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Veröffentlicht am 24.08.2021

Ein toller Roman aus der Biedermeierzeit

Die Teehändlerin
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Klappentext von der Verlagsseite:

Die große Welt des Tees, das bewegende Schicksal einer starken Frau und der Aufstieg einer berühmten Kaufmannsfamilie: Teil 1 der Ronnefeldt-Saga

Frankfurt 1838: Als ...

Klappentext von der Verlagsseite:

Die große Welt des Tees, das bewegende Schicksal einer starken Frau und der Aufstieg einer berühmten Kaufmannsfamilie: Teil 1 der Ronnefeldt-Saga

Frankfurt 1838: Als Kaufmannstochter und Ehefrau des Teehändlers Tobias Ronnefeldt genießt Friederike es sehr, ab und an hinter der Theke ihres Geschäfts zu stehen – sie liebt den blumigen, leicht erdigen Duft der dunklen Teeblätter. Doch tiefere Einblicke in den Handel bleiben ihr verwehrt. Das ändert sich, als Tobias 1838 zu einer monatelangen Reise nach China, dem Land des Tees, aufbricht. Ausgerechnet jetzt, wo sie schwanger ist. Bald merkt sie, dass sie dem neuen Prokuristen, den Tobias eingestellt hat, nicht trauen kann. Das ganze Unternehmen ist in Gefahr. So bleibt Friederike nichts anderes übrig, als die Geschicke des Hauses selbst in die Hand zu nehmen. Um diese Herausforderung zu bestehen, muss sie neue Kräfte entwickeln – und den Mut, sich zu behaupten.

»Eine sinnliche Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Toll recherchiert und liebevoll erzählt. Zum Eintauchen und Wegschmökern.« Miriam Georg

Die Ronnefeldt-Saga von Susanne Popp

Band 1: »Die Teehändlerin«

Band 2: »Der Weg der Teehändlerin« (Erscheinungstermin 30.03.2022)

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Susanne Popp, geboren 1967, ist die Tochter von Jugendherbergseltern – Hagebuttentee, serviert in großen Metallkannen, gehört daher zu ihren Kindheitserinnerungen. Heute bevorzugt sie jedoch eine Tasse Darjeeling oder Oolong, und sie liebt es, in die Teeregionen der Welt zu reisen. Mit der Schriftstellerei begann sie als Verfasserin von Privatbiographien. Die Geschichte der Familie Ronnefeldt zu erzählen, war ihr daher ein ganz persönliches Anliegen, denn in diesem Traditionsunternehmen verbindet sich die Sehnsucht nach fernen Ländern mit dem Schicksal einer Familie im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter am Zürichsee in der Schweiz.

Erster Satz:

Friederike stand vor ihrem Laden in der Neuen Kräme und betrachtete die Schaufensterauslage.

Meinung:

“Die Teehändlerin” von Susanne Popp erzählt einen Teil der Firmengeschichte der Teemarke Ronnefeldt. Sie existiert noch heute und macht auch sehr guten Tee. Als passionierte Tee-Trinkerin war es für mich ein schönes Lesevergnügen in die Welt der Ronnefeldts einzutauchen.

Susanne Popp erzählt im auktorialen Stil zwei Jahre aus dem Leben der Friederike Ronnefeldt, die zusammen mit ihrem Mann Tobias Ronnefeldt den Kolonialwarenhandel mit Tee und Stoffen aus China betreibt. Für die Biedermeier-Zeit in den Jahren 1838 bis 1840 sehr ungewöhnlich, sollten sich doch die Frauen aus dem Geschäft heraushalten und eher sich um die Kinder, Haushalt und um die schönen Künste kümmern. So wurde Friederike auch erzogen, dennoch hat die kluge und willensstarke Frau, als die ich sie in diesem historischen Roman kennengelernt habe, ihre eigenen Ideen wie das Teegeschäft geführt werden soll. Dieses Engagement passt weder ihren Mann Tobias, als er 1840 von seiner langen China-Reise wieder kommt noch in der Zwischenzeit seinem Prokuristen Mertens, der ein wahres Schlitzohr und Gauner ist. Aber Friederike setzt sich durch.

