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Veröffentlicht am 20.04.2018

Fulminanter Einstieg, aber enttäuschendes Ende

Im Dunkel deiner Seele
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Evan Birch ist Philosophie Professor, Ehemann und Vater von zwei Zwillingssöhnen. Überraschend wird er eines Tages aus dem Auto heraus und vor den Augen seiner Kinder verhaftet, ein junges Mädchen ist ...


Evan Birch ist Philosophie Professor, Ehemann und Vater von zwei Zwillingssöhnen. Überraschend wird er eines Tages aus dem Auto heraus und vor den Augen seiner Kinder verhaftet, ein junges Mädchen ist verschwunden und Evan wird zum Sachverhalt befragt. Evan kann im Verhör wenig sagen, kann sich im Nachgang aber doch an einiges erinnern. Schnell gerät er dadurch in den Kreis der Verdächtigen, sowohl für die ermittelnden Polizisten, als auch für den Leser.
Nach meinem Empfinden beginnt das Buch fulminant, es ist nicht die Art Thriller und der die Spannung gleich auf Anschlag ist, aber es gibt diese Momente, die einen verunsichert und irritiert zurücklassen und somit begleitet einen eine latente Spannung. Sein Beruf bringt es auch mit sich, dass Evan permanent am beobachten, analysieren und beschreiben ist. Umso erstaunlicher ist es, dass er in Befragungen der Polizei diese Beobachtungen, die sich eben auch um das verschwundene Mädchen bewegen, vergisst oder nicht für erwähnenswert erachtet und er sich somit immer wieder selber verstrickt.
Diese Verflechtung zwischen philosophischen Ansätzen (insbesondere Wittgensteins, das Fachgebiet von Evan) ist ein Highlight und hätte der Roman / Thriller dieses Level gehalten, dann hätte er nach meinem Erachten das Zeug für einen Beststeller. Aber leider flacht er ab und irgendwann empfindet man die Geschichte, die Charaktere als zu oberflächlich. In dem Bemühen überall die philosophische Note hineinzubekommen bleibt dann irgendwann das Thrillermoment liegen und das ganze plätschert nur so dahin wie Evans Vorlesungen: eigentlich könnte es ganz interessant sein, aber irgendwie bleiben die Zuhörer weg. Man ist dann nicht mehr so richtig, man ist dann von den Personen handelnden Personen nur noch genervt. Was schade ist, denn sie hätten mehr zu bieten. Egal ob es die sich kühl verhaltende Ehefrau ist, die sich durch ihr Verhalten auch etwas verdächtig hat, der ermittelnde Polizeibeamte, der ein Philosophie-Fan, ja fast schon -Kenner ist oder Evan selber, der doch ein paar Geheimnisse mehr hat als vielleicht zunächst gedacht.
Sprachlich ist das Buch wirklich auf einem hohen Niveau, wer das Thema „Philosophie“ und insbesondere Wittgenstein mit hineinfließen lässt, muss und kann schreiben und das durchgehend auf hohem Niveau. Leider reißt dann einfach der Spannungsbogen, als sich alles nur auf das philosophierende Beschreiben konzentriert und das Thrillermoment nur untergeordnet (wenn überhaupt noch) eine Rolle spielt. Dazu kommt dann auch noch ein ziemlich unbefriedigendes Ende, so dass man das Buch mit dem Gefühl beendet, dass der Autor hier fast schon krampfhaft versucht den philosophischen Duktus aufrechtzuerhalten, aber alles andere darüber vergisst. Schade, ich hatte mir hier etwas mehr erhofft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Psychologie
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 12.04.2018

Berührendes Thema, gut aufgearbeitet, jedoch mit einigen Längen

Der Pub der guten Hoffnung
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Sam und seine Frau Hannah erleben einen Schicksalschlag, der seinesgleichen sucht. Ihr Sohn und einziges Kind stirbt, aber nicht nur das er nimmt noch weitere Menschen
mit in den Tod (ich will nicht allzuviel ...

