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Venatrix

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Hochzeit mit Hindernissen

Trügerische Provence
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Endlich ist es soweit! Albin Leclerc, seines Zeichens Commissaire im (Un)ruhestand, und die Floristin Veronique werden heiraten! Die Vorbereitungen dafür laufen. Doch Albin kann dem hektischen Getue wenig ...

Endlich ist es soweit! Albin Leclerc, seines Zeichens Commissaire im (Un)ruhestand, und die Floristin Veronique werden heiraten! Die Vorbereitungen dafür laufen. Doch Albin kann dem hektischen Getue wenig abgewinnen. Da kommt ihm die verschwundene koreanische Geigerin gerade recht. Ob sie ihren Freund ermordet und anschließend mit dem Impresario durchgebrannt ist?

Als dann noch zwei weitere Geigenvirtousinnen mitsamt ihren wertvollen Instrumenten verschwinden, ohne dass eine Lösegeldforderung eintrifft, ist guter Rat teuer.

Albin kann es nicht lassen und beginnt, immer Mops Tyson im Schlepptau, mit seinen ganz eigenen Ermittlungen. Dass er dabei seine Hochzeit links liegen lässt, versteht sich von selbst. Wird er es rechtzeitig zur Trauung schaffen?

Meine Meinung:

Wie wir es vom Autor gewöhnt sind, spielen neben den Ermittlern, deren Familie und Mops Tyson auch die Landschaft eine große Rolle. Diesmal ist der Mont Ventoux, das Mekka der Radrennfahrer, im Mittelpunkt.

Ein klein wenig hat mich diesmal gestört, dass zusätzlich zu den privaten Zores von Albins Tochter, einiges aus den polizeilichen (Vor)Leben von Cat Castel eine große Rolle spielt. Das ist zwar sehr interessant und spannend, hätte mir aber in einem eigenen Band besser gefallen, weil es hier ja um Albins Hochzeit gehen sollte. Aber, das ist jammern auf hohem Niveau.

Launig und tiefsinnig sind wieder die Dialoge zwischen Hund und Herrl.

Geschickt lockt der Autor uns und die Ermittler auf falsche Fährten. Gemeinsam mit Cat Castel bin ich schnaufend auf dem Mont Ventoux gestanden.

Ich freue mich schon auf den nächsten Band, der für das Frühjahr 2023 angekündigt ist. Da hier die Hochzeitsreise von Albin und Veronique in ein tropisches Inselparadies ansteht, bin ich schon neugierig, ob Albin auch dort „ermittelt“. Zutrauen würde ich es ihm.

Fazit:

Ein gelungener Provence-Krimi, der Urlaubsfeeling hervorruft. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.04.2022

Unsere Ernährung kann das Weltklima retten

Eine Bohne rettet die Welt
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Autor Matthias Krön zeigt uns mit diesem Buch einen möglichen Ausweg aus der Klimakrise. Wie soll das geschehen? Wer sind die Profiteure, wer die Verlierer? Ein weiterer Aktivist mit Missionseifer?

Nein, ...

Autor Matthias Krön zeigt uns mit diesem Buch einen möglichen Ausweg aus der Klimakrise. Wie soll das geschehen? Wer sind die Profiteure, wer die Verlierer? Ein weiterer Aktivist mit Missionseifer?

Nein, sachlich, aber dennoch mit Leidenschaft legt er dar, dass durch den europaweiten Anbau der Sojabohne, der ökologische Fußabdruck drastisch verkleinert werden kann. Wie das geschehen kann?

Durch den Anbau der Sojabohne in Europa. Derzeit wird der Soja vorrangig in Südamerika angebaut, wofür Tausende Quadratkilometer an Regenwald gerodet werden. Anschließend wird das Soja rund um den Erdball transportiert, um in riesigen Mastbetrieben als Viehfutter zu dienen, damit die Konsumenten möglichst billiges Fleisch auf den Teller bekommen können.

Der Wert der Sojabohne ist seit 3000 Jahren bekannt. In Asien als Nahrungsmittel für Menschen genutzt, wird die eiweißreiche Pflanze aus der Familie der Leguminosen derzeit eben als Viehfutter und zur Erzeugung von Öl, das dann dem Treibstoff beigemengt wird, angebaut. Welch Dimensionen der Soja-Anbau angenommen hat zeigt die Statistik. Im Jahr 1960 wurden rund 17 Millionen Tonnen Soja geerntet, 2017 bereits 335 Millionen Tonnen.

Würde Soja in den fruchtbaren Gebieten Osteuropas (Bulgarien, Rumänien und der Ukraine etc.) angebaut, bliebe die Wertschöpfung in Europa, die Arbeitslosigkeit könnte gesenkt werden, die Bauern hätten ein ordentliches Auskommen und vor allem die CO2-Belastung würde dramatisch sinken. Und warum passiert das nicht? Weil die Tonne Europäisches Soja um rund 15 Euro teurer ist, als Importiertes aus Südamerika (oder den USA). Man müsste die Preise für Fleisch im Supermarkt anheben, was wiederum den Konsumenten (angeblich) nicht zuzumuten sei.
Aber Millionen für sogenannte CO2-Zertitfikate auszugeben, ist der Bevölkerung schon zumutbar?

