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Veröffentlicht am 27.09.2020

Europas Zukunft hängt auch vom Verhältnis zu Russland ab

Russland und wir
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Hugo Portisch, Doyen des österreichischen Journalismus, kennt Russland seit vielen Jahrzehnten. In diesem, seinem neuen Buch stellt er u.a. die Frage, wie europäisch Russland ist und wie Russland zu dem ...

Hugo Portisch, Doyen des österreichischen Journalismus, kennt Russland seit vielen Jahrzehnten. In diesem, seinem neuen Buch stellt er u.a. die Frage, wie europäisch Russland ist und wie Russland zu dem geworden ist, wie es eben derzeit ist. Dazu erhält der interessierte Leser einen kurzen Abriss der russischen Geschichte.
Sehr interessant ist der Abschnitt über die Besiedlung Sibiriens, das man immer nur mit Strafkolonie und Eiseskälte in Verbindung bringt.

Auch der russisch-orthodoxen Kirche schenkt der Autor einen mitunter kritischen Blick, die nach jahrzehntelanger Unterdrückung durch die (Sowjet)Politik nun wieder salonfähig ist. Die kirchlichen Würdenträger lassen sich gerne mit Präsident Putin ablichten.

Ein interessantes Kapitel der russischen Geschichte ist die Krim und deren Annexion durch Russland, die eine nach wie vor andauernde veritable Krise ausgelöst hat. Doch wenn man die Geschichte dahinter betrachtet, scheint die Annexion nur logisch.

Quo vadis Russland?

Man muss weder Putin als Person noch seine Politik mögen, aber ohne ihn wird es in Zukunft nicht gehen. Hugo Portisch warnt Europa vor allzu engstirniger Ablehnung Russlands, sieht aber Präsident Putin kritisch.
Europa täte gut daran, mit Russland eine tragfähige Zusammenarbeit einzugehen und sich von Amerika abzukoppeln. Diese seltsame, weil nicht immer nachvollziehbare Angst vor den linken Ideen, hat schon einmal die rechten auftrumpfen lassen und die Welt in Chaos gestürzt.


Fazit:

Dieses Buch ist eine kurze Zusammenfassung der Geschichte Russlands und seiner Politik sowie deren Auswirkungen bis heute. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.09.2020

Eine kulinarische Reise nach Wien

Wien by NENI
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Seit über 10 Jahren führt Haya Molcho gemeinsam mit ihren Söhnen ihre Restaurants NENI am Naschmarkt und das Tel-Aviv-Beach am Donaukanal. In diesem Kochbuch erwarten uns nicht nur köstliche Rezepte aus ...

Seit über 10 Jahren führt Haya Molcho gemeinsam mit ihren Söhnen ihre Restaurants NENI am Naschmarkt und das Tel-Aviv-Beach am Donaukanal. In diesem Kochbuch erwarten uns nicht nur köstliche Rezepte aus Hayas Heimat Israel sondern auch jene der traditionelle Wiener Küche, die sie behutsam an die heutuge Zeit anpasst. Tradition trifft Moderne - Orient auf Okzident.

Zusätzlich unternehmen wir gemeinsam mit Haya Molcho und ihren Söhnen einen Streifzug durch Wien, um andere Lokale und deren Besitzer kennenzulernen. Das sind:

Café Korb
Schubert
Usus
Mayer & Freunde
Nautilus
Stomach
Monte Ofelio
Mochi
Zum Herkner
Zur Herknerin
C.O.P.

Dabei werden launige Geschichten zum Besten gegeben, wie das Lokal entstanden und welche Persönlichkeit nun dort nun „herrscht“. Sehr spannend ist auch die Erfolgsstory von Sascha aus dem „Schubert“, dessen Leidenschaft nicht nur das Kochen sondern auch die Keramik ist. Er kreiert zu jedem Gericht, den passenden Teller.

Da Haya Molcho besonderen Wert auf beste Qualität ihrer Zutaten legt, das ein Besuch bei Helga Bernold und Wolfgang Herzog auf deren „Demeterhof“ nicht fehlen.
Die köstlichen Rezepte sind in folgenden Gruppen zusammengefasst:

Gemüse
Fisch
Fleisch
Süsses

Zwischen den hochwertigen Fotos der Speisen findet sich der Leser auf einer Reise durch Wien wieder. Diese Bilder laden zum Verweilen in Österreichs Hauptstadt ein und mach Lust, die eine oder andere Köstlichkeit auszuprobieren.