Sam und seine Frau Hannah erleben einen Schicksalschlag, der seinesgleichen sucht. Ihr Sohn und einziges Kind stirbt, aber nicht nur das er nimmt noch weitere Menschen
mit in den Tod (ich will nicht allzuviel spoilern).
Dieses Ereignis zerrüttet das ohnehin schon fragile Band, das ihre Ehe zusammenhielt, nun versucht jeder für sich die Geschehnisse zu verarbeiten.
Während sich Hannah zunächst komplett abkapselt ergreift Sam die Gelegenheit das (vermeintlich) verlassene Cottage eines Freundes in Irland als Zufluchtsort.
Aber das Cottage ist nicht verweist, dort wohnen eine junge Frau – Hope – mit ihrem Nichten und Neffen. Selber in eine Notsituation geraten, nutzten sie
wiederum das Cottage als Zufluchtsort.
Ich fand den Anfang der Geschichte fulminant, vor allem aufgrund der Vorgeschichte, die die beiden Hauptcharaktere aufzuarbeiten haben. Die Charaktere
und ihr Schmerz sind gut gezeichnet und man nimmt ihnen ihre Trauer ab, auch wenn man vielleicht manchmal nicht für jeden Weg Verständnis hat.
Die Entwicklung Sams in Irland ist ebenfalls einfühlsam gezeichnet und man kann selber die Hoffnung auf ein Weitergehen, auf ein neues Leben, die Sam ergreift,
sehr gut mitempfinden. Natürlich ist auch absehbar, dass sich eine Liebesgeschichte abzeichnet, das ist auch in Ordnung.
Allerdings wird dann irgendwann die Geschichte zu langatmig. Wahrscheinlich zu sehr aus dem Bemühen heraus, für jede Figur ein gutes Ende zu finden, werden immer
neue „Baustellen“ geöffnet, die dann irgendwann das ganze nur zu sehr in die Länge ziehen.
Da wäre mir für die ein oder andere Figur ein offenes Ende mit angedeutetem Ausblick lieber gewesen.
Dennoch ist es insgesamt ein schöner Roman, der niemals seicht ist, sondern schon allein aufgrund des Schicksalschlags der Protagonisten einen berührt und fesselt.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Der kleine Igel und seine Abenteuer im Frühling

Der kleine Igel und das verlorene Entchen
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Der Titel des englischen Originals lautet "One Perfect Day" und das ist es auch wirklich. Die Tiere rund um den kleinen Igel freuen sich über das schöne Frühlingswetter und beschließen einen Ausflug zu ...

Der Titel des englischen Originals lautet "One Perfect Day" und das ist es auch wirklich. Die Tiere rund um den kleinen Igel freuen sich über das schöne Frühlingswetter und beschließen einen Ausflug zu veranstalten, zu Picknicken und unterwegs nach Tierbabys Ausschau zu halten. So begegnen sie auch der Entenmama mit ihren Küken und als eines davon verloren geht machen sich alle Tiere gemeinsam auf die Suche nach dem kleinen Ausreißer.
Die liebevollen Zeichnungen untermalen den Charakter des Buches, man spürt deutlich den Frühling in der Luft. Die Tiere sind zwar "vermenschlicht" in ihren Handlungsweisen, aber die Illustrationen wirken dennoch natürlich ohne ins comichafte abzudriften.
Auch die Moral der Geschichte ist für kleine (Mit)-Leser verständlich, wenn alle gemeinsam anpacken, dann kann man noch so schwierige Aufgaben auch bewältigen.
Neben dem kleinen Igel, der hier immerhin schon sein 12. Abenteuer besteht, steht auch die knallig rote Zipfelmütze im Mittelpunkt. Denn die ist schön samtig, so dass die kleinen Mitleser was zum Anfassen und Fühlen haben.
Das Sprachniveau und die Länge des Buches ist absolut kindgerecht, so dass schon die kleinsten gut folgen können und Erstleser den Text auch selber flüssig lesen und begreifen können.
Ein wirklich zauberhaftes kleines Buch rund um die Abenteuer des kleinen Igels, in der Geschichte und Illustrationen voll überzeugen.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Eine zweite Chance für die Liebe

Hoffnung auf Gansett Island
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Luke Harris und Sydney Donovan lernten sich auf Gansett Island kennen und lieben. Während Luke in Gansett Island sein zu Hause hatte, verbrachte Sydney ihre Sommerferien dort. Doch ihre unterschiedlichen ...

Luke Harris und Sydney Donovan lernten sich auf Gansett Island kennen und lieben. Während Luke in Gansett Island sein zu Hause hatte, verbrachte Sydney ihre Sommerferien dort. Doch ihre unterschiedlichen Lebensweisen, privillegiertes Elternhaus bei Sydney und der eher in ärmlichen Verhältnisse aufwachsende Luke, der sich dann auch noch um seine pflegebedürftige Mutter kümmern musste sorgen dafür, dass sie sich trennen und jeder seinen eigenen Weg geht. Während Luke auf der Insel bleibt und sich – vermeintlich – nicht weiterentwickelt, heiratet Sydney einen erfolgreichen Investmentbanker, bekommt zwei Kinder und führt das Leben, für das sie sich entschieden hat.
Aber Sydney erleidet ein Schicksalschlag, der durch nichts zu greifen und zu beschreiben ist, sie verliert bei einem tragischen Autounfall ihre Familie. Jetzt, etwas mehr als ein Jahr nach dem Unglück, kehrt sie zurück auf Gansett Island um Abstand zu bekommen und um Entscheidungen zu treffen, die ihren weiteren Lebensweg betreffen.
Hier setzt die Geschichte an: Luke und Sydney treffen wieder aufeinander und man spürt gleich, dass die Anziehung noch da ist. Sydney ist eine starke Protagonistin, zwar gebrochen und mit vielen Schrammen, die noch großes Leid in sich trägt, aber die den täglichen Kampf aufnimmt. Was mir gut gefällt, ist dass sie nicht nur ihren Schmerz reflektiert, sondern auch Gefühle zulässt, egal ob es „nur“ Freundschaft ist, Maddie gegenüber oder die Verbundenheit ihrem Hund Buddy gegenüber und natürlich auch die Gefühle für Luke.
Ich habe mich am Anfang selber erwischt, dass ich ungläubig reagierte, mich fast schon ärgerte, dass sie so weitermacht, aber es gibt glaube ich eine Szene, in der Sydney ihren Eltern gegenüber erwähnt, was denn die angemessene Frist zum weitermachen wäre, wenn einen so ein Schicksalsschlag ereilt und ja tatsächlich, die kann es nicht geben.
Lukes Liebe zu Sydney hat die ganzen Jahre gegenüber nicht nachgelassen, er ist für sie da, bedrängt sie nicht, aber macht sich bemerkbar. Ihn hätte ich mir als Charakter gerne manchmal ein bisschen vielschichtiger gewünscht, er nimmt sich zuweilen komplett zurück, aber ich denke auch auf ihn wirkt die gesamte Situation erschlagend, er will Sydney nicht leiden sehen.
Auch die Nebenschauplätze und Nebencharaktere finde ich sehr gut, der Schreibstil ist fesselnd, ich habe das Buch in nicht mal zwei Tagen ausgelesen, auch wenn das Ende bei solchen Romanen bestimmt voraussehbar ist (aber deswegen liest man sie ja auch), will man wissen was sonst noch passiert. Was die Stadt und die Bewohner besonders liebenswert macht, ist dass eben nicht alles „heile Welt“ ist, es gibt Konflikte und Probleme, die es zu bewältigen gilt.

