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Veröffentlicht am 28.11.2025

Ein Spiegel unserer digitalen Welt

Please unfollow
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Please Unfollow ist eines dieser seltenen Bücher, die einen nicht nur berühren, sondern regelrecht durchrütteln. Basma Hallack hat ein Setting geschaffen, das gleichermaßen atmosphärisch wie beklemmend ...

Please Unfollow ist eines dieser seltenen Bücher, die einen nicht nur berühren, sondern regelrecht durchrütteln. Basma Hallack hat ein Setting geschaffen, das gleichermaßen atmosphärisch wie beklemmend ist – und sie widmet sich einem Thema, das so unglaublich wichtig, so dringend und so erschreckend real ist, dass man manchmal kaum weiterblättern mag… und es trotzdem atemlos tut.

Der Schreibstil? Unfassbar schön. Flüssig, poetisch, nahbar. Man gleitet durch die Seiten, selbst wenn der Inhalt schwer auf dem Herzen liegt. Ich bin völlig entzückt von der Art, wie Basma schreibt – warm, klar und gleichzeitig brutal ehrlich, ohne je die Empathie zu verlieren. Genau diese Mischung macht das Lesen so intensiv: Man kann einfach nicht aufhören, obwohl man innerlich ständig denkt: Uff… das wird noch wehtun.

Schon früh im Buch kochte in mir eine Wut auf, die ich kaum bändigen konnte. Sherrys Eltern verkörpern all das, was in dieser Welt so schief läuft – und man fragt sich verzweifelt, wie Menschen tatsächlich so mit ihren Kindern umgehen können. Wie kann man seine Kinder im Netz ausstellen, als wären sie ein Produkt? Warum lernen so viele Eltern nichts daraus? Und warum, um Himmels willen, werden Influencer*innen, die genau solche Grenzen überschreiten, nicht kollektiv gecancelt? Dieses Buch hält der digitalen Welt einen Spiegel vor – und der Anblick ist erschreckend.

Sherry hingegen ist ein zauberhaftes Mädchen. Feinfühlig, verletzlich und trotzdem stark. Ich wollte sie in den Arm nehmen, während ich gleichzeitig dachte: Was muss passiert sein, dass sie in diesem Camp landet? Und dann dämmert einem: Vielleicht ist es tatsächlich das Beste, was ihr hätte passieren können. Dort trifft sie auf Aluna – ein Mädchen, das ihr so viel Halt gibt, dass man nur hoffen kann, dass diese Verbindung bestehen bleibt. Und dann ist da Paco… süß, aufmerksam, verständnisvoll – und doch bleibt ein Rest Misstrauen, ein flüchtiger Schatten, der einen leise warnt. Man hofft, man irrt sich.

Die Rückblicke waren schwer zu ertragen. Nicht, weil sie überzogen wären – im Gegenteil. Weil sie real sind. Weil genau solche Szenen in unserer Welt tatsächlich geschehen, täglich, unreflektiert, ohne Konsequenzen. Das macht wütend. So wütend, dass einem beim Lesen die Hände zittern.

Parallel dazu der zunehmende Druck der Eltern, die mit allen Mitteln versuchen, herauszufinden, wo ihre Tochter ist. Nicht aus Liebe, sondern aus Kontrolle. Aus Besitzdenken. Und plötzlich begreift man, wie viel schlimmer alles eigentlich ist. Wie groß der Schaden. Wie notwendig der Schutz.

Der letzte Abschnitt? Heavy. Einfach heavy. Als man endlich erfährt, was Sherry getan hat, wird einem schmerzhaft klar, wie verzweifelt sie gewesen sein muss. Und gleichzeitig: wie mutig. Denn genau das war der Wendepunkt, der Moment, der ihr den Weg in ein neues Leben öffnete, hin zu Menschen, die sie wirklich sehen.

Das Foto auf der letzten Seite war schließlich wie ein tiefes Aufatmen. Ein leiser, aber kraftvoller Abschluss, der zeigt, dass es Hoffnung gibt, Liebe, Zugehörigkeit – echte Familie.

