Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2022

Franz Kafka lässt grüßen ...

Jagdrausch
0

Rosalinde Fuchs und der Schriftsteller Jeremias haben einen veritablen Streit, der nicht unbeobachtet bleibt. Kurz nach dem Wortgefecht verschwindet die Frau spurlos im Wald und Jeremias wird, obwohl Rosalindes ...

Rosalinde Fuchs und der Schriftsteller Jeremias haben einen veritablen Streit, der nicht unbeobachtet bleibt. Kurz nach dem Wortgefecht verschwindet die Frau spurlos im Wald und Jeremias wird, obwohl Rosalindes Leiche nie gefunden wird, in einem Indizienprozess des Mordes schuldig gesprochen.

Weder die Polizei noch der Pflichtverteidiger haben ein sichtbaren Interesse den möglichen Tathergang zu rekonstruieren oder Entlastungszeugen zu suchen. Ja, selbst die Mutter des Schriftstellers, glaubt nicht an dessen Unschuld.

Meine Meinung:

Der in Leoben (Steiermark) geborene Autor Heinz Kröpfl bezeichnet dieses Werk als „(k)einen Kriminalroman“. Der Roman enthält Krimi-Elemente, aber viel mehr kafkaeske Züge.

Die eine oder andere Stelle erinnert durch die indifferente Bedrohung an den Film „Das Duell“ von Steven Spielberg. Dazu tragen der Mann mit dem Geländewagen, der eine Waffe mit sich führt bei. Ein tollwütiger Fuchs soll erlegt werden, bei. Die Wortspielerei mit dem Nachnamen der vermissten Rosalinde und dem kranken Tier, lässt Böses ahnen. Nur für wen?

Die Charaktere sind insgesamt düster, wie eine herbstliche Nebellandschaft, angelegt. Eigentlich habe ich bei keinem der Mitspieler liebenswertes Züge feststellen können.

Die Polizisten wirken desillusioniert, dumpf, gelangweilt und wenig an der Aufklärung des Verschwindens der Rosalinde interessiert. Ein verschmähter Liebhaber, der keiner geregelten Arbeit nachgeht, der nur Schriftsteller ist, bietet sich als Täter gerade zu an. Wenig Aufwand, maximaler Erfolg. Auch die Justiz kommt nicht wirklich gut weg. Das Prinzip „in dubio pro reo“ - (Im Zweifel für den Angeklagten) wird hier gröblich verletzt. Es lässt direkt aus dem §259 Abs.3 der österreichischen Strafprozessordnung (StPO) ableiten.

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt (wieder einmal) keine Redezeichen, selbst, wenn in direkter Rede gesprochen wird. Erzählt wird in der auktoritalen Sichtweise, bis auf den schwitzenden Polizisten, der gerne Kriminalbeamter geworden wäre, was ihm aber auf Grund seiner vermehrten Schweißabsonderungen verwehrt geblieben ist, der erzählt in der Ich-Form.

Fazit:

Obwohl das Buch stellenweise spannend war, hat es mich nicht wirklich berührt, daher gibt es nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 26.10.2022

Hat mich nicht ganz gepackt

Das Publikum war Zeuge
0

Dieser historische Krimi ist nun erstmals auf deutsch erschienen, obwohl er bereits 1934 geschrieben wurde.

Worum geht’s?

Während der Premiere des Musicals „Blue Music“ wird der Hauptdarsteller vor den ...

Dieser historische Krimi ist nun erstmals auf deutsch erschienen, obwohl er bereits 1934 geschrieben wurde.

Worum geht’s?

Während der Premiere des Musicals „Blue Music“ wird der Hauptdarsteller vor den Augen von 2.000 Zuschauern erschossen. Da sollte man doch glauben, dass der das Schauspiel verfolgende Detective Wilson vom Scotland Yard sowie dessen Sohn Derek, Reporter bei der „Daily Gazette“ das Verbrechen schnell aufklären können. Zeugen wären ja genügend anwesend. Doch weit gefehlt. Denn nicht nur der Hauptdarsteller ist tot, sondern auch der vermeintliche Todesschütze. Der hat angeblich nach der Tat Selbstmord begangen. Wer hat die Theaterwaffe gegen eine echte ausgetauscht?