Das war mein erster Roman rund um die McCarthys und ich kann schon sagen, dass ich mit Sicherheit nicht solange warten werde wie Sydney, bis ich wieder nach Gansett Island zurückkehre.

Veröffentlicht am 16.03.2018

Erbsenexplosion im Schulcafé

Schulcafé Pustekuchen 1, Die Mogelmuffins
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Eigentlich heißt Tilli ja Ottilie, aber niemand nennt sie so, außer der furchtbaren Geografielehrerin Frau Habersack. Im ersten Band der neuen Kinderbuchreihe von Kati Naumann rund um das "Schulcafé Pustekuchen" ...

Eigentlich heißt Tilli ja Ottilie, aber niemand nennt sie so, außer der furchtbaren Geografielehrerin Frau Habersack. Im ersten Band der neuen Kinderbuchreihe von Kati Naumann rund um das "Schulcafé Pustekuchen" gehts gleich voll zur Sache.
Wir lernen gleich die Protagonisten kennen und das fast im wahrsten Sinne des Wortes, denn dem eigentlichen Geschehen vorangestellt, ist eine Doppelseite mit Illustrationen der wichtigsten Figuren.
Und auch im Buchinneren finden sich zur Untermalung einzelner Szenen schöne Illustrationen wieder, die das ganze natürlich noch kindgerechter machen.
Tilli, 11 Jahre alt, besucht die Klasse 5b des Günter-Schulzentrums. Praktischerweise wohnt sie direkt neben der Schule, so dass ihre Wohnung zum häufigen Anlaufpunkt für ihre beste Freundin Annika ist. Mit von der Partie ist auch ihr Bruder Jacob, der die 2. Klasse besucht und somit einfach nur nerven kann.
In der Schule gibt es auch ein Schulcafé, das so manch einen Schüler vor der Graupensuppe in der Schulkantine rettet und das der zentrale Treffpunkt für Schüler und Lehrer ist. Praktischerweise wird das Schulcafé Pustekuchen von Tillis Oma Moma geleitet, die schon optisch nicht der "klassischen" Oma entspricht.
Aber Oma Moma hat nicht nur Fans, die Geografielehrerin Frau Habersack wünscht sich eher eine Oase der Ruhe und da ist ihr das bunte Treiben im Pustekuchen einfach nur ein Dorn im Auge. Noch dazu wo sie das Gefühl hat, dass Tillis Oma irgendwas mit der Mogelei rund um die Geografieprobe zu tun hat.
Die Geschichte ist kindgerecht aufgebaut und geschrieben, die Länge der einzelnen Kapitel passt genau. Auch die Länge des Buches insgesamt finde ich angemessen, insbesondere wenn es die Kinder schon selber lesen und nicht vorgelesen bekommen. Meine Tochter, mit 8,5 Jahren hat keine Schwierigkeiten während des Lesens.
Man ist direkt mittendrin im Geschehen, erfährt in einer Art kleinen Rückblende um was es sich bei den Mogelmuffins handelt und begleitet dann Tilli durch das weitere Abenteuer.
Schön finde ich auch, dass es einen kleinen Lerneffekt in der Geschichte gibt, aber ohne gleich den moralischen Zeigefinger zu erheben.
Eine schöne in sich abgeschlossene Einführung in eine neue Buchreihe für Kinder, die auf jeden Fall Lust und Laune auf mehr macht. Das Fazit meiner Tochter: spannend und lustig.