Friederike war mir über den gesamten Roman sehr sympathisch, eine patente, aufgeweckte und engagierte Frau, die sich im Getümmel der hektischen Zeit in Frankfurt mit dem Wunsch der Bürger nach mehr Demokratie zurechtfinden muss und auch ihren Kolonialwarenhandel vor den Machenschaften von Mertens schützen muss.
Ein Problem hatte ich mit ihrem Mann Tobias. Sicher war die Zeit damals so, dass der Mann im Geschäft und auch sonst zu bestimmen hatte. Aber das er einfach so, als Friederike mit dem vierten Kind schwanger war, die lange Schiffsreise nach China auf sich nahm und das Geschäft Mertens überließ, konnte ich nicht verstehen. Die China-Reise fand in der Realität nicht statt und ich fand den Kniff von Susanne Popp für den Spannungsbogen der Geschichte sehr gelungen.
Denn so kam Julius Mertens ins Spiel. Ein alter Freund von Tobias und der ehemalige Hauslehrer von Friederike, der ein richtiger Ganove ist. Aber davon weiß Tobias natürlich nichts und vertraut ihm sein Geschäft an. Wahrlich keine gute Entscheidung und Friederike muss ganz schön kämpfen, den Kolonialwarenhandel zu retten.
Alle Figuren sind schön differenziert ausgestaltet, alle mit Ecken und Kanten und auch die Nebenfiguren, teils haben sie wirklich gelebt, sind liebevoll gestaltet.

Sprachlich zog mich der Roman schon mit den ersten Zeilen in seinen Bann. Sie ist nicht nur bildreich, sodass ich immer das Gefühl hatte das Leben in Frankfurt am Main zu der Biedermeier-Zeit mitzuerleben, sondern einfach leicht zu lesen. Dabei ist der Roman in keiner Weise seicht und einfach geschrieben, es gibt auch einiges an Schachtelsätze, welche aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch tun. Gerade der auktoriale Erzählstil bewirkt, dass man sowohl von Tobias Reise nach China, als auch von Julius Mertens Schandtaten sowie von Friederike und ihrem Leben ohne ihren Mann mitbekommt. Diese Sprache ist wirklich bildhaft und man bekommt dadurch auch einen guten Einblick in das Leben der Frauen um 1840.
Susanne Popp erzählt nicht nur eine Familiengeschichte um eine Tee-Dynastie, sondern sie flechtet auch gekonnt die damaligen politischen und historischen Geschehnisse der Biedermeier-Zeit historisch genau ein. Ein Beispiel dafür ist das Sängerfest, dass wirklich stattfand und die Diskussionen der Bürgerschaft für mehr Mitsprache und deren Angst vor Armut durch die Industrialisierung. Auch die unterschiedlichen Religionen, die miteinander ihre Schwierigkeiten haben, das Bürgerrecht und die Kultur mit ihrer Musik, Lyrik und Kunst wird angesprochen.

Aber nicht nur das historische wird thematisiert, was wäre ein historischer Roman mit dem Titel “Die Teehändlerin”, wenn nicht auch über Tee gesprochen wird. Sehr gekonnt verwebt erfuhr ich einiges über den Teeanbau in China, die Teezeremonie und die verschiedenen Teesorten, ebenso über die langen Wege bis der Tee von China nach Europa kam.

Neben der gelungenen Sprache und der spannenden, teilweise auch ereignislosen Handlung, die ab und an dahin plätschert, birgt gerade die Aufmachung des Buches ein genauerer Blick. Aber dazu nach meiner kurzen Einlassung: Manchmal hat man einfach das Gefühl es gelingt Friederike zu leicht wieder Ordnung im Kolonialwarenhandel zu schaffen, gerade wo es damals unüblich war, das Frauen, die Verhandlungen im Geschäft führten, aber ich fasse diesen sehr leichten Kritikpunkt unter schriftstellerischer Freiheit und es ist für mich kein großes Manko. Denn der historische Roman hat mich gut unterhalten.

