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Veröffentlicht am 04.06.2019

Psychothrill vom Feinsten

Niemand stirbt allein
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Mein erster Psychothriller von Martin Krist und wow. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wie ich nur ansatzweise wiedergeben soll, was ich dabei empfunden habe. Welche Hölle und welche Verzweiflung, ich ...

Mein erster Psychothriller von Martin Krist und wow. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wie ich nur ansatzweise wiedergeben soll, was ich dabei empfunden habe. Welche Hölle und welche Verzweiflung, ich dabei durchlebt habe.
Als Thriller Autor ist er ein Meister seines Fachs, aber im Bereich der Psychothriller legt er nochmal ein Schippe obendrauf.

Stell dir vor, dein Ehemann wird für dich und deine Familie eine ernstzunehmende Bedrohung .
Was tust du?
Tiefste und brennende Verzweiflung durchströmt dich. Du verlierst dich, rennst um dein Leben und nimmst alles, wirklich alles als Bedrohung war.
Wem kannst du trauen?
Kannst du dir überhaupt selbst vertrauen und was ist, wenn die Wahrheit dahinter noch viel grausamer ist, als du dir je vorstellen könntest?
Tabea ist in diesem Stück der Dreh- und Angelpunkt. Um sie und um ihr ganz persönliches Horrorszenario geht es hier.
Ich mochte Tabea von Anfang an. Sie hat mich wirklich bewegt , sie ist mir unter die Haut gegangen und ich erlebte ihr Grauen am eigenen Leib.
Ich wollte sie beschützen, zu ihr eilen und sie einfach halten.
Diese kleine Person mit einer so zerbrechlichen Seele, drohte vor meinen Augen zu zersplittern und in alle Einzelteile zu verfallen. Wie bitte, soll einem das nicht nahe gehen? Als Mutter, konnte ich es besonders gut nachempfinden.
Ihre Ängste, ihre Wut,ihr Schmerz, brannten sich tief in mir ein, ich litt und zitterte in jeder Sekunde mit ihr mit.
Dadurch das man Tabeas Perspektive erfährt, ist sie unglaublich lebendig und präsent. Sie ist authentisch und ich hatte einfach das Gefühl, mich direkt neben ihr zu befinden.
Auch die Nebencharaktere sind sehr gut ausgearbeitet und greifbar.
Geheimnisse die in der Luft schwelen und zu keinem Moment gibt es ein durchkommen durch diesen Wulst an Informationen und Eindrücken.
Die Angst und Panik ist allgegenwärtig und legt sehr viel Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit über das Geschehen.
Es hat mir schier das Herz herausgerissen, bei dem, was ich hier erlebte.
Ich wollte wirklich nur kurz reinlesen, aber ich klebte fest am Reader. Weglegen war unmöglich.
Die Spannungskurve war so extrem hoch, das ich einfach nur wissen wollte, was dahintersteckt.
Denn das da etwas ist, war offensichtlich.

Der Schreibstil ist unglaublich fesselnd und bildhaft. Das ganze entwickelte einen Sog, dem man nichts entgegenzusetzen hat.
Es hat mich gepackt , zum nachdenken gebracht und nicht eine Sekunde mehr losgelassen.
Irgendwann brandete in mir die Frage auf, worum es hier wirklich geht. Ich war so geschockt und entsetzt von den ganzen Geschehnissen, das ich nicht dahinterkam.
Tabea verändert sich immer mehr und ihr Umfeld schien sich dem anzugleichen.
Verfolgungswahn, Paranoia und Verzweiflung.
Trauer, Verlust und schiere Ausweglosigkeit.
Meine Nerven war zum zerreißen gespannt.
Gekonnt wird hier mit den Ängsten der Leser gespielt. Ein Abgrund jagt den nächsten und die Fragen wollen kein Ende nehmen.
Keine Erlösung. Kein Ausweg.
Nur ein großes Nichts, das alles in den Abgrund zieht , was sich ihm in den Weg stellt.
Was ist Schein, was ist Sein?

