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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2023

Ein fesselndes Sachbuch

Ndrangheta
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Die niederländische Journalistin Sanne de Boer hat ein beeindruckendes Sachbuch über die Ndrangheta, die wohl mächtigste Mafia der Welt geschrieben. Während die diversen Mafia-Clans durch lautes Getöse ...

Die niederländische Journalistin Sanne de Boer hat ein beeindruckendes Sachbuch über die Ndrangheta, die wohl mächtigste Mafia der Welt geschrieben. Während die diversen Mafia-Clans durch lautes Getöse - sprich Bandenkriege - auf sich aufmerksam mach(t)en, ist es der Ndrangheta gelungen unter dem Radar der Polizei ihr weit verzweigtes Netzwerk aufzubauen.

Meine Meinung:

Das Buch fasziniert und erschreckt zugleich. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, das verzweigte Netzwerk den Leser darzustellen, das von Kalabrien aus agiert.

Die einzelnen Kapitel sind gut strukturiert. Sanne de Boers Schreibtsil ist sachlich und anschaulich. Die Leser erfahren viel über die juristische Praxis in Italien sowie über Aussteiger, Opfer sowie juristische Mängel bei der Verfolgung der Mafia in Deutschland.

Interessant sind die Informationen aus den Niederlanden. Mit diesen Informationen sind die Berichte über eine Gefährdung der niederländischen Thronfolgerin, die vor Kurzem durch die Medien gegeistert sind, verständlicher.

Das Cover passt vorzüglich zu diesem Sachbuch: wie ein Krake breitet die Organisation ihre Tentakel aus. Kaum hackt man einen Arm ab, wächst schon wieder ein neuer nach.

Fazit:

Ein aufschlussreiches Sachbuch, das fesselnd über die vermutlich größte Verbrecherorganisation Europas berichtet. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.01.2023

Ein penibel recherchierter hist. Roman

Jack Bannister - Herr der Karibik
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Vom Kapitän eines Handelsschiffs zum legendären Piraten

Der deutsche Autor Mac P. Lorne lässt in seinem penibel recherchierten und gekonnt erzählten historischen Roman die Zeit der Freibeuter im 17. Jahrhundert ...

Vom Kapitän eines Handelsschiffs zum legendären Piraten

Der deutsche Autor Mac P. Lorne lässt in seinem penibel recherchierten und gekonnt erzählten historischen Roman die Zeit der Freibeuter im 17. Jahrhundert wieder aufleben.

Joseph „Jack“ Bannister ist Erster Offizier auf einem englischen Handelsschiff, dessen Kapitän ein ängstlicher Mann ist und sich während der ganzen Reise in seiner Kajüte regelrecht verbarrikadiert. Auf der Heimreise von aus der Karibik wird das Schiff von Piraten angegriffen. Bannister schätzt die Lage richtig ein, übernimmt das Kommando und schlägt die Piraten. Das einzige Opfer ist der Kapitän, den er zuvor in der Kapitänskajüte eingesperrt hat, weil er das Schiffe den Freibeutern kampflos ausliefern wollte ...

Zurück in England erhält er von der Royal African Company (RAC) das Kommando über die „Golden Fleece“, einer gut bewaffneten Galleone. Bannister weiß nicht, dass dies nicht ausschließlich seiner Seemannskunst zu verdanken ist, sondern vielmehr der Affäre seiner Frau mit dem intriganten wie einflussreichen Nicholas Crispe, der seinen Widersacher gerne weit weg haben will.

Als Bannister 1684 früher als geplant nach Hause kommt und Zeuge des Ehebruchs seiner Frau mit einem Mitglied der königlichen Familie wird, sagt er der RAC und dem Haus Stuart den Kampf an.

Er stiehlt die „Golden Fleece“, segelt in die Karibik und bringt ein englisches Schiff nach dem anderen auf, um sowohl dem Königshaus als auch der Royal African Company möglichst hohe Verluste zu bescheren.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman ist penibel recherchiert, obwohl es über Jack Bannister wenig gesichertes Material gibt. Erst ab 1684 ist sein Leben gut dokumentiert. Gekonnt füllt der Autor die Lücken in der Biografie mit historischen Fakten. Neben großem nautischen Fachwissen besticht der Roman durch lebendige Erzählweise. Wir Leser dürfen die Strapazen einer Seereise von England über Westafrika in die Neue Welt hautnah miterleben. Dabei wird auch der unmenschliche Sklavenhandel für die karibischen Zuckerrohrplantagen nicht ausgespart.

