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Veröffentlicht am 29.07.2022

Ein Buch zum Schwelgen

Zu Gast bei Fürst Pückler
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Manchmal muss es einfach ein schönes Buch sein. Und schöne Bücher finde ich für gewöhnlich beim Prestel-Verlag. Diesmal hatte „Zu Gast bei Fürst Pückler – Tafelfreuden des grünen Fürsten“ von Marina Heilmeyer ...

Manchmal muss es einfach ein schönes Buch sein. Und schöne Bücher finde ich für gewöhnlich beim Prestel-Verlag. Diesmal hatte „Zu Gast bei Fürst Pückler – Tafelfreuden des grünen Fürsten“ von Marina Heilmeyer und Stefan Körner meine Aufmerksamkeit erregt. Auf dem Titelbild, – was wir wohl alle mit Fürst Pückler verbinden – eine Komposition aus Schoko-, Vanille- und Himbeereis. Vielleicht geht es ja noch einigen wie mir. In meiner Kindheit war die Fürst-Pückler-Rolle das Eis, das es nur zu ganz besonderen Anlässen gab, der Fürst unter den Eiscremes sozusagen.

Im Buch selbst 65 von Pücklers Rezepten. Ich gebe zu, bei mir wird es beim Betrachten der wunderbaren Bilder bleiben. Ganz so aufwendig koche ich für gewöhnlich nicht. Aber nicht nur die Bilder der Mahlzeiten sind ein Gedicht, auch der Rest des Buches hat mich erwartungsgemäß nicht enttäuscht. Wir schwelgen in Bildern der Residenz des Fürsten und gehen auf eine Reise in die „europäische Geschmacks- und Küchengeschichte“. Wer wie ich nicht ganz so gut kocht, wie er gerne gut isst, kann übrigens die im Buch vorgestellten Gerichte bei einem Besuch im Restaurant „Lou“ , das sich im Kavalierhaus des Schloss Branitz befindet, probieren, wo Küchenchef Tim Sillack mit diesen seine Gäste verwöhnt.

Ein wunderschönes Buch, bei dem einem beim Blättern das Wasser im Mund zusammenläuft.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Leckeres aus der Türkei

Leichte türkische Küche
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Döner, Köfte, Pide, wem läuft allein bei der Erwähnung dieser leckeren türkischen Gerichte nicht das Wasser im Mund zusammen. Bisher habe ich mich dabei jedoch immer auf das Bestellen dieser Köstlichkeiten ...

Döner, Köfte, Pide, wem läuft allein bei der Erwähnung dieser leckeren türkischen Gerichte nicht das Wasser im Mund zusammen. Bisher habe ich mich dabei jedoch immer auf das Bestellen dieser Köstlichkeiten beschränkt. Durch das Kochbuch „Leichte Türkische Gerichte“ von Ayse Tunçöz habe ich jetzt aber erfahren, dass viele Gerichte gar nicht so schwer nachzukochen sind. Und das Tüpfelchen auf dem I ist für mich, dass die Autorin uns kalorienarme Varianten dieser Köstlichkeiten vorstellt. Die tollen Fotos verführen den Leser zum Nachkochen, aber das ist bei Kochbüchern ja eigentlich auch Standard. Schön finde ich aber, dass Ayse Tunçöz zusätzlich ein bisschen aus ihrem Leben und von ihrer Familie erzählt und da Ganze mit ein wenig Hintergrundwissen zur Türkei und auch zu türkischen Gerichten würzt.

P.S. Jetzt scheint gerade wieder die Zucchini-Zeit zu sein. Zumindest schenkt mir gerade jeder Zucchini aus seinem Garten. Was habe ich mich gefreut, in Tunçözs Buch eine Fülle neuer Zucchini-Rezepte zu finden.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Skurril, humorvoll, mit Tiefgang

Der Busführer
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„Der Busführer – Adolf Schweiger bricht aus‘ – trefflicher als mit diesem Titel hätte man den Roman nicht zusammenfassen können.
Allein der Name lässt schon aufhorchen. Und tatsächlich: Leicht hat es Adolf ...

„Der Busführer – Adolf Schweiger bricht aus‘ – trefflicher als mit diesem Titel hätte man den Roman nicht zusammenfassen können.
Allein der Name lässt schon aufhorchen. Und tatsächlich: Leicht hat es Adolf Schweiger von Anfang an nicht. Und das war wohl der Plan seines griesgrämigen Vaters, als er ihm ausgerechnet diesen Namen gab.
Und dabei ist Adolf eigentlich ein ganz ein netter Kerl. Eher unauffällig, ein ganz ein ruhiger. Lebt noch mit seiner Mutter. Und diese möchte auch, dass das so bleibt. Und damit der Bub weiß, wo sein Platz ist und keine großen Ansprüche ans Leben hat, hat auch so einige Weisheiten parat, wie z. B. „Die Hoffnung ist das Tor zum Unglück.“ Denn wer so gar keine Erwartungen ans Leben hat, wird auch nicht enttäuscht.

Doch dann taucht seine Jugendliebe Hanni wieder auf, steigt einfach so bei ihm im Bus ein. Bald schon ist Adolf Schweiger klar, Hanni hat eine Leiche im Keller und Adolf soll ihr dabei helfen, das Problem zu lösen.