Meine Meinung:

Alte, wieder aufgelegte und erstmals übersetzte Kriminalromane haben für mich ihren Reiz. Doch dieser hier hat mich nicht so ganz gepackt. Es ist nicht so, dass die Spannung gefehlt hätte, die ist vorhanden. Vermutlich liegt es an der Übersetzung und dem etwas altmodischen Schreibstil, der für mich - obwohl ich gerne alte Krimis lese, ungewohnt ist.

Obwohl die Dialoge zwischen Vater und Sohn stellenweise wie Pingpong-Bälle hin und her flitzen, gibt es auch die eine oder andere manche Länge.

Fazit:

Wer so richtige englische Krimis, mit dem etwas eigentümlichen Humor mag, ist hier richtig. Ich bin mit diesen Protagonisten nicht so recht warm geworden, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 23.10.2022

Hat mich zwiegespalten zurück gelassen

Geld
0

Autorin und Studentin Marlene Engelhorn (Jahrgang 1992) hat im Jahr 2021 mit der Ankündigung, 90% ihres zu erwartenden Vermögens in einem zweistelligen Millionenbetrag zu spenden, aufhorchen lassen.

Wer ...

Autorin und Studentin Marlene Engelhorn (Jahrgang 1992) hat im Jahr 2021 mit der Ankündigung, 90% ihres zu erwartenden Vermögens in einem zweistelligen Millionenbetrag zu spenden, aufhorchen lassen.

Wer ist sie nun, die zukünftige Erbin, die eine Erbschaftssteuer für Reiche fordert?

Marlene Engelhorn ist die Enkelin der 94-jährigen Traudl Engelhorn-Vechiatto, deren verstorbener Mann ein Urenkel des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn und Mitgesellschafter der Boehringer-Mannheim-Gruppe war. Der Erlös nach dem Verkauf des Konzerns brachte einen zweistelligen Milliardenbetrag ein.

In diesem Buch, das in der Reihe Übermorgen im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen ist, legt sie ihre Gedanken zum Thema Geld und Vermögen dar.

Das Buch hat mich zwiegespalten zurück gelassen. Vor allem auch deswegen, weil sie das Fell des Bären verteilt, bevor er erlegt ist. Sprich, Großmutter Engelhor-Vechiatto lebt noch. Auf der anderen Seite kann ich mir schon vorstellen, dass die Vorstellung, ein solches Vermögen zu bekommen, Angst macht.

Manche der Gedanken von Marlene Engelhorn sind nachvollziehbar, manche lassen mich den Kopf schütteln.

Nachvollziehbar ist für mich:

Geld bedeutet Macht, viel Geld bedeutet viel Macht
Geld per se ist nicht schlecht, der falsche Umgang damit schon
Über Geld spricht man nicht, über fehlendes Geld vielleicht schon
(Wieder)Einführung der Erbschaftssteuer ab einer bestimmten Höhe des Erbes (da geht es jetzt nicht um die Eigentumswohnung und/oder die 100.000 Euro auf diversen Sparbüchern sondern um richtig große Summen).

Nicht nachvollziehen kann ich jedoch, dass sie sich nicht mit der Herkunftsgeschichte ihres zukünftigen Vermögens beschäftigen will. Man erinnere sich, ein Großteil der Gewinne der BASF (vormals IG-Farben) wurde im Zweiten Weltkrieg mit Hilfe von Zwangsarbeitern erwirtschaftet.

So heißt es z. B. auf S. 122:

„Ich kenne keine Details und die Schuldfrage interessiert mich nicht, dafür sind Gerichte zuständig. Die Herkunft meines Geldes ist aber ebenso wichtig wie dessen zukünftige Verwendung.“

Da empfinde ich die Idee, das Vermögen (oder den überwiegenden Teil davon) zu spenden, fast ein wenig scheinheilig. Hier ließe sich wohl Wiedergutmachung betreiben.