Die Handlung ist unglaublich wendungsreich und atemlos lechzt man nach jeder weiteren Seite.
Martin Krist gelingt hier ein sehr nervenzehrender und intensiver Psychothriller, in dem es um das eigene Ich und die Frage nach dem Warum geht.
Er besticht durch Höhen und Tiefen und kommt nicht einen Moment zum Stillstand.
Das Ende hat mir vollkommen den Boden unter den Füßen weggezogen und mich völlig dahingerafft.
Ich wusste nicht mehr wo und wer ich war.
Ich fühlte und zitterte einfach nur stumm mit.
Dieser Roman zeigt auf wie unglaublich groß seelischer Schmerz werden kann, das er alles verändert und man Grenzen überschreitet, die man nicht für möglich halten würde.
Ein Roman der definitiv nach mehr schreit und für mich ein absolutes Jahreshighlight darstellt.

Fazit:
uh. Wow. Ich bin platt , am Ende und weiß definitiv nicht was ich sagen soll.
Dieser Psychothriller sprengt jegliche Grenzen und zeigt auf, wie tief und allumfassend Schmerz sich äußern kann.
Er brennt sich ein, fordert und vernichtet alles und jeden.
Mir ist die Story um Tabea unglaublich unter die Haut gegangen, hat mich Nerven gekostet und letztendlich hat es mich emotional vollkommen um den Verstand gebracht.
Wer Psychothriller liebt, darf hier auf keinen Fall daran vorbeigehen.
Denn Martin Krist spielt gekonnt mit den Ängsten der Leser und zeigt auf , zu welchen Höchstleistungen der menschliche Körper fähig ist.
Eine nervenzehrende und emotionale Handlung , die mit einer großartigen Protagonistin und einer Thematik punktet, die einfach nur unglaublich bewegt und beschäftigt.
Psychothrill vom Feinsten.
Ein Thriller der eisige Schauer über den Rücken jagt und besonders auf der psychologischen Ebene sehr gut ausgearbeitet ist.
Ein absolutes Jahreshighlight. Ich lechze nach mehr.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Tannenstein ist knallhart, präzise und blutig.

Tannenstein
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“Tannenstein” wird als der Thriller schlechthin gehandelt und es war endlich an der Zeit mir mein eigenes Urteil zu bilden. Ich ging ohne Erwartungen heran und wurde hier definitiv auf mehr als einer Ebene ...

“Tannenstein” wird als der Thriller schlechthin gehandelt und es war endlich an der Zeit mir mein eigenes Urteil zu bilden. Ich ging ohne Erwartungen heran und wurde hier definitiv auf mehr als einer Ebene komplett überrascht.
Es war mein erstes Buch des Autors, aber ich kann jetzt schon versprechen, das es mit Sicherheit nicht mein letztes von ihm war.

