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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2025

Ganz schön frech

Das einzig wahre Benimmbuch für Kindergartenmonster
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Kindergartenmonster Alfred kommt super-selbstbewusst daher – kein Wunder, geht es doch nach eigenen Angaben schon mindestens hundertzehnig Jahre in den Kindergarten! Seine Leserinnen und Leser spricht ...

Kindergartenmonster Alfred kommt super-selbstbewusst daher – kein Wunder, geht es doch nach eigenen Angaben schon mindestens hundertzehnig Jahre in den Kindergarten! Seine Leserinnen und Leser spricht Alfred mit „kleines Pupsi“ an. Und zählt dann Doppelseite für Doppelseite insgesamt zehn Regeln auf, wie man sich als echter Kindergarten-Profi zu benehmen hat. Meine Kinder waren zunächst irritiert, aber auch sofort fasziniert. Vor allem, weil Besserwisser Alfred trotz seiner langjährigen Erfahrung da ziemlich viel falsch verstanden hat …

Die Kindergartenregeln kommen kurz und prägnant daher und sind allesamt das genaue Gegenteil von dem im Kindergarten erwünschten Verhalten. Da sie so selbstbewusst aufgestellt werden, staunten meine Kinder erstmal schweigend. Auf meine Nachfragen: „Ist das bei Euch auch so?“ kam aber ein immer lauteres, lang gezogeneres, fröhlicheres „Neeeeeeeein!“ Auf der letzten Seite steht dann die Aufforderung, Alfred die eigenen/eigentlichen Regeln zu erklären. So lange halten wir es bisher nicht aus und widersprechen Alfred schon vorher Seite für Seite. Das macht Spaß, genau wie die knallbunten Illustrationen mit den vielen unterschiedlich gearteten Monstern (die im Gegensatz zu Alfred alle nett und artig wirken). Ein witziges und ungewöhnliches Buch für Kindergartenkinder, das einen noch einmal anders über den Kindergartenalltag ins Gespräch kommen lässt.

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Veröffentlicht am 12.05.2025

Alle sind verdächtig

The Island - Auf der Flucht
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Hotelmanagerin Lola hat fluchtartig ihr altes Leben verlassen, um 32 Reisestunden später ein gänzlich neues zu beginnen. Was sich nicht ändert, ist ihr Job: dafür zu sorgen, dass alles glatt läuft und ...

Hotelmanagerin Lola hat fluchtartig ihr altes Leben verlassen, um 32 Reisestunden später ein gänzlich neues zu beginnen. Was sich nicht ändert, ist ihr Job: dafür zu sorgen, dass alles glatt läuft und gut betuchte Gäste glücklich sind. Und auch ihr Arbeitgeber ist im weitesten Sinne der gleiche geblieben: Milliardär Kip Clement ist Eigentümer der Hotelkette, bei der Lola bisher in Hongkong gearbeitet hat und zu deren karibischem Luxusresort Keeper Island sie jetzt wechselt. Das Gefühl eines Neuanfangs verblasst allerdings schon nach wenigen Stunden, als Resortchef Mike Moxham, den Lola noch aus Hongkong kennt, leblos aufgefunden wird. Dass sein Tod sofort als Unfall eingestuft wird, macht sie stutzig, denn sie weiß: Moxham lebte gefährlich. Doch ihre Nachforschungen bringen auch sie in Gefahr …

Das Cover von „The Island“ ist plakativ und in seiner Farbgebung ungewöhnlich – viel rot, weiß und blau machen es zum Eyecatcher. Und auch der Inhalt hat mich überzeugt; ich konnte diesen Thriller kaum aus der Hand legen. Keepers Island ist ein spannender Schauplatz: Abgehobene Gäste, bunt zusammengewürfelte Angestellte und ein patriarchalischer Hotelmogul garantieren viel Abwechslung – und hüten eine Menge Geheimnisse, denen Lola mal mehr, mal weniger gezielt auf die Spur kommt. Der trockene Humor der Ich-Erzählerin lockert das Ganze auf: „Ich brauchte eine Dusche, eine Mahlzeit, ein Bett, eine Gehirntransplantation.“ Und dann verwandelt sich das tropische Urlaubsparadies bei bestimmten Wetterbedingungen auch noch in ein Locked-Room-Szenario. Die Auflösung fand ich verblüffend, ungewöhnlich und überzeugend. Einfach ein richtig guter Thriller, der mich bestens unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 03.05.2025

