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Veröffentlicht am 14.07.2017

Geht unter die Haut

Über das Meer
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Ein Reporter und ein Fotograf geben sich als Flüchtlinge aus und begeben sich in die Hände von Schleusern, die sie in einem Boot über das Mittelmeer ins Ersehnte Europa bringen sollen. Schnell wird klar, ...

Ein Reporter und ein Fotograf geben sich als Flüchtlinge aus und begeben sich in die Hände von Schleusern, die sie in einem Boot über das Mittelmeer ins Ersehnte Europa bringen sollen. Schnell wird klar, dass diese finale Etappe zwar der gefährlichste, aber auch der kleinste Teil einer sehr zermürbenden, zum großen Teil fremdgesteuerten „Reise“ ist. Die Probanden werden zu Spielbällen von rivalisierenden Schleuserbanden, sitzen wochenlang muxmäuschenstill in engen, anonymen Apartments ohne zu wissen wo sie sind, wann und ob es weitergeht – immer darauf hoffend, dass sie an „vertrauenswürdige“ Schlepper geraten sind, die sich nicht schon längst mit ihrem Geld aus dem Staub gemacht haben oder sie in eine Nussschale pferchen und auf dem offenen Meer ihrem Schicksal überlassen werden.
Ein riskantes Projekt, den beiden wird schnell klar, dass sie sich, sollte ihre Tarnung auffliegen, in höchster Gefahr befinden und auch bei der tatsächlichen Flucht über das Meer nur hoffen können, nicht in eine Notsituation zu geraten, denn auch ein eventuell abgehender Notruf über das mitgeführte Satellitentelefon ist keine Garantie für eine rechtzeitige Rettung.
Zugleich werden an zwei „Mitreisenden“ exemplarisch die möglichen Beweggründe für eine Flucht nach Europa, und die damit verbundenen Hoffnungen beschrieben. Die beiden Schicksale werden auch nach der Flucht eine gewisse Zeit begleitet und zeigen, wie die erträumten Vorstellungen hart mit der Realität aufeinandertreffen.
Spätestens nach dieser Lektüre wird einem bewusst, dass sich niemand „freiwillig“ auf diesen gefährlichen Weg macht, aber auch dass viele an eine Zukunft im „gelobten Europa“ glauben, die es so nicht gibt. Auch hier wieder der Appell: Vor Ort die Lebensumstände verbessern und über das hier zu erwartende aufklären. Denn dass die Europäische Union die Einreise irgendwann erleichtern und so zigtausend Tote im Mittelmeer verhindern wird, scheint utopisch.

Veröffentlicht am 14.07.2017

Recht nüchterne Beschreibung eines einsamen, entbehrungsreichen Lebens mit der Moral von Genügsamkeit

Ein ganzes Leben
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Es muss wohl an mir liegen, vielleicht aber auch daran, dass ich mit Elke Heidenreich selten einer Meinung bin, die da meint: „Was für ein wunderbarer Autor, der uns so tief bewegen kann mit einem unvergesslichen ...

Es muss wohl an mir liegen, vielleicht aber auch daran, dass ich mit Elke Heidenreich selten einer Meinung bin, die da meint: „Was für ein wunderbarer Autor, der uns so tief bewegen kann mit einem unvergesslichen Buch.“, vielleicht auch an meiner Seele, der es so gar keine Freude machte, diese Buch zu lesen, auch wenn Christine Westermann das wohl so empfunden haben mag.

Andreas Egger kommt als Vierjähriger in das Kleine Bergdorf, nachdem seine Mutter gestorben ist, der Vater ist unbekannt. Dort darf er auf dem Hof seines Onkels buckeln, schuften und sich verdreschen lassen – einmal so heftig, dass ihm die Hüfte bricht und er fortan humpelt. Mit 18 weigert er sich, weiterhin den Prügelknaben zu geben, was zu seinem Rauswurf führt und so verdient er sich fortan als Tagelöhner, nirgends zu Hause, nirgends wirklich willkommen, aber immerhin er lebt. Das Kurze Glück seines Lebens, seine Frau Marie, wird ihm nach nur kurzer Ehe von einer Lawine genommen, den Rest seines (langen!) Lebens beschließt er alleine zu verbringen. Er überlebt den zweiten Weltkrieg in Russland, das darauf folgende Strafgefangenenlager, das nicht mehr gebraucht werden nach seiner Heimkehr, den andauernden Außenseiterstatus, sein ganzes tristes Dasein. Und die Moral von der Geschicht‘: So schlimm fand er’s eigentlich nicht!