Tannenstein ist knallhart, präzise und blutig.
Der Schreibstil ist sehr einnehmend, ungemein fesselnd und absolut bildhaft.
Sowie der Wanderer in Aktion trat, war ich nicht mehr von der Geschichte wegzubekommen.
Linus Geschke macht das wahre Grauen nicht nur sehr offensichtlich, sondern legt es auch zwischen den Zeilen hinein. Etwas was mich zum einen wirklich schockierte, aber zum anderen auch Stoff zum nachdenken gab.
Interessant waren hier tatsächlich die Perspektiven. Denn immer wieder geraten andere Personen in den Fokus und man wusste niemals sicher , wer hier tatsächlich wichtig für das Geschehen werden würde.
Einzelne Schicksale die immens unter die Haut gingen und mich wirklich beschäftigt haben.
Man trifft auf Menschen, die Träume und Wünsche haben. Die sich nicht mit dem zufriedengeben, was sie haben. Sondern immer mehr,immer besseres herausholen wollen.
Ist das schlecht? Nein, es ist menschlich und man kann sich unwahrscheinlich gut in sie hineinversetzen und es gut nachvollziehen.
Besonders beeindruckend waren für mich persönlich der Wanderer und Alexander Born.
Beides Menschen , denen jegliche Moral abhanden gekommen zu sein scheint.
Doch wie lässt sich die eigentliche Moral genau definieren?
Wie moralisch kann ein Mensch handeln und empfinden, der urplötzlich kaltblütig Menschen ins Jenseits schickt?
Der Verlust und Trauer erfahren hat?
Der unglaublich tiefen und intensiven Schmerz erfahren hat.
Der scheinbar nichts mehr zu verlieren hat?
Dahingehend waren für mich der Wanderer und Alexander übers interessante Figuren.
Wer ist der Wanderer wirklich und was ist sein Motiv?
Handelt er spontan oder liegt dem ganzen ein Plan zugrunde? Und das wichtigste überhaupt, um was geht es hier wirklich?
Und dann noch Alex, ein Ex-Polizist der gern mal über Grenzen hinausschießt und sein eigenes Ding dreht. Alex eckt gerne mal an und doch mochte ich ihn wirklich wahnsinnig gern. Weil ich seine Beweggründe verstehen und auch nachvollziehen konnte. Er schießt gern blind um sich. Doch inwieweit ist das verwerflich. Kann man ihm einen Vorwurf machen, das er so voller Schmerz und Wut steckt und damit einen Rachefeldzug startet?
Insgesamt fand ich alle Charaktere mehr als gelungen. Sie sind greifbar, tiefgründig und nicht einfach in Gut oder Böse einzugliedern. Linus Geschke gelingt es ausgesprochen gut, auch die Menschlichkeit in Ihnen zum Vorschein zu bringen. Etwas das dazu führt , daß man sie nicht einfach verurteilen kann. Jeder hat seine Dämonen, die ihn fertigmachen und das kommt hier wirklich sehr gut zum Ausdruck.
Die Charaktere sind nicht plastisch, sie leben und verhelfen der Story zu sehr viel Ausdruck und Tiefe.
Die Story ließ mir schon mit dem Auftauchen des Wanderers , die Nackenhaare zu Berge stehen.
Fassungslosigkeit und Entsetzen war nur ein Teil davon, was ich empfand, als er in Aktion trat.
Die Story war unglaublich spannend und sehr interessant zu verfolgen. Teilweise ist es nicht unbedingt für sanfte Gemüter geeignet, da es teilweise sehr blutig und brutal zugeht. Dies äußert sich nicht ausschließlich in den Gewalttaten selbst, sondern auch in dem , was die Menschen empfinden und erleben. Ja, was sie letztendlich ausmacht.
Nicht nur die Charaktere sind sehr tiefgründig, auch die Story ist es. Die Hintergründe werden aufgedeckt und man erfährt unaussprechliches.
Ich war wirklich entsetzt und es ging mir wirklich nahe.
Ich empfand Wut, Abscheu und Angst.
Die Verzweiflung das Kalkül das dem ganzen innewohnt, ist quasi durchweg präsent.
Es entwickeltes sich eine kaltblütige und gnadenlose Hetzjagd, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse immer mehr verschwimmen.
Man taucht in Abgründe ein, die man mit bloßem Auge nicht zu sehen bekommt, die jedoch sehr eindringlich und intensiv aufgezeigt werden.
Vorderstes Motiv ist Rache, aber auch Korruption, Machtverhältnisse und Prostitution spielen hier elementare Rollen.

Die Handlung ist sehr temporeich und hochspannend und komplex.
Es spielt sich abwechselnd in Deutschland, Russland und Tschechien ab. Das intensiviert die Grundthematik der Story nur noch mehr.
Ein Adrenalinschub jagt den nächsten und Linus Geschke gelingt es perfekt, Wendungen einzuweben, die mich vollkommen überrascht haben.
Er geht nicht langsam an die brisanten Themen heran, er bringt es knallhart, kurz und knapp auf den Punkt. Ein Umstand den ich hier besonders geschätzt habe.
Tatsächlich handelt es sich hier defintiv um keinen leichten Stoff, ich fand es sehr beklemmend und ausweglos.
Die Blutspur, die Ängste zogen sich bis zum Schluss durch das Geschehen und haben mich niemals ganz losgelassen.
Ich mag die Story, ich mag die Charaktere . Doch gleichzeitig wird auch klar, das noch Fragen offen sind und noch längst nicht alles auf den Tisch kam.
Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht und kann einfach nur für mich sagen, das der Autor es drauf hat, einen gnadenlosen Thriller zu offenbaren, der Jenseits von Gut und Böse liegt.
Der mehr Schatten als Licht birgt. In dem man in die tiefsten Abgründe hinab taucht, um schlussendlich völlig gebrochen wieder hervorzukommen.
Definitiv eine große Überraschung für mich.