Die einzige Irritation, die sich bei mir eingestellt hat, ist auf S. 155 zu finden. Hier wird für den Nudelteig der „Kärntner Kasnudl“ Hartweizengrieß verwendet. In den alten Rezepten meiner Kärntner Großmutter bzw. Tanten wird hier Mehl verwendet, niemals Grieß. Aber, das wird wohl eine kleine individuelle Abweichung von der Tradition sein.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem prachtvollen Bildband, der mehr ist, als ein Kochbuch 5 Sterne. Das Buch eignet sich perfekt als Geschenk für Liebhaber von Wien und seiner kulinarischen Seite.

Veröffentlicht am 26.09.2020

Albin Leclerc kann's nicht lassen

Eiskalte Provence
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Es ist Vorweihnachtszeit in der Provence. Albin Leclerc, der pensionierte Leiter der Kriminalpolizei soll sich um die diversen Weihnachtsgeschenke für die Familienmitglieder kümmern, als er wieder einmal ...

Es ist Vorweihnachtszeit in der Provence. Albin Leclerc, der pensionierte Leiter der Kriminalpolizei soll sich um die diversen Weihnachtsgeschenke für die Familienmitglieder kümmern, als er wieder einmal von einem mysteriösen Mordfall hört: Nicolas Aubry muss sich wegen eines Unwetters mit seiner Wandergruppe in einem verlassenen Steinhäuschen unterstellen. Dabei entdeckt einer der Gruppe eine Frauenleiche, die als Braut ausstaffiert ist und - bei näherer Betrachtung durch die Polizei - verstümmelt worden ist.
Noch bevor Castel und Theroux, die offiziellen Kriminalbeamten mit ihren Ermittlungen so recht weiterkommen, mischt Leclerc gemeinsam mit seinem Mops Tyson wieder mit. Einige Spuren führen in das Châteaux du Soleil, das bereits einmal als Sitz der Sekte der Sonnentempler, eine unheimliche Rolle gespielt hat.
Wenig später findet man einen Selbstmörder, der in seinem Abschiedsbrief gesteht, die junger Frau ermordet zu haben. Doch das kommt Leclerc ziemlich unwahrscheinlich vor, zumal der Tote ähnliche Verstümmelungen wie die Frauenleiche aufweist. Ein Gespräch mit dem ebenfalls bereits pensionierten Psychiater Foucher deutet in Richtung einer rumänischen Sekte.

Leclerc ahnt zwar, dass auch diesmal der Betreiber des Châteaux du Soleil seine Finger im Spiel hat und, dass es sich hier um ein Verbrechen mit komplexen Zusammenhängen handelt, aber wie kompliziert diese sind, erschließt sich ihm erst spät, beinahe zu spät.

Meine Meinung:

Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn sich Albin Leclerc in die Ermittlungen einmischt. Doch diesmal kostet ihn sein Alleingang am Ende beinahe das Leben.

Gut gefallen hat mir die atmosphärische Schilderung des Advents in der Provence, über die mir bislang so gar nichts bekannt gewesen ist. Die Krippenfiguren, die Albin und auch Tyson ähnlich sehen, sind ein netter Einfall.

Sehr interessant finde ich den Hinweis auf die Sekte der Skopzen, die ihren Mitgliedern absolute Keuschheit abverlangt und zur Erreichung dieses Ziels auch vor der Verstümmelung der Geschlechtsorgane sowohl bei Männern als auch bei Frauen nicht zurückschreckt. Vor allem das Auftreten der ursprünglich russischen Sekte in Südfrankreich ist anschaulich erklärt.

Die Charaktere sind wieder gut gelungen. Allen voran natürlich Albin Leclerc, der diesmal bange Tage wegen einer Untersuchung durchstehen muss. Zum Arzt gehen? Das ist nicht Leclercs Welt. Auch Matteo, der Gastwirt, der ein glühender Anhänger Marine Le Pens ist, darf wieder seine rechtspopulistischen Tiraden loslassen.

In Albins Privatleben scheint sich endlich eine lang erwartete Änderung anzukündigen, was Lust auf den nächsten, den 7. Band macht.

Der Showdown selbst ist allerdings für mein Empfinden doch zu dick aufgetragen. Das kostet einen Stern.

Fazit:

Ein Krimi, der zu einer ungewöhnlichen Jahreszeit spielt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 21.09.2020

Eine Hommage an den Wald

Aromatischer Wald
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Schon meine Oma (Jahrgang 1910) hat große Stücke auf das „Waldbaden“ und Hustensaft aus Fichten-Wipferln gehalten. Als Kind „mussten“ Opa und ich ihrer Leidenschaft mit mehr oder weniger Enthusiasmus folgen. ...

Schon meine Oma (Jahrgang 1910) hat große Stücke auf das „Waldbaden“ und Hustensaft aus Fichten-Wipferln gehalten. Als Kind „mussten“ Opa und ich ihrer Leidenschaft mit mehr oder weniger Enthusiasmus folgen. Das Sammeln der Spitzen der Nadelbäume war und ist streng verboten, was die Heilkraft (vermutlich) noch verstärkt hat.

Dieses Buch ist eine Hommage an den Wald, der unentwegt der Zerstörung durch uns Menschen ausgesetzt ist. Saurer Regen, Monokulturen und Fraßfeinde wie der Borkenkäfer setzen ihm zu. Dabei schenkt uns der Wald neben seinem Schatten und Wohlgerüchen die Früchte seiner Bäume.

Doris Kern stellt in diesem Buch 14, der am häufigsten im mitteleuropäischen Wald wachsenden Bäume vor. Neben seinem Erscheinungsbild werden die Teile des Baumes erklärt, die für uns Menschen Nutzen bringen. Die Autorin lässt auch den Waldboden nicht unbeachtet. Denn der schenkt uns köstliche Pilze.

Zahlreiche Rezepte für kulinarische Genüsse (Hollersprudel (S. 92), Steinpilzbutter, Waldmeistersirup etc.) und solche für diverse Badeessenzen (Badeschokolade S. 140) und Massageöle lassen den Wald in unser oft städtisches Leben einziehen. Für Kinder ist auch etwas dabei: Neben vielen neuen Eindrücken und Entdeckungen, kann mit Mitbringseln aus dem Wald gebastelt werden, z.B. Blumenstecker aus Birkenreisig (S. 35), Weihnachtslicht (S. 78) oder Topfuntersetzer aus Walnüssen (S.169).

Fazit:

Ein lehrreiches Buch, das man auch in den Wald mitnehmen kann. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.09.2020

Wiens morbide Seite

Donaumelodien - Morbide Geschichten
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Für seine 11 morbiden Geschichten entführt uns Bastian Zach zu verschiednen Zeiten ins historische Wien:

Der Schein des Todes (1893)
Der Strotter (1903)
Die Unholdin (1604)
Alles ist hin (1681)
Das Duell ...

Für seine 11 morbiden Geschichten entführt uns Bastian Zach zu verschiednen Zeiten ins historische Wien:

Der Schein des Todes (1893)
Der Strotter (1903)
Die Unholdin (1604)
Alles ist hin (1681)
Das Duell (1752)
Der Fluss und das Mädchen (1832)
Die Porzellanfuhr‘ (1753)
So a Hetz! (1796)
Die Beichte (1617)
Fidschi-Meerjungfrau (1874)
Elisabeth (1908)

Fast alle Kerne dieser durchaus morbiden Geschichten sind mir bekannt gewesen. Doch ist es immer wieder faszinierend zu lesen, was unterschiedliche Autoren mit einem Sagenstoff oder mit einem überlieferten Fakt anfangen. Die Geschichte vom lieben Augustin zum Beispiel („Alles ist hin“) oder „Die Porzellanfuhr‘“ - die gab es wirklich. Der Traum des Kutschers selbst einmal Gast einer solchen Fuhre sein, relativiert sich beim Anblick seines behinderten Kindes.

Eher grauslich als amüsant ist das Kapitel „So a Hetz!“ - aber, Volksbelustigungen und Geschmäcker sind eben unterschiedlich. Die Hetzgasse im dritten Bezirk erinnert heute noch an dieses Amüsement.

Eine eher ungewöhnliche, aber dennoch wahre Geschichte ist jene des Henkers Joachim Stein, der durch einen kaiserlichen Erlass ehrbar wurde („Die Beichte“).

Lebendig begraben zu werden ist nach wie vor ein Albtraum für viele Menschen. Nicht umsonst müssen neben dem Herz- auch der Hirntod festgestellt werden.

Fazit:

Für jene Leser, die Wien von seiner morbiden Seite kennenlernen wollen, eine Leseempfehlung. Gerne gebe ich für diese Geschichten und G’schichteln 4 Sterne.