Ein Jugendbuch, das kein Jugendlicher lesen sollte! Gesundheitsschädlich!
Auf der Mauer, auf der LauerKurzmeinung:
Erste Hältfte gut erzählt, wenn die Auflösung logisch wäre - insgesamt verwirrend und pervers! Ich bin so enttäuscht & durcheinander!
Klappentext:
Einen Tag vor ihrem siebzehnten Geburtstag ...
Kurzmeinung:
Erste Hältfte gut erzählt, wenn die Auflösung logisch wäre - insgesamt verwirrend und pervers! Ich bin so enttäuscht & durcheinander!
Klappentext:
Einen Tag vor ihrem siebzehnten Geburtstag wacht Charlie in einem dunklen Raum auf. Sie hat keine Ahnung, was passiert ist. An der Wand entdeckt sie schließlich eine Liste mit sechzehn Mädchennamen. Dann hört sie eine verzerrte Stimme: »Es geht gleich los. Versuch nicht zu fliehen! Du wirst es nicht überleben, genauso wenig wie all die anderen vor dir ...« Die Stimme erteilt ihr Aufträge, und Charlie hat nur ein paar Stunden Zeit, um diese zu erfüllen. Der Deal: Wenn sie es schafft, wird sie freigelassen. Wenn nicht, droht ihr der Tod. Doch die Aufträge verlangen Unmögliches von Charlie, und schnell wird aus Fassungslosigkeit Panik. Aber es muss doch einen Weg für sie geben, um zu entkommen?
Autorin:
Nervenkitzel für jüngere Leser: Die 1973 in den Niederlanden geborene Autorin Mel Wallis de Vries ist die Nummer eins, wenn es um Thriller und Krimis für Jugendliche geht, dabei werden ihre Bücher aber genauso gerne von Erwachsenen gelesen. De Vries studierte Biologie und Journalistik und arbeitete mehrere Jahre als Journalistin und Marketing-Managerin. Erst nach der Geburt ihrer Tochter begann sie mit dem Schreiben. Heute zählt sie zu den erfolgreichsten Autoren der Niederlande und wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Mel Wallis de Vries lebt gemeinsam mit ihrer Familie in Amsterdam.
Übersetzerin:
Verena Kiefer, geboren 1964, lebt als freie Übersetzerin in Siegen und Amsterdam. Sie hat bereits die früheren Bücher von Fran Westerman sowie Werke von Douwe Draaisma, Stella Braam, Mirjam Bolle, Henri van Daele und Jan Paul Schutten ins Deutsche übersetzt und ist Lehrbeauftragte für Niederländisch an der Universität Siegen.
Bewertung:
Ich muss mich erstmal sortieren, mir springt so viel durch den Kopf rum, seit ich das Buch beendet habe ... Die Aufmachung passt in jdem Fall zu den anderen Werken der Autorin. Auch zu Klappentext und deutschem Titel passt das Cover. Hier geht mein "Ich-verstehe-das-nicht"-Dilemma los: Weder der Originaltitel "Toxic" noch der deutsche Titel passen irgendwie zur Geschichte. Hä?
Bevor ich weitererzähle möchte ich darauf aufmerksam machen, dass diese Rezension ohne Spoilerangaben nicht möglich ist. Bei Bewertungen anderer Leser wurde einiges verraten ohne künftigen Leser/innen die Möglichkeit zu geben, darauf zu verzichten. Bei manchen Werken geht eine aussagekräftige Bewertung nur mit spoilern, ist nicht zu ändern. Wer das nicht möchte, darf keine adäquate Bewertung erwarten!