Atmosphärischer Pageturner

The Surf House
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Das ist schon das dritte Buch, das ich von Lucy Clarke lese. „One of the Girls“ hatte mich begeistert und „The Hike“ war ebenfalls spannend, wenn auch nicht ganz so unvorhersehbar in seinen Plot Twists. ...

Das ist schon das dritte Buch, das ich von Lucy Clarke lese. „One of the Girls“ hatte mich begeistert und „The Hike“ war ebenfalls spannend, wenn auch nicht ganz so unvorhersehbar in seinen Plot Twists. „The Surf House“ steht in meinem persönlichen Ranking auf einer Stufe mit „One of the girls“ – ich habe mitgelitten, -gerätselt und war ziemlich gefesselt von den unerwarteten Wendungen. Zudem macht das Buch große Lust auf einen Surfurlaub in Marokko, auch wenn man noch nie ein Surfbrett in der Hand hatte. Lucy Clarkes Beschreibung von Wind und Wellen sind sehr atmosphärisch.

Nun aber zum Plot: Die 23-jährige Bea ist für einen Modeljob nach Marrakesch gekommen und sitzt kurz darauf ohne Pass, Geld und Plan, dafür aber mit einem ziemlichen Schock in Marokko fest. Glücklicherweise nimmt sich Marnie ihrer an, eine Auswanderin, die gemeinsam mit ihrem Mann eine kleine Strandpension betreibt – „The Surf House“ in einem Ort namens Mallah, das Bea schnell wie ein kleines Paradies vorkommt. Sie hat das Gefühl, langsam zu sich selbst zu finden, allerdings auch drängende Geldsorgen. Und dann kommt ein Amerikaner an, der seine verschwundene Schwester sucht, deren letzte gesicherte Station das Surf House war …

Ich habe gerade noch einmal nachgeschaut, ob der Verlag das Buch wirklich als Thriller und nicht als Roman bezeichnet. Wer atemlosen Nervenkitzel sucht, wird eventuell enttäuscht sein. „The Surf House“ ist spannend und stellenweise auch temporeich, hat aber auch viele ruhigere Passagen. Wie immer bei Lucy Clarke stehen zwischenmenschliche Beziehungen im Fokus. Diese schildert sie mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl, was die Geschichte bis hin zur Auflösung sehr plausibel wirken lässt. Und am Ende beweist die Autorin mal wieder, dass hochdramatische Showdowns ebenfalls zu ihrem Repertoire gehören. Ein rundum gelungener Pageturner.

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Veröffentlicht am 03.05.2025

Über Hilfsbereitschaft & Tortenglück

Schokotorte für alle!
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Wer kennt ihn nicht: Schokohunger! In diesem Fall sogar Schokotortenhunger. Hund Toni, die Hauptfigur dieses überaus niedlichen Bilderbuchs, will dem Abhilfe schaffen und backen. Doch eine elementare Zutat ...

Wer kennt ihn nicht: Schokohunger! In diesem Fall sogar Schokotortenhunger. Hund Toni, die Hauptfigur dieses überaus niedlichen Bilderbuchs, will dem Abhilfe schaffen und backen. Doch eine elementare Zutat fehlt: Schokolade! Gut, wenn man sich was von den Nachbarn leihen kann. Doch leider herrscht bei denen ebenfalls Schoko-Flaute. Allerdings haben sie, von Giraffe Matilde im ersten bis hin zu den Krokodilen Sophie, Karl und Lars im sechsten Stock, jede Menge gute Ideen, was Toni zusätzlich noch in seiner Torte verarbeiten könnte. Und so ist schließlich eine Heidelbeergelee-Mandel-Wackelpudding-Haselnusskeks-Bananen-Schokoladen-Torte mit bunten Zuckerstreuseln in Planung, von der Toni auch noch jeder Nachbarin und jedem Nachbarn ein Stück versprochen hat. Gut, dass dann alle nicht nur zum Essen, sondern auch zum Helfen vor der Tür stehen!

