. Tödliches Erbe
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Inhalt:
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Percival St. John Wykes Gyrth, oft nur kurz Val genannt, ist einziger Sohn des Baronet Colonel Sir Percival Christian St. John Gyrth. Er lebt wie ein Obdachloser auf den Straßen ...

Inhalt:
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Percival St. John Wykes Gyrth, oft nur kurz Val genannt, ist einziger Sohn des Baronet Colonel Sir Percival Christian St. John Gyrth. Er lebt wie ein Obdachloser auf den Straßen Londons. Eines Tages findet er eine Botschaft auf einer Parkbank, um sich bei einer bestimmten Adresse eines gewissen "A. C." zu melden. Auf dem Weg dorthin wird er beinahe von einem falschen Taxifahrer entführt. A. C. entpuppt sich als unscheinbarer, aber cleverer Detektiv Albert Campion. Er offenbart Val, dass sich der Schatz seiner Familie, ein uralter goldener Kelch, in Gefahr befindet. Einige Kunstdiebe haben es auf das gute Stück abgesehen. Und so begleitet Campion Val zum Familiensitz in Sanctuary in der Grafschaft Suffolk. Dort stirbt kurz darauf auf ungeklärte Weise Vals Tante, und später verschwindet der Kelch tatsächlich. Albert Campion ermittelt und kommt dabei nicht nur den Tätern nahe, sondern auch dem Familiengeheimnis der Gyrth-Familie auf die Spur.

Mein Eindruck:
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"Penny überlief ein Schauder, und plötzlich schlug sie die Hände vors Gesicht.»Oh, Val«, sagte sie. »Hast du sie gesehen? Ich war heute Früh als Erste unten in der Halle, als Will und sein Sohn sie auf einer Hürde hereinbrachten. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht – den werde ich nie vergessen. Sie hat etwas Grauenhaftes gesehen, Val. Sie ist vor Schreck gestorben.«" (E-Book, S. 56-57)

Ich mag altmodische englische Cosy Crimes und die Ankündigung als solcher sowie die Vergleiche mit Agatha Christie klangen vielversprechend. Tatsächlich mochte ich den Sprachstil sowie die ruhige Art von Campion sowie dessen trockenen Humor, der mich zum Schmunzeln brachte. Der Fall plätschert stellenweise vor sich hin, bis dann wieder eine Action-Szene in Form einer Verfolgungsjagd folgt oder sich ein neues Rätsel auftut. Campion geht häufig seine eigenen Wege, ohne seine Auftraggeber oder den Leser davon in Kenntnis zu setzen. So tappte ich oft im Dunkeln. Erst am Ende habe ich durch die Erklärungen die vollen Ausmaße des Ganzen halbwegs verstanden. Der Fall ist sehr komplex und die vielen Pseudonyme Campions sowie die Vielzahl an Personen machen es dem Leser nicht immer leicht, den Überblick zu behalten.
An manchen Stellen hatte ich auch das Gefühl, dass die Übersetzung etwas holprig war. So ist eine häufig von Campion gesprochene Floskel im Deutschen: "Er nimmt den langen Weg." Im Englischen gibt es eine adäquate Redewendung, aber es hätte hier gutgetan, diese ggf. in einer Fußnote zu erläutern. So lässt sie den deutschen Leser erst mal ratlos zurück.
Unverständlich ist mir auch, warum der dritte Teil der 34-teiligen englischen Reihe hier als erster Band erschienen ist. In den vorigen beiden Bänden sind vermutlich mehr Hintergründe über den Detektiv zu erfahren, die zum Verständnis hilfreich gewesen wären.
Dennoch mochte ich Albert Campion als Charakter, und auch die Nebencharaktere waren gut herausgearbeitet und vermittelten ein anschauliches Bild der englischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ich hoffe, dass der nächste Fall, der im September erscheint, inhaltlich und sprachlich etwas besser ausgearbeitet ist. Ich werde die Reihe weiterverfolgen.

