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Veröffentlicht am 18.09.2023

Ein magischer Appell an die Moral

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
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„Vielleicht hat es etwas damit zu tun, was Mama den ‚moralischen Kompass‘ nannte. Einige verlieren ihn eine Zeit lang, andere für immer.“ (David Farr)

Zum Inhalt:

Ein Land, in dem ein herzloser, machthungriger ...

„Vielleicht hat es etwas damit zu tun, was Mama den ‚moralischen Kompass‘ nannte. Einige verlieren ihn eine Zeit lang, andere für immer.“ (David Farr)

Zum Inhalt:

Ein Land, in dem ein herzloser, machthungriger Diktator herrscht, der freies Denken, das Lesen von Büchern und besonders die Freiheit der Kinder stark einschränkt.
Eine Familie, deren Schicksal durch den Willen das Richtige zu tun bestimmt ist.
Ein magisches Buch, das alles verändert…und zwei Geschwister mit dem Mut, es mit allen Mitteln zu beschützen.


Meine Eindrücke:

Das Buch der gestohlenen Träume ist das erste Kinderbuch des britischen Drehbuchautors und Regisseurs David Farr, empfohlen ab 11 Jahren. Es ist der erste Teil einer Fantasy-Reihe. Teil zwei erschien im englischen Original ebenfalls diesen Monat.

David Farrs Schreibstil hat mich von der ersten Seite an gepackt: spannend, durchaus anspruchsvoll, aber sehr leicht zu lesen. Dazu noch sehr bildlich und teils tiefgründig.

Als sehr unterhaltsam und gelungen, empfand ich, die direkten Ansprachen des Erzählers, die immer dann auftraten, wenn eine Führung des Lesers hilfreich war: in der Einleitung, vor Zeitsprüngen und auch im Romanverlauf als kleine Erinnerungen an bestimmte Details. Sie leiteten mich nicht nur, sondern gaben mir auch das Gefühl, wirklich in der Welt um Krasnia zu sein – und zwar mitten im Geschehen.
Die Welt um Krasnia ist wunderbar entworfen, weist einige Parallelen zu unserer Welt auf, scheint allerdings weniger technologisiert, was ihr einen besonderen Charme verleiht: Luftschiffe sind die schnellste Reisemöglichkeit und Zeitung und Radio die gängigen Informationsquellen.

Die zwei jungen Protagonisten, Rachel und ihr Bruder Robert, waren mir sofort sympathisch. Sie sind sehr unterschiedlich und haben beide ihre besonderen Stärken. Sie sind beide überaus mutig und bereit für das zu kämpfen, was ihnen wichtig ist.
Von ihrer Leidenschaft lebt dieser Roman. Ich habe mit ihnen getrauert, mit ihnen gehofft, gekämpft, gerätselt und gelitten. Ihre Wegbegleiter sind ebenfalls wundervoll entworfen und tragen einen entscheidenden Teil zu der gefühlvollen Ebene bei.
David Farr ist es gelungen, Emotionen und Spannung in einem wunderbar ausgewogenen Verhältnis miteinander zu verbinden.

Denn die Spannung ist von Beginn an hoch: erst im Romanverlauf erfahren wir, welche Hintergründe uns in die „jetzige“ Situation geführt haben. Auch müssen viele Rätsel gelöst, Spuren verfolgt und Gefahren überwunden werden.
Sicher, einige Situationen verlaufen sehr glücklich und ohne große Umschweife – aber das ist für dieses Genre nur angemessen und war für mich als Ausflüglerin in das Kinderbuchgenre sehr erfrischend.
Lediglich über die magischen Funktionen des „Buchs der gestohlenen Träume“ hätte ich gern noch etwas mehr erfahren

David Farrs Roman ist ein Buch über Familie und Freundschaft, Mut und Entbehrung, Diktatur und Widerstand, Magie und die Liebe zu Büchern und Worten. Doch vor allem auch, über den moralischen Kompass eines jeden Menschen.
Was ist richtig? Was ist falsch? Nach welchen Werten, welchen Idealen, will ich handeln?
Viele Charaktere stehen vor der Wahl, das Richtige zu tun, auch wenn es gefährlich ist – und nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern die eines ganzen Landes hängt davon ab…

Mein Fazit:

Alles in allem war es für mich ein wundervolles Leseerlebnis. Obwohl an Kinder adressiert, ist es auch für Erwachsene ein Genuss und eine Ermunterung uns selbst zu fragen:
Bin ich dazu bereit, das Richtige zu tun? Und wie weit würde ich dafür gehen?
Eine klare Leseempfehlung von mir an alle großen und kleinen Magie-Liebhaber mit einer Leidenschaft für Bücher.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Künstlerisch wertvoll und liebevoll erzählt

Mein Leben als einsamer Axolotl
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Als Biologin habe ich ein kleines…okay vielleicht eher ein großes - Faible für besondere Tierchen, die nicht allen bekannt sind. An einem Buch über einen Axolotl kam ich daher nur schwer vorbei.
Diese ...

Als Biologin habe ich ein kleines…okay vielleicht eher ein großes - Faible für besondere Tierchen, die nicht allen bekannt sind. An einem Buch über einen Axolotl kam ich daher nur schwer vorbei.
Diese Schwanzlurche sind vom Aussterben bedroht und in freier Wildbahn ausschließlich im Xochimilco-See und im benachbarten Chalco-See innerhalb eines vulkanischen Beckens bei Mexiko-Stadt vorzufinden. Besonders durch die Verschmutzung der Seen im Rahmen der steigenden Siedlungsdichte, wurde die Population der Axolotl stark dezimiert.

Genau das wird in diesem Buch thematisiert:
Ein einzelner kleiner, weißer Axolotl wächst im See auf und wird Zeuge der Umweltverschmutzung, die das Leben dort erschwert. Bis es schließlich zu einer Katastrophe kommt, die alles verändert…

Meine Eindrücke:

Mein Kleiner (anderthalb Jahre alt), hatte großen Spaß daran, das Buch mit mir zu Lesen. Die Seiten sind sehr abwechslungsreich gestaltet und es gibt einige Doppelseiten mit Wimmelbild-Charakter, in denen er viele Tiere und Gegenstände entdecken kann. Natürlich ist er noch viel zu klein, um den Inhalt zu verstehen. Trotzdem macht es ihm Spaß, den kleinen Axolotl auf den Bildern zu suchen und sein spannendes Abenteuer mitzuerleben.
Denn das hat diese Geschichte allemal: einen fröhlichen Einstieg, einen traurigen, dramatischen und actionreichen Mittelteil – und ein Happy End!

Dabei werden nicht nur die verschiedenen Aspekte der Umweltverschmutzung und der bedrohten Art thematisiert, sondern auch die biologischen Besonderheiten der Axolotl aufgegriffen und näher erklärt. Zum Beispiel, dass Axolotl im Gegensatz zu anderen Arten wie den Tigersalamandern, keine Metamorphose durchlaufen, sondern ihr gesamtes Leben im Wasser verbringen. Oder ihre Fähigkeit zur Regeneration, wenn sie Gliedmaßen verlieren: sie wachsen einfach wieder nach.

Zum Abschluss noch ein großes Lob meinerseits für die wundervollen Illustrationen: Die Bilder scheinen größtenteils analog erstellt, mit Aquarell und collagenhaft. Da schlägt mein kreatives Herz direkt höher

Mein Fazit:

Ein künstlerisch wertvolles und abwechslungsreich gestaltetes Kinderbuch, das zwei wesentliche ökologische Themen unserer Zeit behandelt: die Umweltverschmutzung und das Artensterben. Verpackt in eine spannende Geschichte ist es ein lehrreicher Lesespaß für Groß und Klein.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Ein etwas anderer, aber durchaus sehr lesenswerter Thriller

London Black
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"London Black" ist das Romandebüt von Jack Lutz, der selbst in London lebt.

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Zum Inhalt
London, 2027. Bei terroristischen Anschlägen wird ein neuartiges Nervengift eingesetzt, dass für 10% der Bevölkerung ...

"London Black" ist das Romandebüt von Jack Lutz, der selbst in London lebt.

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Zum Inhalt
London, 2027. Bei terroristischen Anschlägen wird ein neuartiges Nervengift eingesetzt, dass für 10% der Bevölkerung – die Vulnerablen – unter langen Qualen zum Tod führt. Nur wenige von den Betroffenen überleben – die Survivor. Dem Wissenschaftler Flinders Cox ist es gelungen, das einzige Mittel zum Schutz gegen das Nervengift zu entwickeln.
Nun wird er unter mysteriösen Umständen tot in seiner Villa aufgefunden. DI Lucy Stone ermittelt…doch plötzlich geht es für sie selbst um Leben oder Tod.