Falsches Geschichtswissen orte ich auf Seite 111, wenn sie allen Ernstes behauptet

„Dass Geld als solches erst an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit aufkam, scheint mir passend. Die Versorgung wurde neu geregelt. Geld als neues Gut war der Schlüssel dazu.“ Da muss man sich schon fragen, ob die Autorin noch nie von griechischen Drachmen oder römischen Denaren gehört hat.

Auf mich macht die Autorin einen zutiefst verunsicherten Eindruck. Der eine oder andere Gedanke wirkt naiv, andere hingegen revolutionär. Unmittelbar auf die eingangs erwähnte Ankündigung, 90% des zu erwartenden Vermögens zu spenden, gab es in den sozialen Netzwerken eine Reihe von Anregungen und Ideen, was mit dem Geld geschehen könnte. Von der Aufforderung es auf die Konten diverser Poster zu verteilen bis hin zur Frage, warum nur 90% und nicht das gesamte Vermögen. Denn bis jetzt hat die Studentin Marlene Engelhorn ja auch nicht Notstandshilfe gelebt sondern von ihrer Herkunft profitiert.

Fazit:

Ein Buch, das mich zwiegespalten zurückgelassen hat, weshalb es nur 3 Sterne erhält.

Veröffentlicht am 23.10.2022

Hat mich nicht ganz gepackt

Die Wolkenstürmerin
0

Worum geht’s?

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern steht das Unternehmen kurz vor der Insolvenz. Tochter Marlene hält 50 Prozent der Firmenanteile, der Rest verteilt sich auf mehrere Verwandte. Bis auf einen ...

Worum geht’s?

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern steht das Unternehmen kurz vor der Insolvenz. Tochter Marlene hält 50 Prozent der Firmenanteile, der Rest verteilt sich auf mehrere Verwandte. Bis auf einen Cousin stimmen alle Erben zu, das Unternehmen retten zu wollen. Marlen plant, ein Bedarfsflugunternehmen also ein Flugtaxi zu gründen.

“… unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, daraus zu erwachen.” (S. 105)

Der zahlreichen Streitereien müde geworden, nimmt sie sich eine kurze Auszeit im Wochenendhaus an der Ostsee, lernt einen geheimnisvollen Mann kennen, verliebt sich augenblicklich und verliert ihr eigentliches Ziel beinahe aus den Augen....

Meine Meinung:

Der Klappentext suggeriert eine Geschichte der Fliegerei in Zusammenhang mit dem Luftfahrtpionier Otto von Lilienthal. Dabei hat sich Autorin Birgit Zimmermann diesen berühmten Namen nur ausgeliehen, um einen Roman rund um die Erbin einer Flugzeugbaufirma in den Jahren des Wirtschaftswunders zu schreiben.

Darüber bin ich schon sehr enttäuscht. Der Roman bleibt weit hinter meinen Erwartungen zurück, zumal es nicht ganz klar ist, welche Zielgruppe hier angesprochen werden bzw. welchem Genre das Buch zuzuordnen ist. Irgendwie ist von allem ein bisschen etwas enthalten. Mehrere Handlungsstränge versuchen einen spannenden Roman erstehen zu lassen. Doch leider tritt wegen der Liebesgeschichte und dem dritten Handlungsstrang, nämlich der Ost-West-Konflikt, der Aufhänger, nämlich die Rettung der Firma stark in den Hintergrund.

Der Schreibstil ist flüssig. Stellenweise sind die Charaktere ein wenig oberflächlich, was aber ein wenig zur Zeit passt. Weg mit den trüben Gedanken an Krieg, vorwärts mit dem Wiederaufbau. Die zaghaften Emanzipationsbestrebungen von Marlene sind nicht der Rede wert.

Fazit:

Wer eine Liebesgeschichte in den Jahren des Wirtschaftswunders rund um die Fliegerei lesen möchte, ist hier richtig. Ich bin von einer anderen Prämisse ausgegangen und wurde ein wenig enttäuscht, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 17.10.2022

Leider der schwächste Teil dieser Familien-Saga

Zeiten neuer Hoffnung
2

Dieser letzte Teil der Trilogie ist für mich der schwächste Teil der Reihe. Wie schon im zweiten Teil („Aufbruch voller Sehnsucht“) wirkt einiges zu konstruiert und stellenweise auch unglaubwürdig.

