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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2020

Schwarzhumorig und skurril

Der Knochentandler
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In diesem zweiten Krimi rund um den ewigen Studenten Eric „Erki“
Neubauer dreht sich alles um einen Totenschädel. Denn genau neben einem solchen wacht Erki nach einer durchzechten Nacht mit einem höllischen ...

In diesem zweiten Krimi rund um den ewigen Studenten Eric „Erki“
Neubauer dreht sich alles um einen Totenschädel. Denn genau neben einem solchen wacht Erki nach einer durchzechten Nacht mit einem höllischen Kater auf. Wem gehört der Totenschädel? Also, wer war sein ursprünglicher Besitzer? Die Buchstaben auf dem Totenkopf lassen auf eine antike Zelebrität schließen. Ioannis Chrysostomos - ein früher kirchlicher Würdenträger?

Der ewig klamme Student wittert ein gutes Geschäft, doch bald gerät er in einen Strudel von Mord und Totschlag.

Neben dem Handlungsstrang rund um Erki gibt es noch den des verschrobenen Musikkritikers Liebekind, der an Paranoia fast nicht zu überbieten ist.

Durch zahlreiche geschickte Wendungen lässt der Autor seine Leser lange im Dunkeln tappen. Die überraschende Auflösung des Krimis ist stimmig.

Meine Meinung:

Johann Allacher ist ein Meister der skurrilen Dialoge und bringt mit seinen detaillierten Schilderungen der Wege durch Wien einige unbekannte Orte ans Tageslicht. Wir Leser dürfen Erki auf seiner rasanten Radtour durch Wien begleiten. Immer wieder in akuter Sturzgefahr endet die Fahrt am Donaukanal abrupt.

Mein Verdacht, um wessen Totenschädel es sich bei der heiß umkämpften Reliquie handelt, hat sich bestätigt. Es sind ja auch eine Menge Hinweise versteckt. Nicht so toll hat mir die Figur der Ehrentraud gefallen. Die hätte ich nicht unbedingt gebraucht.

Fazit:

Wer gerne einen eher unkonventionellen Krimi aus Wien lesen möchte, ist hier richtig. Ich empfehle allerdings den Vorgänger („Der Watschenmann“) zu lesen. Auf den dritten Allacher „Wiener Blues“ bin ich jedenfalls gespannt. 4 Sterne

Veröffentlicht am 19.04.2020

Ein spannender Krimi

Elsässer Intrigen
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Dieser siebte Fall für Major Jules Gabin ist mein erster. Trotzdem kann dieser Krimi gut ohne seine Vorgänger gelesen werden.

Nachdem Gabin weiter an seiner Karrriere basteln will, kommt ihm die Versetzung ...

Dieser siebte Fall für Major Jules Gabin ist mein erster. Trotzdem kann dieser Krimi gut ohne seine Vorgänger gelesen werden.

Nachdem Gabin weiter an seiner Karrriere basteln will, kommt ihm die Versetzung in die schöne Stadt Colmar ganz recht. Noch bevor er so richtig angekommen ist, muss er sich mit dem Tod einer Prostituierten beschäftigen. Schnell ist klar, dass es sich um einen Mord handelt. Gabins Chef, Captaine Debrac, und die Kollegen legen sich recht bald auf den deutschen Geschäftsmann als Täter fest. Nur Jules Gabin kommen Zweifel, zumal die Tote über korrupte Flics an höherer Stelle auspacken wollte.

Der Einstieg in die neue Dienststelle wird von allerlei Unstimmigkeiten überschattet. So scheint Debracs Stellvertreter nicht der zu sein, wofür er sich ausgibt. Ein Maulwurf?

Nebenbei muss sich Gabin mit dem Verschwinden von Eric Duval, seinem Nennonkel und ehemaligen Mitarbeiter von Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing. Duval ist als „Elder Statesman“ nach wie vor politisch aktiv und für seine Extra-Touren bekannt. Ist Duval der Kontakt, den die Tote gesucht hat?

Meine Meinung:

Dieser Krimi spricht wie viele andere ein weit verbreitetes Problem in Frankreich an: Die Agenden der Exekutive sind auf drei Behörden verteilt: Die „Police Nationale“ (Innenministerium), Die „Gendarmerie Nationale“ (Innen- und Verteidigungsministerium) und die „Police Municipale“ (Gemeindepolizei, die dem jeweiligen Bürgermeister unterstellt ist). Hierarchie- und Kompetenzgerangel sind an der Tagesordnung und die oft schlechte Bezahlung, vor allem der unteren Chargen, lässt manchmal den einen oder anderen wegschauen und/oder die Hand aufhalten.

Die Stimmung auf der Dienststelle ist denkbar schlecht. Gabin matcht sich sofort mit Benoît, dem Chef-Stellvertreter, bei dem er das Gefühl hat, er sei nicht der, der er vorgibt zu sein. Einzig Yvonne scheint den Newcomer ein wenig zu mögen.

Jules Gabin ermittelt in verschiedene Richtungen und macht sich so seine eigenen Gedanken. Dabei unternimmt er mitunter Alleingänge, die weder vom Chef noch von den Kollegen goutiert werden.