Ja, das kann man jetzt demütig, romantische, was weiß ich finden, und dankbar sein, dass man’s selbst besser geroffen hat – aber meine Seele hat eher Mitleid und denkt sich „Mei, wär er halt auch von der Lawine mitgerissen worden, dann hätt er aufgehört, als es am Schönsten war!“ und freut sich nicht über die Beschreibung von jahrzehntelangem Darben.


Veröffentlicht am 14.07.2017

Unterhaltsame Gutenachtgeschichte von Astrid Lindgren

Nein, ich will noch nicht ins Bett!
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Lasse will noch nicht ins Bett, nein, nein, nein! Es gibt noch so vieles, was erledigt werden muss, bevor er schlafen gehen kann: Ein Männchen malen, vom Schrank hüpfen… aber Mama sagt irgendwann „Schluss!“, ...

Lasse will noch nicht ins Bett, nein, nein, nein! Es gibt noch so vieles, was erledigt werden muss, bevor er schlafen gehen kann: Ein Männchen malen, vom Schrank hüpfen… aber Mama sagt irgendwann „Schluss!“, wie gemein! In der Wohnung über Lasse wohnt Tante Lotte, die ihn jeden Abend mit seiner Mama streiten hört. Als Lasse sie mal wieder Besucht, lässt sie ihn durch ihre Brille gucken, mit der kann man ganz weit sehen, sogar bis zu den Tierkindern im Wald! Und so beobachten sie gemeinsam, wie auch alle anderen Kinder ins Bett gehen, und einschlafen.
Zauberhaft, wie all die Geschichten von Astrid Lindgren, ohne erhobenen Zeigefinger oder belehrenden Unterton, schön illustriert, genau das Richtige um sich vor dem Schlafen gehen nochmal gemeinsam aufs Sofa zu kuscheln und einer Geschichte zu lauschen. Für Kinder ab ca. 3 ½ Jahren.

Veröffentlicht am 14.07.2017

Suchen und Finden für Schmetterlinge

Wo ist Mami?
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Ein kleiner Affe hat im großen Urwald zwischen all den Tieren den Überblick verloren und findet seine Mama nicht mehr. Doch kein Problem, rasch eilt ihm der engagierte Schmetterling zur Hilfe, lässt sich ...

Ein kleiner Affe hat im großen Urwald zwischen all den Tieren den Überblick verloren und findet seine Mama nicht mehr. Doch kein Problem, rasch eilt ihm der engagierte Schmetterling zur Hilfe, lässt sich von dem Äffchen genau beschreiben, nach was genau sie suchen und wartet dann auch prompt mit allerlei „Mamis“ auf – leider ist der kleine Affe damit überhaupt nicht zufrieden, denn egal wie genau er seine Mama auch beschreibt, die vom Schmetterling vorgeschlagenen Tiere haben so gar nichts mit seiner Mama zu tun!
Ein sehr lustiges, in schönen Reimen geschriebenes und farbenfroh gezeichnetes Bilderbuch für Kinder ab ca. 2 ½ Jahren, wir haben es schon oft verschenkt und nur positive Reaktionen bekommen!
Endlich mal wieder ein Buch ohne „Lernfaktor“, dafür mit jede Menge Spaß! Und irgendwann kann es dann die ganze Familie auswendig

Veröffentlicht am 14.07.2017

Schnell mal Urlaub auf den Tisch

World Food Café. Quick and Easy
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Wie auch schon im Vorgänger („World Food Café“) haben hier Carolyn und Chris Caldicott vegetarische Gerichte von ihren Reisen zusammengetragen. Nach Ländern geordnet (u. a. Bangladesch, Japan, Kuba und ...

Wie auch schon im Vorgänger („World Food Café“) haben hier Carolyn und Chris Caldicott vegetarische Gerichte von ihren Reisen zusammengetragen. Nach Ländern geordnet (u. a. Bangladesch, Japan, Kuba und Syrien) und mit wunderschönen Fotografien von ihren Reisen werden exoitische, hierzulande meist gänzlich unbekannte Gerichte gekonnt in Szene gesetzt – dieses Mal aber mit dem Anspruch „quick & easy“. Diesem wird das Buch auch in großen Teilen gerecht, alle bis jetzt gekochten Gerichte waren tatsächlich leicht nachzuempfinden, wenn auch „schnell“ wohl im Auge des Betrachters liegt (kann dann schon auch mal bis zu einer Stunde dauern, bis das Essen auf dem Tisch steht), das Ergebnis hat sich aber jedes Mal gelohnt!
Unbedingt nachkochen sollte man die kubanischen Blätterteig-Pastelitos und den japanischen Seidentofu mit Ingwer und Schnittlauch!
Lecker :-q