Fazit:
Ein Wanderer , ein Ex- Bulle , der sein eigenes Ding dreht und eine Thematik, die Jenseits von Gut und Böse liegt.
Tannenstein ist knallhart, präzise und blutig.
Nichts für schwache Nerven , denn es geht hier ordentlich zur Sache.
Ein Thriller der mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ und einiges an Stoff zum nachdenken mitgab.
Ein Thriller der nicht in Schwarz oder Weiß einzugliedern ist, sondern in dem besonders die Nuancen dazwischen das wahre Grauen aufzeigen.
Für mich eine große Überraschung , denn Tannenstein bringt alles mit, was ein guter Thriller brauch.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Ein äußerst gelungener Band dieser smarten Ermittler Reihe

Finsterwald
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Endlich ein neuer Band rund um die beiden Ermittlerinnen Emilia Capelli und Mai Zhou.
Meine Freude war immens und ich konnte es kaum erwarten, damit loszulegen.
Dieser Fall hat es ziemlich in sich und ...

Endlich ein neuer Band rund um die beiden Ermittlerinnen Emilia Capelli und Mai Zhou.
Meine Freude war immens und ich konnte es kaum erwarten, damit loszulegen.
Dieser Fall hat es ziemlich in sich und man taucht in einige Abgründe ein, die nicht immer offensichtlich sind.
Sie legen ihre Spuren in die Vergangenheit und reichen bis in die Gegenwart.
Em und Mai haben ordentlich zu kämpfen, doch werden sie auch diesmal den Täter schnappen können?

Judith Winter hat einen sehr leichten und fesselnden Schreibstil, wodurch ich flugs durch war mit der Story.
Von Anfang herrscht eine beklemmende Atmosphäre, die sich bis zum Schluss nicht ganz abschütteln lässt.
Ich kam auch sofort sehr gut hinein ins Geschehen.
Alles war wieder präsent , was diese Reihe ausmacht.
Diesmal ist Em die dominantere der beiden Ermittlerinnen und rückt mehr in den Fokus. Dabei erhält ihr Privatleben sehr viel Raum.
Als Privatmensch hat sie auch an dieser Front ordentlich zu kämpfen und erfährt Dinge, die ihr ganzes Weltbild ins Wanken bringen.
Ich konnte mich wirklich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre Zerrissenheit spüren.
Tatsächlich war ich ziemlich schockiert von dem, was sich da auftat.
Auch in beruflicher Hinsicht gerät sie ziemlich unter Druck.
Ein Mörder, dem nicht beizukommen ist.
Der wie ein Phantom , Schatten auf alles wirft und Rätsel aufgibt, die scheinbar nicht zu lösen sind.
Hat es mehr mit der Vergangenheit zutun oder liegt der Schlüssel in der Gegenwart verborgen?
Mich hat dieser Mordfall ordentlich Nerven gekostet. Ich konnte den Täter nie ganz einschätzen, weil er bis zum Schluss im Verborgenen blieb.
Dafür erfahren wir die Perspektive des Opfers. Was es nicht wirklich leichter macht.
Man erfährt jedoch auf dieser Ebene mehr über die Person und erlebt, was sie ertragen muss.
Daneben kann man auch die Ermittlungsarbeit sehr gut verfolgen.
Auflockerung erfährt das Ganze durch die Verbindung zwischen Em und Mai, was mir unheimlich gut gefiel, weil es mich immer wieder zum schmunzeln brachte.
Judith Winter überzeugt auch hier wieder mit einem sehr interessantem Plot, der das Grauen immer intensiver spüren lässt.
Was ist Schein, was ist Sein?
Ein vierter Band der den Vorgängern in nichts nachsteht und verdammt fesselnd und interessant ausgearbeitet ist.
Lediglich im Mittelteil kam es etwas ins stocken. Es ging scheinbar nicht vor und nicht zurück. Der Autorin gelang es jedoch innerhalb kürzer Zeit diese Hürde zu meistern, was den Lesefluss nicht negativ beeinflusst hat.
Durch die Ermittlungsarbeit wirkte es zum einen etwas trocken, aber durch die Sicht des Opfers, ist das Grauen und die Ausweglosigkeit immer präsent und allgegenwärtig. Man hofft und zittert jede Sekunde mit. Greift verzweifelt nach jedem Strohhalm der sich bietet.
Zudem wird klar, wie robust und belastbar der menschliche Körper ist, wenn es um überleben geht.
Doch wie lange lässt sich das aufrechterhalten?
Zerbricht zuerst die Seele oder der Körper.
In diesem Punkt fand ich es vor allem auf der psychologischen Ebene sehr gut ausgearbeitet.
Mir hat dieser Thriller wirklich sehr gut gefallen, weil es immer Stoff zum nachdenken gab.
Es zeigt auf, wie unterschiedlich Macht, sich auswirken kann und das man scheinbar nicht immer eine Wahl hat. Daneben lässt auch das Schicksal des Opfers nicht los und man kämpft einfach nur an ihrer Seite.
Es war zwar an einigen Fronten etwas vorhersehbar, was aber das Gesamtbild nicht getrübt hat.
Die Entwicklung und das Ausmaß an Abgründigkeit und Perfidität wird deutlich spürbar und webt das eigene Schreckensbild.
Man spürt die Verletzlichkeit und Abhängigkeit mehr als deutlich.
Im letzten Teil ging es Schlag auf Schlag und an ausruhen war gar nicht mehr zu denken.
Die Nerven lagen blank und stumm betet und hofft man mit.
Schlussendlich wird es mit einem Ausgang versehen, der nachvollziehbar und gut in Szene gesetzt ist.

