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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

Mord in antiker UMgebung

Mord in der Provence (Hannah Richter 1)
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Hannah Richter, Kommissarin aus Köln, versieht im Rahmen eines EU-Austauschprogrammes, zum Leidwesen des örtlichen Kommandanten, ihren Dienst im kleinen Ort Vaison-la-Romaine. Hier kann sie ihrer Leidenschaft ...

Hannah Richter, Kommissarin aus Köln, versieht im Rahmen eines EU-Austauschprogrammes, zum Leidwesen des örtlichen Kommandanten, ihren Dienst im kleinen Ort Vaison-la-Romaine. Hier kann sie ihrer Leidenschaft für römische Geschichte nachgehen, da es eine Vielzahl von historische Stätten und Ausgrabungen gibt. Noch dazu gibt es außer Taschendieben keine nennenswerten Kriminalfälle. Doch das sollte sich bald ändern.

Im Amphitheater von Orange wird Arnaud Brunel erhängt aufgefunden. Die französische Polizei, allen voran Hannahs Chef Claude-Jean Bernard, geht von einem Selbstmord aus. Die Ermittlungen werden, trotz Hannahs Vorbehalte, unverzüglich eingestellt.

Auch beim zweiten Toten, der ebenfalls in einem antiken Theater, nämlich in Nimes, gefunden wird, kommen bei Hannah Zweifel an der Unfallversion auf. Bernard verbietet Hannah abermals, weitere Recherchen durchzuführen.

Alle Alarmglocken läuten bei Hannah, als bei einem privaten Ausflug ein dritter Toter unter dem berühmten Pont du Gard entdeckt wird.

Was verbindet die drei Toten, außer den Auffindungsorten an jeweils einer antiken Ausgrabung?

Gemeinsam mit Serge, Penelope und der engagierten Polizistin Emma gelingt es Hannah, Zusammenhänge zu rekonstruieren.

Schreibstil/Spannung/Charaktere:

Der Krimi ist flott und flüssig geschrieben. Leider bedient sich die Autorin mehrerer klassischer Klischees, von denen in vielen anderen Krimis auch zu lesen ist. Da sind zum einen die frauenfeindliche Einstellung der französischen Polizei und zum anderen das „Laissez-faire“ bei den Ermittlungen. Ich glaube nicht, dass die französische Polizei so schlampig arbeitet. Auch die Ressentiments der deutschen Kommissarin gegenüber sind nicht wirklich notwendig. Ob eine Austauschbeamtin wirklich im Alleingang Verhöre durchführen darf?

Interessant fand ich die drei als „Einschübe“ deklarierten Ausflüge in die Mythologie. Da hätte mir, als alter Lateinerin, die Überschrift „Interludium“ besser gefallen.

Bei einem Provence-Krimi darf natürlich die Beschreibung der Landschaft und der Kulinarik nicht fehlen.

Das Privatleben Hannahs ist mir einen Hauch zu breit ausgewalzt. Das dämpft für mich manchmal den Spannungsbogen.

Das Ende ist auf den ersten Blick ein wenig unbefriedigend, doch liegt die Vermutung nahe, dass dies der Auftakt zu einer Krimi-Serie sein soll. Andeutungen gäbe es ja einige.

Die Charaktere sind recht gut gelungen. Hannah tritt für mein Gefühl manchmal ein wenig zu forsch auf und bestätigt dadurch die Vorurteile ihres Chefs.

Ein netter Krimi, der noch ein wenig Luft nach oben hat.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Sind Ehekrisen ansteckend?

Rabenschwarzer Winter
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In Perpignan ist die Tristesse ausgebrochen. Es ist kurz vor Weihnachten und Inspecteur Gilles Sebag ist mit der Untreue seiner Frau Claire konfrontiert. Zwar ist die Affäre mit einem Lehrerkollegen vorbei, ...

In Perpignan ist die Tristesse ausgebrochen. Es ist kurz vor Weihnachten und Inspecteur Gilles Sebag ist mit der Untreue seiner Frau Claire konfrontiert. Zwar ist die Affäre mit einem Lehrerkollegen vorbei, doch der Nachhall wirkt. Sebag greift zum Allheilmittel der betrogenen Ehemänner – zur Whiskey-Flasche. Doch nicht nur in Sebags Leben geht es um Affären, Ehebruch und den Scherben in Beziehungen.

Es hat den Anschein, als sei Untreue ansteckend. Die Scheidungsrate steigt und ein gehörnter Ehemann erschießt seine Ehefrau. Ein anderer springt aus dem Fenster als er dem Betrug auf die Schliche kommt.

Wie hängen dies Verbrechen zusammen? Denn, so ist sich Sebag sicher, es muss einen Zusammenhang geben. Das sagt ihm seine durchaus ernst zunehmende Intuition.

