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Veröffentlicht am 21.12.2020

ALice von Battenberg - beinahe vergessen

Alice von Battenberg – Die Schwiegermutter der Queen
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Die Autorin lenkt die Aufmerksamkeit der Leser in dieser Biografie auf eine Frau, die verlassen, verraten und vergessen ist: Alice von Battenberg. Mutter von Prinz Philip, also Queen Elizabeths Schwiegermutter. ...

Die Autorin lenkt die Aufmerksamkeit der Leser in dieser Biografie auf eine Frau, die verlassen, verraten und vergessen ist: Alice von Battenberg. Mutter von Prinz Philip, also Queen Elizabeths Schwiegermutter.

Ich hatte schon das Vergnügen, die Lebensgeschichte der Alice von Battenberg kennenzulernen, nämlich in „Coburg Darmstadt Windsor“ von Mark Grinsted.

Alice wird im Buckingham Palace geboren. Man bemerkt erst recht spät, dass das Kleinkind nahezu taub ist. Doch mit eisernem Willen lernt sie in mehreren Sprachen Lippenlesen und Sprechen. Sie heiratet Andreas von Griechenland. Alice wird Mutter von vier Töchtern und einem Sohn, Philip, der als Gemahl der englischen Königin nach zahlreichen Irrungen des Lebens wieder in den Buckingham Palace einzieht.

Alice und Andreas Familienglück währt nicht lange, denn nach Putsch und Krieg muss die Familie Griechenland verlassen. Das unstete Leben bleibt Alice erhalten und schließt auch Aufenthalte in der Psychiatrie mit ein. Denn das Leben im Exil, ohne Beschäftigung und mit wenigen finanziellen Ressourcen lässt Alice sich in eine religiöse Traumwelt flüchten. So sieht sie sich als eine Art Nonne und trägt nur mehr einen schlichten grauen Habit. Allerdings hat sie nicht allen weltlichen Genüssen abgeschworen, denn sie raucht wie ein Schlot und spielt Karten.

Während des Zweiten Weltkriegs befindet sich Alice wieder in Griechenland und versteckt eine jüdische Familie, der sie damit das Leben rettet. Dafür wird sie 1994 posthum als „Gerechten unter den Völkern“ in Yad Vashem geehrt.

Nach einem neuerlichen Militärputsch muss sie Griechenland 1967 verlassen und lebt bis zu ihrem Tod 1969 in Buckingham Palace.

Meine Meinung:

Alice von Battenberg ist eine der zahlreichen Prinzessinnen aus dem weitverzweigten Hause Coburg-Darmstadt-Windsor, die aus Staatsräson kreuz und quer in Europa verheiratet wurden. Bekannte Verwandte sind Alix, die spätere Alexandra Fjodorowna, letzte Zarin von Russland sowie deren Schwester Elisabeth „Ella“, die ebenfalls einen Romanow geheiratet hat und ermordet wurde.

Alice‘ Leben ist jedenfalls an Tragödien reich und so scheint es nicht verwunderlich, dass sie psychische Probleme bekommen hat. Ohne Vermögen, ohne Aufgabe - eine schwierige Konstellation für eine ehemalige Prinzessin.

Katrin Feuerstein-Praßer schildert das Leben der Alice von Battenberg anhand von zahlreichen Dokumenten und kann ein recht umfassendes Bild erstellen. Der Schreibstil passt gut zu einer Biografie. Einige Fotos ergänzen das Buch genauso wie die Stammtafeln, ohne die man sich im Gewirr der weitverzweigten Familie verirrt.

Fazit:

Eine Biografie einer Prinzessin abseits von Yellow Press und Glamour. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.12.2020

Perfektionismus ist eine Sackgasse der Evolution

Renée Schroeder
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„Eine Wissenslücke zu offenbaren ist das Gegenteil von Schwäche“

Ursula Nenzdig hat mit Renée Schröder schon drei Bücher herausgebracht. Da liegt es doch nahe, gleich eine Biografie zu verfassen.

Wie ...

„Eine Wissenslücke zu offenbaren ist das Gegenteil von Schwäche“

Ursula Nenzdig hat mit Renée Schröder schon drei Bücher herausgebracht. Da liegt es doch nahe, gleich eine Biografie zu verfassen.

Wie der Untertitel „Alle Moleküle immer in Bewegung“ so passend zeigt, ist auch Renée Schröder immer in Bewegung. Stillstand geht für die Wissenschaftlerin so ganz und gar nicht, das zeigt ihr Lebenslauf deutlich. 1953 in Brasilien geboren, übersiedelt sie als Kind mit ihrer Familie nach Luxemburg, um dann als Teenager in Bruck an der Mur zu landen, wo ihr Vater für einen Stahlkonzern arbeitet. Doch damit ist ihre Reise noch lange nicht zu Ende. Ihre Wanderjahre absolviert sie in München, Paris und den USA, um anschließend in Wien ihre berufliche Heimat zu finden. Nach ihrer Pensionierung kauft sie in Salzburg einen Bauerhof und beginnt eine neue Karriere als Biobäuerin mit dem Forschungsprojekt „Wildkräuter“.