Die Autorin punktet mit authentischen Charakteren, die sich wunderbar entfalten können und einer Story die komplex, spannend und bewegend ist.
Die Thematik ist äußerst interessant und facettenreich und fördert die eigene Mitarbeit.

Fazit:
Der vierte Band rund um Emilia Capelli und Mai Zhou hat es ordentlich in sich.
Vergangenheit und Gegenwart.
Dazwischen Blut und Qual.
Ein komplexer und facettenreicher Thriller, der eisige Schauer über den Rücken jagt und dabei einiges an Abgründigkeit und Perfidität mit sich bringt.
Ein äußerst gelungener Band dieser smarten Ermittler Reihe.
Ich bin schon sehr gespannt darauf, welche Abgründe sich im nächsten Band auftun werden.

Veröffentlicht am 04.06.2019

“Mein Wille geschehe” ist ein Psychothriller auf hohem Niveau, der mich vollkommen gelähmt und fertig gemacht hat

Mein Wille geschehe
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Manchmal gibt es Bücher im Leben, die machen dich fertig, die rauben dir den Schlaf und zwingen dich zum nachdenken.
Sie lassen dich nicht los und sind so subtil verfasst, das du wie gebannt davor sitzt, ...

Manchmal gibt es Bücher im Leben, die machen dich fertig, die rauben dir den Schlaf und zwingen dich zum nachdenken.
Sie lassen dich nicht los und sind so subtil verfasst, das du wie gebannt davor sitzt, inhalierst und nicht aufhören kannst.
“Mein Wille geschehe” gehört zu diesen Büchern.
Ich hab mich so sehr darauf gefreut und es durfte auch nicht allzu lang auf dem Sub verweilen.

