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Veröffentlicht am 27.07.2022

Leckeres aus der Türkei

Leichte türkische Küche
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Döner, Köfte, Pide, wem läuft allein bei der Erwähnung dieser leckeren türkischen Gerichte nicht das Wasser im Mund zusammen. Bisher habe ich mich dabei jedoch immer auf das Bestellen dieser Köstlichkeiten ...

Döner, Köfte, Pide, wem läuft allein bei der Erwähnung dieser leckeren türkischen Gerichte nicht das Wasser im Mund zusammen. Bisher habe ich mich dabei jedoch immer auf das Bestellen dieser Köstlichkeiten beschränkt. Durch das Kochbuch „Leichte Türkische Gerichte“ von Ayse Tunçöz habe ich jetzt aber erfahren, dass viele Gerichte gar nicht so schwer nachzukochen sind. Und das Tüpfelchen auf dem I ist für mich, dass die Autorin uns kalorienarme Varianten dieser Köstlichkeiten vorstellt. Die tollen Fotos verführen den Leser zum Nachkochen, aber das ist bei Kochbüchern ja eigentlich auch Standard. Schön finde ich aber, dass Ayse Tunçöz zusätzlich ein bisschen aus ihrem Leben und von ihrer Familie erzählt und da Ganze mit ein wenig Hintergrundwissen zur Türkei und auch zu türkischen Gerichten würzt.

P.S. Jetzt scheint gerade wieder die Zucchini-Zeit zu sein. Zumindest schenkt mir gerade jeder Zucchini aus seinem Garten. Was habe ich mich gefreut, in Tunçözs Buch eine Fülle neuer Zucchini-Rezepte zu finden.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Skurril, humorvoll, mit Tiefgang

Der Busführer
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„Der Busführer – Adolf Schweiger bricht aus‘ – trefflicher als mit diesem Titel hätte man den Roman nicht zusammenfassen können.
Allein der Name lässt schon aufhorchen. Und tatsächlich: Leicht hat es Adolf ...

„Der Busführer – Adolf Schweiger bricht aus‘ – trefflicher als mit diesem Titel hätte man den Roman nicht zusammenfassen können.
Allein der Name lässt schon aufhorchen. Und tatsächlich: Leicht hat es Adolf Schweiger von Anfang an nicht. Und das war wohl der Plan seines griesgrämigen Vaters, als er ihm ausgerechnet diesen Namen gab.
Und dabei ist Adolf eigentlich ein ganz ein netter Kerl. Eher unauffällig, ein ganz ein ruhiger. Lebt noch mit seiner Mutter. Und diese möchte auch, dass das so bleibt. Und damit der Bub weiß, wo sein Platz ist und keine großen Ansprüche ans Leben hat, hat auch so einige Weisheiten parat, wie z. B. „Die Hoffnung ist das Tor zum Unglück.“ Denn wer so gar keine Erwartungen ans Leben hat, wird auch nicht enttäuscht.

Doch dann taucht seine Jugendliebe Hanni wieder auf, steigt einfach so bei ihm im Bus ein. Bald schon ist Adolf Schweiger klar, Hanni hat eine Leiche im Keller und Adolf soll ihr dabei helfen, das Problem zu lösen.

Schon lange hat mich kein Buch mehr so gut unterhalten wie dieses. Humorvoll und gleichzeitig ernst. Die Charaktere allesamt auf ihre Art skurril, doch zumeist liebenswert. Ob das am Wiener Schmäh liegt? In Wien spielt die Geschichte zwar nicht, aber doch irgendwo in Österreich. Oder habe ich das nur geschlussfolgert, weil die Autorin Veronika Baur Österreicherin ist. Aber diese marode Grundhaltung der Figuren, diese dauerhafte Novemberstimmung, habe mich nostalgisch an österreichische Serien denken lassen. Vielleicht gibt es ja auch Adolf Schweigers Geschichte demnächst auch im ORF.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Berührend

Brunnenstraße
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Lange schon ist Andrea Sawatzki eine meiner deutschen Lieblingsschauspielerinnen. Dass sie sehr amüsant schreiben kann, ist mir spätestens bei ihrer Buchreihe um die Familie Bundschuh aufgefallen. Wobei ...