In ihrer Fachrichtung Biochemie ist sie häufig die einzige Frau. Ob als Studentin oder dann als Lehrende. Immer wieder wirft man ihr Prügel vor die Beine und so wird Renée Schröder zu einer glühenden Feministin. Immer wieder stößt die überzeugte Atheistin auf männlichen Klüngel. Als Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften muss sie erleben, dass Frauen wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden und zieht, als alle Bemühungen hier Änderungen durchzusetzen, keinen Erfolg zeigen, die Konsequenzen, und tritt aus der elitären Vereinigung aus. Und typisch österreichisch, macht dieser Austritt Renée Schröder der Öffentlichkeit bekannter als ihre wissenschaftliche Tätigkeit.

„Frausein wurde lange Zeit als Mangelzustand, als „Nicht-Mann“ definiert.“.

Meine Meinung:

Diese Biografie liest leicht und locker, fast wie ein Interview und gibt Einblick in das Leben der unkonventionellen Wissenschaftlerin.

Fazit:

Eine spannende Biografie über eine außergewöhnliche und konsequente Frau, der gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 20.12.2020

150 Jahre deutsche Militärgeschichte

Deutsche Krieger
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Sönke Neitzel, Historiker und Autor zahlreicher Sachbücher, beleuchtet in diesem, seinem neueste Werk, die Rolle der deutschen Soldaten vom Kaiserreich bis in die Gegenwart. Er spannt dabei den Bogen vom ...

Sönke Neitzel, Historiker und Autor zahlreicher Sachbücher, beleuchtet in diesem, seinem neueste Werk, die Rolle der deutschen Soldaten vom Kaiserreich bis in die Gegenwart. Er spannt dabei den Bogen vom Militär im Kaiserreich, über die Reichswehr der Weimarer Republik, Hitlers Wehrmacht, beiden deutschen Armeen in der BRD und der DDR, bis hin zur Bundeswehr heute.

Dabei entdeckt der geneigte Leser, dass es, allen politischen Staatsformen zum Trotz, durchaus Parallelen gibt. Vorrangig natürlich den Mangel an Ressourcen: Sei es geeignetes Personal, funktionierende Ausrüstung und/oder ausreichende Finanzierung.

Sehr spannend ist auch, zu lesen, dass die Umstellung eines Friedensheeres in ein Kämpfendes gar nicht so leicht war/ist.

Das Buch ist akribisch recherchiert. Davon zeugen die zahlreichen Fußnoten, die den interessierten Leser zu weiteren Quellen führen. Der Autor hat mehr als 200 Zeitzeugen interviewt. An jenen Stellen, die nicht eindeutige belegbar sind, wird dies klar und deutlich angeführt. Sehr angenehm ist, dass sich der Autor mit seiner eigenen Meinung zurückhält, dafür aber faktenbasiert und sachlich schreibt.

Sönke Neitzel zeigt auch die Skandale und Nachlässigkeiten beim Aufbau der deutschen Bundeswehr auf. Ich, als Österreicherin, habe lange geglaubt nur das österreichische Bundesheer ist wenig angesehen, kaputt gespart und „nur bedingt einsatzbereit“. Dass auch die deutsche Bundeswehr davon und in welchem Ausmaß betroffen ist, hat mich doch ein wenig überrascht.

Fazit:

Ein interessantes Sachbuch, das unterschiedlichen Mythen sachlich und neutral nachgeht und auch unangenehme Tatsachen nicht auslässt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Ein opulentes Buch über die Geschichte der Landkarten

Auf einem Blatt die ganze Welt
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Oh, noch ein Buch über Landkarten? Gibt es nicht schon genügend davon? Das mag so mancher denken, der das erste Mal von diesem Buch hört. Doch dem ist nicht so. Denn Journalist und Autor Thomas Reinertsen ...

Oh, noch ein Buch über Landkarten? Gibt es nicht schon genügend davon? Das mag so mancher denken, der das erste Mal von diesem Buch hört. Doch dem ist nicht so. Denn Journalist und Autor Thomas Reinertsen Berg hat als Norweger eine natürliche Affinität zu seiner Heimat, sowohl im Detail als auch zum Hohen Norden im Allgemeinen.

In zehn großen Kapiteln spannt Journalist und Autor Thomas Reinertsen Berg den Bogen der ersten Landkarten bis hin zur heutigen digitalen Weltkarte.