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Meine Eindrücke

Mich als Biologin reizen Thriller mit wissenschaftlichem Setting immer sehr, daher hat es auch dieses Buch in meine Hände geschafft.

Ich war von vornherein positiv überrascht von dem erfrischend anderen Erzählstil. Obwohl die Geschichte aus der dritten Person erzählt wird, werden fortlaufend Gedanken der Protagonistin, DI Lucy Stone eingewoben, die die Erzählung deutlich persönlicher werden lassen. Mich hat diese Kombination dazu veranlasst sehr schnell in die Geschichte einzutauchen und sie geradezu zu verschlingen. Andere mag es vielleicht im Lesefluss stören, daher meine Empfehlung: ein Reinlesen lohnt sich, denn diese Erzählweise wird über den gesamten Roman aufrechterhalten!

Der Spannungsaufbau gefiel mir auch sehr gut. Man wird gleich zu Beginn mitten in die Handlung geworfen – was ich persönlich sehr mag, bekommt allerdings nur häppchenweise Infos zum Setting der London Black Anschläge zwei Jahre zuvor. Vereinzelt geben dabei Rückblenden direkten Einblick in die Geschehnisse von 2027. Einblicke, die es in sich haben, denn die Wirkung von London Black ist überaus qualvoll und wird sehr bildlich beschrieben!

Gleichzeitig wird durch den Mord an Flinders Cox ein Kriminalfall geschaffen, der geschickt mit dem Setting verbunden ist. Die Ermittlungen schildern neue und spannende Aspekte in der Gegenwart von 2029, dienen jedoch ebenfalls dazu, die Hintergründe von 2027 weiter zu zeichnen.
Klar sagen muss man allerdings, dass die Ermittlungen zum Mordfall deutlich weniger im Fokus dieses Romans stehen als die Umstände um London Black. Dies hat mich allerdings nicht gestört.

Das dritte große Spannungselement ist die Protagonistin: Lucy ist selbst eine der Vulnerablen und abhängig von der zuverlässigen Wirkung der Booster, die vor London Back schützen. Gleichzeitig ist sie von den Vorfällen in 2027 stark traumatisiert, leidet an Schlafstörungen, Flashbacks, Panikattacken und wird von einer ausgeprägten „Schuld“ getrieben. Letztere wird im Verlauf der Handlung sehr stark aufgebauscht – zu stark, für mein Empfinden, denn die letztendliche Aufklärung war für mich nicht zufriedenstellend.
Lucy ist eine sehr unruhige Person, durch ihr Trauma sehr unberechenbar, rücksichtslos, gleichzeitig aber auch brillant. Eine interessante Mischung, die ich mochte. Das Wichtigste aber war: Sie war ein von vorn bis hinten konsequent handelnder Charakter.

Die übrigen Charaktere im Buch sind sehr markant, teils sympathisch, teils unsympathisch.

Alles in allem war die Handlung für mich recht rund, auch wenn mich ein paar Stellen nicht zu hundert Prozent überzeugen konnten und ich den „Epilog“ etwas überzogen fand. Einige Fragen blieben offen, deren Klärung ich gerne gelesen hätte.


Mein Fazit

Das Buch hat mich in jedem Fall sehr gut unterhalten. Der Erzählstil war für mich erfrischend anders, ist allerdings vielleicht nicht jedermanns Sache.
Das Setting ist originell und die Handlung spannend, allerdings wurde das große Potenzial von beidem nicht zu 100% ausgeschöpft.
Ein etwas anderer, aber durchaus sehr lesenswerter Thriller, der durch viel Spannung punkten kann. Wem die Ermittlung in einem Kriminalfall sehr wichtig ist, greift aber vielleicht besser zu einem „klassischen“ Krimi.

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Veröffentlicht am 29.07.2023

Wundervoll erzählt, allerdings weniger bild- und stimmungsgewaltig als Band 1

Ein kleines Stück von Afrika - Hoffnung
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Hoffnung ist nach Aufbruch der zweite Teil der Ein kleines Stück von Afrika-Reihe von Christina Rey. Die Geschichte beginnt einige Jahre nach dem Ende von Band 1 und erzählt die Geschichte um Edgecumbe ...