Erstmal der Schreibstil: Er ist flüssig und schnell zu lesen. was mich auf der ersten Seite irritiert hat, ist die schwache Druckerfarbe. Ich kenne das aus Geschichten, wenn etwas aus früherer Erinnerung erzählt wird. Aber ab der zweiten Seite ging es dick gedruckt weiter - ich war - und bin immer noch - irritiert. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es keine Absicht war und der Drucker verrückt spielte. Denn mitten in der Auflösung des Falles geht das wieder los und das hat mich noch mehr irritiert, sodass ich diesen Endabschnitt zweimal lesen musste. Nicht nur wegen des unglücklichen Farbfehlers - wenn es einer ist -, sondern auch weil ich die Auflösung nicht begriffen habe. Die ist so merkwürig verwirrend geschrieben, dass ich nicht wusste, ob das gerade passiert oder eine Erinnerung oder aber einen Sprung nach vorn in die Zukunft ist. Dazu dieser Farbfehler - äußerst heftig blöd gelaufen!
Jetzt aber wieder zurück zum Anfang: Das Lesen fing also mit Verwirrung an, trotzdem konnte ich gut weiterlesen, denn ich war neugierig. Der Erzählverlauf ist so gestaltet, dass Tagebucheinträge, Gegenwart bzw. die Gegenwart vor der Entführung von Charlie, der Zeitrum ihrer Gefangenschaft und Verhöre der Polizei sich abwechseln. So hat die Autorin die Spannung gut gehalten, denn vieles blieb offen und ich rätselte bei einigen Dingen mit. Soweit, so mehrfach schon gelesen.
Ab der zweiten Hälfte wird es temporeicher und die Verhöre sind zwar minimal auf wenige Personen bezogen, aber lassen ach einigen Spielraum für Theorien über die Motive von Charlies Entführung und des Täters.
Tja, und wie schon am Anfang vorgriff wegen der Druckerschwärze, ist die Auflösung wortwörtlich eine Katastrophe! Was ist das für ein Scheiß??? Das habe ich nach dem letzten Satz gedacht, noch bevor die letzte Tagebucheinträge von Charlies Schwester kamen. Wie schon berichtet, habe ich das Ganze zweimal gelesen, weil ich vieles nicht verstanden habe: Ist das die Gegenwart oder eine Art Epilog? Ist das eine Erinnerung? Denn so wie Charlie die Situation plötzlich beschreibt, kann man alles davon annehmen.
Aber nicht nur die Frage nach der Zeit verwirrte mich, auch das Geschehene an sich. Es geschah mit dem Moment als Charlie floh - bis dahin ergibt alles noch einen Sinn für den gegebenen Augenblick. (Später jedoch, nach Ende des Lesens bleiben viele Sachverhalte offen ... - dazu später!) Plötzlich verstand ich gar nichts mehr. Die Erzählweise wird wirr und ich komme mit der Logik nicht mit. Es tauchen die Namen ihrer toten Schwester und sie selbst sogar auf, dann ihre Freundinnen ... um nicht länger drumherum zu erklären: Ich verstand überhaupt nicht mehr, was passiert. Bis jetzt nicht.
Plötzlich aus dem Nichts platzt diese perverse Bombe, die meine Verwirrtheit nur schlimmer machte: Das ganze Theater (die Entführung, die Entführung anderer Mädchen, diese Spielchen im Keller oder Bunker - keine Ahnung, wo genau das war) ist reine Show! Das hat ein spezielles Team entwickelt, um Charlie an den Abgrund des Wahnsinns zu führen, damit sie dadurch emotional neu geboren wird. Was soll der Scheiß??? Entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise, aber ich bin mehr als fassungslos! Nicht nur, dass das alles unlogisch und wirr erzählt ist, es ist vor allem auch total pervers! Menschen, deren Job es ist, andere Menschen - hier Jugendliche! - zu entführen, ihnen Todesangst zu machen und sie mit Vergewaltigung und Tod zu bedrohen, sie einzusperren und psychisch mit Spielchen zu foltern - damit diese Menschen, nachdem diese Irren das Spiel aufklären, wie Phönix aus der Asche ins Leben zurückkehren ... traumatisierter als vorher!! Und ratet mal: Kein Wort dazu! Kein Wort der psychischen Belastung, des Traumas, überhaupt nichts zu diesem perversen Spiel. Alles Friede, Freude, Eierkuchen. Charlie und die anderen benehmen sich, als ob nichts gewesen wäre, just in diesem Augenblick der Aufklärung. Alle in Charlies Umfeld spielten mit; Freunde, Verwande, Freund, Familie ... Hä??? Mal ganz ehrlich: Das ist doch an der Realität vorbeigeschrieben. Ich kenne niemanden, der nicht wenigstens einen Menschen um sich hat, der sofort intervenieren würde. Was mich natürlich noch mehr verwirrte, wenn das zu diesem Zeitpunkt noch möglich war.