Lange schon ist Andrea Sawatzki eine meiner deutschen Lieblingsschauspielerinnen. Dass sie sehr amüsant schreiben kann, ist mir spätestens bei ihrer Buchreihe um die Familie Bundschuh aufgefallen. Wobei ich da zugegebenermaßen die Verfilmungen (mit ihr in der Hauptrolle) etwas bevorzugt habe, was daran liegt, dass ich nicht ein ganz so großer Fan des Romangenres ‚humorvolle Familiengeschichten‘ bin.
In einem Interview mit der Schauspielerin ist mir ihr neuer autofiktionaler Roman „Brunnenstraße“ aufgefallen. Der eher unauffällige Titel lässt nicht erahnen, was für eine schwierige Kindheit und Jugend Andrea Sawatzki hatte. Bis etwa zu ihrem 8. Lebensjahr verlebt sie zusammen mit ihrer Mutter eine unbeschwerte Kindheit, auch wenn in den 60er-Jahren eine alleinerziehende Mutter doch eher ungewöhnlich war. Der Vater, der eine andere Familie hat, taucht selten auf und ist der kleinen Andrea fremd.
Nach dem Tod seiner ersten Frau soll sich das ändern. Der Journalist Günther Sawatzki möchte endlich mit seiner Geliebten und seiner Tochter zusammenziehen. Bald schon stellt sich heraus, dass das Zusammenleben nicht so harmonisch ist, wie es sich Andrea und ihre Mutter erhofft haben, denn Günther Sawatzki ist an Alzheimer erkrankt. Schleichend wird die Krankheit immer schlimmer und die beiden Frauen müssen sich alleine um den Erkrankten kümmern, der mit seinen Launen und seinem Jähzorn Andrea und ihre Mutter an ihre Grenzen bringt.
Andrea Sawatzki erzählt in einem Interview, dass sie viele Jahre und Anläufe brauchte, um über diesen Teil ihrer Kindheit zu schreiben und die richtigen Worte zu finden. Mich hat sehr bewegt, wie sie geschafft hat, schonungslos und ehrlich ein so persönliches Buch über diese schlimme Zeit und ihre Gefühle zu schreiben und ihr Ton dennoch nie anklagend war. Als Hörbuch hat man noch den Bonus, dass die Autorin selbst liest.

Veröffentlicht am 17.06.2022

True Crime

Cooper
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Der Autor Jens Eisel hat in seinem kurzen Roman „Cooper“ einen True Crime von 1971 fiktionalisiert. Und dass das unglaublich spannend und lesenswert ist, liegt nicht nur daran, dass die Flugzeugentführung, ...

Der Autor Jens Eisel hat in seinem kurzen Roman „Cooper“ einen True Crime von 1971 fiktionalisiert. Und dass das unglaublich spannend und lesenswert ist, liegt nicht nur daran, dass die Flugzeugentführung, um die es geht, so unglaublich ist, dass man sich nur schwer vorstellen kann, dass sie so tatsächlich passiert ist, sondern auch daran, dass Jens Eisel unglaublich gut schreibt und auf wenigen Seiten ohne Schnörkel so viel Spannung erzeugt, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.
Was war also am 24. November 1971 passiert. Ein als Dan Cooper oder auch D.B. Cooper bekannt gewordenen Flugzeugentführer erpresste 200.000 US-Dollar Lösegeld und entkam, indem er über bergigem Gelände mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug sprang. Das allein ist ja schon kaum zu glauben, aber tatsächlich so passiert. Und dass der Entführer nie gefunden wurde und ebenso wenig das Lösegeld, ist natürlich der Stoff, aus dem Mythen entstehen.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen neben Cooper noch die Stewardess Kate, ein Pilot und ein FBI-Agent. Auch wenn die Geschichte nicht in der Form von wechselnden Ich-Erzählern berichtet wird, so kommt man als Leser jeweils doch der Person, die gerade im Mittelpunkt steht, sehr nah. So muss die Arbeit als Stewardess 1971 doch ungleich interessanter gewesen, als die einer Flugbegleiterin heute. Vielleicht wurde der Name ja deshalb angeglichen und klingt jetzt etwas langweilig. Damals ging es beim Fliegen noch viel lässiger zu, auch in der Economy, die damals bestimmt auch einen hübscheren Namen hatte, konnte man sich noch ein Whiskey vor dem Start wünschen. Und ein Plausch der Stewardessen mit den Passagieren war keine Seltenheit. Und so fällt es in der Geschichte den anderen Gästen, die bis zu einer Zwischenlandung mit an Bord sind, zunächst auch nicht auf, dass sich Kate zu einem Gast setzt und ausgiebig mit ihm unterhält. Wer kann den schon ahnen, dass dieser Passagier eine Bombe im Koffer zwischen seinen Füßen hat und im durchaus netten Gespräch mit der Stewardess auch die eine oder andere Anweisung bezüglich des Lösegelds einfließt.
Mehr soll jetzt auch gar nicht verraten werden. Was nämlich mit Cooper nach dem Fallschirmsprung im wahren Leben passierte, weiß man nicht. Literarisch hat Jens Eisel den Fall natürlich aufgeklärt.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Sehr lesenswert