Das Cover mit der jungen nachdenklichen Frau am Fenster, die auf die Altstadt ihrer Stadt blickt, hat mich direkt angezogen. Ein weiteres Highlight der Gestaltung ist der Stadtplan auf der Innenseite der vorderen Klappenbroschur mit den wichtigsten Kennzeichnungen der Handlungsorte in Frankfurt am Main. Dann findet man in der hinteren Klappe noch Bilder der Ronnefeldts. Gerade diese liebevolle Aufmachung des Buches ist ein großer Pluspunkt des Buches, denn wer mag nicht eine gute und schöne Gestaltung der Lektüre. Hinzu kommt ein Personenverzeichnis zu Beginn, welches explizit die real existierenden Personen der Handlung und die erfundenen unterscheidet. In dem Nachwort, welches ich sehr gerne gelesen habe, klärt Susanne Popp uns auf, was historisch belegt ist und was dichterische Freiheit ist, ohne die ein historischer Roman nicht leben kann.

Im Übrigen hat Ronnefeldt eine Teesonderedition zum Buch gemacht: Friederieke Feinste Teeselection, genauer Jasmine White Downey. Als passionierte Tee-Trinkerin wird dieser Tee bald bei mir einziehen und dann werde ich wieder an die willensstarke Friederike denken.

Fazit

“Die Teehändlerin” von Susanne Popp ist ein schöner und in sich stimmiger historischer Roman zur Biedermeier-Zeit zu den Ronnefeldts. Ein gelungenes Setting mit gut dargestellten Charakteren und schöner Sprache lässt die Seiten nur so dahin fliegen, auch wenn es zwischendurch etwas gemütlich und ruhig weitergeht. Das Buch macht Lust auf die Fortsetzung, die im März 2022 unter dem Titel “Der Weg der Teehändlerin” erscheint.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Wissenschaft verständlich erklärt

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
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Klappentext von der Verlagsseite


Fakten gegen Fakes!

Die bekannte Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim untersucht mit analytischem Scharfsinn und unbestechlicher Logik brennende Streitfragen ...

Klappentext von der Verlagsseite


Fakten gegen Fakes!

Die bekannte Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim untersucht mit analytischem Scharfsinn und unbestechlicher Logik brennende Streitfragen unserer Gesellschaft. Mit Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen kontert sie Halbwahrheiten, Fakes und Verschwörungsmythen – und zeigt, wo wir uns mangels Beweisen noch zurecht munter streiten dürfen.

Themen:

Die Legalisierung von Drogen, Videospiele, Gewalt, Gender Pay Gap, systemrelevante Berufe, Care-Arbeit, Lohngerechtigkeit, Big Pharma vs. Alternative Medizin, Homöopathie, klinische Studien, Impfpflicht, die Erblichkeit von Intelligenz, Gene vs. Umwelt, männliche und weibliche Gehirne, Tierversuche und von Corona bis Klimawandel: Wie politisch darf Wissenschaft sein?

Fakten, wissenschaftlich fundiert und eindeutig belegt, sind Gold wert. Gerade dann, wenn in Gesellschaft und Politik über Reizthemen hitzig gestritten wird, braucht es einen Faktencheck, um die Dinge klarzustellen und Irrtümer und Fakes aus der Welt schaffen. Leider aber werden Fakten oft verkürzt, missverständlich präsentiert oder gerne auch mit subjektiver Meinung wild gemischt. Ein sachlicher Diskurs? Nicht mehr möglich. Dr. Mai Thi Nguyen-Kim räumt bei den derzeit beliebtesten Streitthemen mit diesem Missstand auf.