Matthias Krön hält sich aber nicht mit theoretischem Geplänkel auf. Er hat gegen zahlreiche Widerstände der Agrarlobby den Verein „Donau Soja“ gegründet.
Inzwischen ist Österreich mit rund 70.000 km² Anbaufläche der viertgrößte Soja-Produzent in Europa. Damit kehrt die Soja-Bohne wieder zu ihrem Ursprung zurück, denn bereits 1875 gab es erste Anbauversuche durch die Universität für Bodenkultur.

Wenn man noch bedenkt, dass für die Herstellung von Düngemitteln für die Landwirtschaft Megatonnen von Erdgas benötigt werden, so ist es ein Gebot der Stunde, auf den Anbau der Sojabohne umzusteigen, die nahezu ohne Düngemittel auskommt, da sie in ihren Wurzeln durch ein spezifisches Bakterium den Dünger Stickstoff selbst produziert.

Fazit:

Wenn die wertvolle Eiweißquelle Soja Menschen statt Tiere ernährt, ist ein wichtiger Schritt zur Umkehr getan. Der Autor zeigt, wie das – mit Hilfe von Soja aus europäischem Anbau – gelingen kann. Ich gebe diesem Buch natürlich 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.04.2022

Späte Aufarbeitung der Vergangenheit

Die Internationale Stiftung Mozarteum und der Nationalsozialismus
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Spät, aber doch, stellt sich die „Internationale Stiftung Mozarteum“ ihrer unrühmlichen Vergangenheit während der NS-Zeit.

„...Lange haben wir uns nicht die Frage gestellt, welche Rolle die "Stiftung ...

Spät, aber doch, stellt sich die „Internationale Stiftung Mozarteum“ ihrer unrühmlichen Vergangenheit während der NS-Zeit.

„...Lange haben wir uns nicht die Frage gestellt, welche Rolle die "Stiftung Mozarteum" eigentlich in den Jahren zwischen 1938 und 1945 im Kulturleben der Stadt Salzburg und darüber hinaus gespielt hat, welchen Zielen die damals amtierenden Herren in der Leitung der Stiftung gedient, was sie während dieser sieben Jahre tatsächlich getan und was sie unterlassen haben....“ (Dr. Johannes Honsig-Erlenburg, aktueller Präsident der Stiftung im Vorwort)

Die beiden Herausgeber Alexander Pinwinkler und Oliver Rathkolb haben nun insgesamt 13 Aufsätze von sechs Historikern und einer Historikerin in diesem Buch veröffentlicht. Damit wird eine jahrzehntelang klaffende Lücke in der Geschichte der „Internationalen Stiftung Mozarteum“ endlich geschlossen.

Anhand erstmals ausgewerteter Quellen werden so manche, vom Rassenwahn geleitete Projekte beleuchtet. Die Vereinnahmung Wolfgang Amadeus Mozarts als „Arier“ wird ebenso behandelt wie die Aktivitäten des damaligen Präsidenten Albert Reitter.

Dem Vernehmen nach ist ein zweiter Band in Arbeit, der die Entwicklung in den Nachkriegsjahren sowie die Auslandsbeziehungen aufarbeiten soll. Auch hier ist mit spannenden Enthüllungen zu rechnen.

Meine Meinung:

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Aufarbeitung und daher entsprechend stringent aufgebaut. Es ist vermutlich nicht für das breite Publikum gedacht, sondern für jene, die sich kritisch mit Kulturvereinen und deren Verhalten in der NS-Zeit auseinandersetzen wollen. Bislang gab und gibt es hier nach wie vor einiges aufzuarbeiten.
Zahlreiche Zitate, Fotos und Faksimiles aus den Originaldokumenten ergänzen dieses Werk.

Fazit:

Eine längst fällige Auseinandersetzung einer Kulturinstitution mit ihrer unrühmlichen Vergangenheit. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.04.2022

Sieben auf einen Streich

Inselwandern in Kroatien
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Autorin Eva Gruber, die ich schon von anderen Publikationen kenne, lädt ihre Leser diesmal ein, einige der kroatischen Inseln zu erwandern. Ja, richtig gelesen - auf Schusters Rappen die Inseln erkunden. ...

Autorin Eva Gruber, die ich schon von anderen Publikationen kenne, lädt ihre Leser diesmal ein, einige der kroatischen Inseln zu erwandern. Ja, richtig gelesen - auf Schusters Rappen die Inseln erkunden. Entschleunigt und macht Spaß!

Folgende Inseln dürfen wir gemeinsam mit Eva Gruber in 35 Wanderungen per pedes erleben:

Krk
Cres
Lošinj
Pag
Korčula
Hvar
Pelješac

Zu Beginn gibt es eine allgemeine Einführung über die beste Zeit für die Wanderungen, die Ausrüstung und - Achtung! - die Warnung vor unvorhersehbaren Gewittern.