„Schokotorte für alle“ ist ein ganz entzückendes Buch, bei dem einfach alles stimmt: Die fröhlichen Illustrationen machen genauso viel Spaß wie der Text. Es kommen ganz unterschiedliche Hausbewohner und Lebensweisen vor, Hund Toni durchlebt beim Backen eine große Emotions-Bandbreite und die letzten Seiten haben schon fast Wimmelbildcharakter, weil alle Nachbarn versammelt sind und es so viele lustige Details zu entdecken gibt. Ganz am Schluss überrascht dann noch ein Rezept für Hundekekse – hier wäre eins für die (Original-)Schokotorte naheliegender gewesen, aber egal: ein tolles Buch, das auch schon Dreijährige begeistert.

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Veröffentlicht am 16.04.2025

Erst Luxusparty, dann Seenot

Die Yacht
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Aller guten Dinge sind drei! Tatsächlich ist das schon der dritte Thriller, den ich von Sarah Goodwin gelesen habe. Was die Autorin richtig gut kann: Verzweifelte Überlebenskämpfe schildern. Woran es ab ...

Aller guten Dinge sind drei! Tatsächlich ist das schon der dritte Thriller, den ich von Sarah Goodwin gelesen habe. Was die Autorin richtig gut kann: Verzweifelte Überlebenskämpfe schildern. Woran es ab und zu hapert: an der Plausibilität.

Hauptfigur Hannah freut sich auf die luxuriöse Silvesterparty ihrer Kindheitsfreundin Libby, die dieses Jahr auf einer an der Ligurischen Küste liegenden Yacht stattfindet. Die Anreise, die sie mit dem eigenen Auto möglichst kostengünstig gestaltet, ist zwar mühsam, doch sie will sich das Ganze auch nicht entgehen lassen. Schließlich ist Libbys Silvesterspektakel ihr jährlicher Ausflug in die Welt der Reichen und Schönen, zu der sie sonst keinen Zugang hat. Erst bei ihrer Ankunft wird Hannah klar, wie exklusiv die diesjährige Party ist: Sie sind gerade mal zu sechst auf der gar nicht so großen, aber extrem aufgemotzten Yacht, die gut vertaut im Hafen liegen bleiben soll. Doch am Neujahrsmorgen finden sich Hannah und die anderen plötzlich auf hoher See wieder und erkennen bald, dass sie aus eigener Kraft nicht zurück an Land kommen werden. Als von den sechs Anwesenden nur noch fünf auffindbar sind, spitzt sich die Lage immer weiter zu …

Goodwins neuester Thriller hat das Zeug zu einem fesselnden Pageturner: Locked-Room-Szenario, undurchschaubare Gruppendynamik und jede Menge Geheimnisse inklusive. Geschmälert wird das Lesevergnügen durch die zum Teil ziemlich eindimensional dargestellten Charaktere. Ich-Erzählerin Hannah mit ihren Nöten und Ängsten ist man dagegen ganz nah – das ist spannend und ließ mich am Ball bleiben. Vorteilhaft war auch, dass ich keine Ahnung von Yachten und Seewegen habe – denkt man jedoch etwas länger auf der ganzen Situation herum, stellt sich schnell die Frage, wie realistisch das Setting eigentlich ist. Insbesondere im letzten Drittel wurde die Geschichte wieder sehr abenteuerlich. In ihren Bann gezogen hat sie mich trotzdem – mit Schreibstil und Spannungsaufbau kann Goodwin größtenteils überzeugen.

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