Jennifer Benkau schreibt sehr eindringlich und klar. Sie wob eine Story , die mich komplett in Atem hielt, die Wörter zu Bildern formte.
Sie erzählt von Einsamkeit und Trauer.
Von Verlust, Leere und Neuanfang.
Sie lähmt, sie fördert Entsetzen und schiere Ohnmacht, die zur Verzweiflung treibt.
Diese Story ist so voll von Emotionen, das es mich förmlich zweigeteilt hat.
Ich spürte die Angst, die Wut, die Verzweiflung so immens tief und intensiv.
Es ist die Hoffnungslosigkeit die es am leben erhält.
Es ist der Schrei nach mehr, der es nicht zum Stillstand kommen lässt.
Derya , eine Schriftstellerin voller Pein und düsteren Geheimnissen.
Eine Frau, verfolgt, gejagt, vom Leben bedroht.
Derya , trägt so viel Einsamkeit, Traurigkeit und Dunkelheit in sich.
Schicht für Schicht löst man alle Facetten von ihr ab und ist immer sprachloser und erstaunter.
Darüber, wer sie ist und welcher Qual und welcher Bedrängnis sie ausgesetzt ist.
Derya mochte ich sofort von Herzen gern. Sie hat mein Herz gepackt und es nicht mehr losgelassen.
Immer mehr erfuhr ich von ihr.
Von ihrer Vergangenheit, die ihre Spuren in der Gegenwart hinterlässt.
Stück für Stück kristallisierte sich eine Person heraus, die ich einfach nur beschützen und umarmen wollte.
Es ist so voller Trostlosigkeit und Schwere, die vollkommen lähmt und gefangen nimmt.
Derya hat es beileibe nicht leicht.
Man versteht die innere Zerrissenheit, die sie durchlebt, weil sie keinen Ausweg findet.
Paranoia die sich entwickelt, weil die Bedrohung immer intensiver und greifbarer wird.
Ein Entkommen ist quasi unmöglich.
Eine Konfrontation ist unumgänglich.

Weil dies Deryas Geschichte ist, erfährt man auch ihre Perspektive. Sie gewinnt an Tiefe und Intensität.
Man spürt sie bis in die Fingerspitzen
Kann sich wundervoll in sie hineinversetzen und verstehen was sie umtreibt.
Auch die Nebencharaktere sind wundervoll in Szene gesetzt, authentisch und mit Ecken und Kanten versehen.

Die Handlung , die sehr komplex ist, hat mich durchweg in Atem gehalten.
Eine Story die immer mehr Fragezeichen in meinem Kopf entstehen ließ.
Ich konnte nicht loslassen. Es ist so eindringlich , das es mein Nervenkostüm komplett strapazierte.
Ich litt, ich trauerte, ich war wütend und zitterte am ganzen Leib.
Das Psychogramm einer jungen Frau, die durch die Hölle geht und dabei ständig versuchen muss zu leben. Am Leben zu bleiben.
Wie kann man all das bewältigen, ohne daran zu ersticken, ohne daran zu zerbrechen?
Ein Täter, der sich wie ein Phantom durch ihr Leben schleicht.
Deryas Leben ist voller Risse und so kurz davor zu zerbersten.
Ohne Frage ist Jennifer Benkau eine Meisterin darin, daß wahre Grauen zwischen die Zeilen zu legen.
Die Brutalität ist nicht offensichtlich, sie findet im Inneren statt. Da wo es niemand sieht und seine Hand schützend darüber legen kann.
Oft hatte ich das Gefühl, Derya wäre ein Schatten, der schon längst nicht mehr existiert. Eine Person, die sich schon längst verloren zu haben scheint.
Hat sie überhaupt die Chance , sich wiederzufinden und ihr Leben zurückzubekommen?
Und was bleibt ihr dann schlussendlich noch?
Die Spannung wird konstant oben gehalten und besticht vor allem damit, daß sie unterschwellig spürbar ist. Das macht es ungleich intensiver und emotionaler.
Mir hat besonders gut gefallen, daß die zwischenmenschlichen Aspekte nicht außen vor gelassen wurden.
Man erlebt eine Freundschaft, die jeglichen strotzt, was sich ihm entgegenstellt.
Eine Freundschaft, die lebt und voller Abgründe umgeben ist.