Bestechend klarsichtig, wunderbar unaufgeregt und herrlich kurzweilig ermittelt sie anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse das, was faktisch niemand in Abrede stellen kann, wenn es beispielsweise um Erblichkeit von Intelligenz, Gender Pay Gap, Klimawandel oder Legalisierung von Drogen geht. Mai Thi Nguyen-Kims Suche nach dem Kern der Wahrheit zeigt dabei nicht nur, was unanfechtbar ist und worauf wir uns alle einigen können. Mehr noch: Sie macht deutlich, wo die Fakten aufhören, wo Zahlen und wissenschaftliche Belege fehlen – wo wir also völlig berechtigt uns gegenseitig persönliche Meinungen an den Kopf werfen dürfen.

Ein spannender und informativer Fakten- und Reality-Check, der beste Bullshit-Detektor für unsere angeblich postfaktische Zeit.


Autoreninfo von der Verlagsseite:

Dr. Mai Thi Nguyen-Kim ist Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin. Sie ist bekannt aus der WDR-Wissenssendung Quarks und produziert den mehrfach ausgezeichneten und millionenfach abonnierten YouTube-Kanal maiLab. Für ihre Arbeit wurde sie vielfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie 2020 das Bundesverdienstkreuz. Bei Droemer erschien 2019 ihr erstes Buch „Komisch, alles chemisch“, das sofort zum Bestseller wurde.

youtube.com/maiLab

instagram.com/maithink

twitter.com/maithi_nk


Erster Satz:

“Nur weil Alkohol gefährlich ist, unbestritten, ist Cannabis kein Brokkoli”, antwortete Daniela Ludwig.


Meinung:

Dr. Mai Thi Nguyen-Kim ist vielen durch ihren Youtube-Kanal mailab bekannt und von da auch mir. Sehr gerne verfolge ich ihre wissenschaftlichen Erklärungen und nehme davon auch immer etwas mit. So sollte es ja auch sein und erst recht bei einem Sachbuch bei dem es um das richtige Streiten, um Wissenschaft und Studien geht.

In acht Kapiteln erklärt Dr. Mai Thi Nguyen-Kim dem Leser wissenschaftliche Studien, Forschungsansätze und Kontroversen und wie man wissenschaftliche Studien zu lesen hat. Sie erläutert dies sehr deutlich und eindrücklich, sei es in dem Kapitel um Drogen und “die nicht auf erkennbar wissenschaftlichen und rationalen Schädlichkeitsbewertungen” deutschen Drogenpolitik, oder auch im Kapitel “Gender Pay Gap” und “Homöopathie”. Immer wieder belegt sie die Thesen mit wissenschaftlichen Studien und beantwortet sie so fern dies möglich ist.

Nicht alles ist immer einfach zu lesen und oft musste ich ein Kapitel zwei oder dreimal lesen um es vollständig erfassen zu können und auch jetzt gerade, in dem Moment wo ich die Besprechung schreibe, bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ich wirklich alles richtig verstanden habe.

“Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit” ist kein Buch, das man einfach so weglesen kann. Es ist äußerst informativ und fordert einen zum stetigen Nachdenken.

Ausführliche Erläuterungen und mit Grafiken belegt ist jedes Kapitel ein wissenschaftliches Werk für sich. Positiv finde ich auch, das Dr. Mai Thi Nguyen Kim deutlich macht, dass es Aspekte gibt bei Fragen, die man einfach nicht beantworten kann, will man nicht unwissenschaftlich oder populistisch rüberkommen. Dank dem Werk sind mir alte, längst verschüttet geglaubte Erinnerungen an den Biologie-, Statistik und Chemieunterricht aufgetaucht. Sei es der Blick auf Methodik, Unterscheidung von Korrelation und Kausalität oder Reproduzierbarkeit von Studien.

Zum Ende des Buch “Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit” fasst Dr. Nguyen-Kim noch einmal ihre Ausführungen zusammen und rät zum besseren Streiten und nicht zu weniger. Und guten Argumenten sollte man sich nicht verschließen.