Wir begleiten einen etwas angeschlagenen Ermittler durch den Kriminalfall. Sebag wirkt ob seines Leidens authentisch. Wieder begegnen wir den diversen Eifersüchteleien zwischen den Polizisten.
Der Kriminalfall ist durchaus verzwickt, sagt doch der eine oder andere Kollege nicht immer die Wahrheit.

Wird Gills Sebag die Fälle aufklären?
Werden Claire und er geläutert aus der Ehekrise hervorgehen?

Fazit:

Nicht ganz so spritzig wie die Vorgänger. Doch auch im Winter ist Perpignan eine Lesereise wert.

Veröffentlicht am 03.02.2018

EIn vielschichtiger Roman

Unsere Hälfte des Himmels
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Clarissa Linden entführt ihre Leser in das Deutschland der 1930er und das 1970er. Zwei Generationen von Frauenleben werden hier parallel betrachtet.
Zum einen die Geschichte von Amelie Reichard und ihren ...

Clarissa Linden entführt ihre Leser in das Deutschland der 1930er und das 1970er. Zwei Generationen von Frauenleben werden hier parallel betrachtet.
Zum einen die Geschichte von Amelie Reichard und ihren Freundinnen, den „Himmelsstürmerinnen“ aus dem Fliegerclub, die sich nichts Anderes wünschen als zu Fliegen - im Deutschland der Zwischenkriegszeit und dem aufkommenden Nationalsozialismus alles andere als einfach.
Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit Lieselotte Frank, Amelies Tochter, die in einer lieblosen Ehe gefangen ist und erst mit durch den dramatischen Unfall ihrer Mutter, zu sich selbst findet. Doch Lieselotte muss sich nicht nur ihrem eigenen Schicksal stellen, sondern entdeckt auch nie vermutete Seiten ihrer sehr reservierten Mutter.

Das Buch ist hervorragend geschrieben. Wir können eintauchen in eine komplexe Mutter/Tochter-Beziehung, die alles andere als liebevoll ist. Wir erleben die Sehnsüchte, Verrat Liebe, Hass und Frauenfreundschaften hautnah mit.
Der authentische Schreibstil der Autorin lässt uns die Zeit um den Zweiten Weltkrieg als auch die Zeit des Umbruchs in den 1970ern gut miterleben.

Als Kennerin von vielen Biographien der Pionierinnen der Luftfahrt, habe ich allerdings folgende Kritik:

Die Namen der Fliegermädchen sind zu stark an ihre historischen Vorbilder angelehnt, die ebenso wie körperliche und charakterliche Eigenschaften kreuz und quer gemixt sind. Das hat mich ziemlich irritiert und kostet einen Stern.

Die echte Amelia „Melli“ Beese (1886-1925) ist die erste Frau Deutschlands, die den Privatpilotenschein erhält und eine Flugschule eröffnet. Sie erschießt sich 1925.

Hanna Reitsch (1912-1979) scheint das Vorbild für „Johanna ‚Hanni‘ Beese“ zu sein. Die echte Reitsch ist knapp 1,50 groß.

Vera von Bissing (1906-2002) muss ihren Namen für Felix, Hannis Flugleherer, Amelies große Liebe und Lieselottes Vater, hergeben.

Das haben sich die echten Pionierinnen der Fliegerei nicht verdient. Hier wären fiktive Namen wirklich besser gewesen.

Fazit:

Eine vielschichtige, fesselnde Geschichte, die mich grundsätzlich total in den Bann gezogen hat. Kritikpunkt siehe oben.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Neue Herausforderungen

Spreewaldtod (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 2)
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Dies ist der zweite Fall mit Kommissarin Klaudia Wagner. Diesmal sind Klaudia und Demel auf sich alleine gestellt. Joe ist tot, Thang im Krankestand, Uwe nach dem Tod seiner Frau Silke im Ausnahmezustand ...

Dies ist der zweite Fall mit Kommissarin Klaudia Wagner. Diesmal sind Klaudia und Demel auf sich alleine gestellt. Joe ist tot, Thang im Krankestand, Uwe nach dem Tod seiner Frau Silke im Ausnahmezustand und PH, der Chef auf Fortbildung.
Just in dieser Situation bekommen sie es mit zwei Morden zu tun, die sich im Milieu der Erntehelfer ereignen. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf allerlei Familiengeheimnisse, auf rechtsradikale und müssen sich zusammenraufen.

Wird es gelingen, den oder die Täter zu überführen?

Meine Meinung:

Nachdem der erste Fall (Spreewaldgrab) ein wenig schleppend war, ist nun eine Verbesserung eingetreten. Action à la Schimanski sucht man vergebens. Dazu ist es zu schwül und das Team (noch) nicht gut zusammengewachsen. Auffällig ist das schlechte Arbeitsklima in der Dienststelle, das zum großen Teil der Führungsschwäche von PH geschuldet ist. Deswegen finde ich die Idee der Autorin, den Chef auf Weiterbildung zu schicken, einfach genial (ich würde mir das im richtigen Leben auch hin- und wieder wünschen).

