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Veröffentlicht am 15.05.2021

Geschichtsunterricht mit Gefühl, Humor und Spannung.

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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Ein Roman mit historischem Hintergrund, der einiges zu bieten hat:

Das Cover finde ich mehr als gelungen und sehr aussagekräftig. Eine Frau, die ein Buch hinter dem Rücken versteckt und einen weinroten ...

Ein Roman mit historischem Hintergrund, der einiges zu bieten hat:

Das Cover finde ich mehr als gelungen und sehr aussagekräftig. Eine Frau, die ein Buch hinter dem Rücken versteckt und einen weinroten Rock mit weißer Bluse trägt. Ganz standesgemäß für die Zeit, in der diese Geschichte spielt: 1879. Side Fact: Weinrot steht für Mut und Würde.

Das ist die perfekte Einleitung für die Protagonistin Annabelle Archer. Diese Frau hat es nicht leicht im Leben. Sie muss für ihren Cousin schuften, auf seine Kinder aufpassen und als Dank bekommt sie… nichts. Eine Situation, in der sie nicht nur Stärke zeigt, sondern auch einen eisernen Willen und unglaublich viel Intelligenz. Ich muss sagen ich bin schwer beeindruckt und vielleicht auch ein bisschen verliebt in diesen Charakter. Sie ist sehr belesen und schafft es dadurch so manchen Mann in eine Richtung zu manipulieren, ohne dass dieser es überhaupt wahrnimmt. Eine sehr praktische Fähigkeit wie ich finde. Außerdem schafft sie es als eine der ersten Frauen an der Oxford University angenommen zu werden, wofür sie einer Frauenrechtsbewegung beitreten muss. Dabei schlagen ihr Sätze wie: „Es ist allgemein bekannt, dass Bildung sich schädlich auf das weibliche Gehirn auswirkt“ entgegen.

Solche und andere Sätze haben in mir Wut und Unglauben ausgelöst, aber genau das, was für uns heute völlig unverständlich ist, war damals Realität und der Gedanke, einer Frau Eigentums- geschweige denn Wahlrechte zuzusprechen völlig abwegig. Die Autorin schafft es auf eine unglaublich authentische Weise, den Leser in diese Zeit zu entführen. Die Sprache ist zeitgemäß, aber dennoch so, dass man schnell über die Seiten fliegen kann. Das und die tollen Anmerkungen am Ende des Buches zeugen von einer unglaublich aufwendigen Recherchearbeit.

Fließende Handlungen und unerwartete Wendungen halten die Spannung, sodass man gar nicht aufhören möchte zu lesen.
Neben Annabelle kommen noch viele weitere, auf ihre Art sympathische, Charaktere ins Spiel, die die Geschichte auflockern. Wenn Frauen gegen die Männerwelt in den Krieg ziehen, kann das nur auf Spaß hinauslaufen.

Selbstverständlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, aber dazu will ich noch gar nicht zu viel verraten.
Ich hätte wohl keine „züchtige“ Ehefrau abgegeben, die mit Anstandsdame im Gepäck schon in jungen Jahren versucht eine gute Partie zu finden und deren Lebensaufgabe es dann ist, ihren Gatten glücklich zu machen.

Dieses Buch hat mich sprachlos, dankbar und nachdenklich zurückgelassen. Ich wollte gar nicht, dass es schon vorbei ist, aber zum Glück kommt bald der nächste Band, in dem eine andere Rebellin uns ihre Geschichte erzählt. Ich freue mich jetzt schon drauf.

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