Please Unfollow ist ein Geschenk. Ein Warnruf. Eine Umarmung. Ein Schrei. Eine Mahnung an alle, die ihre Kinder im Netz vermarkten: Lest dieses Buch. Bitte. Doch die Wahrheit ist: Selbst dann würdet ihr es nicht begreifen.

Ich bin dankbar, dass Basma Hallack diesem Thema endlich eine Stimme gegeben hat. Laut, klar, emotional – und wunderschön. Dieses Buch bleibt. Und es verändert.

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Veröffentlicht am 22.11.2025

Trost, Freundschaft und ein Funke Ewigkeit

Malte & Oßkar und der Lauf der Dinge
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Wie so viele habe auch ich Maltes und Oskars Geschichte von Anfang an miterlebt – und war tief betroffen, als Oskar starb. Umso schöner ist es, dass ihre Geschichte nun den Weg in ein Bilderbuch gefunden ...

Wie so viele habe auch ich Maltes und Oskars Geschichte von Anfang an miterlebt – und war tief betroffen, als Oskar starb. Umso schöner ist es, dass ihre Geschichte nun den Weg in ein Bilderbuch gefunden hat. Und was soll ich sagen? Dieses Buch ist ganz große Klasse.

Die Illustrationen, die Farben, die Atmosphäre – alles fügt sich wunderbar zusammen und ergibt ein stimmiges, liebevoll gestaltetes Gesamtwerk. Besonders das Land, in das Malte und Oskar reisen, berührt: ein Ort voller Trost, Wärme und Hoffnung, an dem sogar Phias Hund auf sie wartet. Diese Welt ist so schön geworden, dass man sich darin verlieren möchte.

Hier ist es den beiden Autor:innen gelungen, ein Buch zu schaffen, das den Tod und den Lauf der Dinge so kindgerecht, behutsam und zugleich poetisch erzählt, wie es selten gelingt. Malte & Oskar und der Lauf der Dinge ist zauberhaft, wertvoll und ein großes Geschenk für Kinder – wie auch für Erwachsene.

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Veröffentlicht am 13.11.2025

Authentisch bis zur letzten Seite

Before I met Supergirl
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Rea Garveys Before I Met Supergirl liest sich wie ein persönliches Gespräch auf Augenhöhe: Der Schreibstil ist leicht, flüssig und angenehm ehrlich – genau so, wie man es sich bei einer Musiker-Biografie ...

Rea Garveys Before I Met Supergirl liest sich wie ein persönliches Gespräch auf Augenhöhe: Der Schreibstil ist leicht, flüssig und angenehm ehrlich – genau so, wie man es sich bei einer Musiker-Biografie wünscht. Garveys Ton wirkt authentisch, direkt und lebendig; man hat das Gefühl, er säße einem selbst gegenüber und erzähle seine Geschichte bei einem Kaffee.

Besonders hervorheben möchte ich das Vorwort und die Danksagung, die in seiner Erstsprache – Englisch – verfasst und auch so geblieben sind. Das verleiht dem Buch eine besondere, sehr persönliche Note. Gerade in diesen Passagen spürt man Reas Herkunft, seinen Charakter und seine Emotionen besonders deutlich. Es zeigt, dass er sich selbst treu bleibt und seine Gedanken so ausdrückt, wie sie ihm aus dem Herzen kommen – ganz ohne Übersetzungsfilter.

Was das Buch insgesamt so lesenswert macht, ist die Kombination aus schockierend witzigen, teils skurrilen Erlebnissen und ehrlichen, nachdenklichen Momenten. Rea berichtet mit viel Humor, aber auch mit einer guten Portion Selbstreflexion von seinen Höhen und Tiefen – von kleinen Zufällen, Begegnungen und Erfahrungen, die ihn Schritt für Schritt zu dem Menschen und Künstler gemacht haben, der er heute ist.

Die Biografie zeigt eindrucksvoll, dass Erfolg selten geradlinig verläuft, sondern das Ergebnis vieler kleiner Entscheidungen, Rückschläge und Lernprozesse ist. Das macht das Buch nicht nur unterhaltsam, sondern auch inspirierend.