Worum ...

Dieser letzte Teil der Trilogie ist für mich der schwächste Teil der Reihe. Wie schon im zweiten Teil („Aufbruch voller Sehnsucht“) wirkt einiges zu konstruiert und stellenweise auch unglaubwürdig.

Worum geht’s?

Erikas Ehe mit Erich ist nicht glücklich. Man bleibt aber der Kinder wegen zusammen. Doch die entwickeln sich anders als geplant oder erwünscht und als dann Erikas Jugendliebe Jakub nach dem SCheitern des Prager Frühlings 1968 wieder in Wien kommt, beginnt sie ein neues Leben. Doch ganz können sich Erika und Erich nicht voneinander lösen, denn als Jakub nach einigen Jahren mit Erika stirbt, kehrt sie zu ihrem Ex-Mann zurück.

Auch andere Familienmitglieder erleiden Schicksalsschläge: So stirbt Georg, Billies Mann kurz vor der Geburt der Zwillinge und Erikas Tochter ist auf die Unterstützung von Mutter und Freundin Ulla angewiesen.

Die Lebensgeschichten von Hanns und seinem Sohn Paul sowie anderer Personen wird weiter gesponnen.

Meine Meinung:

Erika, die im ersten Band sympathisch erschienen ist, weil sie unter der herrschsüchtigen, verbitterten Tante Mimi, zu leiden hatte, hat leider selbst eine nicht so nette Entwicklung genommen. Als nämlich 1968, nach dem Prager Frühling, Kamilla, die angibt Tante Mimis Tochter zu sein, im Haushalt von Erika und Erich auftaucht, begegnet ihr Erika nicht wirklich mit Wohlwollen. Kamilla wird zwar als „arme Verwandte“ in den Haushalt aufgenommen, aber akzeptiert wird sie von Erika ob der fehlenden Geburtsurkunde nicht. Selbst mit 91 Jahren schupft Kamilla noch immer den Haushalt. Erika scheint vergessen zu haben, dass auch sie einst als Flüchtling nach Wien gekommen ist und jedoch von ihren hier lebenden Verwandten sehr liebevoll aufgenommen worden ist.

Dann gibt es noch die Episode mit Pavel, der nicht nur ein Buchhändler und Vertrauter ist, sondern mit geraubten Kunstschätzen handelt. Ausgerechnet er kommt in Besitz eines Bildes, das einst Erikas Familie gehört hat und auf wundersame Weise plötzlich auftaucht. Das halte ich dann doch für ein bisschen zu dick aufgetragen, zumal ausgerechnet Paul, der jetzt Billie heiratet, Provenienzforschung betreibt. Verwirrt? Dieser Handlungsstrang hätte für meinen Geschmack ein wenig mehr ausgearbeitet werden können. Denn in der ehemaligen Heimat Hohenfurth haben fast alle Besitztümer neue Eigentümer gefunden.

Gut hat mir der Besuch von Erika und Billie in Hohenfurth gefallen, der alle Illusionen von einer möglichen Rückkehr nun endgültig zunichte gemacht hat. Dass sie dabei ausgerechnet Paul begegnen, ist einer jener Zufälle, der mit persönlich zu viel sind.

Hanns hat sich meiner Meinung nach am weitesten entwickelt.

Witzig, wenn auch sehr vom Zufall getrieben, ist wie Pauls Tochter Laura und Billies Zwillinge für ihren Vater bzw. ihre Mutter eine neue Partnerin/Partner suchen. Auch hier wird die Gunst des Schicksals ziemlich strapaziert, dass gleich der erste Versuch von Erfolg gekrönt ist, zumal sich Paul und Billie ja schon in Hohenfurth begegnet sind.

Und dass dann noch zu guter Letzt Beweise für Kamillas Herkunft auftauchen, erscheint für mich ein bisschen gar zu dick aufgetragen.

Fazit:

Das Ende der Trilogie, die nach Angabe der Autorin, wahre Begebenheiten aus ihrer Familie enthält, gleitet für meinen Geschmack ein wenig Richtung Kitsch ab. Leider kann ich hier nur 3 Sterne vergeben, schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre