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WinfriedStanzick

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2017

Diese Ausgabe hat einem der wichtigsten Bücher der modernen Wissenschaft eine großartige und sehr gut lesbare Generalüberholung verschafft.

Die Entstehung der Arten
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Charles Darwin, Die Entstehung der Arten. Illustrierte Edition, Theiss 2017, ISBN 978-3-8062-3585-2

Darwins „Entstehung der Arten" ist nicht bloß irgendein Werk. Mit seinem Erscheinen 1859 löste es eine ...

Charles Darwin, Die Entstehung der Arten. Illustrierte Edition, Theiss 2017, ISBN 978-3-8062-3585-2

Darwins „Entstehung der Arten" ist nicht bloß irgendein Werk. Mit seinem Erscheinen 1859 löste es eine kopernikanische Wende in den Natur- und Geisteswissenschaften aus, die allein mit der Wende vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild vergleichbar ist.
Was ist die bedeutende Leistung Darwins?
Sie liegt nicht darin, eine Evolutionstheorie entwickelt zu haben - das vor ihm schon anderen (u.a. Lamarck) gelungen. Nein, ihm gelang es, einen Mechanismus anzugeben, mit dem eine Entwicklung von einfachen zu immer komplexeren Arten möglich schien. Diese Möglichkeit begründete er in seinem Werk so gewissenhaft, dass daraus eine wissenschaftliche Hypothese erwuchs, die bis heute die Grundlage der modernen Evolutionstheorie darstellt. Darwins Hebel war die natürliche Zuchtwahl (Selektion), die unter ganz bestimmten Umständen ein besser geeignetes Lebewesen gegenüber einem weniger gut geeigneten Lebewesen vorzieht. Damit löst sich Darwin von der Schöpfungslehre und stellt an die Stelle göttlicher Planung, den blinden Zufall.

Dabei geht Darwin in seiner „ Entstehung der Arten" nur in einem Nebensatz auf den Menschen ein, der aber auf jene, die sein Buch gelesen haben äußerst erhellend wirkt. So schreibt er gegen Ende seiner Ausführungen: „Licht wird auch fallen auf den Menschen und seine Geschichte."

So ist Darwins Werk ein Meilenstein der Wissenschaft. Seine Wirkungsgeschichte ist grandios. Darwins Gedankengut beeinflusste nicht nur die moderne Biologie und Anthropologie, sondern findet auch in den Sozial- und Geisteswissenschaft seinen Niederschlag.

Die hier vorliegende illustrierte Edition aus dem Theiss Verlag bietet interessierte Menschen die einzigartige Möglichkeit, das Original einmal selbst zu lesen, sic einzulassen auf seine akribische Arbeitsweise, seinen wissenschaftlicher Anspruch und viele stilistische Feinheiten.

Diese Ausgabe hat einem der wichtigsten Bücher der modernen Wissenschaft eine großartige und sehr gut lesbare Generalüberholung verschafft.


Veröffentlicht am 05.12.2017

Ein Bilderbuch, das schon kleinen Kindern etwas vermittelt vom Zauber des Lesens und der Bücher und ihrer Geschichten.

Maus, Maus, komm heraus
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Helga Bansch, Maus, Maus, komm heraus, Tyrolia 2017, ISBN 978-3-7022-3638-0

Schon in ihrem letzten Buch „Was macht die Maus?“ hat die österreichische Künstlerin und Kinderbuchautorin Helga Bansch die ...

Helga Bansch, Maus, Maus, komm heraus, Tyrolia 2017, ISBN 978-3-7022-3638-0

Schon in ihrem letzten Buch „Was macht die Maus?“ hat die österreichische Künstlerin und Kinderbuchautorin Helga Bansch die Figur einer kleinen Maus eingeführt, die kleinen Kindern helfen sollte bei ihrer Sprachentwicklung.

Nun hat sie mit ihren ganz typischen Illustrationen, die wir schon von vielen anderen Bilderbüchern von ihr kennen, die sie zum Teil mit anderen Autoren wie etwa Heinz Janisch veröffentlicht hat, die Maus wieder lebendig werden lassen. Sie steckt in vielen verschiedenen Büchern und die Kinder können sie herauslocken, damit sie ihnen etwas vorliest von Geschichten aus der ganzen Welt.

In schönen und lustigen Reimen entführt Helga Bansch mit ihren Bildern die Kinder in ferne und nahe Welten, nach Spitzbergen, in den Dschungel, auf den Rummel und „vielleicht auch noch ein kleines Stück von Freundschaft und vom Glück.“

Ein Bilderbuch, das schon kleinen Kindern etwas vermittelt vom Zauber des Lesens und der Bücher und ihrer Geschichten.