Hoffnung ist nach Aufbruch der zweite Teil der Ein kleines Stück von Afrika-Reihe von Christina Rey. Die Geschichte beginnt einige Jahre nach dem Ende von Band 1 und erzählt die Geschichte um Edgecumbe Farm weiter.

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Zum Inhalt:

Jahre nachdem Adrian Edgecumbe für tot erklärt wurde, erhebt für seine Witwe Ivy völlig unerwartet, dessen Neffe Anspruch auf Edgecumbe Farm. Für Ivy und ihre Familie beginnen turbulente Zeiten, die ihr Leben auf den Kopf stellen.
Auf Edgecumbe Farm brechen derweil neue Zeiten an: Das Geschäftsfeld der Farm, die jagdfreien Safaris, wird angepasst. Es wird immer weniger Wert auf den bisherigen Luxus sowie eine respektvolle Beziehung zu den Bediensteten und den ansässigen Stämmen gelegt.
Ein gefährliches Klima entsteht…


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Meine Eindrücke:

Im Gegensatz zu Band 1 tauchen wir diesmal nicht nur in die englisch-kolonialistische und afrikanische, sondern auch die indische Kultur und Geschichte ein. Sowie die Schwierigkeiten, all diese zu vereinigen.

Als ich begann diesen zweiten Band der Reihe zu lesen, hatte ich das Hörbuch zu Band 1 gerade zu Ende gehört. Doch auch Neueinsteigern macht es Christina Rey leicht: Einerseits hat sie eine Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse sehr geschickt in die Handlung mit eingeflochten. Zum anderen hat sie ein Händchen dafür ihre Leser direkt, aber mit einer ausgesprochenen Leichtigkeit, in ihre Geschichte zu ziehen.

Überraschenderweise verschob sich der Fokus schnell weg von der mir so liebgewonnenen und starken Protagonistin aus Band 1, Ivy Edgecumbe. Leider hat mich die neue Protagonistin bis zuletzt nicht für sich gewinnen können, obwohl sie mir keineswegs unsympathisch und ihre Lebensgeschichte sehr interessant ist.
Stattdessen haben mich mehrere Nebencharaktere unheimlich begeistert und die Geschichte aufgewertet – alle weiblich, sehr unterschiedlich, jedoch jede auf ihre Art sehr besonders: Naeku, das mittlerweile erwachsene Massai-Mädchen; Ebony, Ivys aufgeweckte Tochter, mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt; Wawira, die Köchin, die kein Blatt vor den Mund nimmt und Mama Achera, die Älteste des Kikuyu Dorfs, eine starke und hoffnungsspendende Autorität.

Verglichen mit dem Vorgänger, fehlte es diesem Folgeband an bewegenden, detailreichen Naturbeschreibungen der afrikanischen Tier- und Pflanzenwelt – dem Alleinstellungsmerkmal von Band 1. Zudem empfand ich die Handlung diesmal als weniger fließend, was vermutlich an den Wechseln der Handlungsstränge um Ivy und ihre Nachfolgerin lag.

Allerdings vereint diese Reihe ihre Umsetzung vieler gesellschaftlicher und historischer Themen: Wie in Band 1 werden die Diskriminierung der afrikanischen Bevölkerung im englischen Kolonialismus, die standesgemäße Rolle der Frauen und der Umgang mit Albinismus in der afrikanischen Kultur behandelt. Neu sind in Band 2 der indische Brauch der Witwenverbrennung/ die indische Kultur im Allgemeinen und die Tierfänge für den europäischen Zoo/ Zirkus.
Bewegende Themen, derer sich Christina Ray kritisch und ungeschönt annimmt und zu einer ebenso bewegenden Geschichte um ihre Protagonistinnen verwebt.


Mein Fazit:

Meine Erwartungen an dieses Buch wurden leider nicht erfüllt. Der Fokus lag weniger auf Ivy Edgecumbe und das Naturerlebnis Afrika, stattdessen mehr auf Intrigen und Konflikten.
Daher meine Warnung an euch: Band 2 setzt die Geschichte um Edgecumbe Farm fort, nicht die von Ivy Edgecumbe!
Wer ein wahrhaftiges kleines Stück von Afrika sucht, dem empfehle ich die Lektüre von Band 1.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Viel zu schnell vorbei!