Gänzlich unsympathische finde ich seine Freundin, die Untersuchungsrichterin Joana. Sie ist ehrgeizig, eifersüchtig und sollte eigentlich wissen, dass er über ein laufendes Verfahren nichts ausplaudern darf. Warum also quetscht sie ihn ständig aus? Außerdem spielt sie ständig die beleidigte Leberwurst, wenn er entweder zu spät kommt oder einen Termin überhaupt absagen muss. Ermittler bei der Mordkommission zu sein, ist eben kein 8-Stunden-Job. Die sollte er so schnell wie möglich wieder loswerden.

Die Auflösung des Falles ist stimmig und für mich nicht ganz überraschend, obwohl ich kurz auch Joana in Verdacht hatte, ihrem Ehrgeiz einiges zu opfern.

Gut gefallen hat mir die Beschreibung von Land & Leuten und der Ausflug in die köstlich Kulinarik des Elsass‘.

Fazit:

Ein spannender Krimi, der Lust auf eine Reise in das Elsass macht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.04.2020

Rache eines ewig Zurückgestzten

Korsische Vendetta
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In diesem dritten Fall für Eric Marchand treffen wir wieder alte Bekannte aus den beiden Vorgängern.

Seit einem Jahr lebt der Schriftsteller mit korsischen Wurzeln nun hier auf der Insel. Er ist zwar ...

In diesem dritten Fall für Eric Marchand treffen wir wieder alte Bekannte aus den beiden Vorgängern.

Seit einem Jahr lebt der Schriftsteller mit korsischen Wurzeln nun hier auf der Insel. Er ist zwar noch nicht ganz als eine Sohn Korsikas akzeptiert, aber langsam, so scheint es, gelingt es.

Doch dann wird Laurins Haus verwüstet, der gemeinsame Freund, der Journalist entgeht nur knapp einem Attentat und die allgemeine Stimmung ist gereizt. Liegt es etwa daran, dass sich die Clans neu ordnen müssen, weil Jean-Baptist Santini vor Monaten entführt worden ist und keiner weiß, ob er noch am Leben ist? Oder liegt es an den zahlreichen Flüchtlingen, die die französische Zentralregierung auf Korsika untergebracht hat? Fremde, das weiß man, sind auf der Insel nicht gerne gesehen.

Auf Grund der unübersichtlichen Situation kommt es zu Allianzen, von denen bislang niemand zu träumen gewagt hat. Denn ausgerechnet Mateu Santini, Laurins Ex-Mann und der Sohn des entführten Mafia-Bosses, bietet dem örtlichen Polizeichef einen ungewöhnlichen Deal an. Dass das Ergebnis ein anderes ist, als Mateu erwartet hat, steht auf einem anderen Blatt.

Meine Meinung:

Auch in diesem dritten Band erfahren wir einiges über die Insel, ihre Geschichte, ihre Menschen und die Natur. Die Action hält sich in Grenzen, was aber nicht weiter stört. Stellenweise ist der Krimi ein kleines bisschen langatmig.

Der Showdown am Ende ist ein unerwarteter Knalleffekt.

Mit diesem Krimi scheint die Geschichte um den Schriftsteller Eric Marchand erschöpft zu sein.

Fazit:

Ein unerwartetes und spannendes Finale, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 13.04.2020

Einfach zum Nachdenken

Zukunft wird mit Mut gemacht
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Dieses Buch von Susanne Wolf ist ein gut gemachtes Kompendium zu Fragen, die wir alle an unsere Zukunft haben.
In acht Kapiteln zeigt die Autorin, dass nicht ausschließlich Bürger und Konsumenten für ...

Dieses Buch von Susanne Wolf ist ein gut gemachtes Kompendium zu Fragen, die wir alle an unsere Zukunft haben.
In acht Kapiteln zeigt die Autorin, dass nicht ausschließlich Bürger und Konsumenten für die Rettung unseres Planeten verantwortlich gemacht werden dürfen. Die Industrie darf nicht (teilweise sinnlose) Güter produzieren als gäbe es kein Morgen.

Die nackten Tatsachen
Nachhaltigkeit - was war das nochmal?
Nachhaltigkeit ad absurdum geführt
Shoppst du noch oder lebst du schon?
Alles im Wandel
Hallo, ist da jemand?
Die Macht der Medien
Die Zukunft beginnt jetzt

Im Anhang finden wir noch zahlreiche weiterführende links.

Dieses Buch will aufrütteln und mobilisieren. Jeder kann und soll seinen Beitrag zu einer besseren Zukunft leisten.

Besonders im Bereich der Mode gibt es viele Möglichkeiten, ohne dass es zu Einschränkungen der Bequemlichkeit kommt. Allerdings muss man darauf achten, nicht einem Etikettenschwindel zu erliegen. Was sagt die „Better Cotton Initiatve (BCI)“ von IKEA aus? Bessere Baumwoll-Produktion? Für wen? Die Baumwollpflücker oder doch eher für die Industrie? Vor allem „besser“ als wer oder was? „Besser“ ist ein solch abstrakter Begriff, der alles oder nichts (eher nichts) aussagt.

Outdoorkleidung aus PET-Flaschen? Werden die für die Produktion nötigen Rohstoffe wirklich aus dem Meer gefischt wie einem suggeriert wird?

Oder das Thema Reisen: Muss man wirklich einen Wochenendtrip nach New York zum Shoppen machen? Ist es nicht unverschämt um 19 Euro nach Paris und retour zu fliegen? Muss wirklich jeder in den Urlaub fliegen?
Wenn das Kerosin genauso besteuert würde wie Treibstoff für Autos, sähe die CO2-Belastung gleich anders aus.

Die Autorin zeigt in ihrem Buch auf, was derzeit schief läuft und bietet zahlreiche Denkanstöße. Jeder einzelne Bürger und Konsument hat seine Möglichkeiten, Teil des notwendigen Wandels zu werden. Es bedarf nur ein wenig Mut, wirklich mit zu machen.

Veröffentlicht am 12.04.2020

Hat mich gut unterhalten

Mord bei den Festspielen
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Die „Bregenzer Festspiele“ ziehen jedes Jahr zahlreiche Opernstars oder solche die es einmal war oder vielleicht werden, an den schönen Bodensee, der im Dreiländereck Österreich-Deutschland-Schweiz liegt, ...

Die „Bregenzer Festspiele“ ziehen jedes Jahr zahlreiche Opernstars oder solche die es einmal war oder vielleicht werden, an den schönen Bodensee, der im Dreiländereck Österreich-Deutschland-Schweiz liegt, an.

Mittelpunkt dieser Festspiele steht neben Verdis Oper „Don Carlos“ Mario Miercoledi, der seine besten Jahre als Tenor schon hinter sich hat und nun als Bariton sein - vorrangig weibliches - Publikum erfreuen will. Die Opernfreunde lieben ihn, seine Kollegen und die Belegschaft der Festspiele kann seine arrogante Art so überhaupt nicht ausstehen. Nicht nur, dass er zahlreiche Starallüren hat, findet er sich selbst unwiderstehlich und baggert die holde Weiblichkeit auch vor den Augen seiner Ehefrau an.

Nun wird Miercoledi in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden. Der eilig herbeigerufene Arzt stellt einen natürlichen Tod fest, was auf Grund der Medikamentenschachteln auf dem Nachttisch und dem Alter des Toten durchaus möglich sein kann. Wenig später ist alles anders und es steht fest, dass der Sänger mit dem Gift der Eibe ermordet worden ist. Nur, von wem? Die Anzahl der potenziellen Verdächtigen ist recht lang: Von der Ehefrau über Kollegen bis hin zur enttäuschten Geliebten oder einem gehörnten Ehemann. Also, lieber Leser, such dir einen aus ...

Die deutsche Polizei, denn der Mord passiert im schönen Lindau, tappt anfangs im Dunkeln, bekommt aber starke Unterstützung von Victoria Benning, der Regieassistentin und ehemaligen Journalistin. Sie ist die Gemahlin des Regisseurs und Sängers Lucas Benning und kennt ihre Papenheimer in der Opernwelt recht gut. Außerdem ist sie neugierig genug, um selbst einige Nachforschungen anzustellen. Dass sie dabei in Lebensgefahr gerät, und zwar nicht nur einmal, versteht sich von selbst.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist mein erster von Autorin Sibylle Luise Binder. In rasantem Tempo steigen die Leser gleich in die Opernwelt ein, in der es nicht nur auf der Bühne um Leidenschaft, Liebe und Gewalt geht.

Die Charaktere haben alle so ihre Ecken und Kanten. Sie sind mit viel Liebe zu Detail herausgearbeitet. Das trifft die Guten wie die Bösen.

Der Schreibstil ist herzerfrischend, locker und gut zu lesen. Unerwartete Wendungen führen Leser wie Ermittler in die Irre. Das Buch ist kurzweilig geschrieben und es gibt häufig Anlass zum Schmunzeln. Ich erwähne nur kurz die Ausfahrt mit dem Schwan oder die Bezeichnung “rorarei“ (= rote, rasende Reisschüssel) für ihr kleines Auto eines koreanischen Konzern. Auch der Musikerjargon, der aus dem Ballett „Schwanensee“ ein wenig despektierlich „Ententümpel“ macht.

Der eine oder andere Leser wird vielleicht mit den italienischen Ausdrücken bzw. mit dem Inhalt der einen oder anderen Oper so seine liebe Not haben. Doch erklärende Fußnoten helfen da weiter.

Ich hätte mir noch ein wenig mehr Lokalkolorit aus der schönen Stadt Bregenz gewünscht. So ein Spaziergang durch die Altstadt oder an der Seepromenade hätte mir schon gut gefallen. Aber, das ist Jammern auf höchstem Niveau. Allerdings gibt es ein paar Inkonsistenzen, die den 5. Stern kosten.

Fazit:

Gerne gebe ich für diesen unterhaltsamen Krimi aus der schönen Bodenseeregion 4 Sterne.