Mich hat diese Geschichte wirklich beschäftigt und einfach nicht zur Ruhe kommen lassen.
Jennifer Benkau beschäftigt sich mit einer äußerst schwierigen Thematik, die sie zwischen den Zeilen erörtert und das wirklich sehr gekonnt und mit Gefühl.
Lange Zeit wusste ich nicht, wo es mich hinführen würde. Ich wollte einfach nur den Täter schnappen.
Alle meine Vermutungen führten ins Leere.
Die Überraschungen, die hier eingewoben wurden , haben mich vollkommen fertig gemacht und ich konnte es nicht sofort realisieren.
Es hat mich gebrochen, ich musste schlucken und es verarbeiten.
Und auch wenn mir der Schlussakt etwas zu abrupt kam, so ist diese Story absolut bewegend und außergewöhnlich.
Es geht um Vergangenheit.
Es geht um Schmerz. Tiefsitzenden Schmerz, der an die Oberfläche muss, um leben zu können.
Er offenbart sich in unglaublich vielen Facetten und zeigt, welche wahre Bedeutung er in sich trägt.

Mich hat dieser Psychothriller absolut überwältigt und in Schockstarre versetzt. Besonders psychologisch gesehen, ist er wirklich gut ausgearbeitet.
Es ist nicht laut und tosend. Es ist sanft und leise und gerade dadurch offenbart er seine ganze Fülle an Emotionen und Ausdruckskraft.
Für mich ein absolutes Highlight schlechthin.

Fazit:
“Mein Wille geschehe” ist ein Psychothriller auf hohem Niveau, der mich vollkommen gelähmt und fertig gemacht hat.
Ein Grauen, das sich auf unterschiedlichen Stufen präsentiert. Immer intensiver und eindringlicher wird.
Dabei so fordert und immer weiter zerbrechen lässt.
Ein Roman über Stalking, über Schmerz, wahren Schmerz.
Der ganz tief drinnen wohnt.
Über Wut, Angst und Pein, was alles mit sich reißt und zu zerstören droht.
Jennifer Benkau hat mich auf jeglicher Ebene überrascht. Ein sehr eindringliches und subtiles Buch, das die komplette Gefühlswelt auf den Kopf stellt.
Ich bin immernoch völlig mitgenommen und geflasht von dieser Fülle und den Eindrücken.
Ein absolutes Highlight für mich.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Hart und präzise, wie es nur Krist vermag

Freak City / Hexenkessel
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Oh mein Gott, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Defintiv ein Krist wie ich ihn liebe.
Abgründig, düster und auch etwas verrucht. Blutig darf es dann gern auch sein.
Ich mag die düstere und beklemmende ...

Oh mein Gott, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Defintiv ein Krist wie ich ihn liebe.
Abgründig, düster und auch etwas verrucht. Blutig darf es dann gern auch sein.
Ich mag die düstere und beklemmende Atmosphäre, die sich hier immer wieder auftut, unglaublich gern. Das schürt die Ängste und das nahende Entsetzen.
Martin Krist hat einfach eine mega Art zu schreiben.
Fesselnd, einnehmend und vollkommen bildhaft. Ich bin förmlich durch diese Episode gerauscht und es war leider viel zu schnell vorbei.

Mit Freak City startet er eine neue Reihe und die erste Folge hat es gleich mächtig in sich.
Dabei haben wir gleich an zwei Fronten zu kämpfen. Zum einen ist da Patsy und zum anderen Pearl.
Patsy mochte ich total gern, was vor allem an ihrer unerschütterlichen Liebe zu ihrer Tochter Christie lag. Ich konnte sie spüren, erleben und verstehen, was sie dazu trieb. Zudem waren ihre Ausweglosigkeit, ihre Träume und ihre Verzweiflung so unglaublich intensiv spürbar.
Patsy hat es wahrlich nicht leicht, denn urplötzlich bricht das komplette Chaos über sie herein und sie wird zur Gejagten.
Kann Patsy sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen?
Pearl ist etwas speziell. Rauh und verschlossen. Aber ich mag ihn total gern. Sein Handlungsstrang hat etwas verruchtes an sich. Auch der erotische Anteil hat mir wirklich gut gefallen.
Düster, heftig, kurz. So wie ich es liebe. Keine großen Belanglosigkeiten, man kommt direkt auf den Kern.
Pearl ist niemand mit dem man sich anlegen sollte. In dem Punkt hab ich ihn absolut gefeiert.
Ein Protagonist der defintiv für ordentlich Pfeffer im Getriebe sorgt.
Auch die Nebencharaktere sind sehr gut gestaltet. Allesamt sehr authentisch und greifbar. Jeder hat scheinbar Leichen im Keller und niemals, absolut niemals ist etwas , so wie es scheint.
Die Wirklichkeit ist noch viel schlimmer und abgründiger.