Sommertage im Quartier Latin
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…das dachte ich über weite Strecken der Lektüre dieses Buchs. Denn die Kapitel flogen nur so dahin und nach wenigen Tagen waren alle Seiten gelesen.
Tatsächlich hatte ich genau darauf gehofft: Auf eine ...

…das dachte ich über weite Strecken der Lektüre dieses Buchs. Denn die Kapitel flogen nur so dahin und nach wenigen Tagen waren alle Seiten gelesen.
Tatsächlich hatte ich genau darauf gehofft: Auf eine leichte, aber doch mitreißende romantische Geschichte für warme Sommerabende, die es – um es kurz zu machen, auch ist!

Sommertage im Quartier Latin ist der Auftakt einer Reihe aus Pariser Liebesgeschichten von Lily Martin, einem Pseudonym von Anne Stern. Während Anne Stern sich primär auf fiktive historische Romane um Frauen im Berlin der 1920er und 30er Jahre spezialisiert hat, lädt uns Lily Martin ein die Pariser Stadtviertel zu erkunden.
Laut Autorinnen-Homepage soll jeden Sommer ein neues Buch erscheinen, das in einem jeweils neuen Viertel der französischen Hauptstadt spielt.

Zum Inhalt:

Fabien hat sich seinen Traum erfüllt und führt seit drei Jahren ein beliebtes Café am Place de la Contrescarpe. Doch als seine Jugendliebe Lola nach Paris zurückkehrt, steht seine Welt plötzlich Kopf. Mehr als ein Kuss vor über zehn Jahren war zwischen ihnen nie gewesen, und doch… Dabei ist Lola nur für ein paar Tage in der Stadt, um nach ihrer verschwundenen Großmutter zu suchen.
Soll er seine Chance ergreifen und endlich auf sie zugehen? Oder seine Hoffnung ein für alle Mal begraben?



Meine Eindrücke:

Das Cover ist farblich so gar nicht meins 😊 Es lässt aber von vornherein wenig Zweifel daran, dass es sich hier um eine Lovestory handelt und bringt auch schon einen Hauch Paris und Café mit sich.
Einen Hauch, der sich beim Lesen sehr schnell in einen Sturm aus lauer Sommerluft, Kaffeeduft und französischer Leichtigkeit verwandelt. Den Klatsch und Tratsch unter Nachbarn im Ohr, Croissants und Wein wohin man sieht, eingestreute Französischhäppchen, die an meinem Schulfranzösisch kratzen – atmosphärisch hat dieser Roman bei mir genau den richtigen Nerv getroffen.

Bereits im Prolog, in dem das Wort direkt an uns gerichtet wird, hatte mich die Erzählende für sich gewonnen. Offen und leicht, klar und euphorisch, mit dem gewissen Etwas. Erst im Epilog erfahren wir, wer uns die Geschichte wirklich erzählt. Im Romanverlauf wechselt die Perspektive zwischen Lola, Fabien und ein paar Bewohnern des Viertels.
Sie alle sind mit sehr viel Liebe erdacht, jede und jeder hat eine eigene Geschichte und trägt seinen Teil zu der Freude und Herzlichkeit bei, vor denen der Roman nur so sprüht.

Für die Liebesgeschichte hätte ich mir eine einfachere, in der Konsequenz aber vermutlich überzeugendere, Auflösung gewünscht. So wirkte es etwas überzogen und konstruiert. Bei Liebesromanen habe ich da aber auch keine allzu hohen Erwartungen 😉 Die Sidestory mit der verschwundenen Großmutter inklusive deren Aufklärung gefiel mir aber ausgesprochen gut.


Mein Fazit:

Ich habe Lust mal wieder nach Paris zu reisen und bin neugierig geworden, wie der Place de la Contrescarpe tatsächlich aussieht. Erzählerisch und atmosphärisch konnte dieser Roman bei mir hoch punkten.
Inhaltlich warte ich weiterhin auf den ersten Liebesroman, der nicht allzu vorhersehbar und konstruiert ist.
Ob ich die Fortsetzungsbände lesen werde? Mal sehen…

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