Für alle, die Biografien mögen, ist dieses Buch eine sehr gute Wahl. Der persönliche Einblick in das Leben einer öffentlichen Person ist nach wie vor spannend — gerade weil Rea nicht versucht, jede Episode zu glorifizieren. Selbst wer Rea Garvey als Musiker nicht kennt oder seine Songs nicht im Ohr hat, wird hier abgeholt. Die Erzählweise macht neugierig auf die Musik, ohne sie zu erzwingen. Mein Rat: gebt dem Buch eine Chance — es funktioniert auch unabhängig von musikalischer Vorprägung.

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Veröffentlicht am 27.10.2025

Zwischen Lavendelduft und Selbstzweifeln – eine Geschichte, die unter die Haut geht

Fleur de Lavande (Band 1) - Wie du liebst
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Schon auf den ersten Seiten von Fleur de Lavande war ich vollkommen eingenommen von Gabriella Santos de Limas unverwechselbarem Schreibstil. Ihre Sprache ist poetisch, aber nie überladen – sie fließt sanft ...

Schon auf den ersten Seiten von Fleur de Lavande war ich vollkommen eingenommen von Gabriella Santos de Limas unverwechselbarem Schreibstil. Ihre Sprache ist poetisch, aber nie überladen – sie fließt sanft und trägt einen mühelos durch die Seiten. Ich bin durch das Buch geflogen, ohne es wirklich aus der Hand legen zu wollen 🥹

Im Zentrum steht Viola – eine Figur, die mich tief berührt hat. Ihre Unsicherheit, ihr Ringen mit sich selbst, ihre Suche nach einem Platz in der (Buch-)Welt – all das ist so feinfühlig und authentisch beschrieben, dass ich mich in vielen Momenten selbst in ihr wiedererkannt habe. Die Themen, die Gabriella Santos de Lima anspricht, sind solche, die viele verstehen – sie treffen leise, aber zielsicher. Es geht um Selbstzweifel, um Erwartungen, um die Art und Weise, wie man sich in einer Welt behauptet, die einem manchmal das Gefühl gibt, zu viel und gleichzeitig nie genug zu sein.

Ganz großartig fand ich die Idee, ein Buch über eine Autorin zu schreiben – und damit zugleich einen Blick hinter die Kulissen der Buchbubble zu werfen. Die subtilen Machtspiele, die Eitelkeiten, das Ringen um Anerkennung – all das wird so realistisch dargestellt, dass es mich gleichermaßen fasziniert wie erschüttert hat. Ich hoffe sehr, dass nicht all diese Mechanismen tatsächlich Realität sind, doch sie wirken erschreckend glaubwürdig.

Luc ist für mich ein ganz besonderer Protagonist. Es ist erfrischend, einmal einen männlichen Charakter zu erleben, der mit seinen eigenen Verletzungen, Zweifeln und Schwächen gezeigt wird – ohne dabei an Stärke oder Tiefe zu verlieren. Oft sind es in Geschichten die Frauen, die den Schmerz tragen; hier darf auch ein Mann kämpfen, stolpern, sich wieder aufrichten. Das hat mich sehr berührt.

Die Verbindung zwischen Jules und Luc fand ich ebenfalls wunderschön und berührend. Ihre Beziehung wirkt ehrlich und vielschichtig. Ich hätte mir gewünscht, etwas mehr über ihre gemeinsame Kindheit und die Rolle der Schwester zu erfahren – dieser Handlungsstrang blieb für mich etwas zu sehr im Hintergrund.

Etwa ab der Hälfte des Buches verschiebt sich der Fokus spürbar: Die Liebesgeschichte zwischen Viola und Luc tritt in den Hintergrund, während andere Themen und Entwicklungen mehr Raum einnehmen. Das hat mich jedoch kaum gestört – im Gegenteil, es hat der Geschichte Tiefe verliehen. Lediglich gegen Ende empfand ich das Warten auf das Wiederfinden der beiden als etwas langatmig.