Fazit

Ich habe dieses Buch mit großer Freude gelesen und es ist dank der guten Sprache gut zu lesen, auch wenn es stellenweise sehr theoretisch wurde und es mir immer wieder schwerfiel direkt zu folgen. Es regt zum Nachdenken und Hinterfragen an. Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Als hätten sie Land betreten

Als hätten sie Land betreten
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Klappentext von der Verlagsseite:

Die besondere Freundschaft zwischen der jüdischen Veza und der nichtjüdischen Lotti in den 1930er-Jahren ist Ausgangspunkt einer Geschichte über sechs Frauen. Über mehrere ...

Klappentext von der Verlagsseite:

Die besondere Freundschaft zwischen der jüdischen Veza und der nichtjüdischen Lotti in den 1930er-Jahren ist Ausgangspunkt einer Geschichte über sechs Frauen. Über mehrere Generationen hinweg werden Lebensentwürfe skizziert, die geprägt sind von Abhängigkeit und Selbstständigkeit, vom Zweifeln und Sich-Finden, vom Glauben an eine höhere Macht und dem Festhalten an der Erinnerung. Erst nach ihrem Tod erfährt Lottis Familie von Vezas Existenz und der gemeinsamen Zeit, eine Entdeckung, welche die Enkelin dazu ermutigt, neue Wege zu gehen.

“Sammer gelingt es allerdings kraft ihrer klaren, unaufgeregten Sprache, diesen Frauen eindringliche Stimmen zu geben und ihre Ängste, Nöte, Wünsche und Träume plastisch und nachvollziehbar zu


machen. Freiheitsbedürfnisse, Gefühlsstürme und Glaubenszweifel beschreibt sie so kunstvoll wie empathisch, so schonungslos wie intensiv. Neben einer berührenden Erzählung über eine ganz besondere Freundschaft ist Sammer mit Als hätten sie Land betreten auch ein spannender Roman über die Vielschichtigkeit weiblicher Lebenswelten gelungen.”


Literaturhaus.at, Veronika Hofeneder


Autoreninfo von der Verlagsseite:

Claudia Sammer, geboren 1970 in Graz, studierte Rechtswissenschaften und Literarisches Schreiben. Nach beruflichen Stationen in Wien und Mailand lebt sie mit ihrer Familie in Graz.


Zuletzt bei Braumüller erschienen: Ein zögerndes Blau (2019)


Erster Satz:

Der Tod war gestern unerwartet gekommen.


Meinung:

Ich liebe Novellen und so war ich auch sehr begeistert Claudia Sammers Novelle “Als hätten sie Land betreten” in den Händen zu halten. Ein sehr schmales Buch wie es sich für eine gute Novelle gehört, gerade mal 176 Seiten umfasst die Geschichte um die Freundschaft von Lotti und Veza. Ich war gespannt, wie man auf so kleinen Raum nicht nur die Geschichte der beiden, sondern auch noch die der nachfolgenden beiden Generationen unterbringen kann.

Claudia Sammer hat es geschafft, dass kann ich schon mal sagen und es ist durchaus gelungen, wenn man dran bleibt. Und das Dranbleiben ist so manches Mal das Problem. Es liegt zu einem an den poetischen und bildhaften Schreibstil, der mir gefällt, da ich so etwas liebe und gerne ein Kopfkino habe. Aber nun kommen wir zum Problem, es teilweise langatmig und monoton, vor allem die Spannungsbögen sind etwas eigen gesetzt. Der eine zu Beginn und der andere zum Ende hin, dazwischen passiert leider sehr wenig bis hin zu nichts. Dies ist mein größter Kritikpunkt an der ganzen Geschichte.

