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Veröffentlicht am 18.02.2018

Zwei gute Töchter

Die gute Tochter
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Das Leben von Samantha und Charlie wird von einem Drama bestimmt, das sich in ihrer Kindheit abgespielt hat. Zwei Männer, die eine offene Rechnung mit dem Vater der Mädchen haben, stürmen in sein Haus, ...

Das Leben von Samantha und Charlie wird von einem Drama bestimmt, das sich in ihrer Kindheit abgespielt hat. Zwei Männer, die eine offene Rechnung mit dem Vater der Mädchen haben, stürmen in sein Haus, töten ihre Mutter und sehen es dann auf die beiden Mädchen ab. Obwohl beide die schreckliche Tat überleben, ist danach nichts wie vorher. Charlie wird wie ihr Vater eine erfolgreiche Rechtsanwältin, doch ihre Ehe scheitert und das Trauma steckt noch tief in ihr. Sam schirmt sich nach einer langwierigen Rehabilitation weitestgehend ab und zieht nach New York wo sie Patentanwältin wird. Die bleibenden körperlichen Schäden belasten sie jeden Tag. Erst als eine weitere Bluttat in ihrer Heimatstadt angerichtet wird, sieht sie sich gezwungen sich wieder ihrer Familie zuzuwenden.

Eine achtzehnjährige Schülerin hat in ihrer Schule zwei Menschen erschossen und ihr Vater soll die Angeklagte vertreten. In der selben Nacht wird er niedergestochen und schwebt in Lebensgefahr.
Im weiteren Verlauf erfahren wir durch Zeitsprünge mehr und mehr über den Tathergang vor über dreißig Jahren und verstehen warum Charlie und Sam so wurden wie sie heute sind. Die neuerliche Bluttat gibt ihnen einige Rätsel auf, denn die Täterin kannte weder die Opfer, noch wirkt sie wie eine typische Amokläuferin. Darüber hinaus beginnen Charlie und Sam, das Trauma, dass seither ihr Leben bestimmt aufzuarbeiten.

Bei einem Thriller mit über 600 Seiten hatte ich Bedenken über mögliche langwierige Ausflüge in die Gefühlswelt der beiden Mädchen und viel Gerede und Erörterung über psychologische Hintergründe. Diese Ängste wurden hier aber nicht erfüllt. Im Gegenteil war jede Seite für sich gesehen schon spannend und mitreisend. Beide Frauen reagieren oft mit starken Emotionen aber durch den flüssigen Schreibstil wirken diese Handlungsstränge damit sehr abwechslungsreich und aufbrausend. Sie geben den Beiden außerdem eine Persönlichkeit die beide für sich einzigartig und authentisch machen.

Ich bin mir nicht sicher ob Karin Slaughter es so beabsichtigt hat, aber durch die Tiefgängigkeit der Charaktere, beginnt man sofort Seiten zu beziehen und die einen mehr und die anderen weniger sympathisch zu empfinden. Diese Seite hat mir sehr gut gefallen, denn in vielen Büchern wird jeder Charakter so beschrieben, dass es nur die „Guten“ und die „Bösen“ gibt und man jeden leicht einer der beiden Seiten zuschreiben kann. So ist es hier absolut nicht. Jeder hat seine Fehler, die einen schlimmer die anderen leichtere, doch jeder hat auch eine verletzliche und menschliche Seite, die die Handlungen nachvollziehbar machen.

Alles in allem ein Thriller, den ich sehr genossen habe und mir mit jeder Seite Spannung und Unterhaltung geboten hat.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Die Nachtigall singt

Die Nachtigall
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Zugegeben, es gibt keine Art von Geschichten, die mich mehr fesselt als jene der französischen Résistance zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Von daher hatte diese Geschichte also direkt gute Karten bei mir. ...

Zugegeben, es gibt keine Art von Geschichten, die mich mehr fesselt als jene der französischen Résistance zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Von daher hatte diese Geschichte also direkt gute Karten bei mir. Das sie mich aber so fasziniert hätte ich wirklich nicht geglaubt...

Isabella und Vianne sind sehr unterschiedliche Schwestern mit einer schwierigen Kindheit. Als dann der zweite Weltkrieg ausbricht verkörpern sie, auf welch unterschiedliche Weise sich der Krieg auf das Leben der Frauen in Frankreich auswirkt.

Vianne ist die zarte und liebende Ehefrau und Mutter, zerfressen von Sorgen und Angst um ihren Mann an der Front und ihre Tochter umgeben von Gewalt. Sie muss ihr Haus mit einem Nazi teilen und zusehen wie ihre Freunde deportiert werden.