Die ersten Weltbilder
Wie Frösche um einen Teich
Heilige Geografie
Der erste Atlas
In die Welt hinaus
Die großen Vermessungen
Weiße Flecken im Norden
Aus der Luft betrachtet
Der blaue Planet
Die digitale Welt

Thomas Reinertsen Berg erzählt die Geschichte der Kartografen und Globenbauer. Er nimmt uns Leser mit auf eine Reise durch die Jahrtausende. Stationen wie Antwerpen (S. 101), dem Zentrum der Kartografie im 16. Jahrhundert, wo Abraham Ortelius 1570 den ersten modernen Atlas geschaffen oder nach Tirol, wo Peter Anich seinen Atlas Tyrolensis (S. 180) angefertigt hat. IM Kapitel „Die großen Vermessungen“ widmet sich der Autor den großen Triangulierungen in Frankreich durch Cassini bzw. dem britischen Ordnance Survey. Schade, dass die Josephine oder die Franciszeische Landesaufnahme der Österreichischen Erblande keinen Eingang in dieses tolle Buch gefunden hat. Aber deren Geschichte würde den Rahmen wohl sprengen.

Insgesamt präsentiert der Autor 49 faszinierende Karten, die auch noch farbig jeweils auf Doppelseiten abgebildet sind. Man spürt seine Liebe zu Karten, wenn er wir folgt anmerkt:
»Ich weiß noch, wie gerne ich als Kind in meinem Atlas blätterte und um die Welt reiste. Aber es gab nie etwas darüber, warum die Karten erstellt wurden – oder wer sie gezeichnet hat. Dieses Buch ist nun die Gelegenheit für mich, die Geschichten all jener Frauen und Männer zu erzählen, deren erstaunliche Arbeit es verdient, gefeiert zu werden.« Thomas Reinertsen Berg

Fazit:

Nein, man kann nie genug Bücher über Landkarten haben. Hier wird deren Geschichte spannend erzählt und mit prächtigen Faksimiles bebildert. Gerne spreche ich für dieses Buch, das sich als Geschenk bestens eignet, eine Leseempfehlung aus gebe ihm 5 Globen.

Veröffentlicht am 13.12.2020

Ein Verbrechen zieht das nächste nach sich

Die Tote vom Dublin Port
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Aislyn, die Freundin von Pub-Musiker und Privatermittler Russel O’Leary wird tot am Dublin Port gefunden. Die Obduktion ergibt, dass sie an einer Überdosis Kokain gestorben ist. Russel weiß genau, dass ...

Aislyn, die Freundin von Pub-Musiker und Privatermittler Russel O’Leary wird tot am Dublin Port gefunden. Die Obduktion ergibt, dass sie an einer Überdosis Kokain gestorben ist. Russel weiß genau, dass Aislyn keine Drogen nahm und beginnt zu recherchieren. Gleichzeitig ist sein Freund Detective Declan Walsh mit einer Serie Frauenmorde beschäftigt, die ein ähnliches Muster aufweisen, wie der Tod von Aislyn. Gibt es hier einen Zusammenhang? Und warum ist Aislyns Akte beim Drogendezernat als abgeschlossen klassifiziert? Ausgerechnet auf der Niederschrift der Aussage eines Zeugen, der die augenscheinlich betrunkene Aislyn mit einem Mann in einem Aston Martin mitten in der Nacht am Hafen gesehen hat, die Unterschrift des aufnehmenden Beamten unleserlich? Zufall, oder steckt da mehr dahinter?

Je tiefer Russel und Declan in die Ermittlungen rund um Aislyns Tod eintauchen, desto klarer wird, dass die junge Frau ein fast perfektes Doppelleben geführt hat.

Meine Meinung:

Mara Laue hat hier einen klassischen Ermittler-Krimi zu Papier gebracht: Spannend, realistisch, gut recherchiert und flüssig geschrieben.

Die Charaktere sind glaubhaft dargestellt. Russel, der sich als Pub-Musiker und Privatermittler seinen Lebensunterhalt verdient ist nicht halb so ehrgeizig wie Aislyn, die von einer Karriere als Musikerin in einem großen Orchester träumt. Diesem Ehrgeiz opfert sie einiges, letztlich ihr Leben.

Declan Walsh ist ein tougher Ermittler und guter Freund. Obwohl er eigentlich gegen die Dienstvorschriften verstößt, wenn er mit Russel die Ermittlungsergebnisse bespricht, kann ich ihn gut verstehen. Als Polizeibeamten sind ihm für die eine oder andere Recherche die Hände gebunden. Der Austausch zwischen Russel und Declan ist fair. Keiner enthält dem anderen etwas vor. Überhaupt scheint das Arbeitsklima bei der Garda ein gutes zu sein. Eine Vorgesetzte, die vor ihren Mitarbeitern steht und die ihnen zuhört, wenn sie die Ergebnisse vortragen. Kein schrulliger Gerichtsmediziner oder ein überehrgeiziger Staatsanwalt - damit hebt sich dieser Krimi wohltuend von der Masse der aktuellen Krimis ab.

Ich bin zwar dem Täter und seinem Umfeld recht bald auf die Spur gekommen, doch das hat der Spannung nicht geschadet.

Wie sagten schon die alten Lateiner? „Crimen criminem invocat!“ (Ein Verbrechen zieht das andere nach sich!)

Fazit:

Freunde von klassischen Ermittler-Krimis werden hier ihre Freude haben. Gerne gebe ich diesem Krimi 5 Sterne.