Der Sprachstil mit seiner Poetik, die wunderschönen kurzen Kapitel mit den einleitenden Worten und der Kapitelüberschrift machen die Monotonie in der Handlung etwas weg. Ja, nur etwas weg. Denn man muss wie gesagt an der Novelle dranbleiben. Man kann sie nicht in einem Rutsch weglesen, denn die Sätze fordern aufgrund der Sprache. Gelegentlich verhaspelt sich Sammer in den Umschreibungen und Umschreibungen der Begebenheiten, oft musste ich sie immer wieder und wieder lesen, um auch wirklich jede Bedeutung fassen zu können. Es ist anstrengend, aber es lohnt sich dranzubleiben, denn dieses Buch ist ein Kleinod an Poesie und literarischer Sprache, welches mir doch durch seine besagten Schwächen gefallen hat.


Fazit

Eine kleine zarte melancholische Novelle mit ihren Stärken und Schwächen. Nichts für schnell zwischendurch. Ein Buch für das man sich Zeit lassen muss.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Spannender nervenaufreibender Thriller

Die Verlorenen
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Klappentext von der Verlagsseite:

Die Körper der toten Frauen sind in Plastikfolie eingewickelt, daneben liegt die Leiche seines ehemaligen Kollegen Gavin. Das düstere Bild gibt Jonah Colley von der Spezialeinheit ...

Klappentext von der Verlagsseite:

Die Körper der toten Frauen sind in Plastikfolie eingewickelt, daneben liegt die Leiche seines ehemaligen Kollegen Gavin. Das düstere Bild gibt Jonah Colley von der Spezialeinheit der Londoner Polizei Rätsel auf. Denn Gavin selbst hat ihn kurz zuvor um ein Treffen in der verlassenen Lagerhalle gebeten. Als Jonah erkennt, dass eine der Frauen unter der Folie noch am Leben ist, wird er hinterrücks attackiert, kann den Angreifer aber überwältigen. Wie sich herausstellt, handelt es sich um den Serienkiller Owen Stokes. Jonah wird als Held gefeiert, doch als er der Frau wieder begegnet, die überlebt hat, behauptet sie, es sei noch ein Mann in der Lagerhalle gewesen. Jonah ermittelt auf eigene Faust und stößt auf eine Spur, die ihn an Stokes Schuld zweifeln lässt; und die ein ganz neues Licht auf die Entführung seines eigenen Sohnes wirft, der vor 10 Jahren spurlos verschwand.

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Simon Beckett arbeitete als freier Journalist und schrieb für bedeutende britische Zeitungen wie Times, Daily Telegraph oder Observer. Im Laufe seiner journalistischen Arbeit spezialisierte er sich auf kriminalistische Themen. Heute ist er einer der bedeutendsten englischen Autoren von Kriminalromanen, dessen Bücher und Hörbücher sich regelmäßig auf den Bestsellerlisten finden. Simon Beckett ist verheiratet und lebt in Sheffield.

Sprecherinfo von der Verlagsseite:

Johannes Steck, als Theater- und Fernsehschauspieler sehr erfolgreich, widmet sich heute vorrangig seiner vielgelobten Sprechertätigkeit. Seine ausdrucksstarke, tiefe Stimme mit dem rauen Timbre zieht jeden Hörer in ihren Bann.

Erster Satz:

Als Jonah das Blut roch, war ihm klar, dass er in Schwierigkeiten steckte.

Meinung:

“Die Verlorenen” ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe von Simon Beckett, mit Jonah Colley, Polizist einer Spezialeinheit, als Protagonisten und London als Handlungsort. Da ich die Reihe um den Forensiker David Hunter sehr liebe, musste auch unbedingt die neue Reihe gelesen werden. In Gegensatz zu meinen sonstigen Gewohnheiten, dieses Mal nicht als Printausgabe, sondern als Hörbuch. Leider in der gekürzten Ausgabe, aber dies macht in diesem Fall nichts.