Veröffentlicht am 05.12.2017

Das schöne bei Mixtvision erschienene Bilderbuch ist für Kinder und Erwachsene geeignet

Das schwarze Schaf
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Italo Calvino, Lena Schall, Das schwarze Schaf, Mixtvision 2017, ISBN 978-3-95854-101-6

Der italienische Schriftsteller Italo Calvino (1923-1985) hat diese kleine Geschichte schon vor vielen Jahrzehnten ...

Italo Calvino, Lena Schall, Das schwarze Schaf, Mixtvision 2017, ISBN 978-3-95854-101-6

Der italienische Schriftsteller Italo Calvino (1923-1985) hat diese kleine Geschichte schon vor vielen Jahrzehnten geschrieben. Es geht ihm um die Beantwortung der Frage, wie eigentlich Reichtum und Armut auf die Welt gekommen sind. Er entwickelt dabei eine ganz eigene Theorie.

Es war einmal eine Stadt, in der alle Einwohner Diebe waren. Jeder bestahl jeden und so hatte jeder etwas. Doch irgendwann kann ein ehrlicher Mensch in die Stadt und machte dabei nicht mit. So brachte er das bisherige Gleichgewicht durcheinander und das Chaos begann zu regieren.

Auf eine komische und satirische Art gelingt es Calvino die Absurdität des Lebens zu beschreiben. Lena Schall hat dieses philosophische Kleinod mit einer Vielzahl von Techniken und Stilen illustriert und es so auch für Kinder interessant gemacht.

Das schöne bei Mixtvision erschienene Bilderbuch ist für Kinder und Erwachsene geeignet.


Veröffentlicht am 29.11.2017

Sven Görtz hat das Hörbuch gut eingelesen. Er lässt ohne viel eigene Interpretation in seine Stimme zu legen dem Text und seiner vielstimmigen und spirituellen Bedeutung genug Platz

Der Weg des Bogens
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Paulo Coelho, Der Weg des Bogens (Hörbuch), Diogenes 2017, ISBN 978-3-257-80387-7

Schon 2003 und dann wieder 2011 ist dieses kleine spirituelle Kleinod von Paulo Coelho auf Spanisch erschienen. Nun legt, ...

Paulo Coelho, Der Weg des Bogens (Hörbuch), Diogenes 2017, ISBN 978-3-257-80387-7

Schon 2003 und dann wieder 2011 ist dieses kleine spirituelle Kleinod von Paulo Coelho auf Spanisch erschienen. Nun legt, parallel zu einem Hörbuch, der Diogenes Verlag in Zürich die erste deutsche Buchausgabe seines vielleicht besten und tiefsten spirituellen Buches vor.
Es ist, eingebettet in eine kleine Geschichte, eine wunderbare und inspirierende Anleitung Coelhos über Ziele, wie man sich ihnen nähert, wie man sie verfolgt und erreicht und wie man sie wieder loslässt um sich dem nächsten zu widmen. Dabei ist „Der Weg des Bogens“ und das Bogenschießen und seine Elemente ein Sinnbild für das ganze Leben, wie wir es leben und mit Sinn erfüllen. Es geht viel um Haltung, um die Überwindung von Schwierigkeiten, um Standfestigkeit, und den Mut, riskante Entscheidungen zu treffen.

Es ist die Geschichte von Tsetsuya, der sich als bester Bogenschütze des Landes in ein abgelegenes Tal zurückgezogen hat und dort eine kleine Tischlerwerkstatt betreibt. Eines Tages bekommt er Besuch von einem anderen erfolgreichen Bogenschützen, der lange gesucht hat, bis er mit Hilfe eines Jungen Tsetsuya gefunden hat. Er will, sich mit ihm messen. Der nimmt die Herausforderung an und düpiert den ehrgeizigen Konkurrenten, der daraufhin abzieht, ohne dass er in die Kunst Tsetsuyas eingeführt worden wäre, wie er sich gewünscht hatte.

Stattdessen erklärt der Tischler dem Jungen auf dessen Frage hin auf dem Heimweg den „Weg des Bogens“ Er spricht über die sogenannten Verbündeten, die jeder erfolgreichen Schütze haben müsse, über den Bigen, den Pfeil, das Ziel, die Haltung, wie man den Pfeil hält, wie man den Bogen hält, wie man die Sehen spannt, wie man auf das Ziel blickt. Er spricht über den Augenblick des Abschusses, über die Wiederholung, über den Flug des Pfeils und schließlich über den Schützen selbst.