Das Versprechen
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Damon Galguts Roman „Das Versprechen“ lag eine Weile völlig zu Unrecht auf meinem SUB. Ich weiß die Tatsache, dass der Roman mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, hätte eigentlich Grund genug für mich ...

Damon Galguts Roman „Das Versprechen“ lag eine Weile völlig zu Unrecht auf meinem SUB. Ich weiß die Tatsache, dass der Roman mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, hätte eigentlich Grund genug für mich sein sollen, den Familienroman um die Familie Swart sofort lesen zu wollen. Ich bin bei preisgekrönten Büchern aber oft etwas zögerlich, denn häufig zeichnen Kritiker gerade dien Bücher als besonders lesenswert aus, die ich irgendwie einfach nur anstrengend finde.

Das trifft überhaupt nicht auf Damon Galguts Roman zu. Sprachlich ist das Buch wirklich meisterlich, also völlig nachvollziehbar, dass es ausgezeichnet wurde. Und zum Glück ist es die Art von sprachlich wunderbar, dass man den Roman nicht aus der Hand legen kann.

Aber erst einmal kurz zum Inhalt. Der Roman beginnt Ende der 80er-Jahre in Südafrika, in dem noch Apartheid herrscht. Die jüngste Tochter Amor wird zufällig Zeugin eines Gesprächs zwischen ihren Eltern, in dem der Vater der Mutter kurz vor ihrem Tod verspricht, der treu dienenden Haushälterin Salome ein Häuschen auf dem großen Anwesen der Familie Swart zu vermachen. Dieses Versprechen werden weder er noch der Rest seiner Familie im Laufe der Jahrzehnte, die der Roman umspannt, einlösen, obwohl Amor immer wieder darauf pocht.

Die vier Kapitel des Romans sind jeweils einem Familienmitglied der Swarts gewidmet, wobei das nicht heißt, dass das Kapitel ausschließlich aus Sicht dieser Person erzählt wird. Der Grund dafür ist eigentlich recht einleuchtend und wird den meisten Lesern wahrscheinlich schneller als mir auffallen, die ich doch tatsächlich bis zu Kapitel 4 zur persönlichen Erleuchtung brauchte.

Interessant fand ich auch, dass das Versprechen nur das Motiv ist, dass die Geschichte zusammenhält und vielmehr der Leser anhand der Geschichte einer Familie über drei Jahrzehnte Südafrikas Umbruch erzählt bekommt. Dabei springt der allwissende Erzähler fast unmerklich von einem Protagonisten zum anderen, so dass wir dessen Gefühle und Denken direkt erleben.

Bis auf Amor sind die anderen Familienmitglieder auch nicht gerade sympathisch. Privilegierte Weiße, manche davon etwas bigott, andere weniger. Alle müssen aber ihre alten Einstellungen und Vorurteile nach dem Umbruch der Gesellschaft in dieser neuen Welt irgendwie überdenken.
Gerade da ich Südafrika noch nie gesehen habe und nur aus Berichten und Nachrichten kenne, hat mir das Buch noch eine zusätzliche persönlichere Annäherung an Südafrika ermöglicht.

Ob das Versprechen irgendwann doch noch eingelöst wird und warum jedem Familienmitglied außer Amor ein Kapitel gewidmet ist, werde ich nicht verraten. Ich verspreche aber, dass die Lektüre des Buchs dich begeistern wird.

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