Zu Beginn war ich skeptisch. Kann Beckett auch noch etwas anderes als David Hunter? Denn mit seinen Einzelbänden “Obsession” und “Flammenbrut” habe ich so meine Schwierigkeiten und so stehen, sie noch ungelesen im Regal. Nach mehreren Versuchen. Und ja er kann, so viel zu Beginn.

Simon Beckett hat wieder einen spannenden und nervenaufreibenden Thriller geschaffen. Er hält den Spannungsbogen konstant bei und durch die raschen Wechsel der Kapitel kommt überhaupt keine Langweile auf. Ein weiterer Grund dafür ist die Handlung, die auf zwei Zeitebenen spielt. Zum einen in der Gegenwart, in der Jonah Colley von einem ehemaligen Freund um Hilfe gebeten wird, und dann die Rückblende auf zehn Jahre davor, an dem sein Sohn Theo verschwand. Beide Handlungsstränge verwebt Beckett gekonnt ineinander und immer wieder habe ich mich gefragt, was mit Theo passiert ist und wer die Taten am Slaughter Quai begangen hat. Allein der Name Slaughter Quai ist schon passend für die Handlung und es schaudert mich immer noch bei dem Namen des Ortes, denn Beckett der mit den Schleuserbanden, Drogendelikten und Verschwinden von Personen schon harte Themen anpackt, beschreibt auch Szenen schwerer Gewalt, die einen Schlucken lassen.

Mit Jonah Colley bin ich schnell warm geworden. Er ist sympathisch und hat eine traurige Vergangenheit, die ihn traumatisiert hat. Dadurch handelt er oft impulsiv, leichtsinnig und schießt oft über das Ziel hinaus. So weit, dass die beiden Ermittler Fletcher und Bennet ihn als Mordverdächtigen führen.

Ein Hörbuch und eine Geschichte steht und fällt mit dem Sprecher. Johannes Steck hat schon immer die Simon Beckett Bücher eingesprochen und so war es auch in meinen Augen selbstverständlich, dass er auch “Die Verlorenen” vorliest. Ich mag dunkle Männerstimmen und so eine hat Johannes Steck, eine sehr angenehme Stimme, mit der er während der gesamten Aufnahme spielt. Er variiert das Tempo des Vorlesens mit der Handlung. So macht es noch mehr Freude, der Handlung zu folgen. Gerade wenn es spannend ist, liest er schnell und der Herzschlag des Hörers erhöht sich, zumindest meiner, da man genau weiß nun passiert was.

Besonders schön und unheimlich passend fand ich auch, dass er jedem Charakter eine eigene Stimmmelodie mitgegeben hat. So kann man sie immer gut unterscheiden und es ist ein wahrer Genuss, wenn er Fletcher spricht. Kommt dieser schon per Handlung als Widerling daher, so schafft es Steck mit seiner Stimme noch mehr aus dem Charakter herauszuholen. Manche werden als zu viel empfinden, aber ich fand es passend, dass er ihm eine so schneidende und sarkastische Stimme verlieh. Einfach stimmig mit dem Charakter. Gerade in den Dialogen kommt Stecks Fähigkeit, den Charakteren eine eigene Stimme zu verleihen zu bekommen, sehr gut zur Geltung.

Gerade Stecks Stil macht das Buch zu einem Genuss und die kurzen Pausen zwischen den Kapiteln sind passend eingefügt. Gelegentlich fällt es auf, dass das Buch gekürzt ist, aber da ich das Printbuch nicht kenne, stört es mich nicht. Denn der Handlung kann man immer noch sehr gut folgen und ich gehe mal davon aus, dass nichts für die Handlung wesentliches ausgelassen wurde.

Auch das Ende des Buches war stimmig und ließ noch vieles offen, sodass ich gespannt auf den zweiten Band um Jonah Colley warte.

Fazit

“Die Verlorenen” von Simon Beckett, gelesen von Johannes Steck, ist ein spannender Thriller mit einigen Wendungen, der mich am Ende noch mit Fragen zurückließ. Dennoch empfehlenswert.

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