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Veröffentlicht am 12.03.2017

Ein wichtiges Buch - sachlich und doch mitreißend

Der Mordfall Franziska Spiegel
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Das Buch beruht auf einer wahren Begebenheit, denn Franziska Spiegel wurde tatsächlich 1944 in Hücker-Aschen ermordet. Auch die Tatumstände werden im Buch weitestehend historisch korrekt dargestellt, der ...

Das Buch beruht auf einer wahren Begebenheit, denn Franziska Spiegel wurde tatsächlich 1944 in Hücker-Aschen ermordet. Auch die Tatumstände werden im Buch weitestehend historisch korrekt dargestellt, der Autor hat alle verfügbaren Informationen zusammengetragen und als Grundlage für seinen Krimi verwendet.


Franziska Spiegel wurde demnach im November 1944 von drei SS-Männern, die in der Nähe stationiert waren, in ihrem Kotten aufgesucht und gezwungen mit ihnen in einen nahegelegenen Wald zu gehen. Dort wurde später ihre Leiche gefunden - ihr wurde in den Hals geschossen.

Sofort gibt es Gerüchte, wer Franziska denunziert hat und auch die Täter können beschrieben werden. Nachbarn hatten sie beobachtet und wurden sogar nach dem Weg gefragt.


Im zweiten Teil des Buches beginnt die fiktive Geschichte um Kriminalinspektor Zöllner, der vier Jahre später die Ermittlungen aufnimmt. Auch er war mit einer Jüdin verheiratet, seine Frau konnte aber rechtzeitig nach England auswandern. Er ist in Deutschland geblieben und leider unter dem Verlust. Deshalb setzt er alles daran, den Mord aufzuklären. Anfangs sieht es auch sehr gut aus, denn es gibt Augenzeugen und er findet bald eine junge Frau, die mit einem der SS-Männer eine Beziehung hatte. Aber je näher er den Tätern kommt, desto schwieriger werden die Ermittlungen. Die Männer, die unter Hitler zu den Nazis gehörten, haben immer noch Macht und wollen die Ereignisse unter den Tisch kehren.


Der Autor, Norbert Sahrhage, hat dieses schwierige Thema gut aufbereitet und geht sensibel mit der Geschichte um. Die Sprache ist nüchtern und emotionslos, fast wie ein Bericht. Dieser sachliche Stil hat mir das Lesen nicht leicht gemacht, an vielen Stellen hätte ich mir mehr gewünscht - mehr Wut, mehr Trauer, mehr Betroffenheit. Aber auch das muss der Leser hier aushalten und das ist gut so.


Ein wichtiges Buch, dass sich vielleicht als Schullektüre eignet. Die vielen Namen und Orte machen es sicher nicht leicht, aber lesenswert ist es für jeden!

Veröffentlicht am 12.03.2017

Lycka heißt Glück

Glücksmädchen
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Hauptfigur des Buches ist die Reporterin Ellen, die sich vor allem mit Kriminalfällen beschäftigt. Seit vor vielen Jahren ihre 8jährige Zwillingsschwester gestorben ist, scheint Ellen besessen von verschwundenen ...

Hauptfigur des Buches ist die Reporterin Ellen, die sich vor allem mit Kriminalfällen beschäftigt. Seit vor vielen Jahren ihre 8jährige Zwillingsschwester gestorben ist, scheint Ellen besessen von verschwundenen und getöteten Kindern.


Als Lycke verschwindet, beginnt Ellen sofort sich mit dem Fall zu beschäftigen. Auch Lycke ist 8 Jahre alt und es gibt keine Spur von ihr. Ellen findet sich im Spannungsfeld zwischen Journalismus und Hilfsbereitschaft wieder. Einerseits will sie helfen, das Mädchen zu finden und wendet sich an eine Organisation, die bei der Suche hilft. Andererseits soll sie im Fernsehen darüber berichten und den Fall möglichst spektakulär darstellen.

Dass ihr Exfreund Jimmy ihr neuer Chef ist, macht die Sache dabei nicht einfacher. Er verhält sich merkwürdig, will Ellen aber beschützen, besonders als sie anonym im Internet bedroht wird.

Währenddessen wird die Liste der potentiellen Täter länger, denn Lyckes Eltern lebten getrennt und jeder scheint ein eigenes Motiv zu haben.