Auch die Willkür und Macht sowie die Vergnügungssucht der herrschenden Klasse und ihrer Handlanger auf Kosten anderer ist Thema.

In einem Nachwort erzählt der Autor noch allerlei Wissenswertes über den historischen Jack Bannister und sein Schiff, dessen Wrack 2009 entdeckt worden ist. Für alle jene, die mit den nautischen Begriffen nicht so vertraut sind gibt es ein Glossar und Skizzen eines Seglers sowie am Beginn des Romans eine Landkarte mit deren Hilfe die Fahrten Jack Bannisters nachvollziehbar sind.

Fazit:

Eine fesselnde Reise in die Zeit der Piraten des 17. Jahrhunderts bei der ich mich keine Minute gelangweilt habe. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 07.01.2023

Eine gelungene Darstellung von Russlands Geschichte

Eine Geschichte Russlands
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Orlando Figes gilt als profunder Historiker und Kenner Russlands. In diesem Buch nimmt er seine Leser in die Geschichte Russlands mit. In den folgenden elf Kapiteln zeigt er die Entwicklung von deren Anfängen ...

Orlando Figes gilt als profunder Historiker und Kenner Russlands. In diesem Buch nimmt er seine Leser in die Geschichte Russlands mit. In den folgenden elf Kapiteln zeigt er die Entwicklung von deren Anfängen bis zum Angriffskrieg Putins auf die Ukraine.

Ursprünge
Einfluss der Mongolen
Zar und Gott
Zeit der Wirren
Russland blickt nach Westen
Napoleons Schatten
Ein Reich in der Krise
Das revolutionäre Russland
Der Krieg gegen das alte Russland
Vaterland
Ende

Historiker und Autor Orlando Figes präsentiert seinen Lesern die wechselhafte Geschichte Russlands. Er erläutert, warum der Vielvölkerstaat, trotz mehrfacher gewaltsamer Russifizierung kein echter russischer Staat mit einem eigenem Nationalgefühl geworden ist. Figes entzaubert den Mythos der „russischen Seele“, versucht darzustellen, warum sich nie eine ernst zunehmende Opposition entwickeln konnte und warum die Menschen mehrmals auf einen Diktator hereingefallen sind.

In keinem Land wird die Geschichte so oft umgeschrieben, wie in Russland. Was an der Vergangenheit nicht zum aktuellen Machthaber passt, wird mit allen Mitteln passend gemacht. Egal ob der Nachname des Herrschers Romanow, Lenin, Stalin, Chruschtschow, Breschnew oder eben Putin ist.

Das Buch ist ein gut zu lesendes Grundlagenwerk der Geschichte und erweitert das Basiswissen interessierter Leser. Die Anfänge sind vielleicht für jene, die in der Geschichte Russlands noch nicht so bewandert sind, ob der vielen Namen ein wenig unübersichtlich. Um sich hier zurechtzufinden gibt es einige Landkarten sowie Erläuterungen im Anhang.

Fazit:

Eine sehr gut geschriebenes Sachbuch, das wissenschaftliche Details für interessierte Leser gut aufbereitet und einprägsam erzählt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.12.2022

Ein gelungenes Debüt

Ginsterhöhe
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Dieser historische Roman, der auf der Geschichte eines real existierenden Dorfes in der Eifel basiert, ist das Debüt der Autorin Anna-Maria Caspari und Teil einer Trilogie.

Der Bauer Albert Lintermann ...

Dieser historische Roman, der auf der Geschichte eines real existierenden Dorfes in der Eifel basiert, ist das Debüt der Autorin Anna-Maria Caspari und Teil einer Trilogie.

Der Bauer Albert Lintermann kehrt aus dem Großen Krieg, wie man den Ersten Weltkrieg damals genannt hat, zerstört an Körper und Seele zurück. Eine Granate hat nicht nur seinen Freund Hennes getötet sondern auch seine linke Gesichtshälfte zerstört.