Schon lange hat mich kein Buch mehr so gut unterhalten wie dieses. Humorvoll und gleichzeitig ernst. Die Charaktere allesamt auf ihre Art skurril, doch zumeist liebenswert. Ob das am Wiener Schmäh liegt? In Wien spielt die Geschichte zwar nicht, aber doch irgendwo in Österreich. Oder habe ich das nur geschlussfolgert, weil die Autorin Veronika Baur Österreicherin ist. Aber diese marode Grundhaltung der Figuren, diese dauerhafte Novemberstimmung, habe mich nostalgisch an österreichische Serien denken lassen. Vielleicht gibt es ja auch Adolf Schweigers Geschichte demnächst auch im ORF.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Feels like summer

Azzurro
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„Azzurro -Mit 100 Songs durch Italien“ und dabei so nebenbei ein ganzes Land verstehen wollen. Recht ambitioniert kommt dieses Kompendium italienischer Lieder daher.
Aber da ich nun mal italienische Musik ...

„Azzurro -Mit 100 Songs durch Italien“ und dabei so nebenbei ein ganzes Land verstehen wollen. Recht ambitioniert kommt dieses Kompendium italienischer Lieder daher.
Aber da ich nun mal italienische Musik sehr schätze und auch sonst allem Italienischen zugeneigt bin, ja sogar seit geraumer Zeit im Bel Paese lebe, konnte ich nicht umhin, das Buch zu lesen. Als Autor, Musik und Songschreiber kennt der Autor Eric Pfeil sich im Genre aus, sein Bezug zu italienischer Musik scheint ähnlich zu sein wie meiner: Er mag sie.
Sein Schreibstil ist äußert amüsant, so beschreibt er beispielsweise Jovanotti, einen meiner Lieblingssänger, sehr treffend als „Mann mit dem Look eines gutaussehenden Biowinzers mit Faible für schillernde Outfits“. Man sieht, das Buch zu lesen macht Spaß. Und ein bisschen über Italien erfährt man so ganz nebenbei auch.
Ich habe allerdings eine Weile gebraucht, um die Reihenfolge, in der die Songtitel besprochen werden, zu verstehen. Fröhlich hüpft der Autor von den 60er-Jahren in die Gegenwart und dann über die 80er wieder zurück. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis gab mir dann Aufschluss: Alphabetisch nach Songtitel. Gut kann man machen, schließlich ist das Anliegen des Autors ja, ihm „dabei zuzuhören, wie (er versucht, sich) selbst Italien zu erklären“ und das kann er ja in der Reihenfolge machen, die ihm beliebt. Vielleicht erklärt die alphabetische Abarbeitung des Themas dann aber auch mehr die deutsche als die italienische Seele.
Was die Auswahl der einzelnen Songs betrifft? Viele Songs hätte ich ein mein persönliches Kompendium aufgenommen, andere haben mir gefehlt. Daran habe ich mich nicht gestört, denn bei 100 Liedern muss man eine gewisse Auswahl treffen. Allerdings blieb mir der Autor stark in der Vergangenheit verhaftet und nur wenige Songs und Cantautori der letzten Jahre fanden Einzug in sein Buch. Und gerade die würden doch das aktuelle Italien erklären.
Insgesamt halte ich es bei der Lektüre des Buchs von Vorteil, wenn man die jeweiligen Lieder und Sänger kennt. Oder aber man folgt dem Ratschlag des Autors und macht sich während des Lesens eine Playlist. Italien besser verstehen wird man dadurch vermutlich nicht, aber in Urlaubslaune wird man allemal versetzt.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Berührend

Brunnenstraße
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Lange schon ist Andrea Sawatzki eine meiner deutschen Lieblingsschauspielerinnen. Dass sie sehr amüsant schreiben kann, ist mir spätestens bei ihrer Buchreihe um die Familie Bundschuh aufgefallen. Wobei ...

Lange schon ist Andrea Sawatzki eine meiner deutschen Lieblingsschauspielerinnen. Dass sie sehr amüsant schreiben kann, ist mir spätestens bei ihrer Buchreihe um die Familie Bundschuh aufgefallen. Wobei ich da zugegebenermaßen die Verfilmungen (mit ihr in der Hauptrolle) etwas bevorzugt habe, was daran liegt, dass ich nicht ein ganz so großer Fan des Romangenres ‚humorvolle Familiengeschichten‘ bin.
In einem Interview mit der Schauspielerin ist mir ihr neuer autofiktionaler Roman „Brunnenstraße“ aufgefallen. Der eher unauffällige Titel lässt nicht erahnen, was für eine schwierige Kindheit und Jugend Andrea Sawatzki hatte. Bis etwa zu ihrem 8. Lebensjahr verlebt sie zusammen mit ihrer Mutter eine unbeschwerte Kindheit, auch wenn in den 60er-Jahren eine alleinerziehende Mutter doch eher ungewöhnlich war. Der Vater, der eine andere Familie hat, taucht selten auf und ist der kleinen Andrea fremd.
Nach dem Tod seiner ersten Frau soll sich das ändern. Der Journalist Günther Sawatzki möchte endlich mit seiner Geliebten und seiner Tochter zusammenziehen. Bald schon stellt sich heraus, dass das Zusammenleben nicht so harmonisch ist, wie es sich Andrea und ihre Mutter erhofft haben, denn Günther Sawatzki ist an Alzheimer erkrankt. Schleichend wird die Krankheit immer schlimmer und die beiden Frauen müssen sich alleine um den Erkrankten kümmern, der mit seinen Launen und seinem Jähzorn Andrea und ihre Mutter an ihre Grenzen bringt.
Andrea Sawatzki erzählt in einem Interview, dass sie viele Jahre und Anläufe brauchte, um über diesen Teil ihrer Kindheit zu schreiben und die richtigen Worte zu finden. Mich hat sehr bewegt, wie sie geschafft hat, schonungslos und ehrlich ein so persönliches Buch über diese schlimme Zeit und ihre Gefühle zu schreiben und ihr Ton dennoch nie anklagend war. Als Hörbuch hat man noch den Bonus, dass die Autorin selbst liest.