Klaudias gesundheitliche Probleme stehen nicht ganz so im Mittelpunkt. Einige Personen aus Band eins finden sich wieder (die alte Frau Nowak, Schiebeschick), doch es werden auch neue Gesichter eingeführt. Eine Figur, der rechtsradikale Fiedler, scheint in einem nächsten Fall eine Rolle zu spielen, weil er hier in dieser Geschichte zwar auffällig wird, aber von Seiten der Staatsanwältin geschützt wird. Eine Undercover-Ermittlung oder nur ein loses Ende? Wir werden sehen.
Im Zusammenhang mit Fiedler ist mir ein Abgleiten in eine ziemlich vulgäre Sprache aufgefallen, die mir nicht so richtig gefällt.

Dass es eine weitere Folge mit Klaudia Wagner geben wird, ist ziemlich wahrscheinlich. Erhält sie doch eine Verständigung vom Amtsgericht, dass sie im Testament der alten Frau Nowak, bedacht ist.

Fazit:

Eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ersten Band, doch noch immer ist ein wenig Luft nach oben. Diesmal 4 Sterne

Veröffentlicht am 03.02.2018

Solider Toskana-Krimi

Die Morde von Morcone
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Der Münchner Anwalt Robert Lichtenwald zieht sich in die Toskana, genauer gesagt in die idyllische Kleinstadt Morcone, zurück, um über sein Leben nachzudenken. Mit seinem Vermieter, dem Conte di Montecivetta, ...

Der Münchner Anwalt Robert Lichtenwald zieht sich in die Toskana, genauer gesagt in die idyllische Kleinstadt Morcone, zurück, um über sein Leben nachzudenken. Mit seinem Vermieter, dem Conte di Montecivetta, und einen Eigenbrötler, den alle nur den „Philosophen“ nennen, verbringt er viel Zeit. Bei einem der Streifzüge durch die Weinberge entdecken Lichtenwald und der Conte eine Leiche, die sich bei näherem Hinsehen als Hermaphrodit entpuppt. Dass der Leiche der Buchstabe „L“ eingeritzt worden ist, sorgt bei den herbei gerufenen Carabinieri für Stirnrunzeln. Man ermittelt in alle Richtungen. Dann wird am nächsten Montag die nächste Leiche gefunden – diesmal ziert ein „A“ den Körper, eine Woche später – die nächste Leiche, diesmal mit „G“ gekennzeichnet.
Handelt es sich hier um einen Serientäter? Wer spielt hier Scrabble mit der Polizei?

Die Moroconesi sind beunruhigt. Giada, eine zornige junge Frau und(Teilzeit)Journalistin geht der Sache nach und schürt mit reißerischen Artikeln die Ängste der Bevölkerung.
Als ihr Freund Antonio, der gerne faschistische Reden schwingt, unter Verdacht gerät und verhaftet wird, bittet sie Lichtenwald um Hilfe.
Gemeinsam kommen sie dem Mörder gefährlich nahe und in höchste Lebensgefahr.

Wird es ihnen gelingen, den Mörder zu überführen und unschädlich zu machen?

Meine Meinung:

Der Autor verwendet eine flüssige und bildhafte Sprache, die sich gut lesen lässt und dem Krimi einen hohen Spannungsbogen verleiht. Geschickt wird der Perspektivenwechsel inszeniert. Wir erfahren einiges über den Mörder.

Auf Grund des Buchstabenpuzzles und einiger scheinbar nebenbei eingestreuten Hinweisen habe ich für mich den Mörder frühzeitig entlarvt, was aber der Spannung nicht geschadet hat. Denn, haben Giada und Robert dieselben Ideen wie ich? Die Motive sind grundsätzlich nachvollziehbar. Allerdings habe ich mit Fanatikern aller Couleurs so mein persönliches Problem.

Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Lichtenwald kann sich (noch) nicht entscheiden ob er sich zu Giada hingezogen fühlt oder nicht und macht das, was er bis zur Perfektion beherrscht: er flüchtet. Diesmal in die umgekehrte Richtung, nämlich zurück nach München.

Giada verkörpert die Generation junger Frauen, die ein wenig über die Stränge schlagen und wenn es sein muss, ihr Leben und das ihrer Lieben straff in die Hand nehmen.

Über die Donatella Lagraná, die Carabinieri-Offizierin, hätte ich mir mehr Information gewünscht. Aber, das kann ja in einer (angekündigten) Fortsetzung durchaus möglich sein.

Fazit:

Ein durchaus solider Krimi, bei dem noch ein wenig Luft nach oben ist. Vier Sterne