Dann kann es aber schon losgehen. Auf 35 Wanderungen, die manchmal eher gemütlichen Spaziergängen ähneln, kann man die karge mediterrane Landschaft genießen. Allerdings gibt es auch anderes zu entdecken: blaues Meer, malerische Buchten, den archäologischen Wanderweg in Orebic oder die Überreste des k.und k. Flairs auf Lošinj.

Seglern sind die kroatischen Inseln natürlich gut bekannt und laden zum Anlegen ein.

Das Buch ist gut strukturiert. Für jede der sieben Inseln gibt es einen farblichen Akzent, der ein schnelles Wiederfinden garantiert. Zahlreiche wunderschöne Fotos sowie Kartenausschnitte und Tipps für die Wanderungen komplettieren diesen tollen Urlaubsratgeber.

Fazit:

Sieben auf einen Streich - also kroatische Inseln - machen Lust auf Urlaub an der kroatischen Adria. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 24.04.2022

Eine Leseempfehlung

Der Führer und die Maus
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Schauplatz Berlin 1935: Adolf Hitler ist seit zwei Jahren Reichskanzler. Die Nürnberger Rassegesetze sind in Kraft, Juden und Andersdenkende werden verhaftet und in Lager gesteckt. Daneben will der NS-Staat ...

Schauplatz Berlin 1935: Adolf Hitler ist seit zwei Jahren Reichskanzler. Die Nürnberger Rassegesetze sind in Kraft, Juden und Andersdenkende werden verhaftet und in Lager gesteckt. Daneben will der NS-Staat mit allen Mitteln eine eigene grandiose Filmindustrie aufbauen. Blöd nur, dass die führenden Köpfe, jüdische Regisseure wie Schauspieler und Drehbuchautoren aus dem Land vertrieben worden sind. Die wenigen, die noch geblieben sind, versuchen soweit es geht, unsichtbar zu bleiben. Soweit der geschichtliche Hintergrund, vor dem dieser als Krimi deklarierte historische Roman spielt.

Der halbjüdische Künstleragent Max Horwitz will auch in das aufstrebende Zeichentrickfilm-Geschäft à la Walt Disney einsteigen. Dafür engagiert er einen Zeichner, einen Musiker und einen Schauspieler. Bei einer Razzia der SA werden die Skizzen des jüdischen Zeichners beschlagnahmt und landen im Propagandaministerium, wo man über die geheime Vorliebe des Reichskanzlers für Zeichentrickfilme weiß. Gleichzeitig erkennt dort Ministerialrat Dr. Keller den Wert der Zeichnungen für die Propaganda. Die fieberhafte Suche nach dem Zeichner beginnt.
Vorerst fügen sich Horwitz und seine Leute den Avancen des Propagandaministeriums und liefern Dr. Keller einen Trickfilm mit Schwein, Dachs und Gans. Gleichzeitig suchen sie heimlich einen Ausweg aus der tödlichen Umarmung des Regimes, denn allen ist bewusst, dass sie auf Gedeih und Verderb den Launen von Hitler & Co ausgesetzt sind.

»Büzzje, büzzje, büzzje …« Die Frauen hielten jetzt ihre Pässe hoch, stürmten auf die Männer zu, wollten die Pässe genauestens zeigen, die Grenzer dabei umarmen, lachend, albern, aufgedreht.
Grietje hatte sich dicht an einen der Beamten geschmiegt. »Na, Herr Kommissar, nun durchsuchen Sie mir doch mal ein büschen!«, sagte sie mit stark holländischem Akzent und wollte ihm dabei sogar die Dienstmütze vom Kopf nehmen, was der Mann aber verhinderte.
Den Grenzbeamten gelang es nur mühsam, die entfesselten Frauen zum Bus zurückzukomplimentieren. Eine nach der anderen stieg schließlich, laut singend und klatschend, wieder ein. Die Grenzer waren am Ende froh, einer warf noch einen kurzen Blick in den Bus, auf weitere Kontrollen wurde verzichtet. Die Tür schloss sich, der Schlagbaum öffnete sich, der Bus fuhr los.“


Meine Meinung:

Marc Hecht ist ein interessanter zeitgeschichtlicher Roman rund um die Propaganda in Nazi-Deutschland gelungen, der die Anachronismen des Diktators und seines Unrechtsregimes aufzeigt. Wenn man nicht über die fatalen Auswirkungen von Hitlers Größenwahn Bescheid wüsste, könnte man ja darüber fast lachen. Doch bei 6 Millionen ermordeten Juden bleibt einem das Lachen im Hals stecken.

So schmunzle ich über die Chuzpe von Max Horwitz und seinem Team, wie sie dem Regime doch noch, unter Zuhilfenahme moderner Medientechnik, ein Schnippchen schlagen.

Marc Hecht schafft es, die bedrohliche Szenerie der Diktatur sehr gut darzustellen und gleichzeitig, zumindest für diese Protagonisten, einen Hoffnungsschimmer am Horizont erscheinen zu lassen.

Fazit:

Diesem Roman über Mut und Moral in einer Zeit, in der ein falsches Wort zu falscher Zeit, den sprichwörtlichen Kopf gekostet hat, gebe ich gerne verdiente 5 Sterne und eine Leseempfehlung.