Isabella hingegen ist unabhängig und stark. Immer wieder wird ihr geraten "mehr Angst zu haben" denn ihre Taten werden geleitet von der Wut auf die Nazis und dem Tatendrank ihnen die Stirn zu bieten. Sie schließt sich der Résistance an und begibt sich in lebensbedrohliche Gefahren um ihren Prinzipien treu zu bleiben.

Stückweise werden beide Frauen gebrochen aber trotzdem bleiben sie stark und kämpfen sich durch die Grausamkeiten, die der Krieg mit sich bringt. So wechselt die Stimmung zwischen Spannung, Hoffnung, Angst und Freude. Jede Seite kann den Leser in einen neuen Gefühlszustand schubsen, so dass man nicht mal mehr blinzeln möchte um möglichst schnell weiter zu lesen.

Der Erzählstil wechselt immer wieder zwischen Isabelles und Viannes Sichtweise hin und her, so dass wir beide bei der Austragung ihres persönlichen Krieges begleiten können. Ich kann mich nicht entscheiden welche von beiden ich faszinierender und aufregender finde.

Alles in allem kann ich nur sagen, dass dies der beste Roman ist, den ich zu diesem Thema bis jetzt gelesen habe.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Eine brisante Zeit...

München
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München kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs. Chamberlain und Hitler treffen sich am Verhandlungstisch um die Sudetenfrage zu klären. Chamberlain versucht eisern Hitler am Ausbruch eines Krieges ...

München kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs. Chamberlain und Hitler treffen sich am Verhandlungstisch um die Sudetenfrage zu klären. Chamberlain versucht eisern Hitler am Ausbruch eines Krieges zu hindern, den dieser mehr als alles andere anstrebt. Hugh Legat, ein Mitarbeiter aus dem Beraterkreis von Chamberlain reist mit ihm zusammen nach München und trifft dort auch seinen alten Studienkollegen Paul von Hartmann. Dieser ist Mitglied der NSDAP aber gleichzeitig in einer Untergrundbewegung aktiv, die Hitler stürzen will.

Wie man bereits vermuten kann, handelt es sich hier also in mehreren Hinsichten um ein Katz-und-Maus Spiel. Sowohl am Verhandlungstisch in aller Öffentlichkeit, aber auch im Hintergrund in den Beratungszimmern und auch in den Widerstandsbewegungen.

Eine spannende Handlung von einem gefeierten Autor, die mich dann aber leider doch in einigen Hinsichten enttäuscht hat.

Die Handlung in der ersten Hälfte verläuft schleppend und nicht richtig mitreisend. Im zweiten Teil werden die Gefahren und das strategische Feingefühl, die die Geschichte bestimmen deutlicher. Die beiden Hauptpersonen Legat und von Hartmann bleiben aber doch irgendwie eindimensional und trüb.

Somit war für mich die Handlung dieser beiden Charaktere eher langweilig obwohl man gerade in so einer bedeutenden Zeit mit mehr Brisanz hätte rechnen können. Der Teil, der die Verhandlungen zwischen den Engländern und den Nazis beschreibt, wirkt authentisch und beschreibt hervorragend, wie sich die offiziellen und die inoffiziellen Besprechungen unterscheiden und wie strategisch hier vorgegangen wird.

Alles in allem, ein solider Politik-Roman, der aber etwas mehr Pep vertragen könnte.

Veröffentlicht am 27.01.2018

gar nicht typisch...trotzdem nicht schlecht

Origin
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Edmund Kirsch will eine bahnbrechende Entdeckung mit der Welt teilen, die das Grundverständnis von Glaube und Religion für die Menschen im Mark erschüttern wird. Edmund ist ein ehemaliger Schüler von Robert ...

Edmund Kirsch will eine bahnbrechende Entdeckung mit der Welt teilen, die das Grundverständnis von Glaube und Religion für die Menschen im Mark erschüttern wird. Edmund ist ein ehemaliger Schüler von Robert Langdon, der bei der Veröffentlichung eingeladen ist und dort auch mit einer von Edmunds größten Erfindungen bekannt gemacht wird. Der „Supercomputer“ Winston, der intelligent, lernfähig und menschenähnlich ist begleitet ihn von da an auf seiner Reise.