Die heikle Situation auf einer Party zwischen einer Freundin und Charlie bleibt ungeklärt. Es wird nach der Auflösung mit einem Satz so weggetan, obwohl das während des Verhörs eine große Sache war. Ganz komisch. Auch das Geschehene mit den ganzen anderen entführten bzw. gestellten entführten Mädchen wird nicht richtig aufgeklärt. Das wird nur kurz in einem Satz abgetan, um Charlie zu erklären, dass das alles gestellt ist.
So richtig verstanden habe ich den Grund des Selbstmords der Schwester auch nicht. Ich habe die Tagebucheinträge zweimal gelesen, aber es blieb mir irgendwie unnahbar.
Was auch im Dunkeln bleibt, sind diese Verhöre durch die Polizei. Hat die das Spiel mitgetragen? Schwer vorstellbar. Dazu gibt es auch keinerlei Auflösung.
Abgesehen von all dem Unsinn, der sich da auftut, konnten mich die Geschichte und die Charaktere emotional nicht packen. Es gibt fesselnde Momente, aber nichts bleibendes. Bezüglich der Gefangenschaft von Charlie bin ich auch im Dunkeln getappt. Erst wirkte es wie eine Art Escape-Room-Spiel, die der Täter mit ihr treibt. Aber es passiert überhaupt nichts. Zwei Sachen in insgesamt fünf Räumen hat sie gemacht, obwohl sie laut Erzählung in jedem Raum etwas richtiges machen muss, um in den nächsten Raum zu gelangen. Nicht nur Charlie versteht nicht, was sie genau machen muss (es war eher ein raten verschiedener Möglichkeiten), auch ich habe es nicht verstanden. Es ergibt da nichts Sinn. Sehr schlecht gemacht als Escape-Spiel - und vor allem als Lebensspiel.
Fazit:
Das Buch stand lange auf meiner Wunschliste, und nun, wo ich es gelesen habe, steht fest: Ich werde kein Buch mehr von dieser Autroin lesen! Ich bin schockiert, durcheinander, enttäuscht, wütend ... sucht euch was aus. Aus Respekt für den ersten Teil der Geschichte gibt es noch 2 Sterne. Geschmack hin oder her: Bestimmte Aspekte haben nichts mehr mit Geschmack zu tun! Wer das Nutzen von Missbrauch, Folter und Mord als Spiel ausgibt, hat entweder einen echt durchdachten Grund (den wir in diesem Fall nicht bestätigen können) oder ist krank. Und wer sowas als mit vier und fünf Sternen bewertet, der sollte noch einmal darüber nachdenken! Es gibt Sachverhalte, über die es nichts zu diskutieren gibt, sondern konsens sind in einer menschlichen Gesellschaft. Das Nutzen von Missbrauch, Folter und Mord als Waffe und Spiel gehört dazu!
Zum Schluß: Was vermittelt diese Geschichte Jugendlichen? Es ist ja ein Jugendbuch. Was hat die Autorin für ein Motiv, solch eine Geschichte zu veröffentlichen? Leider erfahren wir nichts darüber, es gibt kein Nachwort, stattdessen eine Lesprobe für eines ihrer anderen Bücher. NEIN, DANKE!
COVER/TITEL/AUFMACHUNG/MATERIAL ⭐
AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT) ⭐⭐⭐⭐⭐
GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐⭐
VERLAGSPREIS (ANGEMESSEN/ZU TEUER/GÜNSTIG) ⭐⭐⭐⭐⭐
GRUNDIDEE/THEMA - 0 -
ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