Nichts ist mehr so wie vor dem Krieg: Sowohl von den Dorfbewohnern als auch von seiner Frau Bertha, die sich regelrecht vor ihm ekelt, erfährt er Zurückweisung. Erst als er, nach der Geburt seiner Tochter Annemarie, mehrerer Operationen unterzieht, wird das Verhältnis - zumindest für eine gewisse Zeit - wieder besser.

Doch der Friede währt nicht lange. Die Lage der Eifel an der Grenze zu Belgien und Luxemburg, die Weltwirtschaftskrise und die damit verbundene Not, lassen neue Herausforderungen und Unheil in Form von „braunen Wolken“ am Horizont aufziehen.

Meine Meinung:

Anna-Maria Caspari zeichnet in diesem historischen Roman das Bild eines deutschen Dorfes. Sie lässt uns an den Veränderungen der Personen und deren Umfeld teilhaben.

Das Buch besticht durch seinen Erzählstil, in dem historische Ereignisse unaufgeregt in die Handlung und die Dialoge eingebettet sind. So mag ich das!
Ungeschönt spricht die Autorin das kollektive Trauma der Kriegsverletzungen an. Anders als in Frankreich, wo vor allem Versehrten mit Gesichtsverletzungen von Staat bestmöglich versorgt werden und als Helden gelten, wendet man sich in Deutschland angewidert von ihnen ab. Sie erinnern ja an die Niederlage im Krieg.

Auch der aufkeimende Nationalsozialismus, der letztendlich (fast) alle erfasst, und dem vor allem die Jungen erliegen, ist anschaulich dargestellt. Nur ganz wenige, wie Albert, Silvio oder Lene, durchschauen das Regime, wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven.

Ich bin schon auf den nächsten Teil der Trilogie gespannt, der unter dem Titel „Perlenbach“ demnächst erscheinen wird.

Fazit:

Dieser historische Roman ist ein gelungenes Debüt, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 31.12.2022

Fesselnd bis zur letzten Seite

Irisblütenmord
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Dieses Debüt von Julian Biberger hat es in sich.

Recht bald ist die Leserschaft mit einem grauslichen Mord konfrontiert, ja, sie ist quasi live dabei. Das Ermittlerduo Marc Steingruber und Clara Meißner ...

Dieses Debüt von Julian Biberger hat es in sich.

Recht bald ist die Leserschaft mit einem grauslichen Mord konfrontiert, ja, sie ist quasi live dabei. Das Ermittlerduo Marc Steingruber und Clara Meißner sind mit der Aufklärung vollauf beschäftigt. Da bleibt wenig Platz für ein Privatleben. Noch bevor die Ermittlungen einen nennenswerten Erfolg zeigen, gibt es eine zweite Leiche und ein Ende der Serie scheint nicht absehbar.

Seltsam ist, dass bei jedem Mordopfer eine getrocknete Irisblüte zu finden ist. Was will der Mörder damit sagen?

Meine Meinung:

Ich lese sehr gerne Krimis, die rund um den Bodensee spielen, denn das Schwäbische Meer bietet so allerlei Geheimnisse und Sagen.

Das Cover ist eine echte Wucht! Es zeigt das Schloss Monfort in Langenargen. Die Farbe lila (violett) gilt in der Psychologie als Farbe der Demut und Buße sowie der Selbstbesinnung. Diese Interpretation passt perfekt zu den Mordopfern, die weder Demut noch Selbstbesinnung kennen - da bleibt nur die Buße.

Der Schreibstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, was vermutlich am Alter des Autors liegt (geb. 1989). Die Einschübe im schwäbischen Dialekt sind einen Hauch zu viel. Jene Leser, die aus anderen Regionen Deutschlands bzw. Österreichs kommen, müssen diese Textstellen vermutlich laut lesen, damit es wieder passt.

Die historischen Einschübe in das 17. Jahrhundert machen den Krimi sehr spannend, da zu Beginn unklar ist, welche Bedeutung sie in der Gegenwart haben.

Als passionierte und geübte Krimileserin hatte ich recht bald eine Idee, wer und was hinter den Mordfällen steckt. Die Auflösung hat mir recht gegeben.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Krimidebüt 5 Sterne.