Der Schauplatz ist wieder ein von Geschichte und Mystik durchzogener Ort, nämlich Barcelona. Die Ortsbeschreibungen sind sehr detailliert und die perfekte Unterlage für die Geschehnisse und Emotionen. Wie üblich für Dan Brown, schwingt Geschichte und Symbolik im Geschehen mit, haben aber weniger Tragkraft als in den vorherigen Werken. Sie sind eher Zusatzinformationen, die der Leser zu bestimmten Bauwerken bekommt. Auch die Frage, wem man hier eigentlich trauen kann und wem nicht, ist hier weniger behandelt und es kommt nicht zu einem plötzlichen Schlag durch den vermeintlichen Freund der sein wahres Gesicht enthüllt. Obwohl die Geschichte wieder spannend ist, haben mir diese Aspekte trotzdem sehr gefehlt.

Mir hat hier außerdem die Brisanz gefehlt, die für Robert Langdons Abendteuer typisch ist. Die „Entdeckung“, die Edmund Kirsch gemacht hat, war für mich teilweise weder neu, noch überraschend und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der daraufhin folgende Rummel um die Enthüllung tatsächlich so stattfindet würde. Jeder gebildete und vorausschauende Mensch kann sich zumindest den zweiten Teil dieser „Entdeckung“ selbst denken.

Die Themenauswahl für das Buch fand ich jedoch hervorragend gewählt. Wie passen Wissenschaft und Religion zusammen und hat Religion in unserer hochtechnologischen Zeit überhaupt noch Platz? Der Umgang mit diesen Themen war interessant und gut veranschaulicht.

Gelesen wird die Geschichte von Wolfgang Pappelt. Ich konnte mich mit seinem Sprechstil leider nicht so richtig anfreunden. Winstons Akzent wird in der Geschichte als britisch beschrieben, klingt aber in der Vertonung ganz anders. Im Allgemeinen fand ich die Veränderung der Stimmfarbe für die unterschiedlichen Personen nicht richtig passend. Die Spannung wird durch seine Stimme aber gut unterstrichen und bringt dem Hörer zu jedem Zeitpunkt in die richtige Stimmung.

Trotz der ganzen Kritikpunkte hier war es für mich trotzdem eine spannende und lesenswerte Geschichte, die auf jeden Fall Unterhaltung bietet. Für mich war es aber trotzdem kein Buch wie ich es von Dan Brown kenne und liebe und hoffe für das nächste wieder auf einen wahren Höhepunkt.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Ein Universum in 48 Stunden

Die Säulen der Erde
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Wie soll man eine so große und überwältigende Geschichte knappt zusammenfassen? Um es in einem Satz zu sagen: In Kingsbridge soll eine Kathedrale gebaut werden. Darum geht es während der gesamten Geschichte, ...

Wie soll man eine so große und überwältigende Geschichte knappt zusammenfassen? Um es in einem Satz zu sagen: In Kingsbridge soll eine Kathedrale gebaut werden. Darum geht es während der gesamten Geschichte, gibt aber nicht mal ansatzweise wieder, was in diesem Buch alles passiert.

Ich habe noch nie eine Geschichte gelesen (oder besser gesagt gehört) die so vielschichtig ist und in der ein Thema aus so vielen unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Wie soll die Kathedrale gebaut werden? Wer ist der Baumeister? Wie kommt besagter Baumeister überhaupt zu dem Auftrag diese Kathedrale zu entwerfen und zu bauen? Wie wird das ganze bezahlt? Wo kommen die Materialien her? Wie baut man überhaupt eine Kathedrale? Und wie verteidigt man diesen langwierigen und kostspieligen Bau vor Vorgesetzten und Widersachern?

All das und noch viel mehr wird hier Schritt für Schritt in die Geschichte mit eingearbeitet. Dabei kommen die persönlichen Schicksale der Protagonisten, die alle mehr oder weniger mit der Kathedrale verstrickt sind nicht zu kurz. Rivalitäten, Machtkämpfe, Liebe und Betrug. Die Geschichte wird über mehrere Jahrzehnte hinweg erzählt, so dass sich alle Charaktere sehr stark entwickeln und dem Leser immer vertrauter werden.

Bei einem solch großem Plan – dem Bau einer Kathedrale – kommt es immer und immer wieder zu Rückschlägen und aller Art von Problemen. Ein ständiges Vor und Zurück, dass die Geschichte einerseits spannend macht und Längen vermeidet.

Beschreibungen von Mensch und Natur sind ausführlich und ausschweifend, trotzdem wird die Geschichte zu keinem Zeitpunkt langweilig und verliert nie an Authentizität.

Vertont wird das Buch von Tobias Kluckert, der einen durch die Geschichte trägt und das erzählte Geschehen zu einem wahren Erlebnis werden lässt.

Ken Follett erzählt nicht nur eine Geschichte, er erschafft ein ganzes Universum.