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Veröffentlicht am 28.02.2024

Olaf zwischen Politik und kriminalistischer Recherche

OLAF ERMITTELT – Der Kanzler-Krimi
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Schon das Cover finde ich super gelungen. Olaf Scholz' Kopf mit seinem typischen schlumpfigen Grinsen hinter einer riesengroßen Lupe macht klar, dass es sich um eine Karikatur handelt. Dazu noch das dunkellila ...

Schon das Cover finde ich super gelungen. Olaf Scholz' Kopf mit seinem typischen schlumpfigen Grinsen hinter einer riesengroßen Lupe macht klar, dass es sich um eine Karikatur handelt. Dazu noch das dunkellila als eye-catcher. Toll!
In die Handlung sind viele reale Persönlichkeiten eingebunden; zu denen gibt es Infos und außerdem gibt es Hinweise auf wichtige Orte, die hinten im Buch unter „Wissenswertes“ erläutert werden.
Allerdings ist mir nicht klar, ob nur der Plot komplette Fiktion ist, oder ob alles andere, z.B. die Beziehung zwischen Schnuf und Olibär, komplett erfunden ist, denn das Werk erstrebt es , außergewöhnlich und ständig witzig zu sein.
Hervorzuheben ist auch noch, dass norddeutsches Temperament auf Wiener Schmäh trifft. Auch das Berliner Lokalkolorit kommt nicht zu kurz . Zu Beginn jedes Kapitels gibt es Sprüche und Zitate, die zum Nachdenken anregen können.
Das Werk besticht durch die vielen politischen Hintergrundinformationen, die eigentliche kriminalistische Recherchearbeit kommt dabei allerdings manchmal zu kurz.Auch gibt es leider Längen, wenn Olaf von seinen Küchengeräten schwärmt. Er ist sehr praktisch veranlagt dargestellt und kommt neben seinen politischen Verpflichtungen nur mit einigen “Assistenten / innen“ voran, allen voraus eine Kellnerin.
Bei seinen Recherchen trifft er auf Kleinkriminelle, sogar auf eine Obdachlose, die ihm wichtige Informationen gibt.
Besonders hat mir Schröder mit seiner roten Socke gefallen. Mit seiner Hilfe kann Olaf 3 Mordfälle lösen. Dabei wird erst im Verlauf der Handlung klar, inwiefern diese zusammenhängen, denn Spannung ist bis zum Schluß vorhanden.
Hofer hat einen einfachen und bildhaften Schreibstil, gespickt mit Wortwitz, der beim Leser Schmunzeln erzeugen kann.
Etliche Politiker werden leicht lächerlich gemacht, Olaf jedoch wird immer respektvoll dargestellt.
Das Werk “Olaf ermittelt - Der Kanzler-Krimi“ ist eine leichte, auf keinen Fall blutrünstige Lektüre, immer humorvoll und meist spannend. Das war die Intention des Autors. Er hat sein Ziel erreicht. Daher 5 Punkte

Veröffentlicht am 26.12.2023

Ein neues Leben

Eine halbe Ewigkeit
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„Mondscheintarif“ von Ildiko von Kürthy habe ich damals mit großem Amüsement verschlungen. Nun war ich auf die Fortsetzung nach 25 Jahren gespannt, in der die Protagonistin, Cora Hübsch, ihr Leben bilanziert.
Angezogen ...

„Mondscheintarif“ von Ildiko von Kürthy habe ich damals mit großem Amüsement verschlungen. Nun war ich auf die Fortsetzung nach 25 Jahren gespannt, in der die Protagonistin, Cora Hübsch, ihr Leben bilanziert.
Angezogen von dem sehr farbenfrohen Cover mit Blick auf die Ostsee, wurde ich sofort in eine „Gute Laune-Stimmung“ versetzt.
Cora Hübsch berichtet von einem Wochenende am Meer, welches zur Zerreißprobe für ihr Leben wird. Sie erzählt von den Widrigkeiten ihres Daseins und liefert einen Einblick in die Frauenseele einer Frau Mitte fünfzig. Der Buchtitel „ Eine halbe Ewigkeit“ passt sehr gut zu der Geschichte. Sie spricht damit viele Frauen ihrer Altersgruppe an, die feststellen müssen, dass sie in der Tretmühle einer festgefahrenen Existenz verharren, die ihre Pläne, Ideen und auch Träume nicht verwirklicht haben, jetzt aber Mut gemacht bekommen, neu durchzustarten, um sich eventuell noch selbst zu verwirklichen, denn die Kinder sind aus dem Haus, und die Beziehung zum Ehemann ist abgekühlt.
Ildiko von Kürthy liefert sehr facettenreiche Charaktere, aber ich muste feststellen, dass das Werk zwar Informationen aus dem wahren Leben liefert, aber auch den Anspruch hat, die Leserin zu amüsieren, denn der Humor kommt nicht zu kurz. Sie schreibt in einem witzig pointierten Schreibstiel, geistreich, aber auch mit selbstkritischen Spott.
Obwohl ich mich nach 25 Jahren nur mit wenigen ihrer Themen identifizieren kann, denke ich, dass sie den „Zahn der Zeit“ getroffen hat mit ihrem sehr facettenreichen Werk, das, natürlich, nur Frauen ansprechen soll. Einige Fakten haben mich allerdings auch zum Nachdenken angeregt!
Ein Werk für Frauen, die loslassen und neu beginnen wollen.

Veröffentlicht am 23.12.2023

Wer sind die wahren Monster ?

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Als der neue Taunus-Krimi „Monster“ von Nele Neuhaus erschien, musste ich, als Neuhaus-Fan ihn natürlich sofort haben, zumal das tolle Cover mit der Eule, deren Augen den Leser überallhin verfolgen, in ...

Als der neue Taunus-Krimi „Monster“ von Nele Neuhaus erschien, musste ich, als Neuhaus-Fan ihn natürlich sofort haben, zumal das tolle Cover mit der Eule, deren Augen den Leser überallhin verfolgen, in der romantisch-mysteriösen Schnee-Landschaft sofort zusätzlich meine Neugier geweckt hat.
Neuhaus hat sich an heikle Themen herangewagt. Larissa Böhlefeld wird erdrosselt aufgefunden. In Verdacht gerät ein abgelehnter afghanischer Asylbewerber, der wegen Vergewaltigung vorbestraft ist, jedoch nirgendwo aufgefunden werden kann. Das bekannte und bewährte Ermittlerduo Pia Sander und Oliver von Bodenstein ermittelt.
Ein weiterer Handlungsstrang führt zu einem Mann, der von einem Auto erfasst wurde, jedoch schon vorher schwere Bisswunden erlitten hatte. Die beiden Handlungsstränge werden geschickt und spannungsreich miteinander verwoben. Die Ermittler stoßen dabei ferner auf diverse rätselhafte Todes- und Vermisstenfälle und decken Parallelen auf. Gesellschaftliche Abgründe werden deutlich! Der Höhepunkt ist ein Selbstmordattentat, bei dem Bodenstein fast ums Leben gekommen wäre. Hass in der Bevölkerung, Fanatismus und falsche Anschuldigungen werden auf grausame Weise deutlich. Aber wer ist das wahre Monster? Die Spannung bleibt bis zum Ende hoch, jedoch sind die ersten 100 Seiten recht kleinschrittig und eintönig.
Die Agierenden wirken durch die Einbettung in ihr privates Umfeld mit all ihren Problemen, sehr realistisch und sympathisch. Als sie in ihren eigenen Reihen ermitteln müssen, werden sie mit einem fürchterlichen Horrorszenario konfrontiert.
Die Erzählweise erfolgt aus unterschiedlichen Blickwinkeln in einem sprachlich eingängigen Schreibstil.
Leider kam das Ende recht plötzlich und wenig vorbereitet, jedoch wird der damit intendierte Überraschungseffekt erreicht. Es wird also alles recht schlüssig aufgeklärt. Für mich gibt es diverse Monster in diesem Werk, aber das muss jeder Leser*Leserin für sich selbst herausfinden. Insgesamt ein spannender Kriminalroman, der 5 Punkte verdient hat.

Veröffentlicht am 27.10.2023

Wann hat man ein Kind verloren?

Endstation Malma
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„Endstation Malma“ ist mein erstes Werk von Alex Schulman, und das Cover mit dem halben, übergroßen Adler hat mich zuerst verwundert, nach der Lektüre des Romans jedoch überzeugt, denn der Adler hat eine ...

„Endstation Malma“ ist mein erstes Werk von Alex Schulman, und das Cover mit dem halben, übergroßen Adler hat mich zuerst verwundert, nach der Lektüre des Romans jedoch überzeugt, denn der Adler hat eine wichtige Funktion.
Stilistisch ist dieses Oeuvre brillant, fein und ausdrucksstark. Das Erzähltempo ist dem des Zuges angepaßt, der ins schwedische Malma fährt, wo die Schicksale der drei Hauptakteure miteinander verbunden sind. Die Spannung steigt kontinuierlich, denn man ist gespannt auf die Auflösung, die überraschend ganz zum Schluß kommt und den Leser mit offenem Mund zurücklässt. Das wird auch erreicht, indem durch drei Handlungsperspektiven hin - und hergesprungen wird. Somit muß man immer weiterlesen und ist gefangen in der Thematik.
Die Hauptprotagonistin Harriet fährt mit ihrem Vater nach Malma, ebenso Oskar kurz vor der Trennung von seiner Frau. Yana sucht anhand eines Fotoalbums nach den Spuren ihrer Familie in Malma. Was werden die drei Personen dort finden?
Harriet ist besonders intensiv und vielschichtig beschrieben. Durch die Trennung der Eltern, als sie ein Kind ist wird sie stark verunsichert, ist zunehmend verletzlich und in sich gekehrt. Hier ist ein Ankerpunkt zum Nachdenken über die eigene Kindheit, denn was macht die Androhung der Scheidung der Eltern mit der Psyche eines Kindes? Das ständige Streiten der Eltern führt zur Traumatisierung, und lässt das Kind verzweifeln. Wie wirkt sich das in der Entwicklung auf die verlassene Herriet aus, zumal der Vater, bei dem sie aufwachst, gehemmt und zurückgezogen damit klarzukommen versucht?
Die Phrase „ You are not alone“ zieht sich wie eine Art Mantra durch das Werk und verdeutlicht die verzweifelte Suche nach Sicherheit und Behütetsein.
Harriet als erwachsene Frau ist ständig auf der Suche, das Rätsel ihres Lebens zu lösen. Sie ist sehr egoistisch, überaus spontan und unberechenbar in ihren Handlungen, man kann sagen „komplett durchgeknallt“. Als Mutter gibt sie ihrer Tochter kein gutes Beispiel, und wir stellen uns die Frage des Einflusses von Vergangenem auf das Leben. Gibt es so etwas wie einen Fluch? Oskar, ihr Ehemann, hält es irgendwann nicht mehr mit ihr aus, zumal er unsicher und auch leicht depressiv ist.
Schulman ist ein Meister im erzählen zwischenmenschlicher Probleme. Folglich ist dieses Werk gut geeignet für Personen, die sich dafür interessieren. Da es immer mehr Scheidungskinder gibt, die ihren Eltern Probleme bereiten könnten, muß hinterfragt werden: „Wann weiß man, dass man ein Kind verloren hat?“
Mich hat das Werk sehr beeindruckt und wird mir lange in Erinnerung bleiben.

Veröffentlicht am 03.09.2023

Ungeklärte Todesfälle

Mit kalter Präzision
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Tsokos hat mich schon seit einiger Zeit fasziniert. Sein Name steht in übergroßen Lettern auf den Covern seiner Thriller und ist als Symbol und auch als Synonym für Spannung zu sehen.
Der Titel „Mit kalter ...

Tsokos hat mich schon seit einiger Zeit fasziniert. Sein Name steht in übergroßen Lettern auf den Covern seiner Thriller und ist als Symbol und auch als Synonym für Spannung zu sehen.
Der Titel „Mit kalter Präzision“ passt perfekt, besonders zu dem eiskalten Serienkiller mit rechtsmedizinischer Expertise, dessen Charakterisierung mir besonders gefallen hat: sehr angsteinflößend, sehr beherrscht, präzise und regungslos, mit eiskalten Augen, welche die Farbe wechseln. Aber er kann auch ausflippen! Sehr gut hat mir auch die Charakterisierung der deutsch-chinesischen Fachärztin für Rechtsmedizin gefallen, die das Ableben der Frau eines Schönheitschirurgen untersuchen soll. Dabei findet sie Ungereimtheiten und stößt auf weitere Fälle. Alles Morde? Dabei gerät sie in das Visier eines Serienkillers.
Dr. Sabine Yao handelt sehr überlegt und gewissenhaft, auch nach Dienstschluß. Es gelingt ihr, aus allerkleinsten Merkmalen bei Sektionen die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Es ist erstaunlich, was bei „cold cases“ die Wissenschaftler noch Jahre später als Nachweise erbringen können.
Sprachlich ist das Werk meist flüssig und leicht zu lesen. Allerdings dominieren im Ermittlungsumfeld oft lateinische Fachtermini, welche dem Leser aber oft erläutert werden. Somit habe ich sprachlich, aber auch viel über Pathologie hinzugelernt. Zeitweise, wenn es um das Thema Sektion geht, hätte der Autor aber weniger langatmig referieren können.
Vom Aufbau her hat mir der Prolog sehr gefallen, denn er erzeugt Spannung und versucht, den „perfekten“ Suizid darzustellen.
Der innere Monolog einzelner Figuren wird in einer anderen Schrifttype gedruckt, was die Charaktere von verschiedenen Seiten toll beleuchtet.
Am Anfang ist das Werk oft recht deskriptiv, wird aber durch die recht kurzen Kapitel aufgelockert und nimmt gen Ende besonders an Fahrt und Spannung zu.
Hier hat Tsokos wieder einmal gezeigt, wie er die Leserschaft in seinen Bann ziehen kann. Tolle Unterhaltung und Spannung!