Die Handlung war an Spannung kaum zu überbieten und ich lechzte nach jedem neuen Satz.
Meine Nerven waren zum zerreißen gespannt. Ich hab an beiden Fronten gleichzeitig gekämpft, aber ganz besonders hatte es mir der Handlungsstrang mit Patsy angetan. Ich mochte sie einfach so wahnsinnig gern. Besonders gemein, die Kapitel sind relativ kurz und enden meist auch noch mit einem Cliffhanger. Man erfährt immer abwechselnd die Perspektiven von Patsy und Pearl. Diese kleinen miesen Cliffhanger haben mich regelrecht zur Weißglut getrieben.
Auch die Momente mit Pearl hab ich unheimlich genossen. Auch wenn er vielleicht nicht das Bild von einem Mann ist, fand ich ihn absolut heiß. Anziehend und er hatte einfach das gewisse Etwas.
Er hat so eine dunkle und unnahbare Art an sich, die eher abschrecken soll, bei mir jedoch das Gegenteil erreicht hat.
Ich konnte seine Ermittlungen unheimlich gut verfolgen und miträtseln, was total interessant und aufschlussreich war.
Die Handlungsstränge selbst haben zunächst nicht viel gemeinsam und oft hab ich mich tatsächlich gefragt, wo es mich hinführen soll.
Irgendwann machte es dann Klick und alles schloss sich zusammen.
Martin Krist hat hier nicht nur einen mega spannenden ersten Teil erschaffen.
Es hat mich auch auf verschiedenen Ebenen bewegt und durchweg einfach auch nicht losgelassen.
Es gab Momente die mich schmunzeln ließen, was das Ganze sehr aufgelockert hat. Es gab aber auch genügend Raum für eigene Gedankengänge.

Es ist die Jagd eines Killers,der verzweifelte Kampf einer Frau um ihr Kind und ein Ermittler, der immer wieder auf die Füße fällt. Mich hat vor allem beeindruckt, das es wirklich tiefgründig war und und auf so wenig Seiten zu überzeugen vermag.
Kein Stück vorhersehbar. Gänsehaut pur und Momente die kräftig an den Nerven zehren.
Ich hab so unglaublich mitgefiebert und konnte nicht genug davon bekommen.
Das Adrenalin rauschte förmlich durch meine Adern und ich hab die Action, aber auch die zwischenmenschlichen Aspekte unheimlich genossen.
Schlussendlich hatte ich zunächst Zweifel, die der Autor jedoch mir nichts, dir nichts zerstreut hat.
Einige Wendungen sorgten zudem dafür, das ich erstmal ordentlich schlucken und verdauen musste.
Letztendlich findet alles einen guten Abschluss, dennoch brenne ich darauf den nächsten Teil in die Finger zu kriegen, denn längst ist noch nicht das letzte Wort gesprochen und mir brennen noch so viele Fragen auf der Seele.

Fazit:
Wow, ich bin wirklich wieder völlig begeistert und zu 200% überzeugt.
Der Auftakt der Freak City Serie ist nicht nur düster, rauh und verwegen.
Er bringt den Gefühlshaushalt ordentlich durcheinander und punktet mit einer Menge Action und Überraschungen.
Und vor allem begeistert er mit unwahrscheinlich tollen Protagonisten, die mir total ans Herz gewachsen sind.
Defintiv ein Krist, wie ich ihn Liebe und absolut vergöttere und feiere.
Wer es gern kurz und knackig mag, aber dennoch nicht auf Tiefe und eine vielschichtige Story verzichten möchte, sollte hier defintiv zugreifen.
Hart und präzise, wie es nur Krist vermag.
Ich bin absolut geflasht und will unbedingt den nächsten Krist in die Finger bekommen.