All diese Elemente stehen sinnbildlich für das gesamte Leben und jede einzelne Handlung in jedem einzelnen Leben. Coelho selbst hat dazu gesagt: „Ich habe diesen Text geschrieben, in dem Bogen, Pfeil und Ziel und Schütze Teil des gleichen Systems von Entwicklung und Herausforderung sind.“
Ich halte dieses mir bis heute unbekannte Buch für das beste von Pauli Coelho. Es kann und will immer wieder gelesen oder gehört werden.

Sven Görtz hat das Hörbuch gut eingelesen. Er lässt ohne viel eigene Interpretation in seine Stimme zu legen dem Text und seiner vielstimmigen und spirituellen Bedeutung genug Platz.

Veröffentlicht am 29.11.2017

Mit leichter Sprache auf hohem literarischem Niveau hat Judith Taschler einen Roman geschrieben über Liebe und Verrat, Freundschaft und Vertrauen und über den Tod

bleiben
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Judith W. Taschler, bleiben (tb), Droemer 2017, ISBN 978-3-426-30479-2
Zwanzig Jahre ist es her, dass sich die Cellistin Juliane und die drei jungen Männer auf einem überfüllten Bahnsteig des italienischen ...

Judith W. Taschler, bleiben (tb), Droemer 2017, ISBN 978-3-426-30479-2
Zwanzig Jahre ist es her, dass sich die Cellistin Juliane und die drei jungen Männer auf einem überfüllten Bahnsteig des italienischen Bahnhofs Roma Termini für kurze Zeit begegneten. Es war eine Begegnung von vier jungen Menschen, die alle an unterschiedlichen Wendepunkten ihres Lebens standen. Juliane war immer noch schwer traumatisiert durch den tödlichen Unfall ihres kleinen Bruders, an dem sie sich die Schuld gab. Paul war frisch geschieden nach einer unglücklichen Ehe, Felix auf der Suche nach der Lebensgeschichte seiner Mutter in Südtirol und Max träumte davon, Maler zu werden.

Die Skizzen, die Max damals auf dem Bahnsteig von der Cello spielenden Juliane machte, bildeten die Grundlage für ein Bild, das zwanzig Jahre später das Leben aller damals Beteiligten gehörig in Unordnung bringen wird.

Juliane hat den älteren Paul geheiratet, der um sie geworben hat und sie mit seinem tiefen Verständnis zu einer Form der inneren Heilung von ihrem Trauma brachte. Sie haben zwei Kinder und Juliane ist mit ihrer Familie und Paul glücklich.

Dennoch beginnt sie mit Felix, zu dem sie sich damals schon hingezogen fühlte, zwanzig Jahre später eine heftige Affäre, nachdem die beiden sich in einer Gemäldeausstellung, in der Julianes Porträt zu sehen ist, zufällig begegnen. Sie verlieben sich ineinander, und treffen sich heimlich über ein halbes Jahr lang.

Juliane ist voller Schuldgefühle, kann aber dennoch nicht von Felix lassen. In wechselnden Abschnitten mit Datumsangabe (von Juni 2015 bis Dezember 2015) erzählen die vier beteiligten Personen jeweils anderen, die lange unbekannt bleiben und mit deren Identität sich der Leser lange herumplagt, die aktuelle und die vergangenen Geschichte. Diese jeweiligen Ich-Erzählungen sind als eine Art Dialog komponiert, der allerdings nur in manchmal gestelzten Rückfragen des Erzählers an seinen stillen Zuhörer als solcher deutlich wird. Mir hat das nicht so gut gefallen, ich habe den Sinn nicht verstanden. Judith Taschler wäre besser bei der reinen Ich-Erzählung ihrer Protagonisten geblieben, zumal die jeweiligen Zuhörer für die ganze Geschichte wenig Bedeutung haben.

Nach einer längeren Reise, von der er sich nicht bei Juliane meldet, bricht Felix den Kontakt zu ihr plötzlich ab. Sie fühlt sich schlecht, verletzt und gedemütigt. Ausgerechnet von Paul, der mehr weiß, als sie annahm, erfährt sie nicht nur den Grund, sondern wieder einmal bedingungslose Annahme und Liebe.

Mit leichter Sprache auf hohem literarischem Niveau hat Judith Taschler einen Roman geschrieben über Liebe und Verrat, Freundschaft und Vertrauen und über den Tod.
Ich habe ihn bis auf die erwähnte kleine Irritation über ein Kompositionsmittel gerne und mit innerer Anspannung gelesen.