Ein wichtiges Buch - sachlich und doch mitreißend
Der Mordfall Franziska SpiegelDas Buch beruht auf einer wahren Begebenheit, denn Franziska Spiegel wurde tatsächlich 1944 in Hücker-Aschen ermordet. Auch die Tatumstände werden im Buch weitestehend historisch korrekt dargestellt, der ...
Das Buch beruht auf einer wahren Begebenheit, denn Franziska Spiegel wurde tatsächlich 1944 in Hücker-Aschen ermordet. Auch die Tatumstände werden im Buch weitestehend historisch korrekt dargestellt, der Autor hat alle verfügbaren Informationen zusammengetragen und als Grundlage für seinen Krimi verwendet.
Franziska Spiegel wurde demnach im November 1944 von drei SS-Männern, die in der Nähe stationiert waren, in ihrem Kotten aufgesucht und gezwungen mit ihnen in einen nahegelegenen Wald zu gehen. Dort wurde später ihre Leiche gefunden - ihr wurde in den Hals geschossen.
Sofort gibt es Gerüchte, wer Franziska denunziert hat und auch die Täter können beschrieben werden. Nachbarn hatten sie beobachtet und wurden sogar nach dem Weg gefragt.
Im zweiten Teil des Buches beginnt die fiktive Geschichte um Kriminalinspektor Zöllner, der vier Jahre später die Ermittlungen aufnimmt. Auch er war mit einer Jüdin verheiratet, seine Frau konnte aber rechtzeitig nach England auswandern. Er ist in Deutschland geblieben und leider unter dem Verlust. Deshalb setzt er alles daran, den Mord aufzuklären. Anfangs sieht es auch sehr gut aus, denn es gibt Augenzeugen und er findet bald eine junge Frau, die mit einem der SS-Männer eine Beziehung hatte. Aber je näher er den Tätern kommt, desto schwieriger werden die Ermittlungen. Die Männer, die unter Hitler zu den Nazis gehörten, haben immer noch Macht und wollen die Ereignisse unter den Tisch kehren.
Der Autor, Norbert Sahrhage, hat dieses schwierige Thema gut aufbereitet und geht sensibel mit der Geschichte um. Die Sprache ist nüchtern und emotionslos, fast wie ein Bericht. Dieser sachliche Stil hat mir das Lesen nicht leicht gemacht, an vielen Stellen hätte ich mir mehr gewünscht - mehr Wut, mehr Trauer, mehr Betroffenheit. Aber auch das muss der Leser hier aushalten und das ist gut so.
Ein wichtiges Buch, dass sich vielleicht als Schullektüre eignet. Die vielen Namen und Orte machen es sicher nicht leicht, aber lesenswert ist es für jeden!