Fazit:
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Interessanter Detekiv-Charakter, komplexer Fall mit mäßiger Spannung, teils holpriger Übersetzung - solide Krimiunterhaltung

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Veröffentlicht am 30.04.2025

Unglaubwürdiges Drama

Die Schanze
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Inhalt:
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"Als er den Weg erreichte, blieb er noch einmal stehen, legte den Kopf in den Nacken. Da hing er. Ein Mahnmal am Himmel. Vor den Bergen fast nur ein Strich, aber spätestens ...

Inhalt:
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"Als er den Weg erreichte, blieb er noch einmal stehen, legte den Kopf in den Nacken. Da hing er. Ein Mahnmal am Himmel. Vor den Bergen fast nur ein Strich, aber spätestens am Morgen würde er in der Sonne glänzen. Jetzt war er doch zufrieden. Es kam seiner Vorstellung nah. Das Ergebnis war akzeptabel. Nein! Es war wunderschön." (S. 41)

Die Ärztin Ellen Roth kehrt nach der Trennung von ihrem Freund in das Dorf zurück, in dem sie aufwuchs, um Abstand zu gewinnen. Als Neuanfang in beruflicher Hinsicht übernimmt sie die Praxis des Dorfarztes, der in den Ruhestand geht. Kaum angekommen, geschieht ein Mord: Johannes Gruber, Sohn des Bürgermeisters, hängt tot an einem Seil um den Hals von der Skischanze herab. Offensichtlich wurde er dorthin mit Hilfe eines elektischen Viehtreibers getrieben.
Ellen kennt das Opfer, denn es hängt mit schlimmen Ereignissen der Vergangenheit zusammen, die sie einst von ihrem Heimatdorf vertrieben haben. Ellen hätte damit ein starkes Motiv.

Mein Eindruck:
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Der Klappentext versprach eine sehr spannende Story, doch schon bald wurde mir diese Illusion genommen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, um zu erläutern, warum dies einer der schlechtesten Krimis ist, die ich seit geraumer Zeit gelesen habe.
Zum einen wird schnell klar, was hinter den schlimmen Ereignissen steckt. Diese werden (unnötigerweise) sehr detailreich in Erinnerungen von ihr geschildert. Ellen ist ausgebildete Medizinerin, verhält sich aber oft unprofessionell. So hat sie ihre Emotionen nicht unter Kontrolle und scheint die Ereignisse auch nicht in Form einer Therapie aufgearbeitet zu haben, denn sie haben immer noch eine sehr starke Macht über sie und ihr Verhalten.
Wer der eigentliche Mörder ist, war mir sehr schnell klar, auch wenn der Autor sich sehr bemüht, immer wieder neue Verdächtige auftauchen zu lassen. Für meinen Geschmack werden zu viele Charaktere sehr oberflächlich eingeführt. Dadurch sind die Handlungen der Personen und ihre Motivation dahinter schwer nachvollziehbar. Alle Charaktere bleiben für mich sehr blass. Es gelang mir weder Empathie, geschweige denn Sympathie für jemanden aufzubringen, nicht mal für die Protagonistin. Es hätte der Story gut getan, weniger Personen und etwas weniger Action walten zu lassen, dafür jeden Einzelnen mit seinen Motiven stärker zu beleuchten.
Dass die Polizei hier absolut nicht ermittelt bzw. niemand etwas davon mitbekommt, weil keiner näher befragt wird und sich auch niemand an die Polzei wendet, macht die Geschichte für mich noch unglaubwürdiger. Das Gleiche gilt für die plötzlich auftauchenden Gefühle zwischen Ellen und dem mitermittelnden Zeitungsreporter Merab.
Ein Pageturner war das Buch, aber eher, weil ich schnell genervt war, die detaillierten Vergangenheitsgeschichten quer gelesen habe und Ellens ständigen willkürlichen neuen Verdächtigungen keinen Glauben mehr schenken konnte. Ich wollte den Roman nur schnell durch kriegen, um am Ende meinen Anfangsverdacht bestätigt zu wissen.
Die titelgebende Schanze spielt außer als Leichenfund auch keine Rolle mehr. Ich hatte mir von Titel und Beschreibung deutlich etwas anderes erhofft, schade um die vergeudete Lesezeit.

Fazit:
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Zu viele blasse Charaktere und eine wirre Handlung mit mäßiger Spannung und sehr konstruiertem und unglaubwürdigem Ende

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