Trotz dessen bleibt Fleur de Lavande für mich ein wunderbares, sensibles und klug erzähltes Buch über das Schreiben, über Verletzlichkeit, über wahre Freundschaft und über die Kraft, sich selbst treu zu bleiben.

Ein gefühlvolles Buch, das lange nachhallt – mit Charakteren, die echt wirken, und einem Schreibstil, der schlicht bezaubert. Für mich eine ganz klare Empfehlung.

4,5 Sterne 🌟

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Veröffentlicht am 10.09.2025

Lost Girls - ein Aufschrei gegen das Schweigen

Lost Girls − Breathing for the First Time
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Selten hat mich ein Buch von der ersten Seite an so sehr gefordert wie dieses. Schon zu Beginn war ich voller Wut – Wut auf eine Welt, in der Männer glauben, sich alles erlauben zu können. Nikola Hotel ...

Selten hat mich ein Buch von der ersten Seite an so sehr gefordert wie dieses. Schon zu Beginn war ich voller Wut – Wut auf eine Welt, in der Männer glauben, sich alles erlauben zu können. Nikola Hotel schafft es auf beklemmende Weise zu zeigen, wie hart und verletzend es ist, in einer patriarchalen Gesellschaft als Frau um seinen Platz kämpfen zu müssen. Und doch – gleichzeitig hat mich dieses Buch unglaublich stolz gemacht, eine Frau zu sein. Denn es gibt Figuren wie Darcy: stark, unbeugsam und voller Kampfgeist.

Erschreckend war für mich vor allem die Machtlosigkeit, die Darcy erlebt. Dass ihr keinerlei Hilfe zuteilwird, weil ihr Mann und sein Football-Team über zu viel Einfluss verfügen, hat mich tief getroffen. Dass Kanzleien aus Angst um ihren Ruf wegschauen, hat mich fassungslos gemacht. Hier spiegelt sich eine Realität, die viel zu oft unter den Teppich gekehrt wird.

Trotz aller Schwere gibt es auch Lichtblicke: die Mädelsgruppe! Mit Szenen, die herzergreifend waren – diese Freundschaften haben mich getragen und gezeigt, wie wichtig Solidarität unter Frauen ist.

Ellis ist für mich das Sinnbild einer „Green Flag“. Empathisch, geduldig, respektvoll – er fragt nach, er hört zu, er akzeptiert ein Nein ohne Wenn und Aber. Nie schiebt er Darcy eine Schuld zu. Diese Darstellung war so wohltuend und wichtig, dass ich mich sofort in ihn als Figur verliebt habe. Und dann ist da noch Max – ein kleiner Sonnenschein, der das Herz wärmt.
Und Cashew, den kleinen Wollknäuel möchte ich nicht vergessen zu erwähnen!

Doch je näher das Ende rückte, desto mehr überrollte mich erneut diese Wut. Wie kann es sein, dass Männer immer wieder mit allem davonkommen?

Besonders hervorheben möchte ich das Nachwort der Autorin. Nikola Hotel grenzt sich klar und mutig von Dark Romance ab und stellt unmissverständlich klar: Gewalt, Machtmissbrauch und Manipulation sind niemals romantisch. Sie sind nicht Liebe – und dürfen auch nicht als solche verklärt werden. Dafür habe ich großen Respekt!

Alles in allem ist „Lost Girls – Breathing for the First Time“ für mich ein unglaublich wichtiges Buch. Es lässt uns mitfühlen, es rüttelt auf, es fordert heraus. Der Schreibstil zieht einen hinein in Darcys Welt, sodass man jede Emotion miterlebt. Das offene Ende hat mich allerdings unruhig zurückgelassen. So viele Fragen brennen mir noch auf der Seele: Was passiert mit Jason – kommt er tatsächlich davon? Wie geht es mit Ellis und Darcy weiter? Finden Darcy und Frank zueinander zurück? Und was ist mit den anderen Mädchen? Und ganz ehrlich – wer zum Kuckuck ist Beverly, und warum lässt sie sich auf so einen Mann ein?

Dieses Buch ist keine leichte Kost, aber genau das macht es so wertvoll. Es ist unbequem, aufwühlend, erschütternd – und absolut notwendig.

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