Die Geschichte ist durchaus interessant und spannend aufgebaut. Leider waren mir die Figuren selbst zu widersprüchlich, besonders mit Ellen bin ich lange Zeit nicht warm geworden. Aber auch unter den anderen Personen war niemand, mit dem ich besonders mitgefiebert habe. Außerdem blieben am Ende viele Fragen offen, die im Laufe des Buches aufgeworfen wurden.


Alles in allem ein solides Buch, auf das „Psychothriller“ allerdings überhaupt nicht passt. Eher ein Krimi mit ein wenig Luft nach oben.

Veröffentlicht am 09.03.2017

Ich bin Fan von Billy the Beast!

Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger
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Das Cover gibt recht wenige Hinweise auf den Inhalt und auf der Rückseite liest man: „>Billy the Beast< ist der liebenswerteste Held des Jahres.“

Manchmal frage ich mich schon, ob derjenige das Buch überhaupt ...

Das Cover gibt recht wenige Hinweise auf den Inhalt und auf der Rückseite liest man: „>Billy the Beast< ist der liebenswerteste Held des Jahres.“

Manchmal frage ich mich schon, ob derjenige das Buch überhaupt gelesen hat. Denn der liebenswerte Held, der durch das Buch führt heißt Bert. Bert ist (was man bei dem Namen vielleicht nicht vermutet) erst 16 und wiegt schon über 100 Kilo. Und natürlich ist er kein Held im üblichen Sinne, natürlich ist er ein Außenseiter. Mit seiner alleinerziehenden Mutter guckt er „Wer wird Millionär“ oder isst in seinem Zimmer heimlich Twix. Schule bedeutet für ihn eine endlose Aneinanderreihung von Hänseleien und Demütigungen, doch daran hat sich Bernd inzwischen gewöhnt. Genauso wie an die wechselnden Partnerschaften seiner Mutter oder an die Tatsache, dass er wohl nie eine Freundin finden wird.

Aber nun zu Billy: Bert hat die Idee, als Maskottchen Geld zu verdienen. Die Idee kommt ihm bei einem Besuch im Freizeitpark. Leider ist er für die meisten Kostüme einfach zu dick. Nur das alte Tigerkostüm passt er, also wird Bert zu Billy the Beast. Und damit beginnt ein rasantes Abenteuer, dass genauso lustig ist, wie Bert selbst.


Das Buch ist aus Berts Perspektive geschrieben und ich habe an vielen Stellen Tränen gelacht. Der Humor ist aus dem Leben gegriffen und ganz anders als die typischen „Dicken-Comedys“ im Fernsehen. Hier wird sich nicht über Bert lustig gemacht, obwohl er mit einer großen Portion Selbstironie von seinen Missgeschicken erzählt.

Ein toller Jugend- und Erwachsenenroman, mit einem kleinen Manko. Der Autor ist kein 16jähriger, sondern hat u.a. Literarisches Schreiben studiert. Natürlich ist das erst einmal gut, die Sprache ist ausgefeilt und bringt die komplizierten Gedankengänge Berts gut zur Geltung. Manchmal sind die Sätze allerdings so lang und verschachtelt, dass es nicht recht zu der jugendlichen Hauptfigur passen will.


Ich würde dieses Buch allen weiterempfehlen, die einen heiteren Roman mitten aus dem Leben eines Jugendlichen suchen. Wobei ich mehr als doppelt so alt bin wie Bert und beim Lesen trotzdem großen Spaß hatte!

Veröffentlicht am 09.03.2017

Willa Stark wieder in Köln

Anton zaubert wieder
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Auch der dritte Krimi von Isabelle Archan hat einen einprägsamen Titel und ein spezielles Cover. Wieder ermittelt Willa Stark, die österreichische Kommissarin, träumt davon wieder in Köln arbeiten zu dürfen. ...

Auch der dritte Krimi von Isabelle Archan hat einen einprägsamen Titel und ein spezielles Cover. Wieder ermittelt Willa Stark, die österreichische Kommissarin, träumt davon wieder in Köln arbeiten zu dürfen. Zumindest für einen Fall darf sie das auch: Anton wird verdächtigt, eine Frau ermordet zu haben. Er ist für einen One-Night-Stand mit in ihre Wohnung gegangen und am nächsten Morgen lag sie tot auf dem Sofa. Anton sagt kein Wort, Willa soll ihn zum Reden bringen. Das gelingt ihr, aber sie ist von seiner Unschuld überzeugt und will den Täter überführen.


Obwohl die Geschichte eher harmlos klingt, geht es gleich im Prolog brutal los. Dort lernen wir den jungen Anton kennen, als er mit etwa 5 Jahren die Ermordung seiner Mutter miterleben muss. Aber ist er dadurch so gestört, dass er als Erwachsener Frauen umbringt? Der Krimi ist spannend und die Figuren sind gut ausgearbeitet. Allen voran natürlich Willa Stark, über deren Vergangenheit wir hier einiges erfahren. Aber auch heute hat Willa noch Probleme, die sich auch in Köln nicht so leicht lösen lassen.


Das Besondere an diesem Buch ist aber der unverwechselbare Stil der Autorin. Die Sätze sind kurz, die Sprache ist prägnant und bei Willa mit herrlichem österreichischen Charme durchzogen. Isabella Archan schafft es, den Leser für die Figuren zu begeistern und neugierig zu machen.


Ein schöner Krimi, der einlädt mitzurätseln und die Zusammenhänge zu suchen.

Veröffentlicht am 08.03.2017

Fremde Welten und die Jagd auf den großen Weißen

Creature. Gefahr aus der Tiefe
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Der junge Ismael lebt auf der Erde, die sich in der Zukunft, in der das Buch spielt stark verändert hat. Die Meere sind ausgetrocknet und es gibt nur sehr wenig Trinkwasser. Am Himmel ist so viel Dunst ...

Der junge Ismael lebt auf der Erde, die sich in der Zukunft, in der das Buch spielt stark verändert hat. Die Meere sind ausgetrocknet und es gibt nur sehr wenig Trinkwasser. Am Himmel ist so viel Dunst und Staub, dass man weder Sterne noch Mond sehen kann. Statt normalem Essen müssen sich die hart arbeitenden Menschen von einer Art künstlicher Paste ernähren. Dem allen will Ismael entfliehen und hofft, auf einem anderen Planeten genug Geld zu verdienen, um auch seine Adoptiveltern von der Erde holen zu können. Kurz vor dem Abflug gibt ein guter Freund seiner Eltern ihm seltsame Hinweise...

Er wird nach Cretacea geschickt und muss auf dem Schiff Pequod seine Arbeit verrichten. Dort trifft er andere Jugendliche und natürlich den Steuermann Starbuck und später auch den Kapitän Ahab. Ahab ist besessen von der Jagd auf einen großen weißen Terrafin. Damit bringt er seine Crew in Lebensgefahr.


Natürlich ist dieses Buch an „Moby Dick“ angelehnt. Jedoch frage ich mich, wer aus der Zielgruppe (schließlich soll es ein Jugendbuch sein) das Original überhaupt gelesen hat. Grundsätzlich ist Rhues Idee aber sehr spannend, er verlegt die Handlung in die Zukunft, ferne Planeten und fast schon mystische Kreaturen bestimmen das Leben auf dem Schiff. Der Autor wirft im Verlauf des Buches viele Fragen auf und bringt Ideen ein, die gut in das Buch passen.

Leider hat sich bei mir keine durchgehende Spannung aufgebaut. Über längere Strecken fand ich es eher langatmig und besonders die Szenen auf dem Schiff waren für mich einfach nicht gut genug beschrieben.


Vielleicht waren meine Erwartungen auch zu hoch, schließlich ist der Autor sehr bekannt. Vor allem, weil auch hier ein kritisches Thema (Umweltverschmutzung) im Buch vorkommen sollte. Für mich wirkte es aber eher wie ein Abenteuerroman, bei dem die Jugendlichen von einer ausweglosen Situation in die nächste schlittern. Die Umwelt kommt für mich nur sehr am Rande vor, fast als müsse der Autor ganz am Ende des Buches noch schnell einen moralischen Fingerzeig einbauen.


Alles in allem ein Buch voller guter Ideen, die aber zu wenig ausgereizt wurden. Flüssig und gut geschrieben, trotzdem mit ein paar Längen.